Mein lieber Freund Striethorst sei der vierte und lezte, den ich nenue. Er war ein Westphale, gebürtig aus Rheine   im

Münsterlande. Er war einer der leichtsinnigsten, aber bravsten und liebens­würdigsten Menschen, die ich kennen gelernt habe. Er starb als Kammer­gerichtsrat in Berlin  .

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Sie sind alle tot, unsre bonner und marburger Freunde von Hart­hausen muß ich es nach allem annemen. Nur der Prinz Bentheim und ich sind noch am Leben, er ( jezt Fürst zu Bentheim) in seinem vierundachtzig­sten, ich in meinem drei­undachtzigsten Jare.

Warum wir sechs nun nach Marburg   gingen?

Der Prinz und ich waren auch in Bonn   kei­ner studentischen Verbin­dung beigetreten; wir hatten uns, wie in Heidel­ berg  , zu dem Westphalen­forps gehalten. Wie das Studentenleben in Bonn  überhaupt das liebens­würdigste und angenemste war, so war dies nament­lich auch der Fall in Be­ziehung auf das Verhält­nis der verschiedenen Ver­bindungen zu einander; insbesondere der Lands­manschaften zu den Bur­schenschaften. Nun war bekant geworden, daß auf den meisten andern deut­ schen   Universitäten ein gradezu umgekehrtes Ver­hältnis bestehe, und daß dadurch namentlich auf der Universität Marburg   Zu­stände herbeigefürt seien, die dem deutschen   Stu­dentenleben zur tiefsten Schmach gereichten. Das wurde auch in unserm Kreise besprochen, und auf einmal war der Gedanke aufgetaucht und ausge­sprochen:

Nach Marburg  ! Wir stellen dort andre Zustände wieder her!

Wer es zuerst aus­sprach, ich weiß es nicht mehr. Mir stet vor, Borchard war es. Der Gedanke entsprach ganz seinem Charakter.

Unter uns hatte es so­

fort gezündet.

Wenige Tage darauf

waren wir alle in Mar­ burg  .

Wir fanden dort aller­dings sonderbare Zustände und sofortige Arbeit. Die Zustände waren

folgende.

Es eristirten drei stu

dentische Verbindungen in

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Marburg  ; zwei Landsmanschaften, die der Hessen   und der Rhein­länder( Rhenanen), und eine Burschenschaft  . Die beiden Lands­

Der