Gemeinschaft mit Herzog Bernhard von Weimar  , dem der Ober­befel übertragen war, und General   Kniphausen. Am schwächsten war der linke Flügel, wo auch Hoyer von Mansfeld   und der tückische Very standen. Am 16. November 1632, morgens, bliesen die schwedischen Trompeten den 67. Psalm:" Verzage nicht, du Häuflein klein!" Dann durchritt der König die Reihen und redete seine Krieger also an:" Lieben Kriegsgesellen! Haltet wacker aus, zielt gut und schießt sicher; mit dreier Stunden Werk werdet ihr mich zum ersten König der Welt machen!" Noch deckte ein starter Nebel das Schlachtfeld, um elf Uhr aber brach siegend die Sonne durch. Da rief der König:" Nun wollen wir dran! Das walt' der liebe Gott!" Und sofort gab eine Fanfare das Signal zum Beginn der Schlacht.

Siegreich drangen die Schweden   gegen die Landstraße und den Steindamm vor, hinter welchem heraus die kaiserlichen Arque­büsiere ihr Ziel bedächtig namen. Mancher Reitersmann deckte schon rot und tot das Feld und den Graben, als man ihn über­schritt und die Wallensteinschen warf. Da wird der König gewar, daß das Fußvolk des linken Flügels weiche; er eilt in Begleitung Leubelfings, der bei ihm geblieben war, des Herrn von Truchseß und des Herzogs Franz von Sachsen- Lauenburg an der Spize des Smaländischen Reiterregiments dorthin, aber so rasch, daß ihm nur die drei erstgenanten Personen folgen konten. Jezt ist er, von seiner Kurzsichtigkeit irregefürt, mitten zwischen den Strei­tenden, als eine Kugel sein Pferd trifft; es scheut, aber Leubelfing greift in die Zügel. In diesem Moment erscheint Hoyer von Mansfeld   mit einigen Reitern, den König zu schüzen. Da sprengt Very an; in jeder Hand eine lange Reiterpistole, gibt er zwei Schüsse auf Hoyer ab; dann ziet er blizschnell eine faiserliche Feldbinde hervor, wirst die schwedische ab und get zu den Kaiser­lichen über, die ihn jubelnd in ihren Reihen aufnemen.

Beide Schüsse des Verräters trafen, nur nicht den, dem sie galten: der König Gustav Adolf  , zweimal durch den Rücken ge­schossen, und zwei Reitknechte liegen tot auf dem Plaze; Leubelfing, stark verwundet, wirst sich über den König, ihn zu schüzen. Drei­mal sprengen Schweden   und Kaiserliche über die Gefallenen weg; bei der lezten Attake sprengt ein feindlicher Kürassieroberst herbei. ,, Wer ist der Verwundete?"

" Ein Offizier!" antwortet Leubelfing, den Namen des Königs flug verschweigend.

Gustav Adolf   aber nent sich selbst.-Da schießt ihn der Unhold durch den Kopf. Leubelfing wird onmächtig, die Feinde aber mishandeln den Leichnam, rauben ihn aus und lassen ihn total unfentlich liegen.

Bald verkünden das leere, blutende Roß und Hoyers Bericht des Königs Tod. Herzog Bernhard von Weimar   aber übernimt den Oberbefel.

,, Der König ist tot! Rächet den König!"

Die Schweden   rufens und dringen wie eine lebendige Mauer vor; die Kaiserlichen weichen überall.

Horch, Trompetenfanfaren! Very Verräterei trägt Frucht: Schrammhans komt mit seinen frischen Regimentern von Halle herbei und greift die Schweden   aufs neue an. Die Schlacht stet abermals.

Jedoch die Wut der Schweden   ist zu groß: Obrist Staelhandske erschießt Pappenheim   mit zwei Schüssen; er stirbt mit den Worten: " Ich freue mich und will gern sterben, da ich weiß, daß mein Feind, der Schwedenkönig, auch tot ist!"

Pappenheim   ist tot, die Schweden   kommen über uns!" so rufts unheimlich, zuerst leise, dann lauter und lauter, und die Kaiserlichen sind zum zweitenmale auf der Flucht.

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Die Leiche Gustav Adolfs   bringt man nach dem Dorf Meuchen  , andern Tages in einem rohgezimmerten Sarg nach Weißenfels  , von wo die trauernde, eiligst zurückgekehrte Maria Eleonore   die Gebeine des teuren Toten unter dem Geleit des Restes des Smaländischen Regiments nach Schweden   bringt.

Nach der Bestimmung des gefallenen Königs aber übernimt tagsdarauf der Kanzler Oxenstierna   die Leitung der Angelegen­heiten in Deutschland  .

Bei Lüzen errichtete die Pietät des deutschen   Volkes dem großen schwedischen Helden einen einfachen Stein mit der Inschrift: ,, Gustav Adolf  ; 16. November 1636." Jezt stet an derselben Stelle ein hübsches Denkmal.

Leubelfings Aussage, kurz vor seinem Tode, hatte Very stark gravirt; derselbe war und blieb verschwunden; mit ihm Gräfin Erna Swenson. Stürig war gefangen.

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VI.

,, Ich denke einen langen Schlaf zu tun,

Denn dieser lezten Tage Qual war groß; Sorgt, daß sie nicht zu zeitig mich erwecken."

( Schiller.) L

Man schrieb nun das Jar des Herrn 1634 und war des Krieges müde geworden. Selbst ein Albrecht von Waldstein fand keinen Geschmack mehr dran und dachte, genötigt durch die Intriguen und Kabalen seiner Gegner am kaiserlichen Hofe, an Untreue und Verrat gegen den Kaiser, an ein Bündnis mit Sachsen   und Schweden  , aber auch an Beendigung des Krieges. Eine pestartige Krankheit durchzog Deutschland   von einem Ende bis zum andern und forderte allerorten tausende von Opfern, sodaß Städte und Dörfer entvölkert und leer standen. Dazu war überall eine große Armut die Folge der Plünderungen seitens der tillyschen, waldsteinschen, schwedischen und andrer Heerhaufen oder der hohen Salvaguardia( Löse-) gelder, die man; um der völligen Plünderung zu entgehen, zalen mußte. Zudem fagerten überall Räuberbanden, die den Wanderer mordeten und Nachlese hielten, wo die entmenschte Soldateska noch etwas beim Rauben übrig gelassen.

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Bei Hoyer von Mansfeld   und Jutta blüte trozalledem das Glück. Bon Ort zu Ort begleitete Jutta ihren Hoyer als mutiges und treues Soldatenweib, nur eins bedauernd, nämlich, daß sie Stürig, ihren treuen Haus- und Zeltgenossen, verloren, denn er war und blieb nach der lühener Schlacht verschollen. Jezt war der General   als tüchtiger Unterhändler vom Herzog Bernhard von Sachsen- Weimar   und Arel Oxenstierna mit 6000 Mann Kavallerie nach Sachsen   entsant, um mit General Arnim und Albrecht von Waldstein   die Konvention abzuschließen, die Deutsch­ land   den Frieden wiedergeben, den Kaiser aber endlich zum Ruhigsein zwingen sollte.

Die Verträge waren ausgearbeitet und sollten eben ratifizirt werden, als die Feinde Wallensteins   seine Entsezung vom Oberbefel und die Ernennung der Generale Altringer, Gallas, Marradas, Piccolomini und Collorado durch den Kaiser erwirkten. Infolge dessen schloß sich der Waldsteiner enger an seine Generale Illo, Terzky, Kinsky und Neumann an, die bei einem Gastmale auch ihre Kameraden für den Verrat an dem Kaiser gewannen. Piccolomini war die Seele der Gegner Wallensteins   und hatte selbst Verbindungen am Hofe desselben, Wallenstein   lebte wie ein regierender Fürst Verbindungen, durch welche er noch weitere Verräter am Herzog gewann. Die wichtigste Person von allen diesen war niemand anders als Very, jezt zum kaiser­lichen Obristen bei einem Reiterregiment ernant.

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Es war am 24. Februar des Jares 1634, als Albrecht von Waldstein   krank in die Festung Eger   seinen Einzug hielt, stolz, wie immer zu Roß, mit ihm Seni, sein Hofastrolog, und dessen Gehülfe Stürig. Beim Bürgermeister Pachhübel stieg der Feldherr ab und nam oben im Hause Wonung; das Schloß ver­schmäte er und gab es lieber seinen Generalen zum Aufenthalt; nur 200 Dragoner unter Obrist Buttler umgaben ihn. Das Heer, etwa 10000 Köpfe start, lag noch vor der Festung, bereit, am 26. die Grenze zu überschreiten, denn die Schweden   standen nicht weit ab bei Franzensbad  .

In der Dämmerung desselben Tages saßen in einem engen Stübchen des Festungskommandanten Gordon, eines aus dem nichts durch Waldstein emporgehobenen Mannes, fünf Personen in geheimer Beratung beisammen: Very, Gordon, die Schotten Buttler, Leslie und Gräfin Erna Swenson. Alle fünf hatten eben auf die Bibel geschworen.

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Gordon eröffnete die Verhandlungen. Graf Piccolomini, des Kaisers Vertrauter, habe, wie bekant, den Obristen Verx, der sich hier heimlich aufhalte, geschickt, mit den Herren zu unterhandeln; er gebe dem Herrn Obristen das Wort.

Staatsinteressen hier warf Very der Gräfin einen Blick zu hätten ihn zu Eger   in die Höle des Löwen" gefürt; die Gräfin dort begleite ihn aus andern Gründen; übrigens sei sie in alles eingeweit und habe eine Paßkarte von Piccolomini. Der Kaiser fordere also von seinen getreuen Dienern, daß sie ihm den Verräter Waldstein  - hier sah er sich nach allen Seiten vorsichtig um um lebendig oder tot überlieferten. Der Preis der Tat sei der Grafenstand, 50 000 Dutaten und ein Teil von den Gütern des Ueberläufers; denn erwiesen sei sein Bündnis mit Schweden  .

Gordon erklärte hierauf, er sei bereit und dem Kaiser zu willen; Buttler machte einige Einwendungen: er werde sofort die 200 Dragoner, das einzige Militär im Orte, für den Kaiser in