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Er teilte sie einem ebenfalls nach jener Gegend Handel treibenden Juden, Simson Ceneda, mit, dem diese Nachricht sehr unangenem war, und der ein Pfund Fleisch seines Leibes wettete, daß die Nachricht falsch sei. Secchi wettete 2000 Scudi dagegen. Nach längerer Zeit wurde die Nachricht bestätigt, und Secchi wollte dem Juden ein Pfund Fleisch ausschneiden. Dieser wollte es sich natürlich nicht gefallen lassen, und so kam der Streit vor den Papst, der dem Secchi ein Pfund Fleisch, aber auch nur genau ein Pfund, weder mehr noch weniger, auszuschneiden erlaubte. Einen so genauen Schnitt traute sich Secchi nicht zu und ließ seine Forderung fallen. Der Jude war damit zufrieden, nicht so der Papst. Er verurteilte beide zum Tode, den Juden als Selbstmörder, weil er sich in Lebensgefar gebracht, und den Christen als Totschläger, weil er nach dem Leben eines anderen Menschen getrachtet hätte. Der Papst begnadigte sie jedoch gegen Erlegung einer Geldbuße von 2000 Scudi. Dr. M. V.
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trug ihm viel Feindschaft ein, hinderte aber nicht, daß er 1388 an die Hochschule zu Wien , wo damals gerade ein von Albrecht II. gepflegter guter Geist herschte, berufen wurde. Wie man den 1668 erschienenen großen Kometen in Verbindung gebracht hatte mit dem Sterben von Kazen in Westfalen , so stellte man als eine Folge des großen Kometen von 1680 hin, es sei in Rom unter ganz ,, merkwürdigen Umständen" ein Ei gelegt worden. Ein anderes Ergebnis der Komeienwirkung konte man troz alles Suchens nicht ausfindig machen. Weil nichts Außergewönliches passiren wollte, war die Menschheit ungewönlich lange in Angst, die Züricher aber hofften, mit Gottvertrauen wieder wie sonst gut durchzukommen. Sie ließen, wie Wolff in seiner ,, Geschichte der Astronomie" berichtet, eine silberne Medaille herstellen, welche auf der einen Seite das Bild des gräßlichen Kometen mit der Jareszal 1680, auf der anderen Seite die Worte enthielt:
Der Stern drot böse Sachen,
Vertrau' nur Gott, er wird's wol machen."
Auf denselben Kometen wies ein Prediger in Jena hin, als er von der Kanzel herunter wie ein hebräischer Eiferer den nahenden Zorn Gottes verkündete, dabei vorzüglich die Studenten ermahnte, das ,, lieder
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Der Sammelpunkt des europäischen Buchhandels im 16. Jarhundert war die kaiserliche Reichsstadt Frankfurt a. M., wärend spe= ziell für deutsche Druckwerke schon damals Leipzig als Hauptmarkt galt. Als Druckorte finden wir in den Meßkatalogen des Jares 1580 der erste derartige Katalog wurde 1564 von dem augsburger Großbuch- liche Leben und das lästerliche Saufen" einzustellen. Die Studenten händler Georg Willer herausgegeben hauptsächlich angefürt: Edin burgh, London , York , Paris , Lyon , Turin , Alessandria , Florenz , Rom , Benedig, Löwen, Leyden und besonders vielfach die Plantin'sche Offizin in Antwerpen . Von deutschen Druckorten sind am meisten genant: Frankfurt a. M., Straßburg , Basel , Nürnberg , Köln , Leipzig , Mainz , sowie Tübingen und Ingolstadt , welche vor allem Teologie lateinisch und deutsch druckten, und zwar dieses nur fatolische, jenes vorDr. M. V. wiegend protestantische Werke. Friedrichs des Großen Neujarsgratulationen. Eigentümlich war die Art, wie Friedrich der Große seinem Heere, insbesondere den Offizieren, alle Jare zum Neujar zu gratuliren pflegte. So lautete der Armeebefel vom 31. Dezember 1781: Ihre Majestät der König lassen allen Herren Offiziers zum neuen Jare gratuliren, und die nicht sind, wie sie sein sollen, möchten sich bessern." Neujar 1783 lautete der Glückwunsch: Ihre Majestät der König lassen allen guten Herren Offizieren vielmals zum neuen Jar gratuliren und wünschen, daß sich die übrigen so betragen, daß Sie ihnen künftig auch gratuliren könne." Gegengratulationen waren damals in Berlin verbeten. Dr. M. V.
Ueber ,, dichtende Beamte" machte der Feuilletonist der ,, N. Fr. Presse", Daniel Spizer, in einem seiner Wiener Spaziergänge" vor einiger Zeit folgende boshafte Bemerkungen: ,, Es ist interessant, daß die meisten österreichischen Dichter früher Beamte waren,- ja, Müßig gang ist aller Laster Anfang! Ich glaube nicht, daß die Literarhistoriker schon hierauf ihr Augenmerk gerichtet haben. Nach meiner Ansicht erhalten viele unserer Beamten die dichterische Anregung durch ihre Vertrautheit mit der Natur, deren geheimnisvolles Walten sie durch fortwärendes Hinausschauen zum Fenster wärend der Amtsstunden belauschen."
Dr. M. V.
Russisches Beamtentum. In welcher Weise die öffentliche Meinung in Rußland über das von Grund aus verdorbene Tschinowniktum urteilt, wird trefflich durch folgende Anekdote illustrirt. Ein Enkel fragt: Großvater, du sagst, der Teufel sei gar bös und schlecht, was ist denn der Teufel?" ,, der Teufel ist Mein Kind," antwortete jener der oberste aller Tschinownits( Staatsbeamten)!"
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Dr. M. V.
Bestel, im Jare 1825 Generalgouverneur von Sibirien , überhäufte, um dem Kaiser seine unbegrenzte Üntertänigkeit zu beweisen, seinen in die Verschwörung der sogenanten Dekabristen verwickelten Son in Gegenwart der Spione und Gensdarmen mit Vorwürfen und Scheltworten und schloß seine Philippika mit der Frage: Und was blieb dir denn zu wünschen?" Der junge Mann antwortete gelassen: Das ist zu lang, um es zu erzälen. Unter anderm hatte ich im Sinn, solche StattDr. M. V. halter, wie Sie einer waren, unmöglich zu machen“
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Aus allen Winkeln der Zeitliteratur. Von den Kometen schreibt man dem ,, Hann. Kur.": Ueber keine Gattung von Weltkörpern ist so viel gefabelt worden, wie über die freilich etwas ungeheuerlich aussehenden Kometen, und der gröbste Unfinn ging leider von den kultivirten Völkern Europas aus. Wärend die Griechen in diesen Körpern einfache Naturerscheinungen sahen, übten sich schon die Römer beim Erscheinen eines Harsternes" in harsträubenden Prophezeiungen. Selbst der Philosoph Seneca erklärte die Kometen für tückische Krankheit, Bürgerzwist, Krieg, Erdbeben 2c. verursachende Wesen, obgleich er ihnen eine periodische Wiederkehr zuschrieb. Auch die gebildetsten Männer waren so vom Aberglauben befangen, daß sie in jeder ungewönlichen Naturerscheinung eine Vorbedeutung großer Ereignisse sahen, und dieser Aberglaube wurde später von christlichen Priestern sorgfältig gepflegt. Als 1368 am Palmsontag ein großer Komet erschien, war die ganze Christenheit in Angst vor den Dingen, die da kommen sollten und welche die Priester von den Kanzeln herab verkündeten. Zum erstenmale zeigte sich jezt ein Matematifer, Heinrich von Hessen , vorurteilsfrei und im Hinblick auf die Angst des Volkes mutig genug, der Priesterlehre entgegenzutreten und zu erklären, daß die Kometen one jegliche Vorbedeutung seien. Diese Verwegenheit
tranken noch einmal. Darüber wurde der Herr Prehörten's und diger so wild, daß er troz seiner Frömmigkeit wünschte, die feurige Rute möge herniederfaren auf die ,, gottlosen" Studenten, die sich berufen dünkten, anderen Menschen eine Leuchte zu sein, aber nur leuch teten wie ,, Dreck in der Laterne." So sprach hinsichtlich eines Kometen vor 200 Jaren ein Prediger in der stets freigeistigen Universitätsstadt Jena von der Kanzel herab. Die Menschheit war kaum von ihrer Angst be= freit, da erschien schon wieder, im Jare 1682, ein neuer großer Komet und versezte die christlichen Völker mehr als die heidnischen in große Aufregung, obgleich der Komet von 1680 eben nur ein Ei unter ,, mertwürdigen Umständen" zur Welt gebracht haben sollte. Ein jüngerer Teolog, Blumer von Glarus, erhob sich, wie in oben angezogener Geschichte der Astronomie zu finden, zu folgender Schilderung der Kometen: Ein Komet ist eine sehr künstliche, von dem großen Künstler, dem allweisen Gott, mit dem Pinsel seiner Allmacht eingedunkt in die Farb der Natur an der blaugewelbten Wandung des gestirnten Hauses, an einem guldigen Nagel aufgesteckte, gemalte Ruten, womit er, der grundgütige Himmelsvater, seine verbößerte Erdenkinder wieder will gut machen, und ihnen zu verstehen geben, daß sie sich des Rutenschlagens öfters sollten erinnern."
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Harfärbemittel sonst und jezt. Narren und Gecken, welche die Natur forrigiren wollen und zwar nur zu gern ihre eigne, hat es leider bis jezt immer gegeben. Zunächst sind es freilich solche, die in totaler Verkennung der Pflichten, welche sie der Gesundheit ihres Körpers schulden, diesen frühzeitig zugrunde richten und dann, wenn ein vollständiges Gesunden unmöglich ist, mit den künstlichen Mitteln industrieller Quackjalber ein frühzeitiges Alter äußerlich übertünchen wollen. Buder, Schminke und sonstige sich schon auf zehn Schritt Entfernung durch ihren nichts weniger als angenemen Duft auszeichnende Parfüms sind die befanten Mittel, und zu alledem gesellen sich noch die verschiedensten Tinkturen, welche die dem wirklichen Alter so schön anstehenden Silberhare schwarz, braun oder sonst wie färben sollen. Allbekant ist, daß gerade die Harfärbesucht eine ganze Industrie hervorgerufen hat und, wie es scheint, sogar eine recht blühende, denn schon die hierfür losgelassenen riesigen Reklamen kosten tausende von Mart. Wie in vielen anderen Fällen, verfur man auch hierin früher viel einfacher. So benüzten unsere Vorfaren die in den Galläpfeln enthaltene Gerbsäure oder eine Rhabarber- Abkochung in Wein zum Färben der Hare, wärend die Zigeuner einfach die unter dem Namen Wolfsfuß betante Pflanze abkochen und mit dem daraus gewonnenen Saft bei ihren Kindern einen schönen braunen Taint und schwarze Hare erzielen. Außerdem gibt es noch ein sehr beliebtes Volksmittel zum Braunfärben der Hare in folgendem: Grüne Wallnüsse, welche man zu Johanni vom Baum genommen, zerstößt man mit Alaun im vierten Teil ihres Gewichts, übergießt sie mit Baumöl und läßt sie dann in einem Zuckerglase, das mit Blase oder Pergament zugebunden wird, an einem mäßig warmen Ort drei Wochen lang sich auflösen. Hierauf seiht man die Masse durch Leinwand, parfümirt sie und kann dann die Hare damit einsalben. Leuten, die absolut die Harfärberei an sich anwenden wollen, wird noch empfolen: 1 Defa Tannin in 7 Deka Wasser zu lösen, dieser Mischung unter gelindem Erwärmen 22 Deka essigsaures Eisen zuzufügen und sie dann mit irgend einer Pomade zu verreiben; jedenfalls wird der Verbrauch dieser wie der genauten Mittel weniger schädliche Folgen nach sich ziehen wie die vielen Tinkturen, welche von den auf die Eitelkeit und den Blödsinn unserer Herren- und Damenwelt spekulirenden Geschäftsleuten in den Handel gebracht werden. So verkauft ein Berliner in schmucklosen, in Blei gehüllten Fläschchen ,, Chinesische Harschwärze", welche aus einer ammoniakalischen Silberlösung bestet, in der durch Umschütteln eine organische Pflanzensubstanz verteilt ist. Nach mikroskopischen Untersuchungen nimt man als warscheinlich an, daß diese Substanz nichts weiter als Schnupftabak ist. Für den Kenner ist jedenfalls diese Tatsache recht humoristisch, leider aber nicht für den Käufer, da, wie behauptet wird, der dafür zu entrichtende Preis von 4 Mart um 3 Mart 20 Pfennige zu hoch berechnet ist. Aber diese Harschmiere hat noch einen bedenklicheren Charakter. In ammoniakalischen Silberlösungen sollen nämlich, besonders in Gegenwart von