Wir werden nie dem grimmen Feind zum Raube, Wenn Schulter wir an Schulter treulich stehn, Und felsenfest sei an den Sieg der Glaube, Denn solcher Glaube läßt nicht untergehn! Wir sind gefaßt auf alles

Und rufens lauten Schalles:

Durch Kampf zum Sieg, zur Herrlichkeit durch Not! Wir sind und bleiben deutsch bis in den Tod!

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und unter dem Jauchzen der buntbelebten Menge krallten sie die eiser­nen Finger ineinander, daß man es frachen hörte, der breite Fuß flammerte sich wie krampfhaft an die Erde, aber schon beim zweiten oder dritten Ruck begann der andere zu wanken, das Blut trat ihm in das vibrirende Gesicht, dessen Züge mitzukämpfen schienen, auf der Stirne stand ihm der Schweiß. Jezt bebte sein Fuß, ihm ward als ob der Boden schwände und mit dem nächsten Zug riß ihn der Daniel über den Tisch wie ein Tiger seine Beute davonschleift. Eine Weile casteten die beiden, dann begann der zweite Gang mit demselben Er­folg. Laß' ma's gut sein?" frug der Sieger im nachlässigen Ton, aber der andere bestand auf dem drittenmal, vielleicht daß es ihm doch gelänge, seinen bedrohten Ruhm zu behaupten. Er bat, daß er da­zwischen einen frischen Trunk tun dürfe, trozdem erlitt er eine neue noch raschere Niederlage. Aber dem fecken Sieger wars noch der Mühe zu wenig. Einmal get drein" rief er lachend und erbot sich, es nun mit dreien zugleich zu tun. Aus einem seidenen Halstuch ward eine Schleife geknüpft, auf der einen Seite haften sich drei Finger ein, auf der anderen der eine des gewaltigen Gegners und er zog die drei so gemächlich an sich wie man beim Fischfang ein schweres Nez über die Ränder des Kahns zieht. Um diesem modernen Atleten einen antiken an die Seite zu stellen, führen wir den Milo von Krotona an, von welchem be­richtet wird, daß er in den olympischen Spielen sechsmal die Palme errang und in Olympia eine marmorne Bildsäule erhielt, die er selbst auf seinen Schultern an den Ort ihrer Bestimmung trug. Er durchlief einmal die ganze Rennbahn, einen vierjährigen Ochsen auf der Schulter tragend, den er dann mit einem Faustschlag tötete und binnen Tagesfrist ver­zehrte. Keine menschliche Kraft vermochte ihm die Finger zu lösen, wenn er, die Ellenbogen auf die Hüfte gestüzt, die geballte Faust mit emporgerichtetem Daumen hinhielt. Zuweilen nahm er dabei in die geschlossene Hand einen Granatapfel und hielt ihn, ohne ihn zu zer­drücken, so fest, daß es Niemand gelang, ihm denselben zu entreißen. Als er sich einstmals mit den Schülern des Pytagoras in einem Hause versammelt hatte und die Decke einzustürzen drohte, hielt er die Haupt­stüze so lange fest, bis die Anwesenden ihr Leben gerettet hatten. So groß war seine Kraft, daß er sich zuweilen eine Schnur um die Stirne wand und, indem er den Atem an sich hielt, die Schnur mittels seiner angeschwollenen Kopfadern zersprengte. St.

Das Fingerhakeln.( Illustration S. 148 u. 149.) Der kraftbe­gabten Menschen innewohnende Drang, die Stärke ihrer Muskeln zu erproben und sich mit andern zu messen, zu Zeitvertreib und Kurzweil wie zur Erhöhung des Ansehens, hat in früheren Zeiten allerlei gym nastische Spiele entstehen lassen, denen teilweise eine gewisse Roheit anhaftet und die zu beliebten Volksbelustigungen geworden sind, heut zutage aber, wo die Gymnastik der Geister die der Leiber fast verdrängt hat und die Menschen mehr mit Zunge und Feder als mit der Faust sich zu messen pflegen, als eigentliche Volksspiele nur noch bei Bolks­stämmen angetroffen werden, die sich ihre Urwüchsigkeit bewahrt haben, in Gegenden, wo eine höhere Kultur noch nicht seßhaft geworden. Zu den Spielen dieser Art gehört auch das sogenannte Fingerhakeln, das gegenwärtig noch in Oberbaiern, besonders im Isarwinkel, heimisch ist und von dem unser Holzschnitt ein drastisches Bild gibt. Zwei durch einen Tisch getrennte Gegner haken die Mittelfinger ineinander und beginnen aus allen Kräften zu ziehen, bis es dem einen gelingt, den Gegner über den Tisch zu reißen, zum großen Gaudium der anwesen­den Zuschauer und Zuschauerinnen, die mit lebhafter Spannung den Vorgang verfolgen und den Ausgang erwarten. Es bedarf einer unge­heuren Körperkraft, das Wagstück zu vollenden, und die Helden der Szene sind in der Regel Leute von atletischer Stärke. Das Spiel erinnert an den Afrocheirismus der Griechen. Bekanntlich war bei diesen die Gymnastik besonders ausgebildet und zwar waren die körperlichen Uebungen bei denselben von fünferlei Art. Sie bestanden im Springen, Laufen, Werfen( mit Wurfspießen, Pfeilen, Wurfscheiben 2c.), Ringen und Faustkampf. Eine Art des Ringens nun war der Afrocheirismus ( akros höchst, äußerst, cheir Hand), darin bestehend, daß man den Gegner bei den Fingerspizen ergriff, ohne irgend einen anderen Körper­teil zu berühren. Nach der Behauptung von Krause war dies nur ein Vorspiel zum eigentlichen Ringkampf und keine selbständige Uebung. Indessen scheint diese Einleitung zum Kampfe doch an und für sich von Wichtigkeit gewesen zu sein, insofern gewisse Atleten darauf besonders ein­geübt waren, mehrere sich sogar darin auszeichneten. So soll nach Pausanias   der Atlet Leontiskos von Messina sich niemals im Kampfe Leib an Leib ermüdet, sondern sich begnügt haben, die Finger seines Gegners mit solcher Kraft zu drücken und zu drehen, daß dieser ge­nötigt wurde, sich für überwunden zu erklären. Auf diese Weise mochte der Kampf sich zuweilen auf dieses vorläufige Handkämpfen beschränkt haben. Von einem modernen Atleten im Fingerhakeln berichtet ein Augenzeuge folgendes: Jm Mangfalltal beim Müller am Stain dient ein junger riesiger Bursch, der wegen seiner herkulischen Stärke als der starke Daniel" im weiten Umkreis berühmt ist. Schon dessen äußere Erscheinung, die fast sieben Fuß hohe Gestalt und der eiserne Knochen­bau, läßt den Herkules erkennen, und die Proben, die er von seiner Kraft gegeben, sind geradezu beispiellos. Ein volles Eimerfaß, das andere kaum auf den Wagen heben können, hob er mit beiden Händen frei über den Kopf und trant aus dem Spundloch mit vollen Zügen, nachdem er den Pfropf mit den Zähnen herausgerissen. Und als in einem steilen Hohlweg ein Lastwagen ins Rollen kam, so daß ihn die Pferde nicht mehr zu halten vermochten, da fiel der starke Daniel dem Fuhrwerk in die Speichen und es gelang ihm, dasselbe zu retten. Eine eiserne Schiene im Gewicht von 125 Kilo nahm er vom Boden auf und warf sie kopfüber hinter sich. Den stärksten Ringer hob er beim ersten Griff frei in die Luft. Nun wollte er's auch einmal mit dem Fingerhakeln probiren. Es war im Sommer 1876. Einem von Langgries, der weit und breit als Meister dieser Kunst galt und sich rühmen konnte, daß er noch niemals darin besiegt ward, bot der starke Daniel den Kampf an. Drei Gänge nacheinander wollten sie wagen und große Wetten wurden gemacht. Der stärkste eichene Tisch, den man im Wirtshaus hatte, ward vor die Tür geschoben; überall auf den nahen Dächern und Bäumen suchten die Neugierigen Plaz. Nicht lange, so traten die beiden Kämpfer an die Enden des Tisches i

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Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.

Japanesische Literatur. Nach einer durch das Ministerium des Innern veröffentlichten Uebersicht sind in Japan   im Jahre 1881 4910 Werke erschienen gegen 3792 im vorhergehenden Jahr. Die meisten derselben sind Uebersezungen oder Nachbildungen in Europa   oder Amerika  erschienener Bücher; mit Ausnahme der Geographie und Matematik, welche eine Verminderung zeigten, ergaben alle, auch die wissenschaft­lichen Fächer, eine teilweise bedeutende Zunahme. Im Lauf des Jahres sind 149 neue Zeitschriften erschienen.

Ander

Rebus.

schönen Bauen Donau

V₁

20 Ma

Auflösung der Rebus in Nr. 5:

Ein schäbiges Kameel trägt immer noch die Lasten vieler Esel.

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Inhalt: Am Nordpol  . Nach dem Englischen von P. Olliverio.( Fortsezung.) Altgermanische Weihnachten. Von Manfred Wittich. Die Tierwelt in den Buhnen der ostfriesischen Juseln. Von W. Heß. Wilde Pferde und Wölfe   in Rußlands   Steppen.  ( Mit Illustration.) Die Jesuitenrepublik in Paraguay  . Historische Studie von Karl Frohme  . Jurisprudentia.( Mit Illustration). Serena. Eine venetianische Novelle von May Vogler.( Fortsezung.) Berlin   unter der Erde.( Mit Illustration.)- Berlin   unter der Erde.( Mit Illustration.)- Zur Kolonialfrage. Von Bruno Geiser.( Schluß.)- Seydel, das Evangelium von Jesu in seinen Beziehungen zur Buddhalehre und Buddhasage. Auch ein psychologisches Rätsel. Schattenriß aus der Kulissenwelt. Von Eduard Müller- Gauger.- Ein ungekröntes Preisgedicht.- Das Fingerhakeln.( Mit Jllu­stration.)-Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Japanesische Literatur.- Rebus. Aerztlicher Ratgeber. Redaktions- Korrespondenz.­Sprechsal für jedermann. Mannichfaltiges.

Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart  . Redaktion: Neue Weinsteige 23.- Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  .

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