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die Neapolitaner bei Palestrina und Velletri und hielt das unbefestigte Rom 30 Tage lang gegen die Franzosen. Ein Zug nach Norden gegen die Desterreicher scheiterte. In San Marino löste er sein Korps auf und entkam nach Ravenna , wo er sein treues Weib durch den Tod verlor. Auf Befehl der sardinischen Regierung verhaftet, ließ man ihm die Wahl zwischen Gefangenschaft oder Auswanderung. Er zog die leztere vor und begab sich abermals nach Amerika , wo er in New- York und Peru teils Schiffahrt betrieb, teils industrielle Unternehmungen in's Leben rief und sich einiges Vermögen erwarb. 1854 treffen wir Garibaldi wiederum in Italien und damals kaufte er sich auf Caprera , seinem späteren Ruhesiz, an. Der 1859 zwischen Desterreich und SardinienFrankreich ausgebrochene Krieg drückte dem Volkshelden abermals das Schwert in die Faust. Der Hauptarmee immer weit voraus, schlug Garibaldi mit seinen Alpenjägern die Desterreicher bei Varese und San Fermo. Der Friede von Villafranca sezte seinem Tatendrang neuerdings Schranken.
Aber schon im folgenden Jahre sehen wir den unermüdlichen Vorfämpfer für Volksfreiheit den Sizilianern, die sich gegen Franz II. von Neapel erhoben hatten, zu Hilfe eilen. Mit 1000 Gefährten landete er am 11. Mai 1860 in Marsala und drang nach heißen Kämpfen als Diktator in Palermo ein. Nach Unterwerfung der Insel sezte Garibaldi nach dem Festlande über, zwang Franz II. in Gaeta am 13. Februar 1861 zur Kapitulation und zog am 7. September in Neapel ein. Gleichzeitig rückte auch die sardinische Armee durch den Kirchenstaat in das neapolitanische Gebiet ein. Nachdem die Bevölkerung Victor Emanuel zum König von Italien ausgerufen, zog sich Garibaldi nach Caprera zurück.
Von nun an war Garibaldi's Bestreben auf die Befreiung Roms von der päbstlichen Herrschaft und dessen Erhebung zur italienischen Hauptstadt gerichtet. 1862 unternahm er einen zweiten Bug gegen Rom , wurde aber bei Aspromonte verwundet und geriet in Gefangenschaft, aus der ihn die Amnestie erlöste. 1866 kämpfte er an der Spize von 20 Bataillonen Freiwilliger gegen die Desterreicher. Der Ausgang dieses Feldzuges, ausschließlich durch die Siege Preußens gegen Desterreich herbeigeführt, war bekanntlich die Abtretung Venedigs an Italien . Gari baldi rastete aber nicht lange. Im Herbst 1867 zog er mit einer Schaar Freiwilliger zur Eroberung Roms aus. Am 23. Oktober schlug er bei Monterotondo 3000 Mann päbstlicher Truppen und zog den Franzosen entgegen, die in Civita- Vecchia gelandet waren. Bei Mentana fam es zur Schlacht, die für Garibaldi unglücklich ausfiel. Er geriet in Gefangenschaft, wurde internirt, dann aber nach Caprera entlassen, wo er sorgfältig überwacht wurde. Im Kriege von 1870, nach dem Sturz des französischen Kaiserreichs, zog er der französischen Republik zu Hilfe, indem er um Dijon mit Freiwilligen einen Guerillakrieg führte, jedoch ohne entscheidenden Erfolg. Nach der Niederlage Bourbaki's gab er seine Entlassung, und wurde von Nizza in die französische Nationalversammlung gewählt, deren monarchisch- fleritale Majorität ihm aber feinen sympatischen Empfang bereitete. Er legte daher sein Mandat nieder und zog sich nach Caprera zurück, nachdem ihm der Krieg wenigstens den einen Wunsch erfüllt hatte: Rom war Hauptstadt Italiens geworden. Im November 1874 in Rom zum Deputirten gewählt, nahm er seinen Siz in der Kammer ein und leistete den Eid auf die Verfassung. Eine ihm durch Gesez zugesprochene Pension von 50 000 Lire nahm er nur nach längerem Widerstreben an. Er suchte sich nüzlich zu machen durch Anträge auf soziale Reformen, Tiber- Regulirung, Austrofnung der pontinischen Sümpfe, Erweiterung des Stimmrechtes und dergl., jedoch ohne praktischen Erfolg. Er ließ sich nur selten und in den lezten Jahren garnicht mehr in der Kammer sehen. Er legte sogar, gleich seinem Sohne Menotti, im Jahre 1880 sein Mandat nieder, als sein Schwiegersohn, General Canzio, wegen Beteiligung an Unruhen verhaftet und eingesperrt worden war. Hiedurch, sowie durch eine demonstrative Reise zum Besuche Canzio's in Genua im Oktober 1880, erzwang er die Amnestirung und Freilassung Canzio's.
Nicht so vortrefflich wie das Schwert verstand Garibaldi die Feder zu führen. Er hat sich als Romanschriftsteller versucht, aber ohne Erfolg. Seine sonstige literarische Tätigkeit war fast durchweg gegen das ihm tötlich verhaßte Pabsttum gerichtet.
Das ist der Mann, dessen bewegtem tatenreichen Leben der Tod am 2. Juni ein Ziel gesteckt hat. Die Einigung Italiens ist wesentlich sein Werk. Die Geschichte kann der Befreiung Italiens von fremdem Fürstendruck nicht gedenken, ohne den Namen Garibaldi mit unvergänglichen Lettern in ihren Tafeln zu verzeichnen.
Garibaldi hatte die Feuerbestattung gewünscht, dem Andrängen, man kann sagen der ganzen italienischen Nation, nachgebend, nahmen die Familienangehörigen von diesem Wunsche Abstand und genehmigten deffen Beisezung in der Familiengruft auf Caprera.
S.
Tunesisches Zeltlager.( Illustration s. S. 495.) Auf den ersten Blick fönnte man glauben, eine Karavane zu erblicken, die auf einer fruchtbaren Dase Rast gemacht hat und das um so mehr, als der Handel in Tunis ansehnlich ist, besonders in den Städten Tunis und Susa. Wolle, Olivenöl, Wachs, Honig, Felle, Saffian, tunesische Müzen, Schwämme, Datteln , Weizen, Gerste u. s. w. werden ausgeführt, wie andererseits baumwollene Zeuge, Eisen, Blei, Manufakturwaaren, Wein, Branntwein, Gewürze, Kaffee, Zucker, Glaswaaren u. s. w. eingeführt werden. Allein der militärische Wachtposten im Hintergrund läßt uns sofort gewahr werden, daß diese Kameele, die so gemütlich im Vordergrund kauern, nicht die Bestimmung haben, die Spezereien Arabiens und andere Handelsobjekte zu tragen, um ihre beturbanten Herren zu bereichern, sondern daß wir ein Bild aus dem Kriegsleben vor uns haben, aus demjenigen, in dem unsere Nachbarn jenseits der Vo gesen mit leichter Mühe Lorbeeren zu pflücken gedacht hatten, wobei ihnen aber die Haut tüchtig geschunden und manche Unze Blut abgezapft wurde. Wir sehen das Zeltlager des tunesischen Armeekommandanten. Eines Kommentars bedarf das Bild nicht; wenn wir auf etwas aufmerksam zu machen haben, so ist es der glückliche Humor, mit welchem der Zeichner seinen Gegenstand behandelt hat. Die drei Kameele nämlich im Vordergrund, sehen sie nicht aus wie Bierphilister, welche die neuesten politischen Ereignisse besprechen und ihre wohlweisen Mutmaßungen über den Verlauf der Dinge gegenseitig austauschen?
Ratgeber für Gesundheitspflege.
St.
Wandsbed. Alter Freund Po. Ueber die Hoffmannschen Tropfen, von denen Ihre Frau durchaus nicht lassen will, brauchen Sie Sich nicht zu ereifern. Bei Ohnmachten, Magenkrampf, welche von Magenschwäche und Verdauungsbeschwerden verursacht werden, sowie bei Brustkrampf üben diese Tropfen, ein- oder mehreremale hintereinander auf Buder eingenommen, oft eine sehr wohltätige Wirkung aus. Auch Ohrenund Zahnschmerz können damit nicht selten erfolgreich behandelt werden. Ersterer, indem man das offene Fläschchen in warmes Wasser stellt und den Dampf in den Gehörgang eindringen läßt; lezterer, indem man die Tropfen auf Baumwolle tröpfelt und diese in den hohlen Zahn bringt. Rheumatische Schmerzen an anderen Körperstellen erfahren durch Einreibung einer Mischung von Opodeldoc mit Hoffmannschen Tropfen Milderung. Wo entzündliche Affektionen vorliegen, hat man sich jedoch der Anwendung dieses Mittels zu enthalten.
Bonn . Stud. R. Nach allem, was Sie uns mitteilen, leiden Sie nur an der Furcht vor einer Krankheit. Diese Furcht ist störend, aber gefährlich ist auch sie in Ihrem Falle nicht, da die Krankheit, an der Sie zu leiden sich einbilden, viel reellere Ursache nötig hat, um entstehen zu können. Wagen Sie, gesund zu sein, das ist alles, was wir Ihnen raten können.
Redaktions Korrespondenz.
Altona . Cigarrenarbeiter J. und Hottenhaus bei Solingen . Schwertschmied C. B. Sie haben feder zwei unserer Preisrätsel glücklich gelöst. Nun frisch auf an's dritte! ungeknadt ist nun teine dieser harten Nüsse mehr.
Berlin . H. M. Ihre Verse behandeln genau denselben Gegenstand, wie ein Gedichtchen Gottfried Kellers ; wir wollen lezterem hier Raum geben, um zu zeigen, was in wenigen Beilen aus solchem Stoff in aller Einfachheit und rührender Natür lichkeit zu machen ist.
Bei einer Kindesleiche.
So bist erlöscht du lieblich junges Licht, Das mir erquickend in das Herz gezündet? Noch sprach drei Worte deine Bunge nicht, Doch hat dein Lallen mir soviel verkündet. Das Sehnen, das die zartsten Bande flicht, Es hat tiefinnig mich mit dir verbündet: Ja vor viel Großen unter dieser Sonnen Hab' ich dich Kleine lieb und wert gewonnen.
Gefallen Ihnen diese Verse?
London . H. N. Mpt. angekommen. Erschien bei erster flüchtiger Lesung ganz im Geiste der„ N. W. " gehalten. Definitives bald. Frdl. Gruß. Cottbus . M. G. Angenehm, daß Sie einverstanden sind. Gegen eine Titels änderung haben Sie wohl nichts einzuwenden?
Zürich . C. B. Frdl. Dank für die jüngste Einsendung. Haben Ihren Wunsch der entscheidenden Stelle sofort übermittelt. Mit dem Abdruck Ihrer Abhandlung wer den wir noch einige, wenn auch nicht lange Zeit warten müssen, weil sonst bezüglich des Gegenstandes derselben unseren Leser leicht scheinen möchte, die„ N. W. " böten des Guten zu viel.
Potsdam . Karl D. Ihr Vorschlag, das deutsche Reich soll zu allererst die Bes kleidungsindustrie moralisiren, gibt zu denken. Sie meinen:„ Schaden könnte das nichts, bei den Schneidern besonders garnichts, die großen von der jüdischen Schundfabrikation ganz abgesehen, sind die reinen Blutigel"( sollte heißen Blutegel) und die tleinen saugen Hungerpfoten. Also mag der Staat Röcke und Hosen machen, das ist jedenfalls eine nüzliche Beschäftigung." Was meinen Sie aber, wenn der bekleidungsmonopolistische Staat dann eines schönen Tages auf den Gedanken käme, alle Röcke, Hosen 2c. nach einem Schnitte und von demselben, alter Liebhaberei zu gefallen vielleicht doppeltem Tuche herzustellen? Ueberlegen Sie sich die Sache noch ein wenig.
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Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.)- Der Darwinismus als Weltanschauung. Von C. Fehleisen.( Schluß.) Die Falascha. Eine etnographische Skizze.( Schluß.) Im Kampf wider alle. Roman von Ferdinand Stiller.( Forts.) Das deutsche Gaunertum. Eine Probe des Würdebewußtseins deutschen Gelehrtentums aus dem vorigen Jahrhundert. Poetische Aehrenlese: Honoratiorenlied. Garibaldi. ( Mit Illustration.)- Tunesisches Zeltlager.( Mit Illustration.) Ratgeber für Gesundheitspflege. Redaktions- Korrespondenz.
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Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart . Redaktion: Neue Weinsteige 23. Druck und Verlag von J. H. W. Dieß in Stuttgart .
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