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ihr Vernichtungswerk vollbracht hat, berühmt machenden Schilder, wie Zum weißen Elephanten", Zur gescheiten Gans"," Goldnes Trink horn", Wilder Mann", Schwarzer Walfisch" u. s. w. sind das Werk seiner lebhaften Phantasie. Und wenn wir dann noch hinzufügen, daß er in seinen Mußestunden Fenster verglast; wenn wir zum Ueberfluß noch auf den prächtigen uns verständnisinnig zulächelnden Bacchus hinweisen, den er soeben, auf einem Fasse reitend, mit der herkulischen rechten Faust das hier von ihm untrenbare Attribut, die Weinflasche haltend, ganz im Geiste des Geschmacks der biedern Bürger des Städtchens X dargestellt hat, so stet fest, daß er seiner kritischen Aufgabe gewissenhaft nachkommen wird. Ob aber die gewiß sehr wol gemeinten Ratschläge, die er seinem jüngeren Kollegen schon gegeben und noch geben wird, selbst nach der peinlichsten Beachtung und Befolgung den Ruhm des lezteren fördern werden? Wer weiß es?- Wir, offen gestanden, nicht und wenn wir's wüßten, so jagten wir es nicht, einmal um den würdigen Alten nicht zu beleidigen und das anderemal, um in unserem Urteil nicht dem Zeitpunkt vorzugreifen, an dem das fragliche Stück vollendet sein wird. Dann mögen aber nur auch die Herrn Kritiker von Metier sich in einer Beziehung ein Beispiel an dem Alten auf der Leiter nemen und selbst wenn ihre Beurteilung zum Nachteile des Autors ausfallen sollte ihrer Kritik die Portion Wolwollen beimischen, welche den Künstler zum weiteren Schaffen und Vorwärtsstreben ermuntert. Das Bild selbst rürt von einem Franzosen, H. Bellangé, her und ist nach einem Aquarell auf Holz gezeichnet worden. Es genügt davon zu sagen, daß es ausgezeichnet ist, wozu in dieser Darstellung auch die saubere Ausfürung des Xylographen ihr anerkennenswertes Teil beigetragen hat.
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Calderon.( Siehe Bild S. 473.) Am 25. Mai dieses Jares war der 200 järige Todestag des größten spanischen dramatischen Dichters Don Pedro Calderon de la Barca . Nach einer Angabe am 17. Jan. 1600, nach der anderen am 1. Januar 1601 von altadeligen Eltern geboren, wurde er vom neunten Jare ab in einem Jesuitenkloster erzogen und machte solche Fortschritte, daß er schon im dreizehnten Jare die hohe Schule von Salamanca beziehen konte, wo er Jura, Philosophie, Geschichte und Matematik studirte. Neben diesen wissenschaftlichen Fächern bildete er zugleich sein poetisches Talent, dessen erste Frucht er schon in seinem vierzehnten Jare in der Form eines Schauspiels der Deffentlichkeit übergab. 1619 get er von Salamanca an den Hof von Madrid , wo er bereits infolge seiner Erstlingsarbeit Freunde fand. Von hier, wo er durch mächtige Gönner gefördert wurde, ging er 1625 weg und diente unter den Fahnen des Königs zehn Jare lang in den Niederlanden und Mailand . Er wird jedoch 1635 vom König Phi lipp IV. wiederum nach Madrid an den Hof berufen und mit der Oberleitung des Teaters, sowie mit der Anordnung der königlichen Feste und Lustbarkeiten betraut und 1637 zum Ritter von St. Jago ernant. Nachdem er hier im Auftrage des Königs ein Schauspiel verfaßt, get er zu dem Heere des spanischen Ritterorden nach Katalonien und erwirbt sich dort auch militärischen Ruhm. Er steigt nunmehr noch höher in der Gunst seines Monarchen, der ihm eine monatliche Pension von 30 Eskudos de oro( ca. 210 Mark) aussezt. 1651 tritt Calderon in den geistlichen Stand und erhält 1653 die Stelle eines Kaplans zu Toledo , welchen Posten er auch noch bekleidet, als er kurze Zeit darauf vom König an der königlichen Hofkapelle zum Kaplan eingesezt wird. In dieser Periode war es auch, wo er sich vorwiegend mit der Abfoffung von Fronleichnamsstücken befaßte und darin so ausgezeichnetes leistete, daß er alles, was in diesem Genre die spanische Literatur auf zuweisen hatte und das war ziemlich bedeutend weit übertraf. Da gerade zu jener Zeit die Herschaft der Kirche in ihrer höchsten Blüte stand, so ist nichts natürlicher, als daß sich der Ruhm Calderons als geistlicher Dichter noch viel schneller verbreitete wie sein Ruf als Verfasser weltlicher Schauspiele, und daß aus allen größeren Städten Spaniens das Verlangen zur Abfassung von Fronleichnamsstücken an ihn gestellt wurde, die man an den Bühnen zur Auffürung gelangen ließ. In dem Maße wie sein dichterischer Ruhm wuchs, vermehrte sich unter diesen Umständen aber auch sein materieller Reichtum. Im Jare 1663 ward er dann Mitglied der Kongregation des Apostels Petrus zu Madrid und 1666 Kaplan Mayor dieser Gesellschaft. Nach seinem Tode ward Calderon in der Kirche de las Calatrava begraben und nachdem über einundeinhalb Jarhunderte verflossen, wurde seine Asche am 13. April 1841 nach dem Kirchhof des Klosters St. Nikolaus gebracht und später im spanischen Nationalpanteon beigesezt. Calderon war einer der fruchtbarsten Dichter, denn er hat außer vielen Liedern, Romanzen, Sonetten und anderen Dichtungen 108 Komödien gedichtet, die nachweisbar von ihm sind. Daß er in Deutschland bekant wurde, ist hauptsächlich das Verdienst Goethe's und G. W. Schlegels. Nach
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dem durch den Einfluß des ersteren bereits um 1810,, Der standhafte Prinz" auf der weimarer Büne zur Auffürung gekommen, folgten dort bald ,, Das Leben ein Traum " und„ Die große Zenobia". Nicht lange darauf kamen auch einzelne von den genanten Stücken in Berlin und Wien auf den Bünen zur Darstellung. Zalreiche Uebersezungen und literarische Arbeiten von den verschiedensten namhaften deutschen Schriftstellern erschienen gleichfalls in deutscher Sprache und auch an der Feier seines 200 järigen Todestages war ein Teil der deutschen Schriftstellerwelt beteiligt.
Poefische ehrenlese.
Frülings Tod.
Warum, o Lüfte, flüstert ihr so bang? Durch alle Haine weht die Trauerkunde, Und störrisch klagt der trüben Welle Gang: Das ist des holden Frülings Todesstunde! Der Himmel, finster und gewitterschwül, Umhüllt sich tief, daß er sein Leid verhele, Und an des Lenzes grünem Sterbepfül Weint noch sein Kind, sein liebstes, Filomele. Wenn so der Lenz frohlocket, schmerzlich ahnt Das Herz sein Paradies, das uns verloren, Und weil er uns zu laut daran gemahnt, Mußt' ihn der heiße Sonnenpfeil durchbohren. Der Himmel blizt und Donnerwolken fliehn; Die lauten Stürme durch die Haine tosen, Doch lächelnd stirbt der holde Lenz dahin,
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Redaktionskorrespondenz.
Stuttgart . Frau D. Sch. Gewiß können Sie aus unserm Obste one allzugroße Schwierigkeiten Wein bereiten, und gern sind wir bereit, Ihnen hier einige Rezepte dazu anzugeben. Dabei wollen Sie berücksichtigen, daß wir nicht alle Metoden und nicht alle Obstsorten an dieser Stelle und in diesem Augenblicke berücksichtigen können, dieweil der Raum und die Zeit uns in Anbetracht der an uns gestellten vielseitigen Anforderungen gar zu kurz zugemessen ist. Also vorläufig nur ein par Proben! Treffen wir nicht diejenigen Obstsorten, welche Sie besonders gern zur Weinbereitung verwenden möchten, so werden wir mit Vergnügen auf speziellere Anfragen Rede stehen. Wir halten uns zunächst an die Kirichen, Himbeeren und Stachelbeeren, die ganz treffliche Weine geben. 1. Die zur vollen Reife gelangten Kirschen zerdrückt man, läßt den Saft durch ein Harsieb ablaufen, tut zu je 5 Liter des Saftes ein Kilogramm Buder, rürt ihn tüchtig um und füllt mit ihm ein Faß ganz voll. Jit die Gärung vollendet und ver nimt man fein Geräusch mehr, so verstopft man das Faß sorgfältig, läßt es drei Monate ungestört liegen und ziet den Wein dann auf Flaschen. 2. Die Himbeeren werden mit der Rüdseite eines Löffels zerdrückt und der Saft durch Flanell in ein steinernes Gefäß filtrirt. Zu jedem Liter sezt man 12 Silogramm ganz feinen Zuder zu, rürt ihn gut um, läßt ihn gut zugedeckt drei Tage stehen und gießt ihn klar ab; dann nimmt man zu jedem Liter Saft 12 Liter leichten weißen Wein und ziet ihn auf Flaschen. In sechs bis acht Tagen soll dieser Himbeerwein trinkbar sein. 3. Böllig reife Stachel beeren zerquetscht man in hölzernem Gefäße entweder mittels hölzerner Stampfen oder indem man einen mit einer Achse versehenen Mülstein darüber hinlaufen läßt, sodaß die Stachelbeermasse in einen dünnen, schleimigen Brei verwandelt wird. Diesen läßt man drei bis vier Tage ruhig im Keller stehen und gießt dann den Saft aus. Jedes Liter Stachelbeeren liefert ungefär 1 Liter Most, den man in ein Faß bringt, welches vorher weißen Wein enthalten hat. Das Faß läßt man mit unverschlossner Spundöffnung liegen, bis die Gärung sich vollzogen hat, was nicht länger als acht bis vierzehn Tage dauert. Hat das Zischen und Brausen und das Emporquirlen von Schaum in der gärenden Masse aufgehört, so füllt man das Faß mit einem andern Teil gegorenen Mostes an, verspunder es recht fest und läßt es wieder fünf bis sechs Wochen ruhig im Keller liegen. Hierauf ziet man den geklärten Wein auf ein andres Faß ab, verspundet dieses und läßt es aber mals zwölf Wochen liegen. Nun kann der Wein genossen werden; jedoch nimt er an Güte des Geschmacks und Geruchs erheblich zu, wenn man ihn vier bis fünf Jare auf dem Faße liegen läßt und regelmäßig auffüllt. Nach neuesten Angaben des Professor Neßler kann jeder Obstwein dadurch verbessert werden, daß derselbe auf die Treber oder Hefe guten Traubenweins gebracht wird. Auch macht Professor N. darauf auf merksam, daß manche Weinhefe viel Weinstein enthält, welcher in den Obstwein über gehen kann und diesen sauer macht. Durch einen Zusaz von 2 Kilogramm Buder auf den Hektoliter Obstwein wird derselbe stärker und wolschmeckender.
Berlin . P. W. Ihre Frau ist ,, ein gutes Weib", aber Sie können doch nicht mit ihr auskommen, sie möchte immer ,, behandelt werden wie ein rohes Ei", Sie aber sind einmal berb(!?!) und grade heraus, und da gibt's ewig Merger und Verstimmung, sodaß Sie lieber überall find, nur nicht zuhause". So? Hm! Kennen Sie die Worte des Dichters: Ein edles Weib, das merke fein,
Will edel stets behandelt sein:
Das Schöne stamt vom Schonen, es ist zart, Es will behandelt sein, wie Blumen edler Art.
Und ein anderer meint:
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Da stürzen die Menschen wild hinaus, Das Glück zu erwerben.
Und derweilen liegt's daheim zuhaus Und muß im Winkel verderben.
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Ueber
Inhalt. Herschen oder dienen? Roman von M. Kautsky( Fortsezung). Universitätsleben und Universitätsfreunde. Eine Erinnerung Einiges über Töchtererzieher und Töchtererziehung, vom Töchterschuldirektor Dr. A. Prowe. von J. D. H. Temme( Fortsetzung). die Mittel, Kälte zu erzeugen, von Rothberg- Lindener. Der fritische Herr Kollege( mit Illustration). Calderon ( mit Porträt). Boetische Aehrenlese: Frülings Tod. Redaktionskorrespondenz.
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Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser in Gohlis - Leipzig ( Möckernsche Straße 30 d). Druck und Verlag von Franz Goldhausen in Leipzig .
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