-
den verschiedensten deutschen, vom Volksmunde gebildeten Bezeichnungen Bewohner unserer Heimat.
Dagegen sind die gelb und braun gefärbten Fig. 5, die lichtzarte Fig. 6, die schön rote Fig. 10 und die durch ihre Form auffällige Figur 11 Bewohner Amerikas . Aus Asien stamt die süß duftende, originell weiß, braun und blau gezeichnete Figur 7, die aus nur we nigen, tiefgrünen, lederartigen Blättern aufsteigende, rein weiße Fig. 8 und die pomeranzengelbe, auf der Lippe braun- violette Zeichnung aufweisende Fig. 12. Südamerika gehören an Fig. 9, welche sich schon durch ihre Formen, mehr aber noch durch ihre prächtigen Farben auszeichnet, die durch Gestaltung und purpurne Färbung gleichfalls auffallende Fig. 13 und die große wolriechende Stanhopen( Fig. 14) mit ihren gelb bis tiefbraunen gefärbten und gefleckten Blüten. Den Schluß macht die gelblich- graue Blütentraube des chinesischen Cymbidium aloëfolium.
Das wäre in Kürze die ganze Gesellschaft. Was ihre sonstige Lebensweise anlangt zu beschreiben, überlassen wir einer fundigeren Feder. Für heute nur noch soviel, daß die Orchideen sich nicht allein durch ihren Farbenreichtum auszeichnen, sondern auch dadurch, daß der berühmteste Mann unter den Nachforschern der Jeztzeit, Charles Darwin , sich veranlaßt sah, über ihr Leben und Fortpflanzen ein Buch zu schreiben( deutsch von Viktor Carus:„ Die verschiedenen Einrichtungen, durch welche Orchideen von Insekten befruchtet werden"), das wie alle Werke des genialen Forschers die großartigsten Resultate für die Wissenschaft zutage förderte. Er weist darin nach, daß gewisse Insekten bei der Fortpflanzung dieser Blumen eine hervorragende Rolle spielen und wie hinwiederum erstere sich in Form und Farbe den lezteren annähern müssen, um aus dem Kampfe ums Dasein siegend hervorzugehen. Welche Rolle hierbei der angenehme Duft, Saft, die Form und Farbe der Blumen spielen, das zu beschreiben ergäbe ein recht angenehmes Kapitel, muß jedoch gleichfalls hier unterbleiben; nur ein kurz erzältes Beispiel am geflecten Knabenkraut( Orchis maculata) mag Plaz finden*).
Um ganz verständlich zu werden, wäre hierzu allerdings notwendig eine genauere Beschreibung der Blütenform; da dies jedoch nur mit Hilfe von Zeichnungen in übernatürlicher Größe möglich ist, und diese momentan fehlen, so versuchen wir es onedem. Beim Entfalten der Blüte der genanten Blume öffnen sich nämlich die inmitten befindlichen Staubbeutel, deren unteres Ende, ein schnabelartiges Gebilde, den Honigbehälter der Blume etwas überragend, geschlossen bleibt. Konit nun ein Insekt, z. B. die Schnepfenfliege, um den Honig einzusaugen, so stößt diese mit ihrem Köpfchen daran, das Schnäbelchen öffnet sich, eine klebrige, in der Luft sehr rasch trocknende Masse fließt heraus und bleibt an dem Kopf des Insekts fleben. Aber mit der festgetrockneten Klebmasse ziet sich nun auch die im Staubbeutel der Blume befindliche geftielte Bollenmasse heraus und fizt teulenförmig am Kopf der Fliege, so daß diese mit zwei Hörnern ausgestattet ist. Würden nun aber diese Hörner" ihre ursprüngliche Lage oder Stellung innebehalten, so würde bon einer Befruchtung eines anderen Individuums keine Rede sein können. So aber verändert sich in den nächsten Sekunden und zwar geschieht dies nach Beobachtungen auch, wenn man die Pollenmasse an einem sonstigen spizigen Gegenstand aus Holz 2c. festkleben läßt die Stellung dieser„ Hörner" genau in der Weise, daß dieselben, wenn das Insekt einer andern Orchidee seinen Besuch zum Zweck des Honigsaugens macht, die empfängnisfähige Narbe berüren, um dort von der befruchtenden Bollenmasse eine Schicht abzusezen. Da mehrere solcher Schichten vorhanden sind, so kann ein Insekt auch an mehreren Exemplaren die Fremdbestäubung vollziehen.
-
Nicht war, dieser einfache Vorgang ist sehr ,, wunderbar" und desein treffender Beweis der ,, Vor
halb auch
-
so kann man meinen
-
fehung"? Doch weit gefehlt, denn auch dieser etwaigen Folgerung haben die bösen Naturforscher einen Riegel vorgeschoben, indem sie beobachteten und mitteilten, wie gerade gewisse Orchideenarten in manchen Gegenden, wo die Vermittler ihres Fortpflanzungsgeschäfts fehlen, sehr selten oder garnicht vorkommen. Warum sind die Liebesboten dieser farbenprächtigen Gewächse nicht dort auch„ vorgesehen"? Soll sich das Menschenherz nicht auch dort an deren Formen- und Farbenpracht erfreuen?- Ja wenige imftande, sich selbst zu befruchten, bei einigen, wo dies geschieht, soll jogar eine Degeneration, bei andern Bergiftung eintreten. Aber dieſe Art der Weitererhaltung ist nicht nur wunderbar, sie ist noch mehr sinnreich. Nehmen wir nur an, ein schlauer bunter Schmetterling liebt eine ebenso schöne Blume, er labt sich an deren Nektar und muß one alle Galanterie dafür ihrem Geschlechte das Leben fristen helfen! Würde man dabei auch noch an die aufgesezten Hörner- 11 par solcher an den Kopf geklebten geftielten Bollenmassen beobachtet man hat Insekten mit die uns vom stärkeren Geschlecht" hie und da passiren, so gewinnen - denken und Analogien ziehen zwischen diesem und Vorkomniffen, diese Liebesgeschichten der Blumen noch größeres Interesse. Sogar den Tod finden diese freundlichen Boten der Blumenliebe in ihrem schönen Beruf, aber das hält ihre Genossen nicht ab, der süßen Beschäftigung immer wieder nachzugehen- ganz wie bei uns! So betrachtet, ge,, N.." wolbekanten Dr. Arnold Dodel- Port in Illustrirtes Pflanzen" Wir folgen dabei der trefflichen Ausfürung des den Lesern der leben", dessen neu erschienene Lief., 4 u. 5 wir in den nächsten Nummern eingehend besprechen werden.
D. Verf.
215
winnen die unscheinbaren, järlich kommenden und gehenden Blümelein wie die Fliegen, Schmetterlinge und dergleichen eine viel größere Wichtigkeit, als wenn man sie durch die graue Brille teologischer Weltanschauung betrachtet, ja diese als nüchtern verschriene Naturbetrachtung ist sogar in viel höherem Grade von poetischem Hauche umwoben, als sich manches ,, Ebenbild des Schöpfers", das hochnäfig an derartig Unscheinbarem vorübergeht, träumen lassen kann.-
nrt.
Macbeth und die Heren.( Illustration S. 212.) Vor kurzem erst, in Nr. 5, brachten wir eine der lieblichsten und schönsten Frauengestalten, die von der Muse des großen englischen Dichters gezeugt wurden. Heute führen wir eine Szene aus einem seiner Hauptdramen im Bilde vor, die allerdings nichts weniger als schön und von der Lieblichkeit und Treue der Liebe Julie Capulets sehr grell kontrastirt, dabei aber den Theil eines Werkes bildet, das durch seine dramatische Wirkung nicht minder groß und bedeutend ist wie das Drama der Liebe Romeos und Julias. Macbeth war der Sage nach schottischer Feldherr, in Wirklichkeit war er im 11. Jarhundert 10 Jare lang König von Schottland , dessen Thron er bestieg, nachdem er seinen eigenen Verwanten, den König Duncan ermordet. Zehn Jare regierte er tyrannisch und wurde schließlich von Macduff, Than von Fife und Malcolm, dem Sohne des gemordeten Duncan besiegt und getötet. Aus diesem Stoff hat Shake speare sein Drama ,, Macbeth " geschaffen, auf das wir hier nicht näher eingehen, sondern nur über die demselben entnommene illustrirte Szene einige Worte verlieren, in die der Dichter die dramatische Schuld verlegt hat.
Auch die Heren sind Sage, aber der Dichter benuzt sie nur, uns die bösen Regungen, um uns das erst noch im Innern Macbeths geplante Verbrechen zu versinnlichen. Deswegen stellt er wol auch eine Besprechung der drei Heren an die Spize des Stückes und läßt sie die Verführung des treulojen Feldherrn beratschlagen. Nachdem sie den Ort des nächsten Stelldichein bestimmt, entwickelt sich folgendes Gespräch:*) ,, Dritte Here. Dort fürt Macbeth sein Heer zurück. Zweite Here. Dort verkünden wir ihm sein Glück! Erste Here. Aber die Meisterin( Hecate) wird uns schelten, Wenn wir mit trüglichem Schicksalswort
Ins Verderben füren den Helden, Ihn verlocken zu Sünd' und Mord.
Dritte Here. Er kann es vollbringen, er kann es lassen; Doch ist er glücklich, wir müssen ihn hassen.
Zweite Here. Wenn er sein Herz nicht kann bewahren, Mag er des Teufels Macht erfaren.
Dritte Here. Wir streuen in die Brust die böse Saat, Aber dem Menschen gehört die Tat.
Erste Here. Er ist tapfer, gerecht und gut;
Warum versuchen wir sein Blut?
Zweite und dritte Here. Strauchelt der Gute und fällt der Gerechte,
Dann jubiliren die höllischen Mächte."
Damit ist die Selbstbestimmung des Menschen ausgesprochen. Nicht das Schicksal fürt nunmehr sein Verhängnis herbei und verleitet ihn zum Bösen, in seiner eigenen Brust teimt es auf und reift, bis er endlich die grauenvolle Tat vollbracht, für die er denn auch voll und ganz büßen und die dramatische Sühne vollziehen muß. Doch den Glücklichen verfolgt und haßt das Verderben und so läßt denn dies auch der Dichter im 4. Auftritt, bei der verabredeten Hegenzusammenkunft auf der Haide aussprechen:
,, Dritte Here. Schwester was hast Du geschafft?
Erste Here. Einen Fischer fand ich, zerlumpt und arm,
Der flickte singend die Neze,
Und trieb sein Handwerk ohne Harm,
Als besäß' er köstliche Schäze,
Und den Morgen und Abend, nimmer müd, Begrüßt' er mit seinem lustigen Lied.
Mich verdroß des Bettlers froher Gesang,
Ich hatt's ihm geschworen schon lang und lang- Und als er wieder zu fischen war, Da ließ ich einen Schaz ihn finden; Im Neze da lag es blank und bar, Daß fast ihm die Augen erblinden.
Er nahm den höllischen Feind in's Haus, Mit seinem Gesange, da war es aus.
Die zwei anderen Heren. Er nahm den höllischen Feind ins Haus, Mit seinem Gesange, da war es aus!
Erste Here. Und lebte wie der verlorene Sohn, Ließ allen Gelüsten den Zügel,
Und der falsche Mammon, er floh davon,
Als hätt er Gebeine und Flügel.
Er vertraute, der Thor, auf Heyengold, Und weiß nicht, daß es der Hölle zollt!
Die zwei anderen Heren. Er vertraute, der Thor, auf Herengold, Und weiß nicht, daß es der Hölle zollt!
*) Wir zitiren nach der Bearbeitung Schillers, die leichter verständlich sein dürfte. Dieselbe ist auch als 8. Heft der Hausbibliotek" für 20 Bfg. beim Verleger dieses Blattes zu beziehen. Der Verf.