Sallat, Kirschen, Erdbeeren, roth und schwarze Artischotten, Erbsen­Schotten und sonstiges allerlei Obst.

Sonsten noch mehr: 2 Wagen Kohlen, Holz nach Nothdurft Töpfe soviel von Nöthen."

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Wenn wir nun diesem auch noch hinzufügen, daß Wallenstein   sich 3. B. 16 Kammerherrn und 60 Edelknaben hielt, so wird das Quantum, welches an ,, einem Tag" vertilgt wurde, immer noch groß genug er­scheinen und mag uns dieses eine Beispiel ein Bild von der Verwüstung geben, welche die wallensteinische Soldateska anrichtete. Daß Deutschland  so ausgesogen wurde, daß es heute noch vielfach an den Folgen leidet ist demnach nur zu erklärlich. Wirth, dessen Geschichte der Deutschen  " wir dieses Aftenstück entnemen, teilt aber auch auf den nächsten Seiten mit, daß Johann Kepler   die 11 817 Gulden, welche ihm die kaiserliche Kaffe zu Wien   an restirendem Gehalt schuldete, weder vom Kaiser, noch vom Reich, noch von Wallenstein  , an den er gewiesen wurde, erhielt. Er mußte langsam verhungern und hinterließ bei seinem Tode an barem Gelde 33 Gulden und einen elenden Gaul, aus dessen Verkauf 11 Gulden gelöst wurden. Diese Tatsache und der fette Küchenzettel Wallensteins nebeneinandergestellt, sind wie nichts anderes geeignet uns -die hohe Kulturbedeutung" des Krieges plausibel zu machen.-

nrt.

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Genügt die Religion einem allen Menschen ursprünglich innewohnenden Bedürfnisse? Das ist eine Frage, welche von allen Frommen unbedenklich bejaht und in dieser Bejahung gewissermaßen als Dogma verfochten wird. Nur eine Art Sündenfall, verschuldet durch die abscheuliche Zivilisation, soll die Verdunklung dieses Bedürfnisses in vielen unserer modernen Menschenseelen auf dem Gewissen haben. Unglücklicher Weise gibt es aber ganze Völker, die einem sogenanten Naturzustande noch ganz außerordentlich viel näher stehen, als der kul­turverdorbene Europäer, und bei denen dennoch weder das religiöse Bedürfnis ursprünglich vorzufinden noch auch mit größter Mühe fünft­lich zu erwecken ist. Zu diesen Völkern gehören die Abchasen, auch Abasen genant, der eine etwa 125 000 töpfe starke Hauptstamm der Tscherkessen auf der Südseite des Kaukasus  . Mit Sicherheit herauszu bekommen, an was die Abchasen eigentlich glauben, ist bis heute noch nicht möglich gewesen. Sie haben zwar vor alters sich äußerlich zum Christentum, später zur Religion Muhameds bekant und noch heute nennen sie sich zum Teil Christen, zum Teit Muhamedaner, kommen auch allen Bekehrungsbestrebungen in bereitwilligſter Weise entgegen, aber selbst die eifrigsten christlichen Missionäre dürfen sich deswegen nicht mit der Hoffnung schmeicheln, bei ihnen für den Himmel viel profitirt zu haben oder überhaupt profitiren zu können. Jeder Abchase tritt mit Vergnügen durch die Taufe in den Bund des Christentums, wenn er nur eine Kleinigkeit, einen Silberrubel, ein Kreuz oder der­gleichen dabei herausschlägt; wenn es nicht anders ist, tut er es auch one reellen Verdienst der Regierung oder dem Missionar zu Gefallen. Hauptsache ist ihm, daß er recht oft von einer Religion zur andern übergehen kann, damit schlägt er doch immer etwas heraus und wenn er sich eben nur auf kurze Zeit einen neuen Freund erwirbt. Die Ab­chasen sind also sehr umgängliche und für alle Religionen zugängliche Leute, daß sie aber nur die Spur eines tiesinnerlichen Bedürfnisses für irgend eine Religion verraten, wird gewiß selbst ein Religionsfanatiker nicht behaupten.

XZ.

Der Judeneid im Mittelalter zeigt die raffinirtesten Sonder­barkeiten, sowol in seinen Worten als in den Ceremonien, unter denen er geleistet werden mußte. Der rohen und unverständigen Rechtspflege jener Zeit kam es darauf an, die vermeintlich ehr- und gewissenlosen Juden vom Meineide zurückzuschrecken und nicht minder die Verhaßten zu demütigen. In den Gesezen Karls des Großen findet sich die Weisung: ,, streue Sauerampfer zweimal vom Kopf aus im Umkreis seiner Füße; wenn er schwört, soll er da stehen und in seiner Hand die fünf Bücher Moses   halten gemäß seinem Gesez; und wenn man sie nicht in hebräischer Sprache haben kann, so soll er sie lateinisch haben." Eine Vorschrift aus dem 11. Jarhundert lautet: ,, ein Dornenkranz soll ihm auf seinen Hals gesezt, seine Kniee umgürtet werden und ein Dornenzweig von fünf Ellen Länge, voll Stacheln, soll ihm, bis er den Eid vollendet hat, zwischen den Hüften durchgezogen werden. Wenn er heil davon fomt, hat er sich von der Anschuldigung gereinigt." Bei dieser Prozedur ,, heil davon zu kommen" war natürlich unmöglich, daher war der Jude, mochte er nun eines kleinen Diebstals oder der Brunnenvergiftung und Hostienschändung angeklagt sein, regelmäßig auch wirklich schuldig. Andere Formalitäten trugen mehr den Karakter des Demütigenden.

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Der schwörende Jude mußte entweder auf der Haut eines Schweines, des durch Mose   verpönten Tieres, stehen und seine Hand bis zum Ge­lenk in die fünf Bücher Mosis stecken, oder er mußte auf den nackten Körper einen grauen Rock und graue Hosen ziehen, einen spizigen Hut auffezen und auf eine in Lamblut getauchte Haut treten. In Schlesien  stellte man den eidleistenden Juden auf einen Stul, damit er be­ständig Furcht vor dem Umschlagen hegen sollte. Fiel er wirklich, so mußte er eine Buße geben, fiel er viermal hinunter, so hatte er seinen Prozeß verloren.

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XZ.

Martin Luthers   Ansicht über die Ehe, insbesondere auch die Civilehe. Es ist ein hoher Stand, wenn er wolgerät, sagt Luther   in seinen berühmten ,, Tischreden", da er aber nicht gerät, so soll einer lieber tot sein, denn einen sichtlichen Teufel an der Seite haben. Darum ist das ein seliger Mann, der eine gute Ehe hat, wiewol es eine seltsame Gabe ist. Das ist ein gemarterter Mann, des Weib und Magd nichts weiß in der Küche. Es ist prima calamitas ex qua multa mala sequuntur( das Grundübel, aus dem viel Unheil heroor­geht). Die Ehe ist ein weltlich Ding mit allen ihren Um­ständen, gehet die Kirch' nichts an, denn soviel es die Gewissen belanget. Wir sind Hirten über die Gewissen, nicht über Leib und Gut. Die Liebe ist die Substantia und das Wesen, der Grund, worauf die Ehe stehet. Kinder sind das lieblichste Pfand in der Ehe, die binden und erhalten das Band der Liebe; es ist die beste Woll' am Schaf. Der Ehestand ist Gottes Ordnung und Kreatur, der Satan ist dem Stande feind. Es gehet in der Ehe nicht allezeit schnurgleid) zu; es ist ein zufällig Ding, des muß man sich ergeben.- Die Weiber find wol Beredt und können die Rhetorik wol, welche doch die Männer mit großem Fleiß lernen und überkommen müssen. Die Ehen sind gemeiniglich färlich unglücklich, da einer eine oder einer eine mit Kindern nimt. Ja wenn Vater oder Mutter fromm( Luther   will hier damit sagen: brav, edel) sind, so muß es sich leiden. Aber novem ubi sunt? Wo findet man's?

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XZ.

Fenerbeständige Urkunden will 2. Frobeen, Berlin   herstellen dadurch, daß er 95 Teile mit übermangansaurem Kalium und schwefliger Säure gebleichter Asbestfasern mit 5 Teilen Faserstoff zu Papier ver­arbeitet und der Tinte oder Druckerschwärze Platinchlorid zusezt. Zu farbigen Schriften soll sich folgende Mischung eignen: 68 Teile metal­lische Farbe( Metallglasurfarbe), 25 Teile beliebige Aquarellfarbe, 2 Teile trocknes Platinchlorid, 5 Teile Gummi arabikum. Der Genante hat sich natürlich seine Erfindung patentiren lassen. ff.

Sprechsal für jedermann.

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,, Ein Haus in Bewegung" lautet die Ueberschrift eines Artikels mit Juustratiion in Nr. 2 dieses Jargangs, deffen Richtigkeit hiermit, soweit er Amerika   betrifft, von einem Deutschen   in Chicago   bestätigt wird. Die Fortschaffung von Häusern nach ent fernten Stadtteilen ist in amerikanischen   Städten, speziell Chicago  , sehr häufig und ist es nichts seltenes, daß wärend des Umzugs die Bewohner des Hauses darin verbleiben und ihren täglichen Verrichtungen nachgehen, d. h. den Verkaufsladen offen halten, fochen, auch Klavier spielen 2c. Es sind dies meist Holzbauten, welche auf die in ber obenerwänten Schilderung angegebene Art transportirt werden, doch machen auch( Back) Stein- Gebäude hie und da solche Wanderungen. Statt eines Flaschenzugs wie auf der Illustration wird gewönlich ein Göpelwert mit einem oder zwei Pferden an gewendet. Im Lauf des verflossenen Jars wurde hier zum Zwecke der Erbreiterung der State Street die auf der einen Seite der Straße liegenden Gebäude auf einer Strede von drei englischen Meilen, sämtlich über zwanzig Fuß mittels Walzen zurüdgerüdt und gleichzeitig wegen Erhöhung des Straßen- Niveaus auch in die Höhe geschraubt, welch lesteres mit den Häusern auf der andern Seite der Straße noch zu geschehen hat. Bei Gelegenheit dieser Straßenerweiterung und Nivellirung wird die bisherige Pferdeeisenbahn in eine Kabelbahn umgewandelt, die binnen kurzem für den Betrieb fertig gestellt sein wird. Die Einrichtung derselben ist kurz folgende: Zwischen den Schienen der Bahn läuft der in einer Hölung unter dem Straßen- Pflaster befindliche Draht( Kabel), der von der Centralstation aus mittels Dampftraft in beständige Be wegung gesezt wird. Die Personenwagen stehen mit diesem Kabel in Kerbindung durch eine Vorrichtung( Art Klammer), welche von der Mitte des Wagens durch den engen Spalt an der Oberfläche des Pflasters nach dem darunter sich hinziehenden Kabel reicht, sich daran festklammert, und also von diesem fortbewegt wird. Um die Wagen an zuhalten oder wieder in Gang zu bringen, genügt die Loderstellung, resp. Wieder Anspannung der Vorrichtung.

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Die meilenlangen, geraden Straßen der amerikanischen Städte bieten bedeutende Vorteile für solche Kabelbahnen, durch welche die Fargeschwindigkeit voraussichtlich vers doppelt wird. Chicago  , 27. November 1881. J. Mark.

Redaktionskorrespondenz.

Hamburg  . J. D. F. O. Ihr ,, Gedicht" ist keins; außer dem guten Willen und allenfalls dem in sehr unbestimten Umrissen angedeuteten Grundgedanken ist nichts baran zu loben. Versuchen Sie einmal, das, was Ihre Verse sagen sollten, in logisch klarer Brosa auszudrücken.

Inhalt. Jm Kampf wider alle. Roman von Ferd. Stiller.( Forts.) Die deutschen Frauen im Zeitalter der Minnepoesie. Von Manfred Wittich. Die Religion der Vergangenheit und der Zukunft. Von Dr. A. Jsrael.( Forts.) Eine Geschichte aus dem Elsaß   von Dr. Max Vogler.( Forts.) Jm Dorf der Schmied. Heinrich von Kleist.  ( Forts.) ( Mit Illustration.) Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Ein Küchenzettel Wallensteins. Ein Nachtbild aus der Gesellschaft. Genügt die Religion einem allen Menschen ur forünglich innewohnenden Bedürfnisse? Der Judeneid im Mittelalter. Martin Luthers   Ansicht über die Ehe, insbesondere auch die Sprechjal für jedermann: Ein Haus in Bewegung."-Redaktionsforrespondenz.

Civilehe.

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Feuerbeständige Urkunden

Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser   in Stuttgart.  ( Neue Weinsteige 23.) Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  . Druck und Verlag von Franz Goldhausen in Stuttgart  .

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