Mitmenschen geübt werde. manität.
Ja wir leben im Zeitalter der HuUnter diesen Betrachtungen war ich dem mehr bewohnten Teile der Vorstadt näher gekommen. Warum kamen mir diese Gedanken gerade jezt? Sollte mir die brutale Handlung, deren Zeuge ich in diesem Augenblicke wurde, durch den jähen Uebergang nur fülbarer werden, konte nicht lieber diese Handlung selbst ihre Schatten voraus werfen?
Hinter dem Gebüsch, in einiger Entfernung vor mir, sah ich, wie zwei Menschen sich mit einem zappelnden Gegenstand eilig zu schaffen machten, gleich darauf höre ich einige flägliche Schreie und dumpfe Schläge, als mit Heftigkeit auf einen weichen Gegenstand gefürt. Ich beschleunigte meine Schritte und unterscheide auf dem weißen Hintergrund ein hängendes Tier, welches von zwei Burschen mit Schaufel und Besen, wie sie eben zum Wegräumen des Schnees gebraucht sein mochten, heftig geschlagen wurde. Die Burschen nahmen bei meiner Annäherung die Flucht, vor mir hing ein ziemlich ansehnlicher, brauner Hund. Zwar wußte ich, daß ich kein Messer bei mir trug, doch hatte ich unwillkürlich in die Tasche gegriffen; da war mancherlei Briftasche, Sacktuch u. 1. w., aber nicht ein scharfer Gegenstand, mit welchem ich das Tau hätte durchschneiden können Daß ich die arme Kreatur so nicht verlassen konte, stand bei mir fest, denn das wiederholte Schreien, die zappelnde Bewegung, das Nagen am Tau sagten mir, daß sie sich würde noch lange quälen müssen. Nur ein Augenblick des Besinnens war nötig, im nächsten erfaßte ich den Ast so hoch ich langen fonte, warf mich mit einem Ruck vorwärts, und krach, da lag Ast und Hund, und ich daneben.
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Nunmehr konte ich die Schlinge lösen und den Hund befreien, er stand zwar zitternd da, aber er stand doch auf seinen Füßen.
Der Hund erhob den Kopf, öffnete die Augen, und schüttelte sich; ich mußte ihn seinem Schicksal überlassen, selbst auf die Gefar hin, daß er seinen Beinigern abermals in die Hände falle.
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Denkst du lieber Leser nun: Macht der Mensch ein Wesen um einen erhängten Hund", so sollte mir das leid tun, um deinetwillen. Was wollte ich mit dieser kleinen Geschichte bezwecken?
Es ist denkbar, daß der Herr des Hundes aus irgend einemt Grunde sich seiner hat entledigen wollen, doch dann hat er sich als Mensch einer argen Pflichtverlezung schuldig gemacht, weil er nicht dafür sorgte und er dies auf diese unbarmherzige Weise geschehen ließ. Der erzälte Vorfall drängt mir die Frage auf: Wie komt es, daß troz aller humanitären Bestrebungen immer noch so häufig Akte der Roheit gegen Mensch und Tier wargenommen werden? Es ist war das Leben ist ein Kampf, nicht allein gegen die natürliche und selbstgeschaffene Not, es ist auch ein Kampf des Guten mit dem Bösen! Dem Bösen entsprungen aus den schlechten Leidenschaften des Menschen. Worin haben diese Leidenschaften ihren Grund? Der Mensch ist nicht böse von Natur, er wird es durch die Verhältnisse und durch die verkehrte Entwicklung seiner Anlagen und Triebe.
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Es ist unbedingt war, daß derjenige Mensch, dessen Verstandesund Geistesbildung von frühester Jugend an auf das Gute gerichtet wird, zu höherer Vollendung seines sittlichen Willens gelangt, als der, welcher auch das Böse, als zum täglichen Leben gehörig, von frühester Jugend durch Beispiel und Erfarung in sich aufnimit. Es ist war, daß dieselben Karaktereigenschaften, welche den Menschen häufig zum Bösen, ja zum Berbrechen füren, bei richtiger Entwicklung auch zu guten, ja zu großen Handlungen hätten füren können.
Im vorliegenden Falle sprechen wir von der Beförderung humaner Gesinnungen und Grundsäze. Es kann allen Eltern und Erziehern nicht dringend genug an das Herz gelegt werden, wie notwendig es ist, das Kind, vom Erwachen seines Empfindungsvermögens und seiner Erkentnis an, zu gewöhnen, daß es jedem, auch dem geringsten Geschöpfe und sei es eine Fliege, ein Käfer, ein Schmetterling, allen Schmerz erspare, und ach wie viel wird hierin gesündigt!
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Unterlassen wir diese Sorgfalt, so dürfen wir uns nicht wundern, wenn uns ein Geschlecht erwächst, welches roh und gefüllos ist gegen Tiere, und nur durch Furcht vor dem Staatsanwalt abgehalten wird, es nicht auch gegen Menschen zu sein.
Rein wie frisch gefallener Schnee möge man immer die auf das Herz des Kindes wirkenden Eindrücke zu erhalten suchen, damit sie die schüzende Decke seien, unter welcher sich die zarten Keime seiner natürlichen Anlagen entwickeln, zu einem Frühling voll Blüten, zu einem Sommer und Herbst voll Frucht. Dann wird man unsere Nachkommen einst nicht der Lüge zeihen, wenn sie sagen:
,, Wir leben im Zeitalter der Humanität."
Zudereichhorn im berliner Aquarium. Im September 1879 erhielt das berliner Aquarium ein Pärchen jener behenden und muntern Bewohner von Neusüdwales, Neu- Guinea und Norfolk , die unter dem Namen Zuckereichhorn oder fliegendes Eichhorn bekant sind. Im Mai dieses Jares hat sich nun die kleine Familie um ein drittes vermehrt und das war für den durch seine trefflichen Zeichnungen in Brehms Tierleben" weitbekanten Künstler, G. Müßel Veranlassung genug, um diese Gesellschaft einem größeren Publikum in dem Bilde auf Seite 124 vorzufüren. Diese Tierchen sind in Gestalt und Größe unsern Eichhörnchen nicht unähnlich, gehören zur Familie der Kletter
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beuteltiere und zur Sippe der Flugbeutelbilche. Durch die zwischen den Beinen ausgespante Flughaut erscheint der gestreckte, schlanke Leib breiter als er wirklich ist. Sie haben einen furzen, ziemlich dicken Hals, einen flachen Kopf mit ziemlich spizer Schnauze, einen sehr langen, rundlich schlaffen und buschigen Schwanz, lange aufrechtstehende stumpfspizige Ohren und große halbkugelförmig vorstehende Augen. Die Beine sind kurz, die Zehen, mit Ausname des Daumens, haben sichelförmig gekrümte Krallen. Das Weibchen besizt am Bauche einen Beutel in der Form einer sadartigen Falte, an deren Innenwand sich die Saugzizen befinden. In den Beutel wird von der Alten das bei der Geburt winzig fleine Junge hineingetan und getragen, bis es sich soweit entwickelt, daß es selbst im Freien herumkriechen kann. Der Pelz des Zuckereichhörnchens ist sehr dicht und außerordentlich sein und weich, die Flatterhaut ist behart und nur die Ohren sind im Innern nackt, von Außen wenigstens unten mit Haren bedeckt. Die obere Seite des Körpers zeigt aschgraue, die äußere Seite der Flughaut nußbraune Farbe, welch leztere aber weiß eingefaßt ist; ihre innere Seite aber ist dagegen weiß und schwachgelblich angehaucht, gegen den Rand hin bräunlich. Um die Augen zieht sich ein rostbrauner Streifen, der sich gegen die Ohren verläuft; über den Nasenrücken, die Stirn und die Mitte des Rückens läuft ein anderer Streifen, der vorn rostbraun, auf der Stirn aber von lebhaft kastanienbrauner Farbe ist. Die Schwanzwurzel ist hellaschgrau, die Spize schwarz. Der Leib des Tierchens ist 812 Zoll, der Leib 9 Zoll lang, wärend seine Höhe am Widerrist 32 Boll beträgt. Wie die Kletterbeuteltiere überhaupt, so lebt auch das Zuckereichhorn meist auf Bäumen, schläft versteckt in Baumkronen am Tage und wacht des Nachts, wo es sich seine Narung: Früchte, Blätter, Knospen und Kerbtiere sucht. Im Schlaf wickelt es sich in jeine Flughaut ein und liegt, zu einer Kugel zusammengeballt, da wie tot, so daß der, welcher es des Nachts gesehen, es kaum wiedererkent. Aber so lichtscheu es am Tage ist und so unsicher es bei Licht seine Glieder bewegt, so lebendig ist es des Nachts und mit solcher Gewantheit klettert es dann auf den Bäumen umher. Meist aber von unten nach oben, da es im umgekehrten Falle herunterspringt, wobei ihm jeine Flatterhaut sehr gute Dienste leistet. Auf der Erde kann es sich nur schlecht und ziemlich tölpisch bewegen und es betritt den Boden auch nur, wenn die Bäume soweit auseinander stehen, daß es nicht von einem zum andern im Sprunge kommen kann. Was es aber im Springen zu leisten imstande ist, beweist die Tatsache, daß es fähig ist, einen achtzig bis neunzig Fuß entfernten Baum zu erreichen, wenn es nur in einer Höhe von dreißig Fuß abspringen kann; der Schwanz dient ihm dabei als Steuerruder. Der um die Erforschung des Tierlebens so verdiente Brehm erzält folgenden Fall: An Bord eines an der Küste Neuhollands segelnden Schiffes befand sich ein Flugbeutler, welcher bereits so gezähmt war, daß man ihm gestatten durfte, frei auf dem Schiffe herumzulaufen. Das muntere Geschöpf, die Freude der ganzen Schiffsmannschaft, war hier so vertraut geworden, daß es bald auf den höchsten Mastspizen, bald unten im Raum gesehen werden fonte. Eines Tages fletterte es nach seinem Lieblingsplaze, der Mastspize empor, und da man besorgte, es möchte bei einem seiner Sprünge vom Sturme erfaßt und ins Meer geworfen werden, so entschloß sich einer der Matrosen, seinen Liebling herunterzuholen. Als er nahe an ihn herangekommen war, suchte dieser sich ihm zu entziehen und vermittels einer seiner Luftsprünge das Deck zu erreichen. In demselben Moment legte sich aber das Schiff, von einem heftigen Windstoß gefaßt, derart auf die eine Seite, daß alle glaubten, der Flugbeutler müsse in die Wellen geschleudert werden. Mit einemmale änderte dieser aber mit Hilfe seines Steuerruders durch eine geschickte Wendung seinen Flug und kam unversehrt, im großen Bogen sich drehend, auf dem Deck al. So gewant er nach diesem ist, so leicht ist er aber andererseits auch aus den angegebenen Gründen am Tage von einem geschickten Kletterer einzufangen. Das Zuckereichhorn ist ein harmloses und gutmütiges Tier, das sich leicht zähmen läßt. Seine geistigen Fähig feiten sind gering, doch wird dieser Mangel sehr gut ersezt durch sein heiteres und lustiges, zierliches wie sanftmütiges Wesen. Sie sind vorwiegend Pflanzenfresser, doch will man an ihnen in der Gefangenschaft bemerkt haben, daß sie auch das Fleisch nicht verabscheuen. Die Tierchen sind gesellig, leben daher in den Wäldern immer mit mehreren ihres gleichen zusammen und befreunden sich in der Gefangenschaft auch mit dem Menschen, obgleich sie selbst in der Jugend sich nicht gern anfassen lassen, trazen und beißen oder sonstwie sich zur Wehre sezen. Aber allmälich gewöhnen sie sich doch an diese Gesellschaft und lecken sogar die Hand, aus der sie allerhand süßes Futter genascht haben. Ueber ihre Fortpflanzung konten wir nichts näheres erfaren; auch im berliner Aquarium war man über den jungen Ankömling überrascht und schaute mit Interesse dem Treiben des Jungen zu, das von seiner Mutter sorgsam und zärtlich gepflegt und behütet wurde. Es ist bei der ganzen Familie Usus, daß die Mutter das Junge anfangs in dem Beutel trägt und später auf den Rücken sezt und derart herumschleppt, wie das auch bei unserem der Fall ist.
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Seni an der Leiche Wallensteins.( Illustr. Seite 125.) Ein Bild alles Vergänglichen, ein mahnendes Exempel allen Mächtigen, wie das Schicksal selbst den am höchsten stehenden plözlich in den Staub werfen kann, liegt er da, der Gewaltige, vor dem einst die Völker ge