seine ergriffene Tätigkeit rastlos fortsezte. Als er am 12. August 1720 in Hamburg geboren wurde, da ahnte wol keiner weniger wie sein Vater, der Stadtsoldat Nikolaus Ekhof, daß dieses Söhnlein einſt unter den damals in den Augen des gemeinen Mannes nichts weniger als geachteten Schauspielern eine so hervorragende Rolle spielen würde. Wie gering wenigstens der Einfluß seines Vaters auf seine spätere ruhmvolle Laufbahn gewesen sein kann, zeigt der Umstand, daß dieser, als der Son ihm später eine Anstellung beim Teater verschaffte, nur als Lampenpuzer Verwendung finden konte. Trozdem soll der junge Konrad aber eine garnicht so schlechte Schule genossen haben, wenigstens spricht die Tatsache dafür, daß er schon frühzeitig schön und ortographisch richtig geschrieben hat, auf Grund dessen er denn auch, noch jung, eine Anstellung als Schreiber beim schwedischen Postkommissiär in Hamburg erhielt. Als ihm jedoch von diesem auf Anregen der Frau des lezteren zugemutet wurde, sich allsontäglich bei ihrer Fart zur Kirche auf die Kutsche hinten als Lakei zu stellen, so tat er dies nur einmal unter der Versicherung, daß er seine Stelle aufgeben müsse. Er hielt Wort und trat bei einem Advokaten in Schwerin wiederum als Schreiber ein. Die Lektüre, die ihm dessen Privatbibliotek gewärte, mag den Drang zum Komödiespielen, der sich bei ihm als Knabe bereits darin geäußert haben soll, indem er auf den Boden seines Vaters ging und dort deklamirte, wobei aufgehängte Kleidungsstücke das Publikum abgaben, in helle Flammen angefacht haben, wenigstens tritt er schon am 15. Januar 1740 zum erstenmale als Xivares in Mithridate" von Racine auf. Mit seinem Direktor Schönemann, der sich von der berühmten Neuberin losgesagt, und dessen Truppe begint er nun ein Wanderleben, wie es damals feinem und heute noch vielen Schauspielern nicht erspart blieb. Siebzehn Jare blieb er ununterbrochen bei dieser Truppe und besuchte im Dienste der Musen Lüneburg , Razeburg, Rostock , Wismar , Schwerin , Leipzig , Hamburg , Breslau , Königsberg , Halle, Halberstadt , Braunschweig , Stettin , Zelle, Hannover , Lübeck , Göt tingen , Dessau , Magdeburg , Stralsund , Barth, Göhrde und Schleswig , an einzelnen Orten länger, an anderen nur einige Tage fünſtlerisch tätig. Allmälig war er aber die Seele der Gesellschaft geworden und hatte sich einen bedeutenden Ruf erworben. Nicht wenig trug dazu bei die von ihm begründete Akademie der Schauspielkunst, in welcher er über die Erfordernisse dieser Kunst Vorträge hielt und in der die dramatischen Werke einer gründlichen Kritik unterzogen wurden. Diese Tat beweist nur zu deutlich, in welch idealem und selbstlosen Sinne er seinen fünstlerischen Beruf auffaßte. Er hat sich denn auch weder durch allerhand Müh- und Trübsale noch durch Anfeindungen seiner beschränkten und lockern Kollegen, die sein schönes Streben für„ Schulmeisterei" hielten, von seiner Mission abbringen lassen. 1757 verließ er jedoch Schönemann und übernahm, nachdem er achtzehn Wochen lang einer anderen Truppe angehört, in Gemeinschaft mit einigen anderen die Leitung der unterdessen aufgelösten schönemannschen Gesellschaft in Ham burg. Da es jedoch ebenso ihm wie den anderen Gliedern des Direktoriums an den nötigen Mittel mangelte, so trat er 1758 die Leitung an Koch ab, blieb jedoch wie bisher der geistige Mittelpunkt und das eigentlich leitende und treibende Element. Im Jare 1764 trat Ekhof bei Akermann ein und 1767 wurde er Mitglied des durch Lessings großartige Mitwirkung dauernd berühmt gewordenen hamburger Nationalteaters und von 1769 ab spielte er unter dem Direktorium Seylers in den verschiedensten Städten. Neben den diesmal bedenklichen Geldverlegenheiten der Truppe machten sich noch andere Uebelstände geltend, die aber für die Stellung der Schauspielkunst und deren Träger farakterisch sind. So bezeigte der Adel in Osnabrück den Mimen Sympatien, die Bürger verlangten den Harlekin auf die Büne und der bigotte Plebs warf mit Steinen durch die Fenster nach den gottlosen Komödianten. In Hildesheim schneite es im Winter durch das Dach der Hütte, so den Tempel Thaliens abgab, wärend im Sommer die Sonne auf die Büne schien. Seyler selbst ist finanziell dem Ruin nahe. Ein hamburger Verwanter bot ihm eine Geldsumme, die vollauf Rettung bringen fonte, aber nur unter der Bedingung, daß Ekhof die Direktion übernähme und Seyler in solche Dinge nichts mehr hineinrede-- ein Beweis für den Kredit, den Ekhofs Name hatte. Dieser brachte denn auch die mißliche Angelegenheit sehr bald wieder auf einen günstigeren Standpunkt und der Ruf der Gesellschaft wurde bald ein so weit verbreiteter und guter, daß zu der Zeit, als sie sich in Wetzlar aufhielt, Goethe den Wunsch äußerte, sein ,, Göß von Berlichingen" möchte von ihr aufgefürt werden. Bald waren denn auch nicht nur alle rückständigen Gagen und sonstige Schulden bezalt, sondern auch ein Reservefond gebildet, so daß 1771, als sie in Weimar ankamen, Seyler die Direktion wieder übernehmen konte. Hier, wo die verdienstvolle Herzogin Amalie so bedeutende Männer wie Wieland, Muſäus u. a. ver
( Schluß.) C. Lübeck.
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sammelt hatte, kamen nun die Leistungen Ekhofs erst recht zur Geltung und hier dürfte unser Meister wol seine Tage beschlossen haben, wenn nicht plözlich 1774 das weimarer Schloßteater ein Raub der Flammen geworden wäre. Nachdem er mit der seylerschen Gesellschaft noch einige Monate in Leipzig gewirkt und zwar in einer so baufälligen Bude, daß man eines Abends allen Ernstes befürchtete, die Galerie bräche zusammen, fam er mit seinen Genossen nach Gotha , wo, nach dem Seyler sein sächsisches Privilegien in Dresden und Leipzig spielen zu dürfen angetreten hatte, das erste Hofteater errichtet wurde, an dem Ekhof künstlerischer Direktor wurde und an dem er seit der am 2. Oftober 1775 erfolgten Eröffnung, die ihm leider nur noch wenigen beschiedenen Jare in seiner reformatorischen Tätigkeit und sorgenfrei verleben konte.
( Schluß folgt.)
Vor dem Affenhaus.( Bild S. 77.) Daß die Jusassen eines zoologischen Gartens das allgemeine Interesse erwecken, ist nur zu natürlich. Wird dem einen hier Gelegenheit geboten zu wissenschaftlichen Beobachtungen, so ist es bei dem andern die Neugierde, die ihn antreibt, endlich einmal die Tiere schauen zu können, von denen er daheim auf seinem Dorfe, oder auch in der Stadt, so viel wahres und unwahres, ja oft ungeheuerliches vernommen hat. Wer würde aber auch die günstige Gelegenheit vorüber gehen lassen, den mächtigen Elephanten, das wilde Nashorn, den als das blutgierigste Raubtier hingestellten Tiger, den ,, König der Wüste", den aus seiner kalten nordischen Heimat übergesiedelten Eisbären und endlich die Strauße, Papageien und wie alle die Anhänger der bunt- gefiederten Welt mit Namen genant werden, in unmittelbarer Nähe betrachten zu können! Aber so oft ich einen zoologischen Garten besuchte, keiner von den genanten erfreute sich einer Aufmerksamkeit wie die Bewohner des Affenhauses. Dieses ist faſt immer förmlich belagert und zwar von Alt und Jung, von den Stadt und Landleuten. Die Gesellschaft, welche sich da hinter dem Dratgitter tummelt, ist aber auch zu drollig, um nicht die Aufmerksamkeit des Vorübergehenden und sei es der griesgrämigste Mensch von der Welt, auf einige Zeit zu fesseln. Hält man sie doch, wenn auch nicht ganz richtig, für die Urahnen des Menschen. Aber in ihrem ganzen Tun und Treiben, in der Art, wie sie den Menschen nachahmen und das zuschauende Publikum da draußen zu unterhalten suchen, um dafür mit einem Stück Zucker oder Obst belohnt zu werden, das sie dann in der possirlichsten Weise aus dem Papier wieder hervorsuchen, in das es gewöhnlich fest eingepackt ist, und ihr Zorn und die strafenden Blicke, die den treffen, der sie mit dem Inhalt getäuscht hat, das alles erinnert nur zu sehr an die Kinderzeit des Menschen, da die liebende Mutter oder der Vater nur zu oft ihren Sprößling in schmeichelhafter Weise ein kleines Aeffchen" nennen. Daß sich die unfreiwilligen Spaßmacher im Affenhause manchen recht derben und zynischen Spaß erlauben, das zeigt uns eben ihr tierisches Wesen, wenn auch diese Tatsache allein sie nicht vom Menschen unterscheidet. Genug, daß sie das Interesse der Menschen in so hohem Grade wachrufen und diese durch ihr Treiben ergözen, beweist eben, daß sie dem ,, Ebenbild des Schöpfers" verwanter sind, als ein anderes Tier. Die Gesellschaft auf unserem Bilde zeigt nun durch die Heiterkeit, welche sich auf ihren Gejichtern mehr oder weniger scharf ausprägt, daß die Gesellschaft im Affenhause wieder einmal einen recht lustigen Streich gespielt hat. Und er muß recht lustig gewesen sein, wie die Personen uns erkennen lassen, die sich ,, vor Lachen ausschütten" möchten, wie der kleine Bub da hinten auf der Mutter Arm und der behäbige Herr in der Mitte. Wir finden es daher begreiflich, wenn sich unser biederes Bäuerlein wegen dieser wichtigen Begebenheit auf die Zehenspizen stellt, um den ungeschlachten Vaterlandsverteidigern über die Köpfe gucken zu können, was wir aber nicht begreifen können, ist, daß er anstatt dieser großen Anstrengungen nicht lieber zwei Schritte nach links tritt, von wo aus er seine Beobachtungen ganz ungenirt und bequemt machen fönte. Würden seine ,, Urahnen" im Käfig diesen Vorteil nicht sehr bald erkant haben?
Sprechsal für jedermann.
nrt.
Der Arbeiter Heinrich Niemayer, geboren 1850 den 9. Februar zu Dudensen, Provinz Hannover , reiste im Jare 1867 als Schiffsgehilfe nach Süd- Amerika , soll 1869 in oder bei Montevideo in einer Steinbauerei beschäftigt gewesen sein und dann durch Berheiratung mit einer Amerikanerin Befizer einer Farm geworden sein. Wer über den Verbleib und die Adresse des Genanten Auskunft geben tann, wird gebeten, solche zu Tommen zu lassen. G. Weß. Bensen Nr. 3. Linden v. Hannover .
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Inhalt. Im Kampf wider alle. Roman von Ferd. Stiller.( Forts). Die Zweckmäßigkeit in der Sternenwelt. Bon P. Köhler. Im Dorf der Schmid. Eine Geschichte aus dem Elsaß von Dr. Max Vogler.( Forts.) Auch ein Stück sozialen Lebens.( Schluß.) Konrad Ethof.( Mit Porträt.)- Vor dem Affenhause.( Mit Illustration.) Sprechsal für jedermann.
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