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Teise Anklänge an die großartigen, närrischen Veranstaltungen der Ita liener . Der leichtbewegliche Karakter dieses Volkes, sowie die heitere Natur ihres Landes sind freilich natürliche Vorbedingungen, die den Deutschen gänzlich fehlen, weshalb auch bei uns dergleichen Belustigungen dieses Urwüchsige und Ursprüngliche abgehen wird. Die Vergnügungen des Karnevals, die in Italien selbst Goethe, der dieselben zum erstenmale absprechend beurteilte, schließlich doch anzogen, arten bei uns leicht aus und werden albern und unausstehlich. Zudem gehört dazu ein leichter Sinn und eine in der Natur oder in den Verhältnissen begründete Sorglosigkeit, die namentlich uns in der jezigen Zeit durch aus mangelt. Ob der Karneval daher für die Zukunft Aussicht auf Bestand hat, ist eine Frage, die hier unerörtert bleiben mag. Jeden falls wird er seine bisherige Form abstreifen müssen und findet dann vielleicht in den Maskeraden und großen Festzügen des düsseldorfer Malkastens, des berühmten von Makart geleiteten Festzuges der Stadt Wien 1879, des Festzuges zu Köln zu Ehren der Domvollendung u. a. gute Vorbilder. Historische und allegorische Darstellungen von berufner Künst= lerhand entworfen und ausgeführt und in großen Festzügen dem Volke vorgeführt, wobei auch dem Vergnügen unbehindert sein Recht zuteil werden könnte, würden für die Volkserziehung von großem Werte sein und wesentlich beitragen, die auch bei solchen Festlichkeiten bis heute noch beliebten rohen Ausartungen zu beseitigen. So würde man denn auch den Worten des Dichters gerecht, der da singt:
Löblich wird ein tolles Streben,
Wenn es kurz ist und mit Sinn; Heiterkeit zum Erdeleben
Sei dem flüchtigen Rausch Gewinn!
Gemalt ist unser Bild von Karl Becker , der am 18. Dezember 1820 zu Berlin geboren, in München studirte, dann bei der Ausführung der Fresken von Cornelius in der Vorhalle des berliner Museums mittätig war und später durch Reisen in Italien und Frankreich seine Studien fortsezte. Außer vielen Delbildern schuf er eine Anzahl Wandmalereien im neuen Museum zu Berlin . Er ist Mitglied und Professor der berliner Akademie.
Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.
nrt.
Allerlei Statistisches. Einwohner( Ende 1881): London 3 489 428; Paris 2 225 910; Amsterdam 336 000; Algier 64 714; Buenos- Aires 180 752. Volksschulen in Japan 28 025 und andere Unterrichtsanstalten 1321; insgesammt Schüler beider Geschlechter 2 315 052. Bevölkerung von Ungarn 1880 im ganzen: 15 642 178 bei dem geringen Zuwachs von 1,46 pCt. innerhalb zehn Jahren. Davon sprechen ungarisch als Muttersprache 6 165 088, deutsch 1798 379, slowakisch 1 790 476, walachisch 2323 788, froatisch und serbisch 605 725, ruthenisch 342 351, andere Sprachen 203 767, des Sprechens überhaupt noch unfundig sind 499 054. Jn finanzieller Beziehung steht Ungarn außerordentlich schlecht, die jährlich zu zahlenden Zinsen seiner Staatsschulden sind während der lezten 7 Jahre um über 72 millionen Mark gestiegen und betragen 214471076 M., d. i. nicht viel weniger als die Hälfte der für 1882 auf 598 millionen Mark veranschlagten Einnahmen; dabei ist auch für dieses Jahr wieder ein Defizit von 60 millionen Mark vorausgesehen, eine Finanzlage, welche das Land der stolzen Magyaren mit Riesenschriften auf dem Wege zum Staatsbankrott vorschreitend erkennen läßt. Bevölkerung von Bulgarien insgesammt 1998 983( Januar 1881), davon 1007105 männliche Civilisten, 975 253 Frauen, 16 625 Soldaten. Gesammte Einwanderung in die Vereinigten Staaten während des Jahres 1881 716 868 Menschen, davon verhältnismäßig die meisten aus Skandinavien 82 089, d. h. 1,8 pCt. seiner Bevölkerung, dann aus Jrland 70 869, 1,3 pCt., aus Deutschland 248 323, 0,6 pCt., aus Schottland 16,441, 0,5 pet., aus England 77 750, 0,3 pet., aus Desterreich 19 667, 0,05 pt. der Bevölkerung des Vaterlandes. Die Anzahl der Schiffsverluste umfaßte 1881 auf allen Meeren und größeren Binnenseen 2030 Dampf- und Segelschiffe gegen 1671 Fahrzeuge 1880, von welchen ersteren über die Hälfte, 1048, Großbritannien angehörten. Der Gesammtverlust wird an Geldwert, anscheinend sehr hoch, auf 512-535 milliarden Mark geschäzt, Menschenleben sind dabei verloren 4134 gegen 3980 im Vorjahr.
Ratgeber für Gesundheitspflege.
XZ.
Glauchau. B. Kn. Bezüglich der Verunreinigungen des Mehls und bez. der Frage, wie derselben begegnet werden sollte, sind auf der im September v. J. zu Wien abgehaltenen 9. Versammlung des deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege eine Reihe Thesen aufgestellt worden, die dem heutigen Stande der Wissenschaft gemäß Ihre Fragen beantworten. Dieselben lauten 1. Die neueren Fortschritte auf dem Gebiet der Mühlentechnik haben zur Erhöhung der
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Qualität des Mehls wesentlich beigetragen und die Herstellung einer möglichst großen Quantität hochfeiner weißer Mehle ermöglicht. 2. Jnsbesondere ist es der Hochmüllerei gelungen, die im Getreide voikommenden wertlosen oder gesundheitsgefährlichen Verunreinigungen nahezu vollständig zu verhüten und die Scheidung der Schalenteilchen von dem Innern des Korns auf das möglichste zu bewirken. 3. Mit Rücksicht auf diesen Stand der Mühlenindustrie ist vom sanitären Standpunkt zu fordern, daß das Mehl des Handels möglichst kleienfrei ſei und jedenfalls nur solche Bestandteile enthalte, welche die Getreidefrucht zusammensezen. Fremde Substanzen dürfen darin so gut wie gar nicht vorhanden sein. 4. In dem Mehl, wie es im Handel vorkommt, sind wiederholt mannigfache, nicht dazu gehörige und die Qualität beeinträchtigende, ja sogar gesundheitsschädliche Beimischungen beobachtet worden. Von den mineralischen Substanzen sind es namentlich Gyps, Schwerspat und Kreide, ferner Alaun, Kupfer- und Zinkvitriol, von den vegetabilischen hauptsächlich das Mehl der Unkrautsamen( sog. Ausreuter) oder dasjenige billigerer Mehlsorten, welche zum Zweck der Gewichtsvermehrung in betrügerischer Weise zugesetzt werden. 5. Diese Verunreinigungen sind teils solche, welche den Nährwert des Mehls herabsezen und die Verdaulichkeit des Gebäcks vermindern( Gyps, Kreide, Alaun 2c.), teils solche, welche den Geschmack des Brotes und die Backfähigkeit des Mehts nachteilig ändern( ausgewachsenes Korn, Unkrautsamen, Ausreuter der Mühle), endlich auch solche, welche giftige, gesundheitsschädliche Wirkungen hervorrufen( Samen von Agrostemma Githago, Mutterkorn, Loleum). Soweit diese Thesen. Es leuchtet ein, daß nur eine regelmäßige, tiefeindringende Kontrole seitens sachverständiger Kommissionen jeder Schädigung des Publikums wird wirksam entgegenzutreten vermögen.
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Hanau . Max S. Die Sie belästigenden Geschwürchen sind sog. Aphten, welche bei Erwachsenen wie bei Kindern an den Rändern der Zunge, der Mundschleimhaut, an den Lippen und dem Zahnfleisch häufig zu finden, aber nirgends gefährlich sind, wenn auch bei Berührung oder Bewegung der betreffenden Teile ziemlich schmerzhaft und unbequem. Die Heilung erfolgt innerhalb 5 bis 6 Tagen meist ohne weiteres Butun. Jedenfalls ist aber möglichste Reinhaltung des Mundes, bei Erwachsenen durch Gurgeln mit lauwarmem Wasser, anzuraten. Die verschiedenen Zusäße zu dem Gurgelwasser, welche ärztlicherseits der Medikamentensucht der Patienten zuliebe öfters ange wendet werden, sind fast immer überflüssig. Der Ursachen hat die Aphtenbildung sehr verschiedene aufzuweisen; sehr häufig hängen sie mit Verdauungsstörungen, insbesondere auch allzureichlicher Ernährung zusammen, oder bilden eine der Folgen übermäßigen Tabaksgenusses.
Redaktions- Korrespondenz.
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nicht gewesen, den Bayern nach dem Kriege von 1866 erlitten hat. Er betrug im ganzen 101 20 Quadratmeilen mit 32976 Bewohnern und bestand aus dem über die Kinzig in hessisches Gebiet hinüberragenden Teile des Landgerichts Orb , 3,48 Quadratmeilen mit 9109 Einw., ferner dem Bezirksamt Gersfeld in der hohen Rhön mit der Fuldaquelle, 6,52 Quadratmetlen mit 23 361 Einw. und der oberhalb Saalfeld gelegenen Enklave Baulsdorf, die nur 10 Quadratmeile groß war und 561 Einw. zählte. 2. Die dem bayrischen Volke durch die Verfassung zugesicherten Rechte bestehen nach den von König Maximilian Joseph festgesezten Grundzügen der Verfassung in Frei heit der Gewissen, und gewissenhafte Scheidung und Schäzung dessen, was des Staates und der Kirche ist; Freiheit der Meinungen, mit gesezlichen Beschränkungen gegen den Mißbrauch; gleiches Recht der Eingebornen zu allen Graden des Staatsdienstes und zu allen Bezeichnungen des Verdienstes; gleiche Berufung zur Pflicht und zur Ehre der Waffen; Gleichheit der Geseze und vor dem Geseze; Unparteilichkeit und unauf haltbarkeit der Rechtspflege; Gleichheit der Belegung und der Pflichtigkeit ihrer Lei frungen; Ordnung durch alle Teile des Staatshaushaltes, rechtlicher Schuz des Staats tredits, und gesicherte Verwendung der dafür bestimmten Mittel; Wiederbelebung der Gemeindekörper durch die Wiedergabe der Verwaltung der ihr Wohl zunächst berühren den Angelegenheiten; eine Standschaft hervorgehend aus allen Klassen der im Staate ansässigen Staatsbürger- mit den Rechten des Beirats, der Zustimmung, der Willigung, der Wünsche und der Beschwerdeführung wegen verlegter verfassungsmäßiger Rechte, beruhen, um in öffentlichen Bersammlungen die Weisheit der Beratung zu verstärken, ohne die Kraft der Regierung zu schwächen; endlich eine Gewähr, sichernd gegen will tüclichen Wechsel, aber nicht hindernd das Fortschreiten zum Besseren nach angewandten Erfahrungen." Für eine im Jahre 1818 gegebene Berfassung war das garnicht übel. Kolberg . Alter Menschentenner. Sie sind der Ansicht, die Menschen wären so schlecht und dumm, daß sie allesammt das bischen Glück und politische Freiheit, welches fie hier auf Erden genöffen, noch lange nicht verdienten. Dieses ewige Gewinsel und Genörgel über Armut und Not, politische Abhängigkeit und sonstiges Ungemach" tommt Ihnen nur lächerlich und unverschämt" vor, wenn das Menschengesindel nicht selbst so elend, so gedankenfaul und so träge im Schaffen und Handeln" wäre, dann wäre die Welt längst anders. Nun abgesehen von der etwas sehr träftigen Ausdrucs weise, haben Sie nicht so ganz unrecht wenigstens; soweit Sie aber tun, als wenn die Menschen im Grunde doch dem Himmel nur dankbar sein können, daß es ihnen nicht schon viel schlechter geht, als es der Fall ist, so erinnert Ihre Genügsamkeit uns doch gar zu sehr an die ebenso wahre als rührende Bescheidenheit jenes Kirchenliederdichters, Der da sang:
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Ich bin ein echtes Rabenaas, Ein wahrer Sündenkrüppel, Der alle Sünden in fich fraß, Als wie ein Russ ' die Zwibbel.
Herr Jesu, nimm mich Hund beim Ohr, Wirf mir den Gnadentnochen vor Und schmeiß mich Sündenlümmel
In deinen Gnadenhimmel.
Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.) Der Unfug der Deposition und des Pennalismus auf den deutschen Universitäten. Ein Sittenbild aus dem 17. Jahrhundert. Von A. M. Dr. A. Jsrael. Im Kampf wider alle. Roman von Ferdinand Stiller.( Forts.) Nauert.( Forts.) Karnevalsfest im Dogenpalast zu Venedig. ( Mit Illustr.) Ratgeber für Gefundheitspflege. Redaktionskorrespondenz.
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