Mohammed.( Illustration s. S. 621.) Mohammed oder Muhammed oder Muhamet bedeutet arabisch der Gepriesene; sein eigentlicher Name war Abul Kasem ben Abdallah. Geboren 571 zu Mekka in Arabien , aus dem angesehenen ismaelitischen Geschlechte der Koreïschiten stammend, machte er in seiner Jugend als Kaufmann Karavanenreisen in fremde Länder, wobei ihm der relative Vorzug der monoteistischen Religionen vor der grobgözendienerischen Religion der Araber flar wurde. Nachdem er durch seine Verheiratung mit der reichen Wittwe Chadidja eine unabhängige Stellung erlangt hatte, zog er sich längere Zeit in die Einsamkeit zurück, wo er zum" Propheten" reifte. Mohammed zählt zu den geschichtlichen Persönlichkeiten, bei denen man nicht weiß, wo die Schwärmelei und Selbsttäuschung aufhört und die Charlatanerie beginnt, zu jenen epochemachenden Menschen, deren Karafter eine seltsame Mischung von Begeisterung und Verschmiztheit, Edelsinn und Ehrgeiz, Patriotismus und Selbstsucht, Genie und Be schränktheit bildet. Seine eigentliche Prophetie datirt von zwei Erscheinungen des Engels Gabriel, die er gehabt haben will. Auch seine epileptischen Anfälle, vom Aberglauben auf dämonische Besessenheit zurüdgeführt, begünstigten bei ihm selbst und bei seinen Anhängern den Glauben, daß er mit Engeln im Verkehr stehe und höhere Eingebungen empfange. In seinem 40. Jahre trat er mit der Lehre auf:„ Es ist nur ein Gott und Mohammed sein Prophet," womit er den Gözenund Gestirndienst seiner Stammesgenossen verdrängte. Durch seine Berheißung eines Paradieses voll sinnlicher Freuden, wo schwarzäugige Jungfrauen( Huri) den Frommen dienen werden, wußte er die Phantasie seiner Landsleute in hohem Grade zu entzünden und ihre Willenskraft zur höchsten Anstrengung anzuspornen, durch seine strengen asketischen Vorschriften ihr heißes Blut zu ruhigem Gleichmut abzukühlen, durch seine Lehre von einem unabänderlichen Verhängnis( Fatalismus) ihnen kalte Todesverachtung einzuflößen, sowie endlich durch sein Gebot, daß dieser Glaube mit Feuer und Schwert unter allen Völkern ausgebreitet werden solle, seinem Volte die Weltherrschaft zu verschaffen. Seine Lehre erhielt den Namen Islam , d. h. Hingebung. Außer seiner Gattin, seinem Freunde Abu- Bekr, seinem nachmaligen Eidam und Better Ali und einigen anderen Verwandten und Freunden glaubte anfangs niemand an seine Sendung; ja ein drohender Aufruhr nötigte seine Anhänger zur Auswanderung nach Abyssinien, und er selbst war endlich genötigt, sich mehreren Mordanschlägen durch die Flucht von Mekka nach Medina zu entziehen. Mit dieser Flucht, Hegira ( lies Hedschra ), die in der Folge auf den 16. Juli des Jahres 622 unserer Zeitrechnung gesezt ward, beginnt die Aera der Mohammedaner oder Moslemin( Muselmänner). Nachdem Mohammed in Medina seine zerstreuten Anhänger gesammelt und gemehrt hatte, machte er Streifzüge gegen Heiden und Juden, und nach mehreren glücklichen Gefechten zog er gegen die Koreïschiten, eroberte Mekka und machte es zur heiligen Stadt für alle Bekenner des Islam, dem nun die meisten arabischen Stämme zufielen. Schon hatte er den Plan gefaßt, den heiligen Krieg" auch in fremde Länder zu tragen, als er 632 starb, ohne einen Sohn zu hinterlassen. Sein Grab in Medina blieb fortan, neben Mekka , seiner Geburtsstadt, ein heiliger Wallfahrtsort. Mohammed war mildtätig, von einfacher Lebensweise und nicht ohne häusliche Tugenden. Besonders war er aber der Frauenliebe ergeben und auch seinen Anhängern gewährte er in diesem Punkt einen weiten Spielraum. Dafür verbot er ihnen den Wein; indes hat man schon behauptet, er habe seinen Gläubigen den Wein nur deshalb verboten, damit er ihnen desto besser schmecken möge. Zu seinem Nachfolger wurde der alte, kräftige AbuBekr gewählt, der als Kalife, d. H. Stellvertreter des Propheten, die religiöse und politische Gewalt in seiner Person vereinigte. Die freie, altarabische Stammiverfassung ward durch die neue Religion umgewandelt zunächst in einen patriarchalischen Militärstaat, dann in eine unumschränkte teokratische Monarchie. Mit der Welteroberung kam die Umwandlung des geschlossen arabischen Karakters in den kosmopolitischislamitischen. Abu- Bekr war es auch, der den Koran besorgte, die Bibel der Moslemin. Denn dieser ist keineswegs von Mohammed selbst geschrieben, noch weniger vom Himmel gefallen, wie fromme Moslemin glauben, sondern dessen einzelne Stücke wurden erst nach des Propheten Tod in ein ganzes vereinigt, indem der Kalif Abu- Bekr alles, was von Mohammed's Offenbarungen auf Pergament, Palmblättern, Knochen, Steinen und anderen rohen Schreibmaterialien einzeln unter den Moslemin zerstreut aufzufinden war, sammeln und in seinem frommen Glauben ohne alle Kritik( wie bei der Redaktion der Bibel) abschreiben und in ein Buch zusammenstellen ließ. Eine zweite Redaktion_des Koran ließ der Kalif Othman besorgen, wobei womöglich noch kopfloser verfahren wurde. Ueber den außerordentlichen Einfluß, welchen der Koran auf die Literatur der Mohammedaner geübt hat, ist man einig, weit weniger aber über seinen Wert. Hammer z. B. urteilt über denselben:„ Nur der höchste Zauber der Sprache konnte das Wort des Sohnes Abdalla's stempeln als Gotteswort." Auch Goethe findet den
-
624
Stil des Korans, streng, groß, furchtbar, stellenweis wahrhaft erhaben. So treibt ein Keil den andern und darf sich über die große Wirksamkeit des Buches niemand wundern. Weshalb es denn auch von den ächten Verehrern für unerschaffen und mit Gott gleich ewig erklärt wurde." Indessen gibt es gute Köpfe unter den Arabern, welche behaupten, Mohammed habe ihre Sprache und Literatur verdorben, so daß sie sich niemals wieder erholen werde. Sehr hart urteilt über den Koran der Philosoph Schopenhauer in seiner Abhandlung über das von ihm sogenannte„ metaphysische Bedürfnis" der Menschen. Er sagt:„ Tempel und Kirchen, Pagoden und Moscheen, in allen Landen, aus allen Zeiten, in Pracht und Größe, zeugen vom metaphysischen Bedürfnis des Menschen, welches, start und unvertilgbar, dem physischen auf dem Fuße folgt. Freilich könnte, wer satirisch gelaunt ist, hinzufügen, daß dasselbe ein bescheidener Bursche sei, der mit geringer Kost vorlieb nehme. An plumpen Fabeln und abgeschmackten Märchen läßt es sich bisweilen genügen: wenn nur früh eingeprägt, sind sie ihm hinlängliche Auslegungen seines Daseins und Stüzen seiner Moralität. Man betrachte z. B. den Koran : dieses schlechte Buch war hinreichend, eine Weltreli gion zu begründen, das metaphysische Bedürfnis zahlloser millionen Menschen seit 1200 Jahren zu befriedigen, die Grundlage ihrer Moral und einer bedeutenden Verachtung des Todes zu werden, wie auch zu blutigen Kriegen und ausgedehnten Eroberungen sie zu begeistern. Wir finden in ihm die traurigste und erbärmlichste Gestalt des Teismus. Viel mag durch die Uebersezungen verloren gehen; aber ich habe keinen einzigen wertvollen Gedanken darin entdecken können."
Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.
St.
Einfluß der Haustiere auf den Menschen. Jedermann weiß, daß wir die Rassen der Tiere veredelt haben, die wir zu unseren Haustieren machten. Vielen gilt ein dressirter Pudel für den schönsten Beweis vom Sieg der menschlichen Intelligenz. Sehr wenige aber von denen, die einen edlen Leonberger oder Bernhardiner zum Schemel ihrer Füße machen, bedenken, daß der tägliche Umgang mit einem Tier, von dem man wohl sagt, daß es uns lieb und teuer wie ein Freund wird, einen großen Einfluß auf sie ausüben würde. Zum Erfolge einer Dressur gehört unbedingter Gehorsam, Unterordnung unter allen Umständen und die Fähigkeit, jeden Ausbruch herrischer Laune und Willkür ohne Murren zu ertragen. Wie kann ich aber den meinen Freund nennen, dessen Hauptstärke darin besteht, meine üble Laune als selbstverständlich hinzunehmen und sich, wie ich will, behandeln zu lassen? Neben der Treue, der Verläßlichkeit, der Anhänglichkeit des Hundes, ist sein friechendes, unterwürfiges Wesen, das Schweißwedeln und Speichellecken, das Apportiren ein Hauptreiz für den homo sapiens, mit dem Tier sich abzugeben. Es ist deshalb eine oft erwiesene Tatsache, das Vorliebe für Haustiere, namentlich Hunde, die bis zur Narrheit steigt, Hand in Hand mit Hartherzigkeit und Roheit gegen die Mitmenschen geht, und der alte verbitterte Junggeselle, der alle Welt haßt und seinen Hund als einzigen Freund heute kajolirt und morgen malträtirt, und die alte verbissene Jungfer, bei der der fette Mops auf dem Seidendamast ruht, während sie für Werke der Mildtätigkeit keinen Sinn und feinen Groschen übrigen hat, sind tägliche Erscheinungen. Es gehört schon ein hoher Grad von Intelligenz und ein edler Karakter dazu, um im Umgang mit dem Tier im wahren Sinn der Herr desselben zu bleiben und nicht sein Sklave und der der eignen niederen, tierischen Natur zu werden. Nur im ersten Fall ist das Haustier der Freund des Menschen, wie eben nur der einen Freund im Leben hat, der ihn verdient. Nur zu viele sind freilich nicht einmal die Freundschaft eines Tieres wert, geschweige die eines Menschen.
Redaktions- Korrespondenz.
E. M.-G.
Gerstungen. D. B. Sie wünschen ein Geschichtswert. Was für eines? Allgemeine Weltgeschichte? Neuere Geschichte? Deutsche Geschichte? Das müssen Sie uns angeben, wenn wir Ihnen ersprießlichen Rat geben sollen. Desgleichen ist es gut, wenn bei derartigen Anfragen stets angegeben wird, wie viel der Anfragende höchstens für das betreffende Schriftwerk zu zahlen gewillt ist. 2. Das berühmte Wert von Louis Blanc ist in deutscher Uebersezung zu haben. 8. Die ,, Neue Welt" in Be schlag zu nehmen ist niemand berechtigt. Reklamiren Sie.
Ottensen . Fabritarbeiter Sch. Treiben Sie die Bescheidenheit nur nicht soweit, sich im Vorwärtsstreben stören zu lassen. Es wäre zu bedauern, wenn ein Mensch, der sich einer nicht unbedeutenden Befähigung erfreut, sich nicht zu einer tüchtigen Geistesentwicklung emporränge.
London . N. Brief erhalten. Ausführliche Antwort bald.
Frankfurt a. M. M. B. Ihre Einsendung gelangt demnächst zur Prüfung. Dresden . Schneidergeselle T. Die Meinung, durch einen Panam atanal tönne die Richtung des Golfstroms und dadurch das Klima Europas beeinflußt werden, ist als Irrtum erwiesen. Der Golfstrom ist viel zu mächtig, um sich durch eine verhält nismäßig winzige Wasserrinne, wie Sie auch der größte Kanal darstellt, von seiner Bahn ablenten zu lassen.
Altona . Hein mit dem Bollbart. Bezüglich der Charade müssen wir Ihnen allerdings Fehlgeschossen! zurufen. Rücken Sie also dem Dinge noch einmal mit dem Aufgebot Ihres ganzen Scharfsinnes zu Leibe.
-
Josef Garibaldi.( Forts.)
-
Edle Liebe. Novelle. Inhalt: Verschlungene Lebenswege. Roman von Franz Carion.( Forts.) ( Forts.)-Gottsched , Göße, Lessing. Ein Stück Kulturgeschichte. ( Schluß.) Pudel.( Mit Jllustration.)- Mohammed.( Mit Jllustration.)- Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Einfluß der Haustiere auf den Menschen. Redaktions- Korrespondenz.
-
-
-