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Verstande ebenso dunkel und geheimnisvoll, wie die seiner verfolgten Vorfaren, und ein so hochmodernes Licht er sonst ist, hierin hat er mit jenen eine in die Augen springende Aenlichkeit. Unser Tausendkünstler, welcher in der Schenkstube eines Wirtshauses in Oberbayern Proben seiner Fingerfertigkeit ablegt, nimt nun zwar hierin weder den Rang des berühmten Philadelphia noch des berüchtigten Cagliostro ein, er hat auch durchaus gar keine intime Beziehungen zu jenen liebenswür­digen Bewonern der Unter- und Oberwelt, welche, geschüzt durch ihre Unsichtbarkeit und deshalb sicher vor den menschlichen Fäusten und dem Strafgesezbuch, wenn sie dazu aufgelegt sind, ganz ungenirt diesem oder jenem, der nicht ganz an ihr Dasein glaubt, ein Messer an den Kopf werfen und dgl. mehr aber seine Kunst ruft in diesem Kreise nicht minder Bewunderung und Kopfzerbrechen hervor, obgleich ihre ganze Harmlosigkeit am deutlichsten zutage tritt in dem darob empfundenen Vergnügen, das sich auf seinem Gesicht wie in den Mienen vieler seiner Zuschauer ausspricht. Und Erstaunen, Kopfschütteln, wie die Heiterkeit haben ihren triftigen Grund, denn er hat nicht nur mit dem vor ihm auf dem Tische stehenden Würfel die verschiedensten Kunststücke ausge­fürt und in den trichterförmigen Zauberbechern Kugeln u. s. w. ver­schwinden lassen, sondern auch die Uhr eines der Anwesenden in dem Mörser zu feinem Pulver zerstampft und sie schließlich nach dieser, von den geheimnisvollsten Geberden und den Lachreiz seines Auditoriums steigernden Bemerkungen begleiteten Prozedur ganz unversehrt unter dem Hut eines der Zuschauer hervorgezogen. Jezt ist er nun vollends bei seiner bedeutendsten Leistung angefommen. Der lange, im Vorder­grund ſizende Sepp, der fleißigste Besucher der Wirtsstube, hat sich eben von seinem sich schon durch seine Körperdimensionen als Wirt tenzeich­nenden Hintermann einen frisch gefüllten Maßkrug bringen lassen, als der reisende ,, Künstler" ein Kaninchen, welches er vor sich auf den Tisch gestellt, nach dreimaligem Berüren mit dem Zauberstabe verschwinden läßt und, den Sepp auffordernd, ihm den frischen Trunk zur Stärkung zu reichen, das ängstliche Tierchen mit einemmale aus dem Glase ziet. Den Effekt, den dieses Kunststück hervorgerufen, zeigt unser Bild trefflich. Der Sepp hätte gewiß den Wirt im Verdacht, ihn im Bunde mit dem Hexenmeister" bemogelt zu haben, aber er hat dem lezteren erst noch mit einem fräftigen Schluck zugetrunken und könte es beschwören, daß nur Bier im Kruge gewesen sei. Sein anfängliches Erstaunen verwan­delt sich daher augenblicklich in Freude, die er erst durch einen fräs­tigen, von einem ,, Stern Safra" begleiteten Faustschlag auf den Tisch bekundet, dann macht er aber die Achselwendung nach links und sagt seinem nachdenkenden Nachbar mit aufgehobenen Daumen: Schau, aba dear koan's!" Der Wirt, der aus Erfarung diese Kunststückchen tent, lächelt stillvergnügt, und denkt, sirt( siehst) Sepp, ich sagte dir doch noch gestern Abend was da fommen werde, aber du wolltest es nicht glauben und jezt hast du die Bescheerung."- Die übrigen Physiogno­mien sprechen zu deutlich, als daß wir noch viel zu sagen brauchten. Der über seine Brille starr auf den verdächtigen Maßkrug blickende Förster, der da in der Mitte vorlugt, hat vor Erstaunen jogar das Rauchen vergessen, der rechts sizende, gleichfalls bebrillte Schulmeister, wirft dem Veranlasser dieser Szene einen keineswegs freundlichen Blick er durchschaut das Geheimnis, ärgert sich aber, daß er durch diesen Gaukler heute in den Hintergrund gedrängt wurde und daß seine Bauern" so lebhaftes Interesse an der Vorstellung empfinden. Von ganz entgegengesezten Gedanken und Gefülen ist aber die schwarzäugige Maid, welche, trozdem sie in unmittelbarer Nähe des Schauplazes dieser Zauberei stet, derselben gar keine besondere Wichtigkeit beizulegen scheint und mit verliebten Blicken ihren im Hintergrunde des Lokals ſizenden Schaz sucht, um aus seinen Mienen zu lesen, ob er sie, wie die Bauern ihren Schulmeister, gleichfalls über diesen Hokuspokus vergessen hat. Wir glaubens nicht, denn ihr Gesicht sagt uns nur zu deutlich, daß sie sich ihrer Sache sehr gewiß ist. Gemalt ist das treffliche Bild von Hugo Kauffmann ; daß die Darstellung eine ungemein ware und dem Leben nach empfundene ist, siet man auf den ersten Blick. Man be­trachte nur den Herenmeister selbst, dessen Physiognomie, Haltung und Kleidung den professionsmäßigen Gaukler unmittelbar verraten. Und so viele Gesichter wir sehen, jedes drückt ein anderes Empfinden aus jedes sagt uns aber, daß die ganze Person bei der Sache ist artiges fann ein Künstler nur schaffen, wenn er das Leben selbst be­lauscht hat an Modellen im Atelier macht man keine solche Studie und nur mit Modellen kann man fein solches Werk schaffen.

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Kunterbunte Reminiszenzen.

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des deutschen Reichs von dessen Ursprung bis zu dessen Untergang"; 12) L. Theob. Rosegarten ,, Rede, gesprochen am Napoleonstag 1809"; 13) Desselben ,, Geschichte meines 50. Lebensjares"; 14) Desselben ,, Vater­ländische Lieder"; 15) K. A. von Kampy Coder der Gensdarmerie"; 16) W. Reinhard ,, Die Bundesakte über Ob, Wann und Wie deutscher Landstände"; 17) Schmalz ,, Berichtigung einer Stelle in der Bredow­Venturinischen Chronik für das Jar 1808"; 18 und 19) Zwei Schriften desselben über denselben Gegenstand; 20) Saul Ascher ,, Germanomanie"; 21) Christian von Benzel- Sternau ,, Jason, eine Beitschrift"; 22) Bacha­rias Werner ,, Die Weihe der Kraft"; 23) Desselben Die Söne des Tales"; 24) K. von Wangenheim ,, Die Idee der Staatsverfassung mit Rücksicht auf Würtembergs alte Verfassung"; 25) Der Code Napoleon und Zacharia über denselben; 26) Wadzeck, Scheerer und andere Schriften gegen das Turnen; 27) die Statuten der ,, Adelskette"; 28) ,, Allemania" und andere Zeitungen.

Nach Verbrennung dieser Bücher und Zeitungen wurde noch dem Feuer überliefert: ein Schnürleib, ein Zopf und ein Korporal­stock.

lb.

Ein eigenartiges Völkchen sind die slavischen Hannaken in Mähren . Besonders halten sie auf reichliche Malzeiten, deren vier am Tage statt­finden, was ihnen durch den ungemein fruchtbaren Boden der Ebene, die sie bewonen, ermöglicht wird. Melspeisen ziehen sie allen anderen vor, wie sich denn auch ihre Vorliebe für dieselben in der Vorstellung wiederspiegelt, die sie vom Himmel haben. Nach ihrer Anschauung ist der Himmel ein ungemein hoher Berg, der ganz aus zerriebenem Leb­zelt bestet; um diesen Berg herum ziet sich ein Graben, welcher mit zerlassenem Schmalz gefüllt ist und an dessen Rand die Hannaten auf dem Bauche liegen, den Kopf auf die Hände aufgestemt und den Mund offen haltend. Auf dem Gipfel des Berges beschäftigt sich ein Engelpar mit der Anfertigung von Knödeln, die in einem Kessel von ungemeiner Größe gekocht werden. Die gekochten Knödel werden von einem an­deren Engelpar über den Berg gerollt, wobei sie sich in Lebzelt hüllen, in den Schmalzbach fallen und aus diesem den Hannaken in den Mund springen. Die bei der Knödelfabrikation unbeschäftigten Engel singen die Lieblingslieder der Hannaken. Dabei regnet es unaufhörlich Bier und Brantwein, one daß die Hannaken naß werden. Wollen sie trinken, so haben sie blos das Kinn herauszustecken, und es fließt ihnen das Im Gegensaz zu der reich­gewünschte Getränk in den Mund lichen Narung verwendet der Hannak auf das Tischgerät fast gar keine Sorgfalt. Gabeln, ein Tischtuch und Servietten sind fast unbekante Gegenstände. Gegenstände. In einer Schüssel wird die Speise aufgetragen, Groß und Klein benüzt das Taschenmesser und holt sich mit demselben seine Portion heraus. Nur der Hausvater und die Hausmutter sizen beim Essen, die Kinder und das Hausgesinde nemen das Mal stehend ein.

Dr. M. V.

Römische Fremdenfürer, die Vorläufer der jezt so häufigen Reisebücher über die ewige Stadt, hatte man schon im Mittelalter. Freilich waren dieselben ganz eigentümlicher Art, entsprachen aber ihren Zwecken kaum minder als die heutigen. Einige Pilger, Franken oder Deutsche , bei denen seit Alcuin, diesem großen Gelehrten zur Zeit Karl's des Großen, das Studium des römischen Altertums erwacht war, hatten angefangen, das alte Rom , das goldne", wie es damals auch häufig genant wurde, mit dem Auge des Geschichtschreibers und Forschers zu betrachten; sie machten Aufzeichnungen von den Sehenswürdigkeiten der Stadt, welche sie dann in ihre nordische Heimat hinübernamen. Es entstand auf diese Art eine ganze Reihe von Schriften, gedrängte Notizen auf kleinen Blättern von Pergament mit denen man bald die Fremden aller Nationen ebenso die Siebenhügelstadt durchwandern sah, wie es der moderne Reisende mit seinen rot oder braun gebun­denen, dicken Fürern in der Hand heutigen Tages tut! Diese Regionare, oder Graphia, oder Mirabilien, wie man sie nante, waren weder so ausfürlich, noch so langweilig, wie die lezteren es sind, und wir würden sie gewiß gern mit jenen für immer vertauschen, wenn auch uns noch der Anblick der vielen Monumente vergönt wäre, die unsere unwissenden Vorfaren betrachten durften. Der doppelte Charakter der Stadt gab diesen Schriften ihr Gepräge; denn sowol das antike, als das christliche Rom mußte in ihnen verzeichnet werden. So enthielten dieselben sowol Angaben über die hervorragendsten Bauwerke des Altertums, wie über die christlichen Kirchen und Kapellen 2c. Man fügte dazu Legenden von Heiligen, oder von Kirchen, Sagen, welche das heidnische Rom mit dem Christentum in Beziehung brachten, und sogar Notizen über den Hof des Papstes und des Kaisers.

Warscheinlich entwarf man damals, zur Zeit Karl's des Großen, die Hauptstraßen und wesentlichsten Monumente verzeichnet waren. Dr. M. V.

Das Wartburg - autodafé. Auf dem Wartburgfest der Burschen- auch schon Stadtpläne oder topographische Karten von Rom , auf denen schaften im Jare 1817- das den Ausgangspunkt zu den Demagogen­verfolgungen im großen Stil bildete- wurden folgende Schriften und sonstiges feierlich verbrant: 1) F. Ancillon ,, Ueber Souveränetät und Staatsverfassung"; 2) Fr. von Cölln ,, Vertraute Brife"; 3) Desselben Freimütige Blätter"; 4) Crome ,, Deutschlands Krisis und Rettung"; 5) Dabelow ,, der 13. Artikel der deutschen Bundesverfassung"; 6) K. L. von Heller Restauration der Staatswissenschaft"; 7) die deutschen Rot- und Schwarzmäntler"; 8) J. P. Harl ,, Ueber die gemeinschädlichen Folgen einer den Zeitbedürfnissen angemessenen Polizei in Universitäts­orten überhaupt, und in Ansehung der Studirenden insbesondere"; 9) Immermann ,, Ein Wort zur Beherzigung"; 10) Janke ,, Der neuen Freiheitsprediger Konstitutionsgeschrei"; 11) von Kotzebue Geschichte

Naiv. Inbezug auf Geldangelegenheiten sind die oberbaierischen Landleute oft von einer wunderbaren Naivetät. So hatte sich ein spar­samer Holzknecht baierische Staatspapiere gekauft, hielt dieselben aber ruhig im Kasten verschlossen, one die Coupons einzulösen, weil er glaubte, daß d' Staat z' ehm komme müss', d' Zins'n z' zoal'n." Ein anderer, ein Bauer, bewarte nach Einfürung der neuen deutschen Reichswärung noch 50 000 Gulden in Zweiguldenstücken auf und dachte nicht daran, fie rechtzeitig umzuwechseln, weil er ,, nöt glaubte, daß lumpige. Dr. M. V. Markt ubn ufbleib'n" werde....