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siderischen Zweckmäßigkeit gesucht werden konte; auch behauptet er Seite 358 daselbst ausdrücklich, daß der Zustand, bei dem die Umläufe der Materie nach einer Richtung und in parallel lau| fenden Kreisen, in freien Birkelbewegungen" geschehen, der Streit und der Zusammenlauf der Elemente" gehoben ist, sowie der Zustand der kleinsten Wechselwirkung" die natürliche Folge"

sei ,,, darein sich allemal eine Materie, die in streitenden Bewegungen begriffen ist, versezet". Jedoch blieben die kosmologischen Hypo­tesen Rants auf die Entwicklung der Naturwissenschaften one her­vorragenden Einfluß das aus vielen herausgegriffene Beispiel Mädlers mag hier als Beweis genügen. ( Fortsezung folgt.)

Als Versamlungsort der Familie und als Empfangsraum für Fremde ist dies denn auch der Hauptraum des ganzen Hauses, in dem man allerdings wegen seiner geschmackvollen und reichen Ausstattung die

Niedersächsisches Bauernhaus. Die Däle"( Diele)( Illustr. Seite 48.) Wenn der Wanderer die üppigen Fluren Dithmarschens betritt, auf deren fetten Wiesen tausende von Rindern weiden( auf der üppigen Halbinsel Eiderstedt   ernären sich järlich 50 000 Stück Horn- ,, Diele" des niedersächsischen Bauernhauses kaum wieder erkent. Nebenan,

vieh), so siet er inmitten der belebten Fläche hier und da die spizen Giebel von Gebäuden hervorragen, in denen der Marschbewohner, der Besizer dieser Weiden, haust. Manchem unserer Leser wird die Phy­siognomie eines derartigen Hauses bekant sein, denn man trifft änliche Gebäude auch in Mitteldeutschland   wie im übrigen Norden Deutsch­ lands  . Hergestellt in Holzkonstruktion, deren Fächer mit Ziegelsteinen ausgefüllt sind, läßt man oft die Backsteine in ihrer roten Naturfarbe, streicht die Fugen mit weißem Stalk aus und färbt das Holzwerk grün, wärend man das Dach mit Stroh deckt. Dazu der unvermeidliche Storch auf dem einen Giebel des Hauses und die zwei sich kreuzenden, plump in Holz geschnizten Pferdeköpfe als Bekrönung des anderen Giebels, und das bekante Bild ist fertig. Das heißt von außen, denn im Innern dürften nicht alle äußerlich dem niederdeutschen Bauernhause gleichenden Gebäude des deutschen Landmannes den Karakter aufweisen, wie ihn uns das Innere des erstern auf unsrem Bilde zeigt. So hart­näckig der Marsche an seinen alten gesellschaftlichen und staatlichen Ein­richtungen hing, so hartnäckig hängt er heute noch an seinen persönlichen Gebräuchen. Seine politische Selbständigkeit hat man ihm zu nehmen vermocht, aber sein Heim hat noch die Gestalt wie sie vor hunderten von Jaren bei seinen Vätern üblich war. Den größten Teil des breiten und langen Wohnhauses bewohnen die Pferde und das Rindvieh, deren Ställe sich längs der Hauswand hinziehen. Dazwischen befindet sich die durch unsere Illustration vorgefürte Däle, deren Fußboden aus geglättetem Ton oder Lehm bestet und auf welcher gedroschen, Flachs gehechelt, Häcksel geschnitten und dergleichen ländliche Arbeiten verrichtet werden. Mit dem Raum, der sich im Hintergrunde des Bildes zeigt, begint der von Menschen bewohnte Teil des Hauses; man nent diesen Borraum plattdeutsch de Flet" oder de Howand", weil hier höhere Wände als in der Diele sind. Die in der Hinterwand sichtbaren Türen füren nach ,, der besten Stube", der Wohn- und Schlafftube und zur Küche. Ein wichtiger Raum ist das Vorhaus oder die Flet". Hier werden nicht nur die verschiedensten häuslichen Arbeiten verrichtet, an den Wänden hin laufen Leisten, die Kaffeekannen, Krüge, große Zinn­teller, blanke messingne Schüsseln festhalten, Geschirr, dem meist nur bei Familienfesten die Ehre des Gebrauchs wird. Daneben oder unter ihnen paradiren die alten Familienerbstücke als Kleiderkästen, Glas­und Wandschränke, und um vollends die hervorragende Bestimmung dieses Raumes hervorzuheben, ist in der Mitte, von allen Seiten des Hauses sichtbar, die große Wanduhr aufgestellt, die jeden Bewohner zur Tätigkeit mahnt. Die Fläche der Wand ist mit hellblau bemalten weißen Tonfliesen belegt, der Fußboden ist gepflastert oder in einer Art primitiven Mosaik hergestellt, die darin bestet, daß man in den weichen weißen Lehm gewöhnliche Rollkiesel nach bestimten Mustern ein­drückt und eintrocknen läßt. Ueber das ganze Haus ziet sich der Boden hin, der bestimt ist, einen Teil der Getreide- und Heuernte aufzunehmen.

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nach vorn, ist das Herrenzimmer, nach hinten durch einen freien großen Eingang der durch eine Portière abgeschlossen werden kann mit ihr verbunden ist der gleichfalls reich dekorirte Speisesal, an den sich links und rechts verschiedene kleine Kabinette und nach hinten der Wintergarten anschließen. Ist das Untergeschoß für die Küche nebst Zubehör bestimt, so dient das Obergeschoß in seiner vorderen Hälfte im Bodenfenster der Frau, in seiner hinteren, die von ersterer durch einen Korridor getrent ist, durch einen großen Mittelraum, als Schlaf­zimmer, dem sich rechts die Haupttreppe, links mehrere kleine Appar­tements anlegen. Ist nun dies alles durch seine Ausstattung von der ursprünglichen germanischen Wohnung himmelweit verschieden, so merkt. man doch an seiner Anlage, daß dem ganzen der Gedanke dieser zu­grunde liegt, nur daß dieses Haus mit allen Mitteln und entsprechend dem Komfort und den Bedürfnissen der Neuzeit angelegt und ausge= stattet ist. Schon, daß man in dieser Wohnung ein schönes geräumiges Schlafzimmer findet, das ja heute nur allzuoft, ja meist, zu Gunsten des höchstüberflüssigen ,, Salons" oder der guten Stube" in einen un­gesunden Winkel verlegt wird, ist beachtenswert und verdient Nach­ahmung. Freilich gibt es viele, die mit den Bauern aus den Marschen nicht allein ihre politische Selbständigkeit die konten sie nicht ver­lieren, weil sie dieselben nie besaßen sondern auch ihre früher üblichen, wenigstens geräumigen Wohnungen verloren haben und die vorerst noch wenig Aussicht haben, ein Heim ihr eigen zu nennen, das nach den oben genanten Plänen aufgefürt und eingerichtet wäre. Bei fleißigem Streben dürfte jedoch die Erreichung dieses Zieles auch nicht zu den Unmöglichkeiten gehören, vor allem, wenn sich die Strebenden an der Ausdauer und Zähigkeit der Dithmarschen   ein Beispiel nehmen.

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nrt.

Engpaß von El Kantara mit der Römerbrücke.( Bild S. 49.) Fast über die ganze ,, alte Welt" sind die Spuren einstmaliger Römer­herschaft verbreitet. Wir selbst haben ja neben der wichtigen Erbschaft des ,, römischen Rechts" so manch anderes Stücklein von den einst so gefürchteten Weltbeherschern überkommen, das teils als Denkmal jener Zeit seit langem sichtbar ist, teils aber auch als Antiquität zufällig dem Boden entrissen wurde und noch wird. Bedeutend ist die Wertsumme der von Menschenhand errichteten Werke jedenfalls, die in den Kriegs: zügen der alten Roma der Vernichtung anheimfielen, aber immerhin repräsentiren die von den Siegern aufgefürten Gebilde einen nicht minder großen Wert. Von den lezteren ist eines auf unserem Bilde sichtbar. Von Konstantine, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Algeriens  , fürt eine Poststraße nach dem in der Palmenoase El Kantara gelegenen Biskra, das sich in etwas unklaren Umrissen im Hintergrunde zeigt. Dieser Verkehrsweg fürt durch den einzigen Paß, der das Aures­gebirge unterbricht und in dieser Gegend die Verbindung zwischen der Sahara   und dem nördlichen Teil der Provinz Konstantine herstellt, und an dessen nördlichen Eingang der hier gleichfalls seinen Weg nehmende Fluß Kantara von einer Brücke überbaut ist, welche den alten Römern ihre Entstehung verdankt. Dieses Werk sowol, wie auch die von ihren Erbauern in den Felsen angelegten Wasserleitungen sind von den Arabern in gutem Zustand erhalten worden, so daß sie noch heute funktioniren können. Bistra, eine Stadt mit einigen tausend Einwohnern, liegt am nördlichen Rande des Tiefbeckens von Wargla  , das auch mit dem Namen der algerischen Sahara   bezeichnet wird. Ein großer Binnensee, der einst das Becken füllte, ist allmälich ausgetrocknet, und heute sind es nur noch einige fleinere, 9-180 Quadratmeilen große Seeen, die sich dort zeigen, die aber auch nur im Winter einen Wasserstand von 1 Meter Höhe haben und im Sommer meist ausge­trocknet sind. Außerdem ist diese Tiefebene reich an Quellen und Dasen, vor allem finden sich aber diese am Fuße der algerischen Gebirge, die terassenförmig nach der Sahara   zu absteigen. Seit der französischen  Eroberung hat man diese Dasen noch fünstlich zu vermehren gesucht, indem man durch artesische Bohrungen Bewässerungen herstellte. Der Einfluß der europäischen   Kultur, welcher sich hier auf die Bodengestaltung gelter macht, zeigt sich nun auch in Biskra   selbst. Neben den alten arabisch: n Sitten macht sich hier europäisches Leben und Treiben geltend, und ziet man in Betracht, daß hier nicht allein wandernde Tuareks ihre Belte aufschlagen, sondern daß sich sogar in der Nähe des französischen  Nordteils eine Negerkolonie gebildet hat, deren aus Rohr oder Dattel­zweigen hergestellte kegelförmige Hütten neben den Gebäuden der Europäer einen recht primitiven Eindruck machen, so gewint das Ganze mit seinen mehr als hunderttausend Dattelbäumen einen recht male­

Dieses Gebäude bildet nun den Mittelpunkt der Besizungen eines niedersächsischen Bauern, die Scheune, der Brunnen, die Tränke und dgl. liegen in einiger Entfernung davon, die Felder ziehen sich zwischen den Gebäuden hindurch ins Freie hinaus und zwar so, daß das Gemüsefeld zunächst liegt, diesem die Wiese, das Kornfeld und die Waldung folgt. Das ganze ist von Erddämmen, grünen Hecken oder breiten Wasser­gräben eingefaßt. Für Fußgänger ist der Eintritt durch ein hölzernes Pförtchen, Pferde und Wagen haben ihre Einfart beim Hofe", wie der vorhin genante Gebäudekomplex in seiner Gesamtbenennung heißt. So geräumig das einzelne Gehöft ist, so ausgedehnt sind auch die Dörfer, indem sich der Grund und Boden jedes Bauern um seine Wohn- und Stallgebäude gruppirt.- Neuerdings haben nun zwei berliner Archi­tekten, Ebe und Benda, Pläne angefertigt und auch in Berlin   und München   ausgestellt zu einem deutschen   Dreifensterwohnhaus mit dem Motiv der altdeutschen Diele. Hauptprinzip der beiden Künstler war, dem wolhabenden Bürger einer deutschen Großstadt, der nicht in der Lage ist, sich eine eigne Billa   zu bauen, zu kaufen oder zu mieten, ein Familienheim zu schaffen, in dem er unbelästigt von dem Straßen­geräusch der Großstadt nur im Verein mit den Seinen seine Muße­stunden verbringen kann. Um diesen Zweck zu erreichen, wird aber dem Architekten vollständig genügen, wenn ihm in der Tiefe ein genug­ſam großer Raum zur Verfügung steht, da dieser ihm nach der ganzen Anlage des Gebäudes den sonst so oft in der Frontbreite man­gelnden hinlänglich ersezen wird. Die Fassade hat drei Fenster Front, ist ca. 14 Meter lang, recht geschmackvoll im Stil der deutschen Re­naissance aufgefürt, und zeigt einen viel einladenderen Karakter als die meiſten unserer Mietskasernen. Vor dem Hause ist ein kleiner Garten; zu dem hohen Parterre fürt eine steinerne Treppe rechts in die Flur, von der aus man in den vorderen Hauptraum, die Diele", gelangt. rischen Karakter und mag sehr wol geeignet sein, der aus der öden