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Affen.

Simia quam similis turpissima bestia nobis!*) Seitdem Darwin   uns den Affen zum Ahnen, beziehungs­weise zum Vetter gegeben hat, ist er dem menschlichen Interesse noch näher gerückt als in früheren Zeiten, wo man verblüfft auf dieses zoologische Rätsel blickte, auf diesen Antropos morphismus der Tierwelt, welcher nicht blos die Ge stalt des Menschen, sondern auch teil­weise sein geistiges Wesen in farrifi­render Weise nach ahmt und dessen Treiben daher mehr ein Gefühl der Unheimlichkeit als des Behagens einflößt. Dem pei­nigenden Eindruck der Menschenver­wandtschaft hat sich wohl faum noch ein Beschauer entschla= gen, und er blickt noch aus zahlrei chen Sagen, Ueber­lieferungen

und

Gebräuchen der Völker hervor. So erzählen die Ja­

vanesen, die Affen seien ein Rest der Ureinwohner jener Inseln und sie verleugneten die menschliche Sprache und Weise nur, um nicht in Sklaverei zu ge raten. Die Araber sahen und sehen in

und

den Affen verwor fene, von Allah verdammite verwandelte Men= schen, welche das Bild des Teufels und des Adams= sohnes in wunder­licher Vereinigung zur Schau tragen. Die Jnder erbauen ihnen noch heute tempelartige Häu­ser, in denen sie nach Belieben schalten durften.

Gorilla.

Orang Utang.

EA. BROCKHAUS.X.A.

Die alten Egypter hielten gewisse Affenarten heilig, gruben ihre Bildnisse in Porphyr ein und schufen nach ihnen die Abbilder ihrer Götter. Selbst dasjenige Volf des Altertums, welches den Geist schöner Menschlichkeit am reinsten darstellte, die Griechen, haben sich zur Verehrung des frazenhaften Geschöpfs verirrt, und noch zu Diodors Zeiten( circa 66 vor Christi)

*) Der Affe, dies sehr häßliche Tier, wie ähnlich ist er uns!

wohnte ein affenverehrender griechischer Stamm an den Küsten von Afrika  , und in dem Palast der Konservatoren zu Rom   sieht man die verstümmelte Abbildung eines langgeschwänzten Affen in grünem Marmor. Zu den vielverbreiteten Sagen von Wald­

menschen haben die Affen Anlaß ge= geben.- Darwin  war der Dedipus dieser tierischen Sphing; die Men­schenähnlichkeit des Affen ist uns nicht mehr auffal= lend, seitdem wir das Naturgesez des Transformismus kennen, seitdem wir wissen, daß die höheren Organis­men aus den nie­deren auf dem Wege allmälicher Umbildung sich entwickelt haben und der Affe in dieser Stufenleiter der Organismen die Vorstufe des menschlichen Dr­ganismus darstellt. Der Mensch hat mit dem Affen mehr

gemein als die Weisheit der An­tropologen sich träumen läßt, und wenn er sich dieser Verwandtschaft zu schämen pflegt, wie ein baronisirter Parvenu seiner ru­stifalen oder prole­tarischen Anver­wandten, wenn er um jeden Preis durch einen eige­nen Schöpfungsakt aus einem Erden­floß apart geschaf fen sein will, so ist dies so unver­nünftig, so töricht, so lächerlich, daß ich sagen möchte, einer der besten Beweise für die Wahrheit dieser Errungenschaft des Darwinismus sind

dessen Gegner, we­

| nigstens die Gegner aus dem erwähnten Grunde. Wie sollte denn die Menschenwürde durch die darwinische Teorie irgendwie beein­trächtigt werden? Ist der Mensch nicht, was er ist, ob er direkt aus der unorganischen Welt entstanden oder auf dem Wege der Ent­wicklung durch verschiedene Arten organischer Wesen stufenweiſe zu seiner geistigen Höhe emporgestiegen ist? Ist nicht der Mensch bewunderungswürdiger, wenn er von niederem Ursprung allmälich