Verpflichtung, mir bei Heller und Pfennig mein mütterliches Erbteil auszuzalen. Gerade weil mein Vater weiß, daß ich binnen kurzem seiner Hilfe gänzlich entraten kann, beeilt er sich jezt damit, seinen Willen durchzusezen."

Mein

,, Gut, Frank," entgegnete Haßler ebenso eilig als leise. Wort darauf, du hast bis morgen um elf Uhr das Geld das ganze Geld. Ich studire mit Hilfe des kleinen Vermögens meiner Schwester; meine Schwester hat mich lieb und vertraut mir felsen­fest, sie wird mir geben, was ich verlange und wäre es ihr leztes. Sprich nicht zu den andern davon und vertraue du mir auch." Die Blicke aus Franks großen schönen Augen bohrten sich schier in das Gesicht des jüngeren Studenten.

Ich verlasse mich auf dich, mein Junge morgen um punkt elf Uhr bist du auf meiner Bude. Komst du um diese Zeit nicht, so bitte ich dich, ein halb nach zwölf Uhr da zu sein." Er zögerte ein wenig und ehe er fortfur, legte sich wieder das ihm eigentümliche überlegen- spöttische Lächeln um seine Lippen: ,, Um diese Zeit brauch ich das Geld nicht mehr, aber dich als- Testamentsvollstrecker, mein Junge."

Dabei erhob er sich.

" Mir ist ein Gedanke gekommen, Kinder," rief er den andern zu. Bemüt euch nicht weiter. Ich werde, wenn mich nicht alles täuscht, morgen nach dem Mittagessen hier auf der Kneipe mir mit dem erlangten Ehrenschein die Cigarre anzünden. Also: Morgen, Leute."

Er war zur Türe hinaus, ehe die über diese einfachste Lösung

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der ihnen allen am Herzen liegenden Frage Erstaunten recht wußten, wie ihnen geschah. Judessen waren sie ausnamslos über neue Aenderung der Sachlage sehr zufrieden, denn mit ihrem Latein waren sie inzwischen ganz zu Ende gekommen. Auch der lezte schöne Gedanke hatte sich als nuzlos erwiesen. Sie hatten alles zusammengerechnet, was jeder von ihnen noch an Wert­sachen besaß, die etwa zu, verkeilen," d. h. zu verkaufen, oder im Pfandhaus zu versezen gewesen wären, dabei waren sie aber zu der betrüblichen Ueberzeugung gelangt, daß auch auf diese Weise kaum der vierte Teil der nötigen Geldsumme erschwungen werden könte. Nun bejubelten sie laut, daß ihr Thor schließlich doch noch selbst einen rettenden Ausweg gefunden habe. Zur Feier dieses glücklichen Ereignisses wurde auf Regimentsunkosten, soll heißen auf Kosten der Verbindung, ein stattliches Fäßchen Bier aufgelegt", dessen bräunlicher Inhalt bald das allgemeine Wol­behagen auf jenen Gipfel der Urgemütlichkeit erhoben hatte, von dem aus sich alles Menschenleben und-Treiben so einfach und harmlos aušnimt wie eitel Kinderspiel und auf dem man fein anderes Unglück kent, als den Kazenjammer. Außer Frank hatte nur noch einer sich von der Kneiperei still gedrückt; dieser eine war der Fuchs Haßler.

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( Fortsezung folgt.)

Die Zweckmäßigkeit in der Sternenwelt.

Von. Köhler.

Die sorgfältige Beobachtung des Sternenhimmels hat die Grundlage für die eben angefürten antiteleologischen Vorstellungen geliefert. Es sind Erscheinungen am Firsternhimmel warge­nommen worden, die mit größter Warscheinlichkeit als von Welt­förperzusammenstößen herrürend gelten müssen. Die Tatsachen des Auftauchens neuer Sterne und der plözlichen Veränderung der Lichtstärke vorhandener können nach aller unserer Erfarung nicht besser erklärt werden, als durch Katastrophen der gedachten Art, bei denen sich nach dem Gesez von der Unvernichtbarkeit der Bewegung die gehemte Gesamtbewegung der betreffenden Weltkörper in die in sich zurückkehrende Bewegung, Teilchen- resp. Molekularbewegung: Schall , Wärme und Licht umsezt. Den Knall eines solchen Zusammenstoßes in den Regionen der Fix: ſterne hören wir freilich nicht für so weite Wege ist der Schall nicht eingerichtet nur der Stral des Lichts und der Wärme ist in: stande, uns Nachrichten wichtiger Vorgänge durch den un ermeßlichen Aeterozean zu vermitteln.

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Ein bedeutendes Beispiel von plözlicher Lichtveränderung bei Fixsternen wurde im Mai 1866 beobachtet. Ein Stern fünfter Größe im Sternbilde der Krone nahm in der Nacht vom 12. Mai in wenigen Stunden so start an Leuchtkraft zu, daß er schließlich wie ein Stern zweiter Größe stralte, was einer Glanzvermehrung um das 160 fache entspricht. Unter den vielfach beobachteten Erscheinungen dieser Gattung verdient besonders auch diejenige Erwänung, die der dänische Astronom Tycho de Brahe aus dem Jare 1572 berichtet. Im Sternbilde der Cassiopeja vermehrte ein Stern plözlich so außerordentlich seinen Glanz, daß die Leute auf der Straße aufmerksam wurden.

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Es muß hier bemerkt werden, daß die Glanzvermehrungen soweit sie nicht periodisch sind meistens plözlich eintreten, wärend die nachher gewöhnlich folgende Verminderung des Lichts sich

sehr allmälich vollziet.

Der Phantasie und Spekulation ist bei der Erklärung dieser fosmischen Ereignisse freilich ein weiter Spielraum gelassen, doch möchte aus den beobachteten Einzelheiten wol soviel zu erkennen jein, daß die Anname gewaltiger Zusammenstürze mit derartigen Veränderungen vorzüglich in Einklang zu bringen ist. Die leuch tenden Weltkörper sind wie unsere Sonne glühend flüssige Kugeln, ungeheuere Tropfen, die nach physikalischen Gesezen notwendig im Laufe der Zeiten eine gewisse fortwärende Abkülung erfaren und endlich zu feſten Kugeln erstarren müssen. Zu jeder Zeit des Abkülungsprozesses muß aus allbekanten Gründen die Temperatur des

( Schluß.)

Daher bildet sich bei einem gewissen Stadium der Abkülung eine feste, aber anfänglich noch glühende Kruste, die langsam aber stetig an Dicke zunimit und schließlich das flüssige Innere ganz umgibt. Das Innere ist umsomehr vor direkter Abkülung ge­schützt, als sich die Kruste stets aus den leichtesten, die Wärme schlecht leitenden Stoffen zusammensezt, und es ergibt sich, daß der Schalenzustand, wenn ich mich so ausdrücken darf, von ver­hältnismäßig sehr langer Dauer sein kann.

Trifft nun eine solche, in irgend einem Stadium der Ent­wicklung befindliche Kugel auf ihrer Bahn mit einer andern zusammen, so muß nicht nur durch den furchtbaren Stoß ein ge­wisses Quantum Wärme neu entstehen, sondern es wird auch das Junere von bedeutend höherer Temperatur zeitweise an die Oberfläche treten, welcher Vorgang in seinem Effekt noch wesent­lich erhöht wird, wenn eine etwa vorhandene, nicht leuchtende oder nur schwach glühende Kruste beim Zusammenstoß zertrüm­mert wird und das heißflüssige Innere von neuem zum Vorschein komt: wir haben den Anblick des Aufloderns eines Sterns oder des Neuauftauchens eines solchen. Wie man sich beim Anblick einer fernen Feuersbrunst bei Nacht, die nur als glutroter schwei­gender Punkt am Horizont erscheint, in Gedanken unwillkürlich an den Ort des Unglücks versezt und alle Einzelheiten desselben vorstellt, so ist unsere Phantasie geneigt, sich beim Erglühen eines Firsterns den Kampf der Elemente nach dem Zusammenstoß, das Durcheinanderwogen der glühenden Massen auszumalen, besonders wenn die spektralanalytische Beobachtung die Vorstellung unter­stüzt. Das Spektrum des Phänomens vom Mai 1866 wies beispielsweise flüssige und gasförmige Massen in hochglühendem Zustande nach.

Dieses Vermögen der Phantasie muß uns auch entschädigen

für den Mangel an Gelegenheit, eine solche Katastrophe jemals

in der Nähe zu beobachten. Denn sollte ein derartiges Malheur einmal unserer Sonne passiren, so würde von Beobachtung des Phänomens" sicherlich keine Rede mehr sein.

Es ist nun mehr als warscheinlich, daß sich viele derartige Katastrophen ereignen, von denen wir entweder wegen zu großer Entfernung oder zu geringer Heftigkeit des Vorgangs nie etwas erfaren. Man braucht nur an die Sternschnuppen und Meteorite zu denken, deren Erscheinen und Niederfallen ebensoviel Zusam­menstöße dieser kleinen Körper mit der Erde darstellen. Mit der Größe der beteiligten Massen wächst auch die Gefärlichkeit, und wenn schon Meteore gegen die Erde gestürzt sind, welche Menschen erschlagen, Häuser angezündet und dergleichen Unheil angerichtet