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wagen, vor den ein knochiger Ackergaul gespannt war. Daß er auf einem Leiterwagen stundenlang herumgerumpelt werden sollte, paßte nun allerdings Herrn Specht wieder gar nicht, aber da der Fleischer ihm erklärte, wenn er nicht wolle, brauche er nur' n Taler Reugeld bezalen, dann könnte er sich anderswo' ne Hofkarosse suchen, da fügte er sich in's Unvermeidliche und nahm auf dem einzigen aus einem mit einer Pferdedecke belegten Brette bestehenden Size, der auf der interessanten Rutsche bereitet war, an der Seite des Fleischerlehrlings, seines nunmehrigen Kutschers, Plaz.
I Die Fart war ein Martyrium. Der Ackergaul war eines der bedächtigsten Individuen des Pferdegeschlechts. Schritt vor Schritt etwa dreißig in jeder Minute- so lief er gern; jedem lebhafteren Tempo aber war er spinnefeind. Der Fleischerjunge hatte es nicht eiliger als der Gaul; er mochte ein großer Naturfreund und noch größerer Menschenfreund sein, denn unaufhörlich schaute er sich nach allen Seiten hin um, und mit jedem Vorübergehenden versuchte er ein Gespräch anzuknüpfen- ein Unterein Unternemen, dem es bei der Mitteilsamkeit der Leute jener Gegend feineswegs an Erfolg fehlte. Ob dieser Eigenschaften des jungen hoffnungsvollen Menschen und zugleich ob der schneckenhaften Langsamkeit der Beförderung entspann sich zunächst eine ziemlich erregte Diskussion zwischen Herrn Specht und seinem Kutscher , in der ersterer insofern den Sieg davon trug, als es ihm gelang, den Fleischerlehrling zur Anwendung der Peitsche zu bewegen. Nun entwickelte sich ein weniger interessanter als langwieriger Kampf zwischen dem Jungen und dem Pferde. Lezteres ignorirte die Peitschenhiebe ebenso, wie jeden aufmunternden Zuruf. Das verlegte den Burschen in seinem Kutscherstolze, darum drosch er immer ärger drauf los; das hatte aber weiter keinen Erfolg, als daß der Gaul endlich wütend hinten ausschlug, so daß Herr Specht in die größte Angst um seine Hüneraugen und Füße geriet. Endlich kam der Junge auf einen ingeniösen Einfall: er trattirte mit der Spize des Peitschenstockes die Weichen des stör rigen Pferdes. Das brachte den Gaul aus seiner Ruheweh
tat's ihm zwar nicht, aber er war fizlich und machte deshalb, als er an dieser empfindlichsten Stelle seines alten Körpers eine Berürung fülte, einen gewaltigen Saz und noch einen und wieder einen und bewegte sich wol zweihundert Schritt in einem holprigen, höchst ungleichmäßigen Galopp vorwärts. Bei dem ersten Sprunge war Herr Specht hoch in die Höhe gefaren und beinahe vornüber aus dem Leiterwagen herausgefallen, dann umflammerte er frampfig mit beiden Fäusten den Leiterbaum an seiner Linken und schrie:
Himmelkreuzdonnerwetter,' s ist ja, als wenn in allem der leibhaftige Gottseibeiuns steckte, im Wagen, in dieser gottvergessenen Art von Kutscher und in dem miserablen Gaule. Laß in drei Teufels Namen das Vieh laufen, wie es will, nur nicht in diesem nichtswürdigen Galopp, bei dem man nicht einen Augenblick seines Lebens sicher ist, hörst Du, Du vertrackter Junge, hörst Du, he?"
Endlich hörte der schadenfroh grinsende Junge, und auch der Gaul schien ein Einsehen zu haben, denn er fiel wieder in den langsamsten Trott, den man sich nur denken kann.
So langte denn nach vollen drei Stunden Herr Specht zerschüttelt und zerschlagen, lahm und steif an allen Gliedern in Seifersdorf an.
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Vor dem Dorfe ließ er halten und stieg ab. Er schämte sich, auf diesem Armensünderkarren, wie er seinen Leiterwagen nante, in dem Orte einzuziehen, welcher ihn bald als den reichen Besizer eines großen Gutes wie er hoffte begrüßen würde. Er schlug einen Feldweg ein und begab sich schnurstracks zum Gehöfte des Weidenbauers. Dieser war daheim. Er begrüßte den Besuch so ohne alle Zeichen der Verwunderung oder Neugierde, als ob er ihn erwartet hätte und wol wisse, was er wolle. Herr Specht plazte sofort mit seinen Absichten heraus. Der Weidenbauer ließ ihn, ohne eine Miene zu verziehen, ausreden, dann sagte er trocken:
„ Der Herr haben Sich umsonst bemüt, mein Anwesen kann er nicht haben." ( Fortsezung folgt.)
Der Kanton Appenzell , seine bewaffnete Landsgemeinde und seine historische Entwicklung. Kulturgeschichtliche Stizze von Carl Stichler.
Die Reformationswirren, die in der Schweiz nicht minder heftig als in Deutschland tobten, verursachten auch in Appenzell Störungen; war es doch selbst in Bern , im Rate der Zweihundert, bis zum Blankziehen der Schwerter gekommen, weil der Streit eines deutsch - Luterischen Pfarrers mit seinem schweizerischen, der Richtung Zwinglis ergebenen Kollegen die Gemüter erregte. 1524 hatte die Landsgemeinde von Appenzell beschlossen, daß in jeder Kirchengemeinde die Beschlüsse der Mehrheit in Religionsangelegenheiten unbedingte Geltung haben sollten und daß die Minderheit sich solchen Beschlüssen unbedingt fügen müsse. Im Dorfe Appenzell, dem Size der Kantonsregierung, wohnten seit einem halben Jarhundert mehrere protestantische Familien, deren Mitglieder sich in jeder Weise von den religiösen Feierlichkeiten ihrer katolischen Mitbürger fernhielten und bis dahin zu feiner Klage Veranlassung gegeben hatten. Als nun im Jare 1587 der päpstliche Nuntius Bonomi die Kapuziner in den Kanton Appenzell einfürte und denselben im Hauptorte Appenzell ein Kloster errichtet wurde, verlangte die fatolische Majorität im Hauptorte die unbedingte und strenge Beobachtung des Beschlusses
bon anno 1524.
Als die Protestanten sich dagegen erklärten, wurde von gegnerischer Seite die Niedermezlung derselben beschlossen.
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Der 15. März 1587 ist ein verhängnisvoller Tag in der Vergangenheit des Appenzeller Ländli". Unter dem Vorsize von Landamman Meggelin versammelte sich der Rat der Kirch gemeinde an diesem Tage auf dem Rathause, um an 27 junge Reformirte die Forderung zu stellen, entweder am kirchlichen Leben ihrer Mitbürger teilzunemen oder die Gemeinde zu verlassen. Sollten die Reformirten sich hartnäckig zeigen, so wollte man die vor dem Rathause versammelten aufgeregten Landleute hereinlassen, um durch dieselben die Reformirten zur Nachgiebigteit zu zwingen oder niedermezeln zu lassen. Zu diesem Zwecke follte der Landammann zum Fenster treten und den Landleuten das vorher verabredete Zeichen geben. Die Reformirten hatten Nachricht von der Verabredung und
( 2. Fortsezung und Schluß.)
von dem ganzen Vorhaben erhalten; demgemäß hatten sie Waffen unter ihrer Kleidung geborgen, und in dem Augenblicke, als Landammann Meggelin sich dem Fenster näherte, um das verabredete Zeichen zu geben, umringten ihn mehrere der Reformirten mit gezücktem Dolche. Der überwältigte Landammann rief aus dem Fenster der draußen harrenden Volksmenge die Aufforderung zu, den Plaz zu verlassen, und die Reformirten konten sich für den Augenblick ungefärdet zurückziehen.
Von diesem Tage an bekämpften sich beide Parteien mit der größten Erbitterung. In Außer- Rhoden waren die Protestanten, resp. Reformirten die Herschenden, in Inner- Rhoden hingegen die Katoliken. Bei der geringsten Veranlassung ertönten die Sturmglocken und mit den Waffen fiel man sich gegenseitig an, um unzäligen Schimpf und zallose Gewalttätigkeiten an den andersgläubigen Mitbürgern und Gemeindegenossen zu verüben.
Das ehemals gefürchtete Appenzell sant zum Spielball fremder Ränke durch diese Streitigkeiten hinab; die Eidgenössische Tagsazung war an und für sich schon der Kampfplaz zweier feindlichen Religionsparteien, die Einmischung derselben vermehrte die Aufregung und Unordnung, und die Gesanten von Spanien und Frankreich versäumten keine Gelegenheit, obwol ihre Bestrebungen differirten, die Verwirrung zu vergrößern, die Sachlage für sich auszubeuten.
Zehn Jare hatten die Unruhen, Fehden und gegenseitigen Verfolgungen gedauert, als am 7. September 1597 sieben eidgenössische Schiedsrichter ihren Spruch fällten. Die Bevölkerung wurde in zwei Parteien nach ihrem religiösen Bekentnis geschieden; die Reformirten erhielten Außer Rhoden, die Katoliken Inner Rhoden . Diese Gebietsteile sollten besondere Behörden und Einrichtungen behalten, und als der Schiedsspruch vollzogen wurde und in Kraft trat, teilte man die Zeugen der gemeinsamen Siege, die eroberten Banner, den Inhalt der Zeughäuser und die Siegel. Nach der erfolgten Scheidung in Halbkantone hatte das proteſtantische Außer- Rhoden eine Bevölkerung von 5979 Einwonern,