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Menschen von diesem Standpunkt aus beleuchtet werden kann. Es leuchtet ein, daß die Tragweite auch solcher Beobachtungen sehr bedeutend ist; doch wie überall ist gegenwärtig auch hier die Naturwissenschaft forschend, Tatsachen sammelnd, vergleichend tätig und hütet sich, voreilig Schlüsse zu ziehen, welche eine neue entdeckte Tatsache vielleicht wieder umstoßen könnten.

Beginnen wir mit den Dingen, welche dem Körper in auf­fallender Weise angehängt werden, aber ohne ihn zu beschädigen, so finden wir alle möglichen Dinge verwendet: Blumen, Blätter, Früchte, Holzpfähle, Knochen, Zähne, Muscheln, bearbeitet oder nicht, verschiedenste Steine, Korallen, Insekten, ganze Vögel, Glasperlen, Metallstücke, Ringe und Stifte, wertvolle und wert lose, schöne und glänzende, wie farblose und schmuzige. Bei Jägern und Kriegern ist es natürlich, daß sie sich mit ihren Trophäen schmücken. Die Indianer behängen sich mit Stalpen ihrer erlegten Feinde, je mehr Kopfhäute, desto größer die Ehre. Edler ist es, wenn sich der indianische Krieger seinen Feder schmuck vom lebenden Kondor selbst erobern muß. Den pracht­vollsten Federschmuck finden wir, wo die Vögel mit den präch­tigsten Farben geschmückt sind. Unsere Damen würden neidisch werden, wenn sie die kostbaren Federmäntel, Kronen, Büschel sehen könnten, welche die Südseeinsulaner tragen auf dem Kopfe, um die Schultern, an Arm und Bein. Gleicher Pracht begegnen wir in Südamerika  . Die Bewohner Guineas schmücken sich mit dem Paradiesvogel, dem sie vorher nur die Beine aus­reißen. Dem sonst so reich ausgestatteten Afrika   fehlt dieser Schmuck. Dagegen ist es dort rühmlich, die Klauen und Reiß­zähne des erlegten Löwen   zu tragen, doch beweisen die Schwarzen auch ihre Eitelkeit dadurch, daß sie die Zähne in Elfenbein nachahmen und sich damit behängen. In Indien   benuzt man in gleicher Weise Tigerklauen und-Krallen, welche lezteren blen dend weiß, in Gold eingefaßt zu zweien, als Ohrgehänge ge­tragen werden. Auch die alten Deutschen   liebten es, ihre Tapfer­keit durch die Trophäen der Jagd zu zeigen.

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Aus ihrem Heldenschmuck, aus selbst erbeuteten Adlerfedern sind heut die Roßhaarbüsche der gemeinen Soldaten geworden, und die Helmzierde, welche die höheren Offiziere auszeichnet, sind durch die zarten Hände der Puzmacherinnen in harm­losester Weise dem Schweif des Straußen entrissen. Nichts ist mehr von der ursprünglichen Bedeutung erhalten, als die Sucht zu glänzen.

Die Inselbewohner des großen Ozeans ziehen die Meer­muscheln auf Fäden und kleben sie ans Dhr; sie ziehen dabei so viele auf, als sie nur zu tragen vermögen; auch schleifen sie von den größeren Muscheln die Gewinde ab und streifen den obersten Ring, ähnlich wie wir die Manchetten, auf den Arm. Bei vielen Völkern ist der erwähnte Schmuck zugleich die ein­zige Bekleidung. Die forangläubigen Bewohner Arabiens und Nordafrikas   tragen Wurzeln und Koransprüche, mitunter in kost­baren Dosen ins Haar gewunden und an allen Teilen des Körpers; oft sind sie mit solchen Amuletten vollständig behängt; sie glauben dadurch die bösen Geister vollständig bannen zu fönnen.

Eine gleiche religiöse Vorstellung ist vermutlich mit dem Ringe verbunden. Wir brauchen dabei nur an die Bedeutung der wundertätigen Ringe im Mährchen, der Zauberringe und Kreise, des Trauringes, der Belehnung des Bischofs mit dem Ringe zu erinnern, um das wahrscheinlich zu machen. Der zu Grunde liegende Gedanke mag sein, daß der Ring in sich abgeschlossen ist und alles, was in ihm steht, verbindet. Schon die Götterbilder der alten Egypter hatten Ringe an den Fingern. Auch der offene Ring hat besondere Bedeutung; die sogenannten Schwurringe des Mittelalters waren offen; der den Eid leistete, mußte den Ring schließen, indem er die Deffnung mit der Hand überspannte und zwei Finger an die Enden des Ringes legte. Ob dieser Art des Schmuckes im östlichen Afrika  , wo sie am weitesten verbreitet ist, ähnliche Gedanken zu Grunde liegen, untersuchen wir hier nicht. Livingstone und Schweinfurt   fanden sie von Rubien bis fast zum Kap verbreitet. Die Ringe von Messing und Eisen, welches die Bewohner der dortigen roten

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Erde sehr wohl zu gewinnen und zu verarbeiten wissen, zieren Arme und Beine und sind selbst häufig mit Ringen verziert, so daß jeder Schritt mit einem Rasseln begleitet ist. Manche Negerſtämme führen mehrere Ringe an einem Arm oder Bein, Livingstone zählte in Südafrika   deren bis sechzehn und acht­zehn, bei einer Frau um Arme und Beine zweiundsiebenzig, so daß diese Neger ein schweres Gewicht an Eisen mit sich herumtragen. Bisweilen kommen die Ringe nur den Frauen zu, während die Männer sich mit Halsketten schmücken, bei anderen ist es umgekehrt. Goldene Fingerringe, aus feinem Golddrat geflochten, welche die Neger ebenfalls selbst herstellen, gebühren nur den Vornehmen.

Bei den Völkern mit krausem Haare sind die wunderlichsten Frisuren in der Mode. Zu denselben gehören die Neger in Afrika  , die Drawida in Indien   und die Papuas in Melanesien  . Die lezteren ziehen das Haar zu zwei oder drei Bündeln, welche über den Ohren und dem Wirbel stehen und welche sie außerdem noch durch Hansbündel verstärken und mit Pfeilen oder Holzstäben mehrfach durchstechen. Da das Haar niemals auf­gelöst und gereinigt wird, so ist es stets völlig verfilzt. Den Mom­buttu im östlichen Afrika   rühmt Schweinfurth nach, daß es kaum denkbar sei, eine neue Art ausfindig zu machen, das Haar in Flechten zu legen, diese zu Zöpfen und Knäueln aufzuhäufen und wieder in Toupets aufzulösen, die nicht bereits von ihnen ersonnen wäre. Er erzählt von einem Jünglinge, welcher sich mit einem Heiligenschein umgab, indem er die Flechten des Haares in einem Dratreifen ausspannte, den er mit Kauri­muscheln verziert hatte. Bei Tage befestigte er den Reifen am Rande seines Hutes, in der Nacht schlug er den ganzen Strahlen­franz zurück. Diese Menschenfresser benuzen das Haar ihrer Opfer, um ihr eigenes zu verstärken.

Alle diese Völker sind Bewohner der heißen Zone, und man darf daher wohl annehmen, daß sie den Kopf gegen die Sonne schüzen wollen, wenn sie das Haar so vielfältig verflechten und stärken, ähnlich wie die Araber zum Turban ein möglichst langes Stück Zeug wünschen und dasselbe zwanzigmal oder öfter um den Kopf winden. Welchen natürlichen Grund soll man aber dafür vermuten, wenn die Römer der Kaiserzeit ihr schwarzes Haar mit dem blonden der Germanen durchflochten? Oder wenn die altegyptischen Perrücken im 17. und 18. Jahrhundert an den Höfen der Fürsten   die nordischen Köpfe verunzierten.

Doch auch die anspruchslosen Fischervölker in Alaska   und auf den Aleuten lieben es, falsches Haar zu tragen, und die sonst so bescheiden einfachen Eskimofrauen schneiden ihren Männern das Haar vom Wirbel ab, um sich Locken daraus anzufertigen.

Bei den amerikanischen Eingeborenen mit straffem Haar, zu denen die leztgenannten auch gehören, begegnen wir anderen Sitten. Das Haupthaar tragen sie offen herabhängend, aber den spärlichen Bart rasiren sie nicht. Dasselbe tun alle Isla­miten, da nach den Lehren des Koran   die Speise durch Ve= rührung mit den Haaren unrein wird. Das Zustuzen des Bartes nach bestimmtem Brauch, den Knebelbart der Franzosen  , erwähnt bei den alten Galliern bereits Diodor von Sizilien, welchem auch die Vorliebe derselben für rote Hosen auffiel. Das Kopfhaar rasiren manche Muhamedaner, einige nur vom Wirbel, entgegengesezt den Chinesen, welche ja nur den Zopf am Wirbel stehen lassen. Unter den Kulturvölkern sind am meisten berüchtigt die Frauen der Japanesen, welche ihrem künst­lichem Aufbau der Haare zu Liebe des Nachts den Nacken in ein sattelartiges Bolster legen und bei dieser unbequemen Hal­tung schlafen.

Im Vergleich zu den Verstümmelungen des Körpers und den Durchbohrungen der Haut, welche bei Naturvölkern in Anwendung sind, haben die Europäer wenig ähnliches aufzu­weisen. Mitunter freilich würde der Vergleich zu Ungunsten der Europäerinnen ausfallen. Wenn die Steatopygie bei den Hottentottenschönen natürlich ist, indem die Hautfalte des Ge­säßes nicht unter, sondern über demselben sizt, so wird dasselbe bei uns durch Kunst erreicht mit Hülfe des Cul de Paris. Aber was will der eine Ohrring unserer Damen sagen gegen