So wie der Schwefel darin erlosch, so erlischt ein brennender Holzspahn, ein Licht, kurz jeder brennende Körper, so wie man ihn in das Gas einfürt. Ein Tier erstickt alsbald darin und dies verschaffte ihm den Namen Stickstoff. Aus Stickstoff und Sauerstoff besteht also unsere Atmosphäre, und haben wir den

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Grabmal Theodorichs   zu Ravenna.  ( Jllustr. S. 272.) 8wei| inhaltsschwere Namen, an die sich manches großartige historische Ereignis knüpft! Ravenna  , die Stadt, in die sich die lezten Herscher des verfal­lenden alten Römerreichs teils schuzsuchend flüchteten, wo sie ihre Resi­denz aufschlugen, wo der große Dante, aus seiner Vaterstadt Florenz  verbant, jein ruhmvolles Dichterleben beschloß und einer der größten Dichter des 19. Jarhunderts, Byron, in den Armen der schönen Gräfin Guiccioli in Liebe schwelgte, hier stand auch der Königstron des Gotenkönigs Theodorich des Großen, von dem aus dieser seine Her­schaft über Rom   fürte und hier steht noch, wie unser Bild zeigt, das Denkmal, welches er sich selbst errichtete. Man sagt immer: ,, Wo es ein Aas gibt, da sammeln sich die Adler". Dies Sprüchwort hat sich auch an dem durch innerliche Fäulnis zugrunde gegangenen alten Rom   bewarbeitet. Nach allen Weltrichtungen hatte es zur Zeit seines Glanzes und Weltruhms seine Adler seinen Legionen siegreich vorantragen lassen und von allen Seiten brachen denn auch die früher unterjochten oder sonst beutelustigen Bölferschaften über seine Grenzen und suchten sich in den herlichen italischen Landschaften festzusezen, nach­dem sie dem dahinsiechenden Staatskörper noch vollends den Garaus gemacht hatten. Ein solcher gegenüber der alten im Niedergang be­griffenen Römerherschaft siegreicher Aar war auch Theodorich  , König der Ostgoten. Er war, wie man heutzutage sagen würde, der ,, natür­liche" Sohn von dem mit Walamir und Widimir die Ostgoten beher­schenden Theodomir und dessen Geliebten Ereliva und wurde 454, ein Jar nach dem Tode des gefürchteten Hunnenfürers Attila  , geboren. Ungefär sieben Jare alt wurde er an den Kaiserhof zu Konstantincpel gesant, um mit seinem Leben für die Aufrechterhaltung eines Friedens­vertrages zu bürgen, der zwischen dem Kaiser des oströmischen Reiches, Leo I.  , Macella oder der Mezger genant, und den drei genanten Brü­dern geschlossen worden. Zehn Jare verweilte er dort, und in dieser Gesellschaft mag er sich wol manche Lebenserfarung angeeignet und seine geistige Bildung gefördert haben. Gelehrte Kentnisse blieben ihm jedoch fremd und auch nicht einmal die Kunst des Schreibens erlernte er, so daß er noch im späteren Alter die vier Anfangsbuchstaben seines Namens vermittelst einer Blechschablone malte" oder schrieb". Jean Paul   hat an irgend einer Stelle seiner Werke einmal die Ansicht aus­gesprochen, ein Fürst natürlich hatte er die des vorigen Jarhunderts dabei im Auge brauche weiter nichts zu können als seinen Namen zu schreiben und auch da ließe sich allenfalls ein Stempel oder sonst eine mechanische Aushilfe schaffen. Wir erinnern hier daran, lediglich um zu verhüten, daß unsere Leser gegen Theodorich, der ja ca. 1400 Jare früher lebte, wegen seiner mangelnden Schultentnisse von vorn­herein eingenommen werden. Für die Ausbildung seiner ihm von Natur gegebenen Körperkräfte scheint er außerdem doch eifrig gesorgt zu haben, wenigstens erwarb er sich nach seiner Rückkehr in die Heimat, die 472 erfolgte, in einem Kriegszuge großen militärischen Ruhm und die Gunst der Ostgoten. Sein Onkel Walamir fiel in einer Schlacht, sein andrer Oheim war mit Kriegsvolk zu den Westgoten gezogen, und so wurde er denn, noch jung, als auch sein Vater gestorben, 475 durch einstimmige Wal auf den erblichen Tron der Amaler so hieß sein Geschlecht berufen. Zugleich hatte aber auch in Konstantinopel   ein Tronwechsel stattgefunden, der böse Kämpfe und Streitigkeiten zwischen Zeno   und Basiliskus im Gefolge hatte. Mit Hilfe Theodorichs behielt der erstere die Oberhand, der gotische Helfer ward mit Titeln und Ehren über­häuft und lebte in einer hervorragenden Stellung in Konstan­ tinopel  , wo ihm Zeno sogar eine Reiterstatue errichtete. Aber der Einfluß, den Theodorich allmälich gewann, mochte die Eifersucht des Byzantiners schüren und außerdem mochten auch die Unzuträglichkeiten, welche aus der Anwesenheit der rohen gotischen Kriegsmänner hervor gingen, den lezteren bestimmen, bereitwilligst seine Zustimmung zu geben, als der Gotenkönig einen Kriegszug gegen das weströmische Reich zu unternemen beabsichtigte. Vielleicht dachte auch der feige und unwür­dige Zeno auf diese Weise in den Besiz des gesamten römischen Reiches zu kommen. Sei dem wie ihm wolle, mit Winters Anfang 488 rückte Theodorich mit seinen Goten gegen Italien   aus und sein Zug soll sich nach einer Meldung auf 200 000, nach einer andern auf 300 000 Köpfe beziffert haben. Im Ganzen waren es an die 60 000 bewaffnete Männer, die den kriegerischen Angriff wagten und sich nebst Weib und Kind obendrein noch durch verschiedene seindliche Völkerschaften mit den Waffen den Weg bahnen mußten. Teils fanden sie nun noch Verstär­fungen in einigen germanischen Stämmen, teils war ihnen das Land jenseits der Berge als so wunderbar geschildert worden, daß die Begei­sterung, der Drang, dorthin zu kommen, die Kräfte verdoppelte. Im Früjar 489 stieg der Zug über die julischen Alpen und am 28. August desselben Jares schlug bereits Theodorich seinen Gegner Odoaker  , der damals König von Italien war. Die Schlacht fand am Isonzo   in der Nähe der Ruinen von Aquieji statt und ihr folgte eine zweite am 30. September, unter den Mauern von Verona  , die gleichfalls für das

beschriebenen Versuch nur einigermaßen sorgfältig angestellt, so sehen wir, daß etwa 15 der Luft verschwunden, also Sauerstoff gewesen ist. Genaue Untersuchungen ergaben als überall gleiche, beständige Zusammensezung der Atmosphäre in 100 Raumteilen, 12 Raumteile Sauerstoff und 79 Raumteile Stickstoff.

Gotenheer sieg: ich war. Nach einer dritten großen Niederlage flüchtete sich Odoaker   mit seinem Heere nach Ravenna  , wo er sich schließlich nach mehrjäriger Belagerung Theodorich ergeben mußte. Am 27. Februar 493 ward die Kapitulation unterzeichnet und am 5. März genanten Jares wurde Odoaker   auf einem Gastmale, das Theodorich veranstaltet, von lezterem ermordet. Den Sohn des Getöteten wie dessen Gefolge traf das nämliche Schicksal. In seiner Eigenschaft als König von Italien soll sich Theodorich durch Gerechtigkeit und Milde ausgezeichnet haben. Die Verfassung und die Gerichtsordnung ließ er un­angetastet bestehen, die Verwaltung und Rechtspflege gleichfalls, die er fast ausschließlich von den Eingebornen ausüben ließ. Dagegen traf er im Kriegswesen seine eigenen Maßnamen, war selbst Kriegsherr und duldete nicht, daß ein Römer unter seinen Fahnen diente. Durch den langen Frieden wärend seiner Regirung mehrten sich dann auch Wol­stand und Glück, wie es denn auch um die Sicherheit des Eigentums und der Person im Reiche gut bestellt war. Legte er an den Landes­grenzen Befestigungen an, so errichtete er auch im Innern Bauten, als Wasserleitungen, Bäder, Amphiteater, Monumente, und förderte die öffentlichen Lehranstalten. Bei seinen Besuchen in Rom   lohnte er den feierlichen Empfang durch Gaben und Getreidespenden und suchte auch die Volksmassen zu gewinnen, indem er die früher üblichen Volksbe­luftigungen mit Ausname der rohen Gladiatorenkämpfe in Szene sezen ließ. War es sonst sein Streben, eine Einheit unter den verschiedenen germanischen Stämmen herzustellen, so hatte er in Italien   speziell wol die Absicht, die Römer mit seinen Goten zu verschmelzen, was ihm je­doch troz seines toleranten Vorgehens nicht gelang. Haupthindernis war, daß er und die Goten Arianer   waren, wärend in Rom   und Italien   die strenggläubigen katolischen Christen weitaus die Mehrheit bildeten. Trozdem er die lezteren vollständig gewären ließ, entstand doch allmälich eine große Kluft zwischen den beiden Konfessionen, und als schließlich in Konstantinopel   Justinius I.   den Tron bestiegen hatte und mit Verfolgungen gegen die Arianer begann, ward der Bruch offenbar. Theodorich hatte durch eine Gesantschaft der höchsten Ver­treter der Geistlichkeit von Rom   am Hofe zu Byzanz um Milde für seine Glaubensgenossen gebeten, aber erfolglos. Als er nun erfur, wie hoch­gestellte, von ihm sehr begünstigte römische Beamte gegen ihn konspi­rirten, entbrante sein Zorn und er ließ sie hinrichten. Dadurch wurde der Haß gegen ihn größer und wenn man ihm auch nicht bei Lebzeiten beikommen fonte, so ließ man doch die Wut an seiner Asche aus, die von seiner Tochter Amalasuntha   nach seinem am 26. Aug. 526 erfolgten Tode in einer Porphyrurne aufbewart worden, indem man sie in alle Winde zerstreute. Damit hat man nun das wirkliche Verdienst des ,, fluchwürdigen Kezers" nicht im mindesten schmälern können. Er ist geblieben, der er war und man geht wol nicht fehl, wenn man selbst alle Tugenden, welche die Geschichte ihm nacherzält, für historische War­heit hält, und demnach annimt, daß er beim besten Willen nicht mehr leisten konte. Die Formen des alten Römerreichs mußten eben zer­fallen, das war historische Notwendigkeit, und die Goten waren ein viel zu barbarisches Volk, um der römischen Gesellschaft neues Leben einzuhauchen. Dieses Unfertige und Unklare, das besonders Geschichts­epochen kenzeichnet, in denen sich mehr das Vergehen wie das Werden äußert, sprach sich denn auch in seinem Tun im allgemeinen aus, und ein Geschichtsschreiber hat dies vollkommen richtig bezeichnet, wenn er sagt: Seine Kunst war flein   im Großen und groß im Kleinen, im Kräftigen übermäßig und geziert im Zierlichen". Dies prägt sich auch aus an dem durch unsere Illustration wiedergegebenen, von ihm selbst warscheinlich unter dem Eindruck der gewaltigen römischen Kaisergrab­mäler erbauten Mausoleum. Man sieht, wie hier die römisch- antike Bauweise mit der nordisch- germanischen Derbheit verbunden ist und wie gerade die leztere vorherscht. Ein bestimter, selbständiger Karakter fehlt ebenso wie im gesellschaftlichen und politischen Leben des damaligen Italien   das Werk verliert daher als solches das Inter­esse. Sein Karakter ist die Karakterlosigkeit. Die Renaissance schuf ihre Werke gleichfalls, in dem sie mit den antiken Bauformen begann und sie benuzte. Aber ihre Zeit hatte selbständige Ideen und Formen und so entstand denn auch ein neuer Stil, eine neue, selbständige Karakteristik in den Künsten. Das Grabmal Theodorichs nun jezt S. Muria della Rotonda ist ein einfaches Zehneck, war früher von einem Ar­fadengang umgeben und ist mit einer Kuppelwölbung bedeckt, die 34 Fuß im Durchmesser hat, und aus einem einzigen Felsblock gehauen wurde. Aber sie ist nicht das einzige Denkmal, das die Taten des mächtigen Gotenkönigs bescheiden, aber mächtig verkündet; ein andres hat die Sage und Dichtung ihm gesezt in dem. Heldenliede ,, Dietrich von Bern  ", das den Sieger von Verona   verherlicht. So lebt denn alles Große fort im Munde der Völker durch die Jartausende und selbst die größten und plözlichsten Wandlungen sind nicht imstande, die Frische und Macht des ursprünglichen Eindrucks zu verwischen. nrt.

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