des Wiederkäuers und Tapirs, von Wiederkäuer und Schwein, Affen und Halbaffen verbunden. An fleineren Tieren, wie den Nagern, war zur Tertiärzeit kein Mangel.

Diese Pflanzenfresser gaben vielen Fleischfressern die Narung. Der furchtbare Herscher jener Zeit mag ein löwenähnliches Raub­tier gewesen sein, Machärodon( Messerzan). Sein furchtbares Ge­biß läßt es wilder und gefräßiger erscheinen, als unsere gegen wärtigen Kazenarten; einige Löwenarten bewohnten Deutschland  , ebenso Bären und die hundeartigen Raubtiere; der damalige Ver­treter war größer und stärker als alle heutigen Hunde, und da er jedenfalls, wie diese, die Gewonheit hatte in Rudeln zu jagen, so mag er wol auch größeren Gegnern gefärlich geworden sein. Erwänt sei noch, daß auch die Affen durch mehrere Arten in Deutschland   vertreten waren; unter ihnen befanden sich zwei große schmalnajige Affen, welche dem Menschen noch ähnlicher waren als die heutigen Antropoiden.

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Aus der Vogelwelt sind uns nicht so reichliche Reste erhalten. Dies war die Umgebung, in welcher der Mensch zuerst auf­trat. Am Schluß der Tertiärzeit erfolgte jene allgemeine Er­niedrigung der Temperatur, welche die völlige Vergletscherung Europas   bis zu den Alpen   herbeifürte. Die Sommerwärme wirkte entweder so kurz oder so gering, daß sie die im Winter gebildete Eisdecke nicht wieder zu schmelzen vermochte, und so nam diese dann stetig zu; an manchen Stellen muß sie drei bis viertausend Fuß mächtig gewesen sein. Die Spuren dieser Gletschermassen sind bis zu den Alpenseen Italiens  , den Kar­paten, Frankreich   und England nachgewiesen. Daß die Eiszeit im nordwestlichen und mittleren Europa   geherscht hat, ist eine wissenschaftlich feststehende Tatsache; nach dem, was wir jezt auf der Erde sehen, würde eine Erniedrigung der Durchschnitts temperatur um 40 C. schon genügen, eine neue Eiszeit hervor zurufen; feit etwa tausend Jaren hat sich eine solche im arktischen  Amerika  , den nördlich gelegenen Inseln, Grönland  , Jsland ent wickelt; Grönland   wurde von seinen normännischen Entdeckern so benant, das grüne Land, es gestattete das Klima den Garten­und Ackerbau, die Bevölkerung war zalreich genug, die Entsen dung eines Bischofs dorthin zu rechtfertigen, die Reihe der Ort­schaften des Sprengels ist uns aufgezält worden. Jezt ist das ganze Land von einem einzigen Hochlandsgletscher überdeckt, und nur da, wo auf der Westküste der südlichen Spize ein Arm des Golfstroms das Klima wenig mäßigt, haben sich die Eskimos angesiedelt, welche nur soweit südwärts gehen, als es ihnen nicht zu warm wird; mit aller Mühe in Beeten unter Glasscheiben wird die Kartoffel gehegt, aber sie treibt trozdem nur weiße Schößlinge. An Getreide- und Obstbau ist nicht zu denken. Früher war es das Meer allein, welches reichlichen Unterhalt gewärte, jezt ergänzt die Zufur aus Dänemark   alljärlich das Fehlende. Auch auf Jsland hatte sich ein reiches Leben entfaltet, Garten­kultur, Ackerbau, Viehzucht standen in hoher Blüte, die Wald­bäume brachten nuzbares Holz, das isländische Holz war zum Häuser- und Schiffsbau ganz vorzüglich zu verwenden; auf den Wiesengründen des nördlichen Abhanges lebten über 100 000 Menschen. Zwar hatten die Normannen um 900 n. Chr. der Insel auch schon den Namen des Eislandes gegeben, wenn der= selbe nicht als Eiland zu erklären ist, aber jezt erst verdient sie den Namen; Naturereignisse, Hungersnot, Seuchen, die erniedrigte Temperatur haben das organische Leben zumteil vernichtet. Die ganze große Insel ernärt nur noch 70 000 Einwohuer, statt der Wälder findet sich nur Busch- und Krüppelholz, welches zur Verarbeitung nicht gebraucht werden kann, wenig Gemüse bringen die Gärten der Hauptstadt Reikiavik hervor, Getreide kann nicht mehr gebaut werden. Die ehemals fruchtbaren Wiesen sind von Lavamassen und Gletschern überdeckt. Diese Eiszeit ist noch im Entstehen; wir sehen aber daraus, daß wir überhaupt die Eis­zeiten keineswegs zu den ungewönlichen Naturereignissen zu rechnen brauchen. Die Gründe der Entstehung sind freilich noch nicht flargelegt, auch nicht, ob wir sie uns als lokal, oder auf der nördlichen Halbkugel allgemein, oder auf beiden Halbkugeln gleichzeitig oder abwechselnd, als wiederholt eingetreten zu denken haben.

Die wichtige Folge der Eiszeit war geologisch die Bildung der norddeutschen Tiefebene. Als bei der wieder zunemenden Wärme die Eismassen zu schmelzen begannen und das Land all­mälich wieder hervortrat, da brachen von dem uralten skandi­navischen Gebirge herunter gewaltige Eisberge von der Gletscher­decke ab, glitten von den Abhängen herab und gerieten in jenen östlichen Meeresarm, welcher das weiße Meer mit der Ost- und

Nordsee   verband. Dadurch geschah jene gewaltige Zertrümmerung des Gebirges, welche sich noch heut deutlich erkennen läßt. Stein­blöcke von oft 500 Kubikmeter Rauminhalt, desgleichen ungeheure Schuttmassen fürten die Eisberge mit sich, und wenn sie in die wärmeren südlichen Meeresströmungen gerieten, schmolzen sie, der Schutt und die Blöcke, jezt erratische, d. i. verirrte Blöcke oder Findlingsblöcke genant, fielen zu Boden, und so wurde das schwe­dische, ein Teil des russischen und das norddeutsche Tiefland auf­geschüttet. Man nent diese Periode die Diluvialzeit; seitdem haben sich Hebungen und Senkungen des Festlandes fortgesezt, in unablässiger, aber weniger gewaltsamer Arbeit haben die Flüsse die Verwitterungsprodukte, den Schutt der Berge in die Ebenen gefürt und dort abgelagert; sie sind es, welche die Tiefebenen immer weiter ausbauen und von neuem befruchten; diese Ab­lagerungen der Flüsse und des Meeres sind die Alluvionen, die Bildungszeit des Alluvium

Notwendig mußte die Tier- und Pflanzenwelt völlig ver­ändert werden. Wenn wir uns auch nicht vorzustellen brauchen, daß die Eisdecke ununterbrochen das ganze Land bedeckt habe, so konten doch am wenigsten die Pflanzen eine so niedrige Temperatur ertragen; die Vegetation zeigte nach den Funden in der Schieferkole im ganzen den Karakter der heutigen, die Pflanzen der polaren Gegenden und höheren Gebirge hatten eine weit größere Verbreitung. Von den Säugetieren treten noch einige Löwen  , Bären und Hyänen nach der Eiszeit auf, sowie mit zot­tigem Pelz bekleidete Dickhäuter, das Mammut und wollharige Nashorn*); fünf Hirscharten, unter ihnen der gewaltige Riesen­hirsch finden sich; neben einer ausgestorbenen Pferdeart lebte die heutige. Manche Gattungen, welche heut nicht zu den ausge­storbenen sondern den aus unseren Gegenden verdrängten zälen, weisen darauf hin, daß auch das westliche Europa   weite Steppen besaß; so haben die Saigaantilope und der Springhaje jezt ihren Verbreitungsbezirk bis zum südlichen Rußland   und Kleinasien  ; beide sind ausgesprochene Steppentiere; das Rentier, jezt ein Bewohner polarer Regionen, war bis über Schwaben   und Frank­ reich   verbreitet, wie auch nordische Nagetiere und der Moschusochs.

Mit den Resten dieser Tiere zusammen fanden sich die ersten Spuren menschlicher Tätigkeit. Dem brüsseler Kongreß der Alter­tumsforscher( 1872) lag eine Samlung von Aerten und Messern vor, welche in Frankreich   aus Schichten der Tertiärzeit gehoben waren; doch entschieden sich die besten Kenner solcher Fundstücke gegen die künstliche Herstellung derselben mit dem Hinweis auf das Verhalten der Feuersteinknollen. Diese springen nämlich unter dem wechselnden Einfluß der Feuchtigkeit und Trockenheit, der Wärme und Abkülung in Splitter von mannichfaltigen Ge­staltungen, welche die Formen von Messern, Lanzenspizen, Aerten u. s. w zeigen fönnen. Man kann solche Sprengstücke überall in sandreichen Gegenden sammeln, wo sich auch Feuersteine vor finden. So wurden in der libyschen Wüste Lager solcher Waffen gefunden, und die Phantasie voreiliger Altertumsforscher bevölkerte dieselbe schon mit Stämmen in alter Zeit, welche sich dieser Steingerätschaften bedient haben sollten. Doch fiel die Sache in Nichts zusammen. Jedenfalls aber geben uns solche Funde Auf­klärung darüber, wie die ältesten Menschen darauf verfallen sein mögen, sich der Steinwerkzeuge zu bedienen. Als Kulturperiode nent man die älteste Zeit wegen der Benuzung steinerner Waffen und Geräte die Steinzeit; an sie schließt sich später die Metall­zeit an.

Eine künstliche Herstellung muß man mit höchster Warschein lichkeit den Kieselgeräten zuschreiben, welche zuerst von Boucher de Perthes   1847 im nördlichen Frankreich   im Tale der Somme zwischen Abbeville   und Amiens   gefunden wurden, vermischt mit Knochen des wollharigen Nashorn, des Mammut, des europäi schen Flußpferdes, einer ausgestorbenen Pferdeart und anderer ausgestorbener Tiere der Diluvialzeit. Sie zeigen eine so sorg

wollharigen Nashorn, 1790 ein Mammut im sibirischen Eise gefunden; *) In den Jaren 1770 und 1877 wurden zwei Exemplare des das Skelet des lezteren ist im Museum zu Petersburg   aufgestellt. Als 1877 das Nashorn an der Lena gefunden wurde, war leider keine kundige Persönlichkeit zugegen; es wurde der Kopf und eine Borderpfote abgeschnitten und der übrige Teil des Körpers dem Fluß überlassen; jene beiden Glieder gelangten nach Petersburg  ; sie waren vortrefflich erhalten; das Tier war, wie die weit geöffneten Nüftern schließen ließen, in einer Schneewehe erstickt und dann, als dieselbe zu wärend unsere gegenwärtig lebenden Dickhäuter der tropischen Zone Eis wurde, eingefroren. Der Kopf zeigte eine rostbraune Beharung,

nadte Haut bejizen.