zittert, dessen Kriegszüge die Länder verwüstet und der auf der Stufen leiter des Ruhmes eine der höchsten Staffeln erstiegen, so daß er selbst die blutbefleckte Hand nach einer Königskrone auszustrecken wagen konte jezt durchbort die Brust von der Partisane eines seiner rauhen Krieger. Er, dessen Name binnen furzem große Heere unter seine Fahnen sammelte, und zwar selbst dann, als der Kredit des im Garn der Pfaffen gefangenen Kaisers Ferdinand II.   fast gänzlich vernichtet war, er, der eine Soldateska gezüchtet, die ebenso mit Stolz auf ihn blickte, wie sie eine Geißel des Menschengeschlechts war- niedergestoßen von einem seiner Söldner, das ist ein tragisches Geschick. Und was mag der finstere Mann denken, der sinnend vor der Leiche steht! Noch garnicht lang ist's her, wo er mit dem tief Gefallenen aus den Sternen gelesen:

,, Saturnus Reich ist aus, der die geheime Geburt der Dinge in dem Erdenschoß Und in den Tiefen des Gemüts beherscht, Und über allem, was das Licht schaut, waltet. Nicht Zeit ist's mehr, zu brüten und zu sinnen, Denn Jupiter, der glänzende, regiert

Und zieht das dunkel zubereitete Werk

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Gewaltig in das Reich des Lichts- Jezt muß Gehandelt werden, schleunig, eh' die Glücks­Gestalt mir wieder wegfließt überm Haupt, Denn stets in Wandlung ist der Himmelsbogen." Jawol, aber ebenso wandelbar ist auch der Menschen Glück, wie er an sich selbst erfaren mußte und es rächte sich nur allzubitter, daß er, der Gefürchtete, sein Glück in den Sternen suchte, anstatt tatkräftig zu handeln, an welchem Fehler er denn auch zugrunde ging. Astrologie war zur Zeit des dreißigjärigen Krieges noch eine gern geübte Be­schäftigung und auch der spätere kaiserliche Generalissimus Albrecht v. Wallenstein  , aus dem alten deutschen Geschlecht derer von Waldstein  , hatte auf seinen Reisen, die er mit dem berühmten Mathematiker Beter Bergundes unternam, in Bologna   und Padua   astronomische und astro­logische Studien getrieben. Später, 1629, wurde er mit dem berühmten Astronomen Kepler   bekant, der, trozdem er durch seine wissenschaftlichen Leistungen die Astrologie vernichtete, dieser doch noch anhing und ver mittels ihrer Wallenstein sein großes Glück prophezeihte. Besondern Dank soll dieser große Gelehrte, den Kaiser Ferdinand II. an Wallenstein   ge­wiesen, als er dem in großer Dürftigkeit lebenden Erfinder seinen Ge­halt auszalen sollte, für diese Glücksprophezeihung auch nicht geerntet haben, wenigstens erhielt er seine Forderung nicht beglichen und mußte, so hoch er vom nunmehrigen Herzog v. Friedland geachtet wurde, weiter hungern. Sei dem wie ihm sei, jedenfalls hat Schiller in diesem Ver­hältnis wie in der astrologischen Leidenschaft Wallensteins   die Veran­laffung zur Schöpfung seines Seni in seiner großen Tragödien- Trilogie gefunden und es ist bezeichnend genug, daß es gerade Seni ist, der Glücksverkünder, welcher der Gräfin Terzky den Tod ihres großen Schwagers und den ihres Mannes ankündigt. Der Holzschnitt un seres Bildes ist angefertigt nach einem Gemälde Pyloths, der wol durch einige seiner Werke wie ,, Wallensteins Zug nach Eger  "," Tusneldas Einzug in Rom  "," Die Tezten Augenblicke der Girondisten" u. s. w., und wenn nicht dadurch, so mindestens dem Namen nach den Lesern der ,, N. W.  " bekant ist.

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Aus allen Winkeln der Zeitfiferafur.

nrt.

Statistik der Teaterbrände. Wenn man von den vielen Teater­bränden liest und hört, so fomt man leicht auf den Gedanken, daß eigentlich jedes Teater von vornherein dazu bestimt wäre, abzubrennen. So fanden von 1853-1877 277 Teaterbrände statt; von 1871-1877 durchschnittlich per Jar dreizehn. Seit 50 Jaren ist die Zal der ab­gebranten Teater auf das vierfache gestiegen; die technischen Fortschritte haben daher auf diesem Felde gar keine Aenderung zum Bessern geschaffen. Um die Gefar zu veranschaulichen, der das Menschenleben beim Abbrennen eines Teaters ausgesezt ist, sei nur erwänt, daß wärend der lezten hundert Jare 15 Fälle verzeichnet wurden, wo mehr als 20 Personen dabei umtamen. 1794 famen beim Brande des Teaters in Capo d'Istria ca. 1000 Personen um, am 25. Mai 1845 beim Brande eines chine­sischen Teaters in Canton 1670; das schreckliche Unglück zu Nizza   ist noch im Gedächtnis der Leser. 252 abgebrante Teater erreichten ein Durchschnittsalter von nur 2234 Jaren, nur drei von diesen allen waren 100 Jare alt, als sie das gefärliche Element vernichtete, dagegen wurden 70 davon im 5. Jare ihres Bestehens, 38 im 6.- 10. Jare, 45 im 11.- 20. Jare und 27 im 21.- 30. Jare nach ihrer Eröffnung vom Feuer

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zerstört. Die Gefar steigt natürlich am höchsten wärend der Vorstellung und werden deshalb auch beim Bau von neuen Teatern die umfang reichsten Vorkehrungen getroffen, die einmal darin bestehen, daß man die Büne so einrichtet, daß man dieselbe durch eiserne Vorhänge vom Zu­schauerraum absperren kann und in möglichst geräumigen Ausgängen, damit das Publikum bei einem Unglücksfall möglichst schnell und ge farlos den bedroten Raum verlassen kann. Am wichtigsten sind jedoch. die Löschmittel, welche ein Teater besizt. So hat das Hof- und Na­tionalteater zu München   8 Reservoire mit 66 Kubikmeter Wassergehalt, das wiener Stadtteater 10 mit 76 Kubikmeter, die große Oper zu Paris 9 mit 105 Rubikmeter, das frankfurter Opernhaus 22 mit 125 Kubikmeter und das wiener Opernhaus 3 große Reservoire mit 134 Rubikmeter Wassergehalt. ff.

Ein sonderbares Testament, d. h. für unsere europäischen Ver­hältnisse, machte ein kürzlich in einer großen Stadt Californiens ver­storbener kinderloser Rentier. Er sezte nämlich einen reichen jungen Neffen, welcher der Liebling der Salons ist, zu seinem Universalerben ein, jedoch unter der Bedingung, daß er sich in eleganter Kleidung und erken­bar an einer der fashionabeln Straßenecken fünf Wochen lang von früh 6 bis abends 8 Uhr sich als Stiefelpuzer nüzlich mache. Der komische Alte" muß jedenfalls seine Gründe gehabt haben, als er diese seltsame Bedingung stellte. Ist der glückliche Erbe ein echter Amerikaner, so wird ihm jedoch dieser Umstand nicht die Hebung der fetten Erbschaft erschweren. Noch amerikanischer klingt aber die Testamentsklausel, nach welcher für den Fall, daß, wenn der Erbe das Stiefelpuzen verweigert, aus dem nachgelassenen Vermögen ein Museum erbaut werden soll zur Aufbewarung von ,, berühmten Cylinderhüten aus Amerika   und Europa  ".

ff.

Leichenbegängnis eines mohamedanischen Heiligen. Vor gar nicht langer Zeit starb in Kairo   der wegen seiner Frömmigkeit unter seinen Glaubensgenossen berühmte Scheith Hussein Aga, 74 Jare alt. Seine Leiche wurde von den angesehenſten Ulemas der Stadt gewaschen und in den Turban gehüllt, welchen der Verstorbene seit seinem 15. Jare getragen und in dem er auch einigemale nach Mekka   und Medina   ge= wallfartet. An der Spize des Leichenzuges marschirten drei mit Brot, verschiedenen anderen Speisen und einigen Töpfen Honig beladne Ra­meele, hinter denen drei wolgemästete Büffel einherscheitten. Dieser Gesellschaft folgten einige hundert betende, resp. heulende Derwische, dann die Ulemas mit der Bahre und nach diesen wiederum einige hun­dert Derwische; von diesen hatten viele den ganzen Oberkörper ent­blößt. Zu beiden Seiten der Bahre wurden Weihrauchpfannen ge­tragen und dem Zuge folgten 30 Karossen, unter denen sich auch die einiger Prinzen und Würdenträger befanden. Die Speisen wurden auf dem Grabe an die Armen verteilt, die Büffel wurden geschlachtet und gebraten und das Fleisch sofort von den Leidtragenden verzehrt. Durch ein Gebet für den Verstorbenen hatte diese Feier ein Ende. y.

Literarische Umschau.

Herzog Karl und die Geschichte des Aufstandes und Schloßbrandes zu Braunschweig   1830. Quellenmäßig dargestellt. Braunschweig  . Drud und Verlag von A. Vogel& Co. Preis 50 Bfg. Wir erinnern hier unsere Leser an ein Schriftchen, das bereits mehrere Auflagen erlebte und in ruhiger und sachlicher Weise ein Stüd der neueren deutschen   Geschichte behandelt. Wem wäre nicht der ,, Diamantenherzog  " bes tant oder wer hätte nicht von ihm gehört? Ebenso die großen Mühen, die sich dieser abenteuerliche Herr gegeben, um wieder den Tron von Braunschweig einzunemen, bis er schließlich von Genf   aus jene Reise unternemen mußte, von der auch der glüdlichste Abenteurer nie mehr wiederfert; und dann ist endlich wol bekant, wie ihm die Stadt Genf  , der er sein nicht unbeträchtliches Vermögen testamentarisch zugewiesen, ein Denkmal ges jezt, das nach allen bildlichen Darstellungen, die mir zu Gesicht famen, zu schließen, ebenso geschmacklos ist, wie das Leben des im vorliegenden Büchlein geschilderten Heldens selbst. Der Verfasser schildert nun das Leben des lezteren in der gewissenhaftesten und unparteiischsten Weise und vergißt ebensowenig Belege für seinen Geiz wie für seine Herschsucht und die verschiedensten Intriguen, welche seitens seiner Neider und Gegner zu seinem Sturz angewandt wurden, anzufüren. Dabei läßt er aber auch dem Herzog Karl volle Gerechtigkeit wiederfaren und zeigt schon eingangs seiner Schrift, wie derselbe durch eine ganz falsche und verkehrte Erziehung, förmlich zu dem präparirt wurde, als den er sich später zeigte. Wir raten jedem unserer Leser, die par Pfennige daran zu nrt. wenden und sich das interessante Büchlein anzuschaffen.

Redaktionskorrespondenz.

Brandenburg F. T., Bonn   Stud. A., Hannover   Frau 8. Ihre Arbeiten sind für die ,, Neue Welt" nicht zu verwenden.

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Inhalt. Im Kampf wider alle. Roman von Ferd. Stiller.( Forts.) P. K. Rosegger, ein echter und rechter Volksdichter. Von Manfred Wittich. Geschichtliche Gespenster. Streifereien im alten und neuen Athen  . Von K. Kassan.( Forts.) Im Dorf der Schmied. Eine Geschichte aus dem Elsaß   von Dr. Max Vogler.( Forts.) Boetische Aehrenlese: Unsere Zeit. Von Anastasius Grün  . Humanität. Eine Winterplauderei. Von einem Arbeiter. Zuckereichhorn im berliner Aquarium.  ( Mit Jllustration.) steins.( Mit Jllustration.)- Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Statistik der Teaterbrände. Ein sonderbares Testament. Leichenbegängnis ( Mit Jllustration.) Seni an der Leiche Wallen eines mohamedanischen Heiligen.- Literarische Umschau. Redaktionsforrespondenz.

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Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser   in Stuttgart.  ( Neue Weinsteige 23.)

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Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  .

Druck und Verlag von Franz Goldhausen in Stuttgart  .