Aber auch die Damen beschenkten ihre Ritter. Im dresdner historischen Museum befindet sich das Schwert Konrads von Winterstetten, ein Geschenk seiner Dame, die mit goldenen Buchstaben darauf schreiben ließ:
Konrad vihl werter Schenke Von Winterstetten hochgemut, Hierbei du mein gedenke:
Laß ganz keinen Eisenhut.
Schleifen und Bänder, Schürzen, Roßdecken, Aermel von eigenen Kleidern, auch Locken sind beliebte Damengeschenke, ja sogar das seidne Hemde, welches die Herzensdame trug, schenkte sie ihrem Ritter; der nahm es mit in die Schlacht und die Dame fülte sich geschmeichelt, wenn es recht zerfezt und zerhauen war und Zeugnis ablegte von der Tapferkeit des also Beschenkten. Die schöne Obylot im Parcival Wolframs trägt dem tapferen Garvan zu Ehren den zerfezten linken Aermel ihres Kleides, den dieser in das Schlachtgetümmel mitgenommen hatte, und freut sich der Lappen."
War der Minnevasall zu jedem galanten Dienst bereit, so nicht selten auch umgekehrt die Dame. Oft werden glückliche Ritter von ihren Gebieterinnen frisirt, Haupthar und Bart ge kräuselt oder in Zöpfe gewunden, wie das auch bei Männern Sitte war.
Natürlich spielt Kuß und Umarmung seine allbekante Rolle bei den Gunstbezeugungen. Zum Willkommen den Ankömling zu tüssen, war Vorschrift des guten Tons auch anderen als dem Geliebten oder Verwanten gegenüber. Merkwürdig ist dabei die stellenweis vielleicht auch bei den Deutschen nachgeahmte Mode der Franzosen, außer Mund und Wange auch die Nase, Kinn und Hals zu küssen!
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Daß von den liebenden Rittern auch der Liebe lezte und höchste Gunst ersehnt und erhofft ward, wird aus dem obigen genügend ersichtlich sein. Auf die diesfalsigen Gefaren brauchen wir nicht hinzuweisen. Bei den immer mehr um sich greifenden Wirren im Reich, des Fehdewesens und der allgemeinen Sittenverwilderung litt natürlich auch das Minnewesen. In der guten Zeit war das Weib aus der Kemenate heraus an die Tafel ge= fürt worden, in bunter Reihe saßen Männlein und Weiblein bei Schmaus und Spiel um die Tafeln, wärend früher höchstens die Hausfrau fremden Gästen zu Ehren dem Male beiwohnte. Als nun die Gastereien in Saufgelage sich umwandelten, flohen die Frauen wieder in ihre Gemächer zurück. Der poetische Schimmer
erlosch, der Idealismus verflog, um roher Sinnlichkeit das Feld zu räumen. Das Rittertum begann wie der edle fromme Parcival um wie Tristan zu enden.
Alles ging niederwärts, auch die Turniere. Diesbezüglich sagt schon Reinmar von Zweter :
Turniren war ehmals ritterlich
Nun ist es rinderlich, to bend, Todesreise ,,, mordreich."
Mordmesser und Mordkolben, geschliffne Aerte zu des Mannes Tod, So ist nun das Turnier gestellt
Deshalb werden schöner Frauen Augen rot und ihre Herzen kalt, Wenn ihren lieben werten Mann sie wissen in Todesnot. Als man turniren pflegt auf Ritters Lehre
Mit hohem Mut, mit Anstand und um Ehre, Da hat man um eine Decke
Ungern erwürget einen Mann: Wer das jezt tut und das wol kann, Der dünket sich im Feld ein Recken.
Ich füle ebensowenig hier, wie oben bei den Herenprozessen den Beruf, den Schleier von den Ausgeburten sinkender Bildung, von den Sünden der mittelalterlichen ritterlichen Gesellschaft, der Männer wie der Frauen, abzuziehen. Sollte ich aber von den Lichtseiten ein einigermaßen anschauliches Bild gegeben, vielleicht bei dem oder jenem blos absprechende Urteile über das finstre barbarische Mittelalter" wankend gemacht oder gar wärmere Teilname für mittelalterliches Leben und mittelalterliche Kunst erweckt haben, so wäre mein Zweck, der mir beim frölichen Niederschreiben dieses Aufsazes vorzüglich vorschwebte, auf das schönste erreicht. Wir nehmen für heute Abschied von den freundlichen Leserinnen und Lesern mit dem Versprechen, bei passender Gelegenheit vielleicht auch einmal ein Wörtlein zu verlieren über die deutschen Frauen der Neuzeit in Leben und Dichtung. One Nationalitätsdusel stimme ich dem Lobe unseres Walther bei und schließe mit seinem Versprechen:
Ich will deutschen Frauen sagen Solche Kunde, daß sie desto baß Aller Welt sollen behagen:
One groß Belohnung tu ich das. Was wollt ich zum Lohne?
Sie sind mir zu hehr
Ich bin so bescheiden, bitte um nichts mehr
Als daß sie mich grüßen schöne!
So bitt' auch ich um freundlichen Urlaub, süßen Gruß und Abschieds Minne! Ade, ich far' dahin!
Wie man sich zur Bopfzeit an deutschen Höfen amüsirte.
In jenen Tagen, in denen Maria Theresia und Friedrich der Große unablässig, sei es mit den Waffen, sei es mit diploma tischen Schachzügen gegen einander kämpften, gab es zwei gleich verlockende Vorbilder für die deutschen Höfe. Je nach dem Einfluß, den Religion und politische Farbe auf dieselbe nahmen, eiferten sie entweder dem österreichischen oder preußischen Hofe nach.
Die Hoheiten von Döntheim bekanten sich zu dem evangelischen Glauben, standen aber mit ihren politischen Sympathien auf Seite der großen Kaiserin. Die Folge war, daß an dem Hofe eine doppelte Beschränktheit, Engherzigkeit und Steifheit herschte. Einerseits machte sich eine fast puritanische Sittenstrenge und peinliche militärische Disziplin geltend, andererseits die schwerfällige starre spanische Etikette.
Unter diesen Verhältnissen war es sehr begreiflich, daß das Leben in der Residenz zu Döntheim langweilig wie eine Jdylle von Geßner war.
Diese Monotonie entsprach jedoch in keiner Weise dem Karakter und den Neigungen der hohen Herrschaften. Hätten dieselben ihrem Geschmack nachgegeben, so hätte sich der Hof zu Döntheim one Zweifel in kürzester Zeit in ein kleines Versailles verwandelt. Sie wagten es aber nicht, an den alten Traditionen zu rütteln, der Residenz und dem ganzen Lande ein Aergernis zu geben, und so war es natürlich, daß sie Mittel und Wege suchten und fanden, sich außerhalb der engen, ängstlichen Welt, in der sie sich
bewegten, zu amüsiren und zwar sehr gut zu amüsiren. Jedes in seiner Weise.
Fürst Karl von Döntheim begab sich jedes Jar für mehrere Monate nach Wien . Damals währte die Reise volle vierzehn Tage. Wenn man also einen Monat auf dem Hin- und Herweg zubrachte, war es fein allzugroßer Erzeß, wenn man sich an dent Orte selbst ein bis zwei Monate aufhielt. Der Fürst erschien jedesmal im strengsten Inkognito unter dem Namen eines Herrn von Homburg in Wien und stellte sich erst in den lezten. Tagen in der Hofburg vor, um doch auch einige Hoffeste mitzumachen. Was er eigentlich in Wien trieb, darüber beobachteten die ihn begleitenden Personen ein ebenso strenges Stillschweigen, wie er selbst, und da sich kein Chronist fand, der diese fürstlichen Erkursionen durch seine Feder verewigt hätte, und auch kein Kammerdiener un die Person des Fürsten war, der, gleich jenem Napoleon I. , Memoiren hinterlassen hätte, so ist die Nachwelt leider ausschließlich auf Mutmaffungen angewiesen.
Ein einziges Dokument existirt, das etwas Licht auf diesen Licht. fürstlichen Zeitvertreib wirft und zwar ein sehr eigentümliches Licht. In einem alten, der durch mehrere Generationen die Kontobuche findet sich ein Bosten von hundertzwanzig ReichsGoldschmiedekunst treibenden Familie Steinfeld in Wien gehörigen talern eingetragen, mit der Bemerkung: Für einen der Tänzerin Signora Tamborini geliferten Schmud aus Granaten und Rauten, von dem hochedeln Herrn von Homburg richtig erhalten.