" Ihr seht es ja," pflegen sie mit bedauerndem Achselzucken dem Hinweis auf die Herrschenden Uebelſtände zu erwidern: " Ihr seht es ja, wir stehen unter der Herrschaft des unerbitt lichen Naturgesezes, wonach eben der Stärkste Meister wird, dagegen können wir halt, so gewiß es uns leid tut, nichts
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machen," und froh, ein teoretisches Beschönigungsmittel ihrer Grundsäze oder ihrer Gleichgültigkeit gefunden zu haben, fröhnen ie nach wie vor dem Egoismus, welcher kein anderes Prinzip kennt, als das eigene Dasein auf die Vernichtung fremden Lebens
zu gründen.
In der Natur allerdings ist nirgends Frieden; alles, was lebt, das kämpft. Die Gewächse kämpfen um den Boden, in
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dem sie Wurzel schlagen, um die Nahrungsstoffe, um Wasser, Luft und Sonnenschein. Sie wetteifern mit einander, wer den äußeren schädlichen Einflüssen: Der Trockenheit, der Nässe, Kälte, der Hize, den Stürmen besser troze, der Fäulnis und Verwesung widerstehe u. s. w. Wer für diesen mannigfaltigen und unaufhörlichen Wettkampf am besten und allseitigsten ausgerüstet ist, der crringt die Palme des berechtigten Daseins, indes die weniger Glücklichen zu Grunde gehen. So harmlos dieser passive Kampf um's Dasein bei den Pflanzen auch ist, so han delt es sich doch schließlich um denselben Ausgang, wie im blutigen Kampf zweier Raubtiere um dieselbe Beute, oder zweier Hungernden um dieselbe Nahrung: es handelt sich um„ Sein oder Nichtsein."
,, Viel eher in die Augen springend gestaltet sich der Kampf ums Dasein in der Tierwelt und ausschließlich bei unserm eigenen Geschlecht. Der Kampf ist blutig, wenn zwei hungernde Wölfe sich um die Leiche eines zerrissenen kleineren Tieres streiten; er ist blutig, wenn zwei Adler um dieselbe Beute kämpfen; er ist blutig, wenn zwei Hamster um denselben Getreidevorrat streiten; er ist blutig, wenn eine Schaar von Störchen mit einer andern Gesellschaft ihrer Art um dieselbe sumpfige Gegend streitet; er ist blutig, wenn ein Menschenstamm mit dem benachbarten um den Besiz eines gesegneten Himmelsstriches oder um die Suprematie bei der Feststellung des europäischen Gleichgewichts" kämpft*). Aber schon in der Tierwelt ist der Kampf ums Dasein nicht immer ein blutiger, sondern sehr häufig blos eine stille Konkurrenz um die gleichen Subsistenzmittel, und denselben auch innerhalb der menschlichen Gesellschaft immer mehr zu mildern und ihm seinen tierischen Karakter zu nehmen, das muß die Aufgabe unserer Zeit sein.
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Uebrigens ist auch in der Tierwelt nicht immer das Recht des Stärkeren ausschlaggebend- sonst müßte es ja lauter Löwen und Tiger geben und der maßgebende Faktor bei der Menschwerdung war die fortschreitende Entwicklung des Intellektes.
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Wenn die Bourgeoisie und ihre Wortführer zu beweisen suchen, der Darwinismus führe zu aristokratischen Konsequenzen, so begreifen wir dies sehr gut; nichts ist aber irriger und unstatthafter, als ein der tierischen Welt entnommenes Gesez unmittelbar auf die menschliche Gesellschaft zu übertragen, denn der ganze kulturgeschichtliche Prozeß der Menschheit zeigt in lezter Instanz nichts anderes, als eine successive, immer weiter schreitende Beherrschung
*) Dodel- Port, Wesen und Begründung der Abstammungs- und Zuchtwahlteorien. Zürich , 1877.