war Peter Karl Rosegger der Sohn armer Eltern und lebte in den einfachsten, ja kargsten Verhältnissen, in denen sich das Leben Kleinbäuerlicher Leute hinspint. Viehhüten und der Kleindienst ,, im Kampfe mit dem Walde" und sonst war seine früheste Be­schäftigung, so daß er des Volkes eigentliches Lebens- und Leidens­element, die härteste Arbeit, frühe genug kostete, die ihm sogar, als einzigem Helfer seines armen Vaters, den Besuch der nächsten, d. h. immerhin von seinem väterlichen Hof ziemlich weit entfernten Dorfschule unmöglich machte. Durch einen für Karl Peter glücklichen Zufall trieb der wilde Lebenskampf einen müde und brotlos ge­wordenen Schulmeister hinaus in die wildnisartige Einöde der obersteirischen Berge, durch reihumgehende Bewirtung bei den Eltern seiner Schüler ward für den weltflüchtigen Jugendbildner der tägliche Tisch gedeckt. Dem verdankt der später mustergiltig

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gewordene Volksdichter die Einfürung in das Geheimnis der Schrift. Mit Feuereifer lernte unser junger Gelehrsamkeitsbe­flissener alles, was ihm sein Meister zu bieten vermochte, und trug ihn auch nach dessen Tode in einem feinen dankbaren Herzen, wovon seine Schriften tausend Belege bieten. Die traurigen Lebensschicksale eines aus der städtischen Gesellschaft in den Ür­wald gestoßenen Lehrers sind der Vorwurf der Schriften des Waldschulmeisters", in denen er seinem Jugendleiter in die Ge­filde des Wissens ein bleibendes Denkmal gesezt hat.

Alle gebotene Gelegenheit, sich Bücher zu leihen und ihren Inhalt sich zu eigen zu machen, ward treulich benuzt und der brennende Wunsch, selbst eine Bücherei zu besizen, sowie Zeit zu haben, sie zu brauchen zu Nuz und Genuß, loderte immer höher und heißer in dem Jüngling empor. Da fiel ihm 1858 ein

Buckereichhorn im berliner Aquarium. ( Seite 131.)

Volkskalender in die Hände, in welchem sich die Dorfgeschichte ,, der Zierthalerhof" von August Silberstein befand, die ihn ge­waltig packte und etwas ganz Sonderbares" in ihm wachrief. Dieses Sonderbare war nichts anderes als jenes geheimnisvolle Bochen und Sehnen im Herzen des angehenden Künstlers, jener Schöpfungsdrang, der einst widerklang von den Lippen Correggios in den Rufen: Anile io son pittore!( Auch ich bin ein Maler!) Geben wir hierzu dem Dichter selbst das Wort:

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Von dieser Zeit an ward es anders in mir; die halben Nächte saß ich ami Kienspan und schrieb und schrieb allerlei wun­derliches Zeug durcheinander. Der Nachbarschaft gefiel das nicht das würde keinen tüchtigen Bauer geben, meinte sie, und mir war selbst schier so, und weil ich auch eine schwächliche Natur hatte, so entschloß ich mich zum Handwerkerstand." Er wälte das edle Gewerbe des Schneiders, und nun begann, da die Hand­werker dort zu den Leuten ins Haus kommen müssen, ein vier­järiges Nomadenleben, ein Wandern von einem Bauernhof zum andern, wärend dessen er eine sehr umfangreiche heilsame Tätig

keit für gichtbrüchige Bekleidungsgegenstände, eine neuschöpferische Tätigkeit zu Nuz und Frommen der Bekleidung des äußeren Menschen seiner bäuerlichen Landsleute entfaltete. Allsamstäglich ging es wieder heim zu den Eltern und dann begann ein fieber­haftes Lesen und Schreiben, welches bis spät in die Sontags nacht hinein dauerte.

,, Da fiel es mir ein, Gedichte, wie ich sie gemacht hatte, nach Graz an die Redaktion der Tagespost ", welche Zeitung beim Wirt des Dorfes auflag, zu schicken. Das war mein Glück. Der Herr Dr. Svoboda schrieb mir, daß ich Talent habe und daß er alles aufbieten werde, meiner Lebensbahn eine andere Richtung zu geben, ich möge ihm nur alle meine Schriften deren ich wirklich schon mehrere Pfunde vorrätig hatte,- zusenden."- Nun war unser Freund entdeckt" und den Bemühungen Svo­boda's gelang es, wolhabende und wolmeinende Leute für ihn ein­zunemen, welche ihn auf die Akademie für Handel und Industrie schickten, darauf nach vierjäriger treuer Arbeit 1870 bis 1872 für große Reisen durch Deutschland , Elsaß , Holland und Italien