weilig sind, als daß die Dinge, welche da kommen sollen, ihm Aussicht auf vollen Ersaz geben könnten. Außerdem fült er sich auch mit vollem Recht tötlich beleidigt, daß er mit seiner Todfeindin an einem Tisch sizen muß. Anders die Puppe. Sie macht ein Gesicht- noch süßer als es die Süßigkeiten auf dem Tische da sind. Aber trozdem verschließt sie den leztern beharrlich den Mund, ebenso beharrlich wie ihr Nachbar der Elephant, welcher sich all die schönen Sachen mit einer Gleichgiltigkeit und Geringschäzung ansieht, die für die freundlichen Gastgeberinnen garnicht angenem sind. Aus allen diesen Gründen ist daher die Stimmung bei Tafel eine gedrückte und als gar noch Mieze und Bello ihre uns sehr bekanten Töne hören lassen, die einen tätlichen Ausbruch ihrer Feindschaft ankündigen, löst sich die Tafelgesellschaft in völliger Tisharmonie auf. Die streitsüchtigen Bierfüßler werden hinansgesteckt, der mürrische Elephant wandert zur Strafe in einen Winkel und die kokette und spröde Puppe in ihren Puppenschrank. Dort mögen sie warten, bis es den beiden gastfreundlichen Schwestern gefällt, sie einer erneuten Einladung würdig zu finden. Lange wird diese jedoch nicht auf sich warten lassen, da Elsa und Bertha versöhnliche Naturen und die übrige Gesellschaft ihre so alten und guten Spielgenossen sind, daß sich ihre kleinen Schwächen schon leicht vergessen lassen. Für uns aber ist dieser scheinbar sehr unbedeutende Vorgang von größerem Interesse, als mancher nach dem ersten Blick glauben möchte, denn er zeigt uns den faum erwachten und sich entwickelnden geselligen Trieb im Menschen, one dessen Pflege unsere ganze heutige Kultur unmöglich wäre. Der Künstler, der das Bildchen erzeugt, heißt Friz Sinderland und ist 1836 zu Düsseldorf als der Sohn eines befanten Genremalers geboren. Anfangs Ingenieur besuchte er später die dortige Akademie und ist nun gleichfalls im Genre tätig. Die Probe, welche wir von seiner Kunst hier gegeben, mag genügen, um sich ein Urteil über sein können zu bilden.
Aus allen Winkeln der Beitfiteratur.
nrt.
Die Anteilname mancher Dichter an den Geschöpfen ihrer Phantasie fan fich bis zu Zuständen leidenschaftliche:, frankhafter Erregtheit steigern. Dafür folgende Beispiele. Diderot agirte mit Händen und Füßen, wenn er arbeitete, feuchte, rante im Zimmer auf und ab, warf seine Perrücke in die Luft, fing sie auf, sezte sie wieder auf den Kopf, um sie gleich nachher wieder in die Luft zu schleudern und stieß dabei halb unterdrückte schreiende Laute aus oder geriet in Budungen. Einer seiner Kollegen fand ihn eines Tages in Tränen schwimmend. Mein Gott," rief dieser ,,, was fehlt Ihnen?"„ Ich weine über eine Erzälung, die ich mir eben ausdenke," versezte Diderot. Inbezug auf Schiller wird das nachstehende erzält. Von einem Spaziergange zurückkehrend fand ein Bekanter des Dichters, durch ein Parterrefenster von Schiller's Wohnung in Gohlis sehend, diesen lang auf den Boden hingestreckt, wobei sein Körper in heftigster Bewegung war. Bestürzt trat jener ein und frug, ob ihm etwas zugestoßen sei. Schiller aber rief nur aus: Lassen Sie mich!" Nach einiger Zeit kam der Dichter erschöpft zu dem nämlichen Freunde und teilte ihm mit, daß er soeben den Plan zu einer Szene des Don Carlos gefaßt habe. Der Gewährsmann für diese Mitteilung, Endner, sagte, sich später wieder dieses Auftrittes erinnernd, daß es sich um die Szene zwischen der Eboli und Don Carlos gehandelt habe, nur wisse er nicht mehr mit Bestimtheit zu behaupten, ob Schiller die Idee zu dieser Szene in erwänter Weise gefaßt oder die schon entworfene im Detail ausgefürt habe. Am farakteristischsten und ergreifendsten aber ist, was Adolf Wilbrandt von Heinrich von Kleist berichtet, als dieser 1807 in Dresden an seiner Tragödie Bentesilea" arbeitete. Selten hat wol ein Dichter mit dem Geschöpf seiner Muse so innig und leidenschaftlich mitempfunden, wie Kleist mit seiner Amazonenkönigin, in der er sich selbst verklärt und gerichtet hatte. Als er das Stück zu Ende schrieb, pflegte Bfuel, sein damaliger Freund, am Abend zu ihm zu tommen und bei Tee oder Milchsuppe die neuesten Verse zu hören. Eines Abends, als er wieder bei dem Dichter eintritt, findet er ihn, den Kopf aufgeftüzt und in einem Strom von Tränen. Was hast bu, was ist dir?" Nun ist sie tot," war alles, was Kleist unter Tränen erwiderte. Er meinte die Bentesilea.
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Dr. M. V.
Gemälde Preise. Folgende von einem unserer bedeutendsten Kunsthändler herrührenden Angaben über den gegenwärtigen Stand des deutschen Gemäldehandels dürften von allgemeinem Interesse sein. Makart bewegte sich mit seinen bekanten größeren Kompositionen zwischen 50-70 000 Mark, Ludwig Knaus zwischen 30-40 000 Mart, doch soll feine heilige Familie", welche er für die verstorbene Kaiserin von Rußland malte, 75 000 Mart gekostet haben. Annähernd gleiche Preise erzielten Ad. Menzel, G. Max, Wilh. Diez, Defregger , Leibl, Siemi radzki , Vautier , Kurzbauer, Biloty, Lembach. Zwischen 8, 10 und 15 00 M. Schwankten die Preise für Gemälde von Grüßner, E. Zimmermann, Lossow, und wie rasch die Leistungen einzelner Künstler im Preise emporschnellen, beweisen Frizz Aug. Kaulbach's zierliche und geistvolle Studienköpfe, für welche vor sechs Jaren 150-300 süddeutsche Gulden gezalt wurden, und die jezt aus der Hand des schnell berümt gewordenen Meisters nicht unter 3500-4000 Mart zu haben sind. Für das Genre und das historische Fach, welche auf nationalem Boden wurzeln, werden höhere Preise gezahlt als für Landschaften. Die ersten Landschafter Lier, Wenglein, Baisch, Schönleber, Millraider, Andreas und Oswald Achenbach 2c. bewegen sich zwischen 6-10 000 Mart, die Tiermaler
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Braith, Ziezel, Volz, Mayerheim zwischen 2-4000 Mart. Etwa in gleichem Verhältnis stehen die Preise für Handzeichnungen, wobei aber zu bemerken ist, daß viele der tüchtigsten Künstler absolut keine Zeichnungen machen fönen. Defregger hat niemals einen Bleistift in die Hand genommen, die Genialität sizt ebeu in dem Pinsel, und manchen, denen eine gute Federzeichnung wol gelingen fönte, haben weder Mut noch Lust dazu; eine Ausname machen Diez, Fr. Aug. Kaulbach, Menzel, Bassini, deren Originalzeichnungen zu erlangen schon ein kleines Kapital erfordert. Ein einfach getuschtes Blatt von Menzel, in seiner Nüchternheit lieber häßlich als unwahr erscheinen will, und dessen dem Werktagsleben entnommene Figuren uns oft in sehr naturalistischer Weise den Rücken zukehren drei Figuren in ihrem Arbeitsanzug, mit der niedrigsten Straßenarbeit beschäftigt, fostete z. B. 2000 Mark; Aquarellen desselben Malers, deren Gegenstand oft nur äußerst wenig Sympatie in einem ideal gestimten Gemüt erwecken kann, werden in Paris und London mit 5-6000 Franken bezalt.
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Wallenstein's Prachiliebe und Verschwendung überstieg befantlich alle Grenzen Wir besigen darüber einen im Dresdener Archiv aufgefundenen Bericht des kurfürstlichen Geschäftsträgers Lebzelter, der 1629 in da Hauptquartier Wallenstein's nach Halberstadt gesant worden war. Zu des Herzogs Hofstaat gehörten 46 Heerwagen zu je 6 Pierden, 46 Kaleschen je zu 4 Pferden, 7 Leibkutschen je zu 6 Pferden, im Ganzen also 502 Wagenpferde, und dazu noch 120 Reitpferde, dhne die Maultiere und Sänftenpferde; ferner die oberen Hofchargen mit 110 Pferden, die anderen Hofadeligen mit ebenfalls 110 Pferden; die zur Tafelbedienung gehörigen oberen Beamten mit Offiziersrang mit 117 Pferden, die übrige höhere Hofdienerschaft mit 32 Pferden, endlich 16 Edelknaben. Dann erst kam die untergeordnete Dienerschaft: Kammerdiener, Zalmeister, Garderobenmeister, Kammer- Fouriere, Kanzlisten, Kammerheizer, Portiers, Musikanten, Hofmeister, Fecht-, Tanz-, Voltigiermeister für die Edelfnaben, Bereiter, Silberdiener, Schirrmeister, Wagen- und andere Handwerksmeister, 15 Köche, Kellner, Lakaien u. s. f., zusammen wieder über 100 Personen, ohne die 50 Trabanten und 100 Leibkroaten. Der Aufwand durch Speise und Trant überstieg gleichfalls alles erdenkliche Maß. Sein Prager Palast erhielt die kunstvollsten Ausschmückungen; an der Decke des Festsaals hatte er sich als Triumphator malen lassen auf einem mit vier Sonnenrossen bespanten Wagen und einen Stern über seinem lorbeerbekränzten Haupte." Eine eigene Leibwache diente zu seinem Schuz, 60 in Gold und blaue Seide gekleidete Edelknaben, 4 Kammerherren und 12 Ritter bildeten seine nächste Umgebung; 300 Roffe in seinem Marstall fraßen aus marmornen Krippen. Diesem Aufwande entsprach sein ungeheurer Reichtum, der sich durch den Krieg in's Dr. M. V. Unglaubliche gemehrt hatte.
Chinesische Besonderheiten. Dem europäischen Reisenden, der zum erstenmale seinen Fuß auf den Boden des Reichs der Mitte" sezt, fallen soviel Widersprüche mit den Bräuchen seiner Heimat in's Auge, daß er wol unwillkürlich an das Märchen von der ,, verkehrten Welt" erinnert wird. So z. B. lassen die Chinesen ihre Schiffe und Dschunken seitwärts vom Stapel. Der Reiter steigt an der rechten Seite aufs Pferd. Der Schüler, der seine Lektion hersagt, kehrt seinem Lehrer den Rücken. Wenn der chinesische Dandy zu einem Gesellschaftsball geht, zieht er nicht etwa leichte Tanzschuhe an, sondern er bekleidet seine unteren Extremitäten mit so dickem solidem Schuhwerk, als er es erhalten kann. Bleiweiß wird zum Stiefelpuzen gebraucht. Bei Besuchen erfordert es die Höflichkeit, den Hut aufzubehalten, und wenn man seinen Wirt begrüßt, hat man die eigenen Hände zu falten und sich so gewissermaßen selbst die Hand zu geben. Malzeiten beginnen mit Zuderwerk und Früchten und enden mit Fischen und Suppen. Beim Essen darf nicht gesprochen werden. Die Tafel darf weder durch den Körper, noch durch die Kleidung des Essenden berürt werden. Gestattet ist es, beim Essen mit den Lippen zu schmazen und kurze, lobende Bemerkungen über die Speisen zu äußern. Weiß ist die Trauerfarbe. Man kann sehen, wie der Erwachsene aufs ernsthafteste mit dem Steigenlaffen seines Drachens beschäftigt ist, wärend die Jugend die Geschicklichkeit des Alten bei dieser Tätigkeit bewundert. Bücher fangen am Ende an. Das Seitenverzeichnis ist unten und man hat von rechts nach links zu lesen. Der Zuname geht dem Taufnamen vorher und die Mutter, die ihr kleines Kind liebkost, hält dasselbe, anstatt es zu küssen, an die Nase und riecht es an, so etwa, wie man an einer Rose riecht. In Ermangelung eines Stockes peitscht der Lehrer seine Schüler wol mit seinem Zopfe.
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Schl.
Begrüßungen. Sehr häufig drückt sich in den Grüßen der Karakter des Volkes und des Landes aus. So grüßt der vielreisende Holländer mit der Frage: wie reiset Ihr? und in dem bekanten: how do you do?( wie tust Du) der Engländer zeigt sich ganz das ge schäftige Wesen dieser Nation. Auch der vielhandelnde Neugrieche grüßt mit: was tust Du? wärend das: freue Dich! der alten Griechen die ganze Lebenslust des heiteren Hellas atmet. Auch in dem: salve!( jei gesund und stark) der ersten Römerzeit zeigt sich der Zug jener Periode: gesunde, kräftige Staatsbürger zu erziehen, die in den ewigen Kriegen den Strapazen des Schlachtfeldes gewachsen sind. Das: Quid agis dulcissima rerum?( was tust Du, süßestes der Dinge?) des römischen Kaiserreichs dagegen zeigt schon den verfeinerten Ton und die weichere Lebensart, die jene Zeit farakterisirt und auch der Gegengruß auf diese Bhrase: Suaviter( angenem) zeigt das Bestreben, das Leben sorglos
und heiter zu genießen. Der lebhafte Franzose grüßt mit: Bon jour, ( guten Tag), Comment ça va?( wie befinden Sie Sich), wärend der