stimmten Reibfläche zu unbequem fand. Erst als zehn Jahre später die Böttger'schen( deutschen ) Hölzchen aus Schweden zu uns kamen, wurden sie bereitwilligst akzeptirt und schnell zur Modesache. Die Fabrik zu Jönköping produzirte bereits 1872 über 128 millionen Stück verschiedener Feuerzeuge, und der Gesammtexport Schwedens bezifferte sich 1874 auf 8 635 000 Kg. Zündhölzchenfabrikate im Werte von 4 800 000 Mart.

Welchen großartigen Aufschwung die Zündholzfabrikation in neuester Zeit genommen hat, dürfte am besten die Fabrik zu Jöngföping zeigen. Sie wurde im Jahre 1845 von J. E. Lundström gegründet, um die damals üblichen Phosphorzünd­hölzchen herzustellen. Das Unternehmen war erfolgreich und Lundström konnte die Bestrebungen zur Verbesserung der Zünd­hölzer verfolgen, wie sie von Preshel, Schrötter u. a. ausgingen.

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Auf Grund der von diesen Männern angestellten Forschungen und Versuche wandte sich Lundström zur Fabrikation der phos­phorfreien Sicherheitshölzer. Diese Verbesserung verschaffte der Fabrik großen Aufschwung; es wurde ein größeres Etablissement nördlich von Wettern- See gebaut, das sich seit 1857 in den Händen einer Gesellschaft von elf Teilhabern mit einem Kapital von vier millionen schwed. Kronen befindet. Die Anzahl der beschäftigten Arbeiter beträgt 872, wovon 533 Männer und 339 Frauen sind. Im Jahre 1881 wurden in dieser Fabrik 202 841070 tausend Zündhölzer hergestellt, deren Gewicht 66 416 3tr., deren Wert 2806 744 Kronen beträgt. Das Etablissement hat 8 Dampfmaschinen mit zusammen etwa 119 Pferdekräften im Betriebe, welche 250 Arbeitsmaschinen der ver­schiedensten Art in Bewegung sezen.

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Londoner Bilder.

Von Heinrich Nonne.

Ueber London , die größte Stadt der Welt, mit ihren vier millionen Einwohnern, mit ihrem die gesammten Kontinente beherrschenden oder doch beeinflussenden Handel, mit ihrem Ka­leidoskop von europäischen und außereuropäischen Insassen, mit ihrem Elend ist schon viel geschrieben; jeder kennt wenig stens die eine oder andere Seite londoner Lebens, dennoch bietet sie immer neuen Stoff, immer neue Erscheinungen treten in den Gesichtskreis derer, die hier atmen nicht im rosigen, aber im gräulichen Licht. Unter Umständen kann man von Atmen übrigens gar nicht reden; an rauchnebeligen Tagen hat die mensch­liche Lunge ihre liebe Not, den nötigen Sauerstoff zu ge­winnen aus dem, was man Gasrauchstaubnebel nennen könnte. Dickens verstand es so cut wie keiner vor und nach ihm, Lon­ don und seine Bevölkerung zu schildern. Aber wie ganz anders sieht London heutzutage aus, wenn man sich seine Schilderungen vergegenwärtigt und mit dem modernen London vergleicht. Es ist in die Breite gegangen und hat unter- und überirdische Eisen­bahnen, die den Omnibus weit überflügelten, Tramways, Road­Carts und andere Vehikel in Menge sich angeschafft, hat seine Arme geöffnet, um vielen tausenden von Ausländern Aufnahme zu gewähren aber das Elend ist geblieben; steigt der Reich tum und Luxus auf der einen Seite, so vergrößert sich not­wendigerweise Armut und Mangel auf der anderen.

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Der von der Landungsstelle mit der Süd- oder Ostbahn nach London kommende Fremde sieht von London zunächst Schornsteine, vicle Schornsteine, unendlich viele Schornsteine weiter nichts. Das erklärt sich aus der Höhe der Bahn und aus der Bauart der Häuser; ganze Quartiere sind nach der­selben einfachen Schablone aufgestellt. Der Grund ist einem Herzog oder Lord als Lehn der Krone gegeben; er hat darauf möglichst viele und billige Familienhäuser errichten lassen, die ihm eine möglichst hohe Rente abwerfen. Die Dächer sind fast flach und mit zwei Reihen von Schornsteinen garnirt; jede Feuer­stelle hat einen eigenen Schornstein, die nun in gleicher Höhe in die Luft hineinſtarren und dem Fremdling kein besonders freundliches Willkommen bieten. Die Eisenbahnstationen inner­halb der Stadt wie im Lande sind klein und keineswegs so freund lich wie die meisten Stationen der Privat- und Staatsbahnen Deutschlands .

Dem Neuling fällt es schwer, den Namen der Station zu erforschen; während des nach Sekunden zu zählenden Anhaltens wird sein Auge gefesselt von Zeitungs- und anderen Reklamen, die das ganze Innere der Stationshalle bedecken und ihm schon lange vor Eintritt in die Weltstadt empfehlen, sich ,, Reating's Powder"( unser deutsches Insektenpulver) als unumgänglichen notwendigen Toilettenartikel anzuschaffen oder Reckitt's Blau" für die himmlischeste Farbe zu halten; leztere wird ihm überall, wohin er sich auch begeben mag, vors Auge geführt in großen

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Gemälden", südliche Himmel und Ozeane veranschaulichend; ein duzend Zeitungen empfehlen sich als die gelesensten der Welt und Colmans Mustard"( Senf) wird ihm auf jeder Haltestelle ein paar duzendmal ums Maul geschmiert". Darum glaubte auch kürzlich ein Franzose, Colmans Mustard" sei der Name der Station und gab der jungen Miß, die ihn um be­zügliche Auskunft bat, dahinlautenden Bescheid. Von den ge= nannten und nicht genannten Artikeln würde ich jedenfalls Reckitts Blue mir anschaffen, wenn ich mir ein Haus zulegen will um die Zimmerdecken damit anzustreichen; bei genügen­der Beleuchtung hat man einen vorzüglichen Ersaz für das meist unsichtbare Firmament.

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Läuft endlich der Zug in der Hauptstation ein, so hat man das beängstigende Gefühl, der durch Luftdruck rasch gehemmte Zug könne jeden Augenblick weiterrasen mitten in das Straßen­gewühl, wie viel sicherer fühlt man sich doch in den Zügen Deutschlands , die fein langsam zum Stillstand kommen, und von denen man überzeugt ist, daß sie wirklich fest stehen. Nun gilt es, sich um sein Gepäck zu bekümmern, und wohl oder übel wird man hineingerissen in die Hast und Ruhelosigkeit der Passa­giere und Bahnbeamten; es ist, als ob die Geschwindigkeit und Unermüdlichkeit der Tampfmaschinen in die Londoner hinein­gefahren sei; sie sind vom Dampfteufel besessen. Wer nun einigermaßen orientirt ist über London nimmt ein Cab oder cine Droschke und sucht Freunde oder Landsleute auf, die für seine Unterkunft sorgen. Wehe dem, der ratlos im Bahnhofe steht und nicht weiß, wohin er sich wenden soll; er wird oft cine Beute der Gauner, die überall ihre Neze aufgestellt haben. Wer es vermeiden kann, tut gut daran, in großem Bogen die Hotels zu umgehen, die Preise sind die 2-4fachen der deutschen . Zimmer findet man in den meisten Stadtgegenden zu niedrigen und hohen Preisen, je nach Lage und Ausstattung, von der Schlafstelle an bis zu den elegantesten Empfangszimmern. Zettel hängen aus, und die Zeitungen wimmeln von Angeboten. Wie anderswo, sucht auch hier der Vermieter seine Wohnung nach Kräften zu empfehlen, und zählt als Vorzüge auf die Nähe der Eisenbahnstationen, Nähe der Omnibuslinien, ja auch die nahe Letter- Box( Brieffaften); er nennt die Wohnung luftig, wenn Türen und Fenster nicht schließen und dem Wind ungehindert Eintritt gestatten, hell und sonnig, wenn die Sonne auch nur für kurze Zeit im Jahre beim Auf- oder Niedergange einen schwachen Seitenblick hineinwirft. Es wird als Vorzug gerühmt, wenn sie nach der Straße hin liegt, ebenso wenn die Aussicht auf die schwarzen und schmuzigen Höfe geht dann ist sie ruhig", kurz, der Wirt kennt keine Nachteile; er überläßt es dem Mieter, diese herauszufinden, und dieser kommt auch bald in die Lage, solche zu finden, wenn über seinem Haupte jemand im Zimmer herumgeht und die Decke einzustürzen droht

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