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er dir getan? Er will dir und der Couleur in großer Not mit all' seinem Geiste und seiner Energie beispringen
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" Ach nun fängt er auch mit an Thor , ich bitte dich- " Nein, schweig du, Schleiermacher , hier sind wir nicht auf der Kanzel, wo nur einer allein sprechen darf. Laß den Helfer in der Not reden weniger Rat, als du, weiß er auch nicht-" Die Resi brachte eben frisches Bier und Faß fam seinem lieben Thor aus persönlicher Hochachtung einen Ganzen auf's Spezielle, dann pflanzte er sich in würdigster Positur am Ende der Kneiptafel auf, rief Silentium! und begann:
" Ja ich will, selbstlos wie gute Menschen nun einmal sind, nunmehr meine fürtrefflichen Gedanken vor den Teologen werfen mag er sie aufheben und in die Münze schleppen zum Heile unserer erlauchten Verbindung, er kann nichts besseres tun, es ist eitel Gold."
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Faß die Einleitung ist geschenkt. Wenn ich nicht in der nächsten Minute weiß, was du eigentlich willst, verlaß ich die Kneipe und du siehst mich heute nicht wieder"
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Nun denn ich weiß ja, Undank ist der Welt Lohn! hört: Wir müssen sofort, koste es was es wolle, einen großen, einen niedagewesenen, einen General pump anlegen " Da haben wir's!" stöhnte Schleiermacher . Ridiculus mus*), , Ridiculus mus*), wie ich's voraus wußte."
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„ Er begreift mich nicht, Thor , das ist das Ganze. Ich, Thor , ich behaupte, daß wir nur an der Zersplitterung unseres Pumpwesens so elend darniederliegen. Ein Duzend Manichäer kann den tapfersten Burschen umbringen, mit einem wird jedes Wickelfind fertig. Also wir gehen hin und pumpen auf Couleurkredit, für den wir solidarisch einstehen, 5 oder, wenn es sein muß, 10 000 Mark mit der ausdrücklichen Zusicherung, damit alle unsre übrigen Bären loszubinden nehmen also eine Art erste Hypotek auf, zalen anständige Zinsen dafür unter 15 Prozent, wird das freilich weder Jud noch Christ tun, und das große Werk ist vollbracht
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" Der Gedanke ist gar nicht so übel," meinte Thor . " Da hört doch aber alles auf," fur Schleiermacher empor. " Hast auch du noch solche Illusionen es ist kaum glaublich es ist kaum glaublich einen Menschen, der dumm genug ist, uns 10 000 Mark zu pumpen, finden wir doch auf der ganzen Gotteswelt nicht!-" " So? Kleingläubiger!" erwiderte Faß salbungsvoll. Auf dein ehrliches Pfaffengesicht gibt allerdings kein Teufel einen Pfifferling aber außerordentliche Zeiten verlangen außerordentliche Maßregeln wir müssen Sicherheit gewären-" „ Lächerlich!"
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" Sehr ernsthaft so nämlich: eine ganze Anzal von uns befizt Vermögen oder hat es mit voller Bestimtheit zu erwarten - außerdem werden die meisten von uns binnen einigen Jaren in Amt und Würden sein-
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" Ich möchte wissen, was davon zum Beispiel bei dir zutrifft?" " Bei mir? Wenn er die Finger nicht legt in die Nägelmale, so glaubet er nicht. Ich habe nicht weniger als einen Onkel und drei Tanten zu beerben, und was meine dereinstige Stellung in Staat und Gesellschaft anbelangt, so werde ich über ein kleines vor euren Augen aufsteigen wie ein Meteor
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Thor hatte bis zulezt ruhig zugehört. Jezt unterbrach er den wieder zu einer großen Bierrede ausholenden Bundesbruder.
" Faß hat den einzigen Ausweg angedeutet, der wert ist beschritten zu werden. Wir können scheitern, aber wir müssen nicht. Ich weiß einen Philister, der das Geld zu solch einem Arrangement hätte und niemals abgeneigt ist, zu profitiren."
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" Ja, wenn du, Thor , die Sache in die Hand nehmen wollbegann sich nun der Teologe auf den Vorschlag einzulassen. " Ich werde mich gern dabei engagiren und mich mit meinem Vermögen für ein- oder zweitausend Mark verbürgen."
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Wer ist aber der Pumpier ich versichere dich ich habe feine Ahnung, daß es für uns solche Geldquellen gibt „ Ein gewisser Specht- Bauunternehmer nent er sich und ein mit allen Wassern gewaschener Spekulant und Halsabschneider ist er
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Der Teologe Becker horchte bei der Nennung dieses Namens auf:
*) ,, Lächerliche Maus," aus dem lateinischen Sprüchwort: Parturiunt montes, nascetur ridiculus mus, 3. D. es freißen die Berge und geboren wird eine lächerliche Maus.
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hat er eine Tochter?"
„ Und was für eine. Kent diese unschuldige Seele die angestamte Herrscherin unserer residenzstädtischen Jeunesse dorée, die Königin der Nacht- Elfriede Specht nicht einmal!"
„ Er ist ein Barbar was weiß er, welch' Gestirn in JungHellas die Nacht zum sonnigen Tage macht!" deklamirte Faß dazwischen. Ich habe dieser modernen Lais bereits einen nur notgedrungen platonischen Kultus gewidmet, als ich in Sekunda offiziell im Herodot herumstöberte und heimlich Aristophanes verschlang." Schleiermacher machte eine Bewegung, als ob ihn heftiger Efel beschleiche.
" So hat also mein Vater auch in diesem Falle recht- diese Specht ist eine Verworfene und Verlorene und unser Haßler oder vielmehr seine arme Schwester
Er unterbrach sich. Diesmal interessirte sich Thor , wie es schien, für das, was soeben gesagt worden war.
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" Dein Vater- mein Leibfuchs seine Schwester-, was haben die mit der Königin Elfriede zu tun?"
" Ich will es dir sagen, Thor , ich wußte onehin nicht recht, was eigentlich in der sonderbaren Angelegenheit am besten zu tun wäre, aber nur dir allein-"
" Wir sind Bundesbrüder, Schleiermacher! Was du mir sagen willst, kanst du unserem urbraven Faß gewiß ebensogut anvertrauen." Faß erhob sich.
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" Lass ihn nur ich gehe allen Heimlichkeiten, wenn sich's irgend tun läßt, meilenweit aus dem Wege," sagte er sehr ruhig. " Zudem hat der Mohr heut seine Schuldigkeit getan- und ihm hab' ich gezeigt, daß da der Weizen meines Geistes noch blüht, wo bei ihm auch nicht' mal' ne Spur von Mos noch zu haben ist. Gehab' dich wol, Mann Gottes ist. Gehab' dich wol, Mann Gottes ich spiel ' ne Partie Karambolage
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Er trank in einem einzigen Riesenzuge sein fast noch halbvolles Glas aus und ging würdevoll, wie etwa ein römischer Feldherr im Triumphzuge, von dannen.
Der Teologe Becker erzälte.
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Sein Vater, das heißt sein Pflegevater, war der Konsistorialrat Kölle. Er war eine Waise, Kind ärmster Leute, das im Alter von zwei Jaren von einer reichen, kinderlosen, damals schon älteren Dame an Kindesstatt angenommen worden war. Diese Dame hatte als wolfonservirte Fünfzigerin vor etwa zwölf Jaren den gänzlich vermögenslosen, aber dafür mehr als zwanzig Jare jüngeren Diakonus und Nachmittagsprediger Kölle geheiratet. Der arme Nachmittagsprediger hatte troz seiner bedeutenden und vielseitigen Gaben wenig Aussicht gehabt, rasch empor zu klimmen auf der steilen Leiter der protestantischen Hierarchie. Der reiche, mit mehreren angesehenen und einflußreichen Patrizierfamilien verwant gewordene Diakonus stieg rasch und leicht in Ansehen, Gunst, Einfluß und Stellung. Fast im Handumdrehen war er Subsenior, bald darauf Senior, dann erhielt er den Titel Konsistorialrat und den Vertrauensposten als Schulinspektor und Oberschulinspektor, und über kurz oder lang wurde er sicherlich in's Ministerium berufen und dann könte er's bis zum Ministerialdirektor und Wirklichen Geheimrat bringen, ehe er noch gar zu alt und grau geworden war.
Dieser uns wolbekante Pflegevater also hatte in den allerlezten Tagen seinen Pflegesohn und Nacheiferer gefragt, ob er einen Studenten Haßler kenne. Auf die bejahende Antwort hin teilte der Konsistorialrat seinem lieben Sohne, wie er den jungen Teologen stets nante, mit, daß er von der Schulvorsteherin Krause auf ein junges, hoffnungsvolles Mädchen aufmerksam gemacht worden sei, die Lehrerin in dem Institute der Frau Krause und mit einem Herrn Stein verlobt sei. Die Schulvor steherin sei um das Wolergehen des Mädchens warhaft besorgt, da sie sie warhaft mütterlich liebe, und habe Ursache anzunehmen, daß sie mit ihrem Verlobten niemals glücklich werden könne. Bei dieser Stelle der Erzälung unterbrach Thor ungeduldig den Teologen.
„ Alte Weiber und Pfaffen mischen sich in alles in der Welt. Nimm's nicht übel, Schleiermacher , du wirst hoffentlich ein Muster teologe."
Schleiermacher war purpurrot geworden vor Erregung.
" Mein Vater ist ein Musterteologe und überhaupt ein Mustermensch, Thor , er ist kein Pfaffein des Wortes unedler Be deutung; du haft in diesem Momente den Menschen, den ich au meisten verehre auf der Welt, schwer beleidigt."