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jezigen Hauptort Yucatans, war, ein Alphabet und zwei Wörter dieser Schrift überliefert. Dieses Alphabet ist zivar mangelhaft, es bietet aber einen Anhalt, die drei Mayamanuskripte, die wie durch ein Wunder der allgemeinen Zerstörung entgingen, zu entziffern. Die betreffenden Manu­skripte befinden sich in der pariser Nationalbibliotek, in Madrid und in der königl. Bibliotek zu Dresden , aus welch lezterer wir heute die Ab­bildung eines Blattes unseren Lesern vorführen. Die Maya's hatten dieselbe Zeiteinteilung, wie die Mexikaner, indes sind die Namen und Zeichen der Zeiten ganz verschieden. Der Tag bestand aus 13 Stunden; 20 Tage bildeten einen Monat, deren 18 ein Jahr bildeten. Lezteres begann mit dem 21. Februar unserer Zeitrechnung. Auch Zeichnungen, hieroglyphische Bilder auf Stein, sind von den Maya's auf uns gekom­men, doch ist leider der Schlüssel zur Lösung dieser Inschriften noch nicht wieder aufgefunden worden. Die Mayahandschrift in der dresdner Bibliotek wurde im Jahre 1739 durch den damaligen Bibliotekar der dresdner Bibliotek , Johann Christian Göze, in Wien aufgefunden, wo er dieselbe bei einer Privatperson entdeckte und sie als sonst unbekannte Sache leicht umsonst erhielt. Er glaubt, daß sie aus der Hinterlassen­schaft eines Spaniers herrühre, der sie entweder selbst, oder durch seine Vorfahren aus Amerika erhalten habe. Die Handschrift besteht aus 74 Seiten; von dem Stoff, der sie trägt, behauptet Alex. v. Humboldt , der die Schrift untersuchte, daß er aus der Pflanze Met!( Agave- mexicana) bestehe. Die Blätter sind mit einem falfartigen Ueberzug versehen, der als Schreibgrund dient. Die Höhe jedes Blattes ist 0,295 und die Breite 0,085 Meter. Das ganze Manuskript enthält 39 Blätter, die größtenteils auf beiden Seiten bemalt und beschrieben sind.

Der von uns schon erwähnte Hieroglyphenschlüssel zur Mayaschrist, den der Bischof Landa hinterließ, wurde erst im Jahre 1863 in Madrid aufgefunden, und hierdurch nun Gelegenheit gegeben, an ein Entziffern der vorhandenen Manuskripte zu gehen. Professor Leon de Rosny hat sich besonders hierin Verdienste erworben. Derselbe wies nach, daß die Grundzahl der Mayaschrift die 20 sei, die wieder in 4 Unterabteilungen von je fünf zerlegt wurde. Jede 5 wird durch einen gewöhnlichen hori­zontalen Strich bezeichnet, zwei Striche bedeuten 10, drei 15, vier 20. Dazugefügt werden unter oder über den Strichen die überflüssigen Ein­heiten durch Punkte." Die von uns gegebene Abbildung zeigt in allen drei Abteilungen solche Zahlzeichen; z. B. im mittleren Felde die Zahlen: 1, 13, 11, 6 und 8.

Die Handschriften enthalten nach Rosny etwa 700 Zeichen, von denen Diego de Landa nur 71 wiedergab.

Eine vollständige Entzifferung dieser Ueberreste einer durch christ­lichen Fanatismus zerstörten Literatur ist bisher leider nicht gelungen.

Handel und Verkehr.

Schl.

Die Kohlenausfuhr Englands ist in den lezten Jahren beträchtlich gestiegen, obgleich in Deutschland , Desterreich, Rußland und Ungarn während derselben Zeit bedeutend mehr Kohlen gefördert wurden, als vorher. 1877 führte England 15,4 millionen Tonnen, 1880 18,7 millionen aus. Der englische Absaz nach Frankreich ist von 79 bis 80 auf 3,7 millionen Tonnen, 374 000 mehr als im Vorjahre gestiegen, der nach Rußland auf 1,5 millionen, 247,000 mehr, der nach Deutschland auf 2,24 millionen, 174 000 mehr als 1879. Jn Preise ist jedoch die englische Kohle durch die auswärtige Produktion seit 1876 um 15 bis 20 Prozent hinabgedrückt worden.

XZ.

Der gesammte Handel Amerikas mit dem Auslande beteng nach den Mitteilungen des statistischen Bureaus zu New- York im lezten Fiskaljahre, vom 1. Juli 1880 bis 1. Juli 1881, mehr als 1500 Mil­lionen Dollars, davon wurden exportirt Waaren für mehr als 902 Millionen. Der Erport umfaßte hauptsächlich Brotstoffe, Fleisch, Vieh, Baumwolle, Mineralöl, Tabak, Holz und Holzwaaren, Eisen und Stahl u. s. w.; der Import dagegen bestand vorzüglich in Zucker, Melasse, Kaffee, Tee, Eisen- und Stahlfabrikaten, Seiden- und Wollen­stoffen, Chemikalien 2c. An Fleisch und Fleischpräparaten nach dem deutschen Zollgebiete betrug der Export Amerifas 1880 463 384 Zentner frisches und zubereitetes Fleisch, Schinken, Speck und Würste, im Werte von 20 853 000 Mark; 1,042 018 Bentner Schmalz im Werte von 46 891 000 Mark. Der überseeische Transport der amerikanischen Waare und der für Amerika bestimmten befindet sich zu zweidrittel in den Händen Englands, und Deutschland , Norwegen und Schweden , Italien , Frankreich und Spanien machen beim lezten drittel der ameri tanischen Handelsflotte auch noch ganz erhebliche Konkurrenz. Da nun

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im lezten Jahre die Tonnenzahl der amerikanischen Flotte noch gesunken ist, während sich die der übrigen seefahrenden Nationen, insbesondere auch Deutschlands , erheblich gesteigert hat, so erklärte es der Präsident der Vereinigten Staaten in seiner Botschaft für angezeigt, daß der Kongreß den amerikanischen Schiffsbau tunlichst begünstige und nament lich die Errrichtung amerikanischer Dampfschiffahrtslinien durch Unter­stüzungsgelder fördere.

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Ratgeber für Gesundheitspflege.

XZ.

Hamburg. Otto J. Ihr Fall ist so recht ein Beweis dafür, wie schädlich die Quadsalberei unwissender Naturdoktoren" wer­den kann. Sie fühlen sehr häufig furchtbaren Durst", im übrigen fommen Sie Sich selbst ganz gesund vor und können nicht über das mindeste klagen. Statt daß sie nun einfach, dem Durst mit dem pro­batesten Mittel, das man haben kann, nämlich gutem, frischen Trink­wasser zu Leibe gehen, wenden Sie Sich an einen Quacksalber, der Ihnen vor zehn Jahren als Barbier bekannt war, inzwischen aber viele schöne Kuren gemacht haben soll." Flugs beginnt dieser an Ihnen seine schöne Kur. Daß Sie immerfort in sehr warmer, vielleicht auch sehr trockener Temperatur arbeiten, und während der Arbeit gar­nichts trinken(!!) ist zwar Ihnen schließlich als die mögliche sehr naheliegende! Ursache Ihres frankhaften" Durstes aufgefallen, ge­nirt aber den Doktor", der vermutlich heute noch ein ehrlicher Kerl wäre, wenn er bei seinem Leisten geblieben, so wenig, daß er Sie fidel drauflos als Wassersüchtigen"(!!!) furirt. Um Ihrer Ge­sundheit radikal zu Leibe zu gehen, erkiest sich das leichtsinnige oder gewissenlose Individuum die nu: mit höchster Vorsicht anzuwendende Meerzwiebel zum Medikamente für Sie und schwindelt Ihnen dann mit dreister Stirn vor, die Folgen seiner nichtsnuzigen Meer­zwiebelkur, das Leibschneiden und der Abgang von Blut mit dem Harne, sowie der Durchfall, was sich nun alles bei Ihnen einstellt, sei die Heilung. Da sollte die Geduld aufhören und der Staatsanwalt sein Werk beginnen! Jedenfalls jagen Sie den Barbier in der Naturdoktorverkleidung sofort zum Teufel und behandeln Sie Sich selbst als Wassersüchtigen, d. h. als einen, der Sucht nach Wasser hat. Nach acht Tagen berichten Sie uns wieder.

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Leipzig . E. F. Sie vermuten jedenfalls mit allem Fug, daß die sehr auffallende ungünstige Veränderung, welche Ihr Knabe an Körper und Geist erlitten hat, seit er die Schule besucht, dieser der Schule und ihren Lehrern zur Last fällt. Es ist ja garnicht möglich, daß ein zehnjähriger Junge, wenn er Tag für Tag von früh bis Abend entweder in der Schule sizt oder mit Schularbeiten beschäftigt ist, psychisch und physisch gesund bleiben kann. Besuchen Sie doch einmal die betreffenden Herren Lehrer und halten Sie Ihnen die Verhandlungen über die Schulfrage auf dem im April 1880 in Berlin stattgehabten Kongreß für Kinderheilkunde vor, wobei die Schulhygienekommission des Kongresses gegen die Schule der Ge­genwart die Anklage erhob: 1) das Gehirn der Kinder zu überreizen und dadurch zu einer an Melancholie erinnernden Erkrankung den Grund zu legen, 2) Frühreife zu erzeugen, 3) Blutmangel und Ver­dauungsstörungen, 4) schlechte Rörperhaltung, 5) Kurzsichtigkeit und Engbrüstigkeit, 6) Ueberfüllung des Gehirns mit unbrauchbarem Lern­stoff, 7) Angst vor zu hohen Anforderungen bei den Schulprüfungen, 8) Krankheiten der Harn- und Geschlechtswerkzeuge zu veranlassen. Die Kommission verlangte, daß der Nachmittagsunterricht fortfalle, damit die bisher auf ihn verwendete Zeit für die häuslichen Arbeiten frei werde; ferner, daß mit größter Gewissenhaftigkeit fünftighin die Haus­arbeiten den Fähigkeiten der Kinder und ihrem Bedürfnisse nach Er­holung angepaßt würden; daß die Stunden unmittelbar nach den Mal­zeiten überhaupt von aller Arbeit verschont, und namentlich nach dem Abendessen feine Geistesarbeit mehr verlangt würde; endlich daß die Ueberbürdung der Kinder mit allerlei Privatstunden, Unterricht in der Musik, m modernen Sprachen 2c., wie sie manche Eltern betrieben, aufhöre. Der Kongreß, der hervorragende Fachmänner vereinigte, fühlte sich mit den Anschauungen der Kommission so einverstanden, daß er ihr ausdrücklich seinen Dank votirte, und auch wir bedauern nur, daß dergleichen Verhandlungen bei sehr vielen Lehrern und Schulvorständen hartnäckig verschlossene Ohren finden! Versuchen Sie nur einmal, den betreffenden Herren in Leipzig die geehrten Ohren durch eine höfliche, aber doch nachdrückliche Interpellation zu öffnen.

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Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.)- Der Darwinismus als Weltanschauung. Von C. Fehl eisen. Die Falascha. Eine etnographische Stizze.( Forts.) Dedipus und Antigone.( Mit Illustration.) Im Kampf wider alle. Roman von Ferdinand Stiller.( Forts.)- Der Phönixpart. Napoleon als Ortograph.- Die Mayahandschrist.( Mit Illustration.)- Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Die Kohlenausfuhr Englands. Handel und Verkehr: Der gesammte Handel Amerikas mit dem Auslande. geber für Gesundheitspflege.

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Rat

Berantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart . Redaktion: Neue Weinsteige 23. Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart . Druck und Verlag von J. H. W. Dieß in Stuttgart .