-

Der Konsistorialrat blieb zum Abendessen da er wollte erst tief in der Nacht fort, um auf einer nicht allzuweit entfernt liegenden Kreuzungsstation der Eisenbahn den Anschluß an einen Schnellzug nach B... zu erreichen.

Die Baronin hatte für ein ausgesucht elegantes Diner ge= sorgt. Auf die Küche verwandte die fromme Dame überhaupt sehr viel Sorgfalt und Geld, und heute zierte eine wahre Muster­sammlung der feinsten Delikatessen, von denen Frieda zumteil nicht einmal den Namen kannte, die Tafel.

Auch mehrere kostbare Weine wurden aufgetragen. Der Konsistorialrat ließ sich alles mit der ihm eignen Ruhe und Würde schmecken, ohne daß man Grund zu der Vermutung er­hielt, er mache sich aus diesen höchst materiellen Genüssen irgend

etwas.

Die Baronin nötigte Frieda auf das eifrigste, von allem zu genießen, sie müsse sich kräftigen, stärken zu dem herrlichen Be rufe, dem sie sich weihen wolle,- das hätte ja Hochwürden selbst gesagt. Auch den Wein dürfe sie nicht verschmähen, das sei das beste Belebungsmittel für ein angegriffenes und er­schüttertes Nervensystem. Der Konsistorialrat beſtätigte das und meinte, nicht umsonst werde der edle Rotwein beim Abendmahl als das Blut des Heilandes dargereicht, der Wein sei, weise genossen, in der Tat eine Gottesgabe, welche zur Entfesselung

-

Der Phönirpark bei Dublin  , in welchem die zwei englischen Staats­sekretäre( Minister) für Irland   am 6. Mai d. J. ermordet wurden, ist angelegt, hat einen Umfang von 7 englischen Meilen und zeichnet sich durch den prachtvollen Baumschlag aus, der auf unserem Erdteil kaum seines Gleichen finden dürfte. Vom Golfstrom umspült, feucht und mild das ganze Jahr hindurch, mit geringerem Unterschied der Winter- und Sommertemperatur, als irgend ein anderes europäisches Land ihn hat, den Namen Smaragdinsel" eingebracht hat. Solche üppige Wiesen, Bäume mit solch saftgrünen Blättern sieht man nirgends sonst

Im Phönixpark befindet sich ein zoologischer Garten, sowie mehrere - allerdings nicht sonderlich schöne- Denkmäler und öffentliche Bauten; unter lezteren der Palast des Vicekönigs, in dessen unmittelbarer Nähe der Mord verübt wurde. Der Vicekönig war sogar selber ein Augen­

zeuge, glaubte jedoch

-

nur um eine Prügelei zwischen Betrunkenen.

gleich anderen Augenzeugen

-

es handle sich

487

der besten Geisteskräfte, die Gott der Herr den Menschen ge­geben, gar viel beitrage, gewissermaßen ein geweihter Schlüssel zu dem oft recht fest verschlossenen Schazkästlein der gotteinge­hauchten menschlichen Seele. Und bei wenig anderen Mitteln des Genusses sei so offenbar, wie sie dem Weisen und Guten zum Segen, den Törichten und Bösen dagegen zum Verderben gereichen, als beim Weine.

"

-

-

Er ließ sein herrliches Krystallglas leise an das ihre klingen. Auf daß Sie, mein liebes Kind! der Himmel den rechten Weg zum Glücke und Heile führe. Erinnern Sie Sich ſtets, daß der Mensch aus eigner Kraft nichts vermag. Sie hatten wie Sie glaubten- zu Ihrem Glücke gewählt und Sich selbst den Lebenspfad vorgezeichnet, da hat Sie bitteres Ungemach erkennen gelehrt, daß es eitel Sand war, worauf Sie gebaut. Fürderhin überlassen Sie sich frommen Herzens den Fügungen des Himmels der Mensch das Weib zumal ist zum Dulden geboren. Des Geschickes Strom läßt den zerbrechlichen Kahn jenes wie Glas an den Felsen des Un­glücks erschellen, der ihm widerstrebt, aber er trägt den sanft in den Hafen des Friedens, der sich demütig von ihm leiten und führen läßt."

-

-

( Fortsczung folgt.)

-

Es ist die Frage aufgetaucht, ob diese altamerikanische Kultur und ihre Träger in Amerika   selbst durch natürliche Entwicklung entstanden sind. Vor 20 Jahren noch glaubte man daran, während sich jezt allge­mein die Ansicht Bahn gebrochen hat, daß die amerikanischen   Völker­schaften entweder über den großen Ocean von China   und Japan   her herübergekommen sind, oder daß sie vom Norden her, nämlich von Asien  aus über die Behringstraße diesen Kontinent bevölkert haben. In den Sagen den ältesten Geschichtsüberlieferungen der Völker- der Azteken  wird denn auch immer wieder auf ihre Herkunft vom Norden hinge­wiesen, und in einer derselben, die aber nicht bei den Mexikanern, son­dern bei den Chiapaneken, einem Kulturvolk Centralamerikas  , gefunden ward, wird sogar der Name Wodan genannt, der ja auch in der ger= manischen Götterlehre eine Rolle spielt. Ja die Aehnlichkeit geht noch weiter. Unser jeziger Mittwoch, in frühester Zeit der Hauptfeiertag der alten Sachsen  , war dem Wodan oder Odin   geweiht und hieß nach diesem Wodanesdag, ein Name, der sich in der englischen Bezeichnung des Mitt­woch( Wednesday) noch erhalten hat. Auch bei den Eingebornen von Chiapa ging dieser Name in den Kalender über, und sie nannten nach Wodan sowohl einen Tag ihres zwanzigtägigen Monats, als auch eine

Vogel nichts zu tun, sondern stammt aus dem celtischen und heißt, von Der Name Phönix- Park hat beiläufig mit dem bekannten mytischen einer eisenhaltigen Quelle, die dort fließt, Park des klaren Wassers: ihrer fünftägigen Wochen.

fion- niske, oder zusammengezogen

-

Finnisk, was dem im englischen

finix ausgesprochenen Wort Phoenix fast gleichlautet.

lb.

Napoleon als Ortograph. Daß Bonaparte  ( Napoleon I.  ) noch, als er Konsul wurde, nicht ortographisch schreiben fonnte, ist bekannt. Weniger bekannt ist, daß er auch als Kaiser, troz aller Anstrengungen,

nicht in die einfachsten Geheimnisse der Rechtschreibekunde einzudringen Pyramidenbau erhebt. Zur Zeit, als die Spanier zuerst im Namen

vermochte. In Rouen   befindet sich ein von Napoleon   geschriebener Brief, der von Dr. M. O'Meara 1818 zwischen den Schuhsohlen nach Europa   gebracht wurde. Der an den Prinzen Eugen gerichtete Brief, dessen Autentizität durch Marschall Bertrand ausdrücklich bestätigt wird, enthält am Schluß folgende Stelle: S'il vois ma bonne Louise, je la prie de lui per mettre, qu'il baise sa main.

de 26. juillet 1818.

Napoleon  .

bitte ich sie, ihm zu erlauben, daß er ihr die Hand küsse. Statt vois Zu Deutsch  : Wenn er meine gute Luise die Exkaiserin- sieht,

muß es heißen voit

-

etwa ein Weißer statt ein Weiser, und obendrein ein grober gram­matikalischer Fehler, insofern die erste Person des Zeitworts mit der dritten verwechselt ist. Einen Schuljungen, der diese Leistung ver­übt hätte, wäre vom Lehrer das Heft um die Ohren geschlagen worden. Napoleon   dachte aber jedenfalls, er stehe gleich jenem deutschen Kaiser von ehemals über der Grammatik( und Ortographie).

ein so grober Schreibfehler, wie im Deutschen  

lb.

Neben den Azteken sind es besonders die Maya, welche ihrer hoch­entwickelten Kultur halber unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dieselben hatten in Yucatan  , dem südlichen Mexiko   und in Guatemala   ihre Wohn­fize. Allein auf der Halbinsel Yucatan   fand der amerikanische   Alter­tumsforscher John L. Steffens nicht weniger als 44 Ruinenstädte, die bisher vollständig unbekannt waren. Die bedeutendsten Ueberreste der yucatanischen Kultur sind in Uxmal   zu finden, wo sich ein kolossaler Ses Christentums hierher Tod und Zerstörung brachten, war Yucatan  von Straßen durchzogen, welche etwa einen Meter über den Boden em­Verbunden waren diese porragt und aus Steinen aufgeführt waren Steine durch einen Mörtel, dessen Zusammensezung die Indianer als Geheimnis mit in's Grab genommen haben. Heute sind diese Kunst­straßen von der tropischen Vegetation überwuchert, und mit der Art in der Hand muß heute der Wandrer sich den Durchgang erzwingen, wo, ehe die Civilisation" durch Spanien   dorthin getragen wurde, künstliche Straßen den freien Verkehr ermöglichten.

Auf den Plateaux der Pyramiden erheben sich gewöhnlich die dem Sonnengott geweihten Tempel, zu welchen man über hohe Stufen hinaufstieg. Diese Tempel waren aus Steinplatten erbaut und zumteil mit hieratischen Schriftzeichen bedeckt. Die Form der yucatanischen Denk­mäler ist meistens ein regelmäßiges Viereck, und sind nur sehr wenig Rundbauten vorhanden. Unter diesen ist ein Grabmal in Mayapan  , der alten Indianerhauptstadt des Landes, zu nennen. Mayapan   war übrigens schon vor Ankunft der Spanier in Yucatan   durch aufständische Vasallen, die sich gegen den Oberherrn empört hatten, erobert und zer­

dianer 270 Jahre nach Erbauung der Stadt, geschehen sein. Die Maya

Die Mayahandschrift.( Illustration s. S. 483.) Als die Spanier stört worden. Dies soll im Jahre 1420, nach Berechnungen der In­Bölfern zu begegnen, welche hochentwickelte Kulturverhältnisse aufwiesen, hatten eine eigene Sprache, die auf der ganzen Halbinsel gesprochen die Küsten des festen Amerikas   erreichten, war ihr Erstaunen nicht gering,

aus welchen selbst die Weißen, und besonders die Weißen der damaligen Zeit, noch manches lernen konnten. Besonders war es das Gebiet des jezigen Mexiko  , auf welchem ein Kulturvolk neben dem andern wohnte, und wenn auch christlicher Fanatismus diese Kultur und die meisten

wurde und von der der umliegenden Völkerschaften wesentlich verschieden war. Selbst zu einer eigenen Schrift hatte sich dieses Kulturvolk empor­geschwungen, und wenn uns nur sehr wenige Ueberbleibsel der Maya­literatur überliefert sind, so danken wir das dem Fanatismus der spa­

Denkmäler derselben zerstörte, so sind doch noch Spuren derselben übrig nischen Mönche, die diese Schriftstücke als heidnisch" vernichteten. Doch

geblieben, welche auf die Geistesentwidlung jener Böller schließen laffen.

hat Diego de Landa  , der von 1573-79 Bischof von Merida, dem