wohl bewährt, da ich die Zufriedenheit eines guter Mannes erworben habe."

Ein ähnliches Zeugnis zärtlicher Eheliebe legt ab die lakonisch furze Inschrift:" Ich erwarte meinen Mann."

Ein Pisaner sezt auf den Grabstein seiner Gattin die Wid­mung: Meiner teuersten Gattin, mit der ich 18 Jahre ohne Klage gelebt und aus Schmerz über ihren Verlust geschworen habe, nie eine zweite Frau zu nehmen."

Ein Römer flagt:" Hier liegen die Gebeine der Urbilia. Sie war mir mehr als mein Leben. 23 Jahre alt starb sie, den Ihren unendlich teuer."

Zu den herzigsten Liedern des edelsten Frauendichters Chamisso gehört die Klage der Wittwe um den geliebten Gatten, welches beginnt mit den Worten:

Nun hast du mir den ersten Schmerz getan,

Der aber traf.

Du schlässt, du harter, unbarmherziger Mann Den Todesschlaf.

Auch dieser Gedanke ist Altrom nicht fremd. Unzählig fast sind die Grabsteine, auf denen es heißt: Nie habe ich von ihr eine Kränkung erfahren."..." Nie habe ich von ihr ein Nie habe ich von ihr ein böses Wort gehört."... also genau so wie oben bei Chamisso: Außer durch ihren Tod habe ich nie von ihr einen Schmerz erfahren."

Als namentlicher Vorzug einer Gattin wird viel an Häus­lichkeit und Wirtschaftlichkeit nachgerühmt. Statt unzähliger Proben nur folgende aus Rom :" Hier liegt Amymone , Frau des Marcius; sie war gut und schön, eine fleißige Spin­nerin, fromm, züchtig, wirtlich, keusch und häuslich."

Auch Kaiser Augustus sah darauf, daß seine Töchter nach guter alter Sitte neben ihren schöngeistigen Beschäftigungen des Spinnens und der Wollarbeiten nicht vergaßen. Ein Verehrer alten Brauches und einfacher Lebensführung muß auch jener kaiserliche Freigelassene gewesen sein, welcher seiner Gattin in­schriftlich nachrühmt, daß sie ihre Söhne selbst gestillt habe. Die Sitte, Ammen zu halten, meist Ausländerinnen und bar­barischer Abkunft, ist ja vielfach bezeugt, der Philosoph Favo­ rinus ( anfangs des 2. Jhds. n. Chr.) hielt bei einem Fa­milienfeste eine eifrige Strafpredigt dagegen.

Zahlreich sind auch die geschichtlichen Zeugnisse von solchen Frauen, die uach einer vielgebrauchten Wendung der Alten das Licht ihres Hauses waren; namentlich führen die Briefe des älteren Plinius ( 23 bis 97 n. Chr.) eine Menge von Beispielen der Art an. Wie das altkönigliche und das republikanische, so hatte auch das kaiserliche Rom seine Muster von Tugend, Edel­sinn und Hochherzigkeit unter dem weiblichen Geschlecht. Alle republikanischen Tugenden, Keuschheit, Einfachheit, Vaterlands: liebe und Hochsinn leuchten nur in dem Rom des Verfalls noch herrlicher. In Zeiten faiserlicher Schreckensherrschaft, wo selbst Tränen um den verbannten oder gemeuchelten Eohn oder Gatten zur Gefahr wurden, gaben Frauen nicht selten erhebende Vor­bilder von Seelengröße, Treue und Aufopferung. Fruchteten ihre Bitten und Tränen nichts, so teilten sie mit den Geliebten die Verbannung und aßen das bittere Brod des Erils mit ihnen in fernen ungaftlichen Himmelsstrichen, wo alle Lebens­behaglichkeit fehlte, oder sie gingen mutig mit oder nach ihnen in den Tod. So weihte sich eine Atilia Pomptilla, aus Furcht ihren dem schweren sardinischen Klima schier erliegenden Mann zu verlieren, dem Tode; der arme Verbannte überlebte die treue Gattin.

Hochgefeiert ward jene ältere Arria, die Gattin des Pätus, welche lange Zeit ihren Gatten über den Tod ihres geliebtesten Sohnes täuschte und mit übermenschlicher Anstrengung nach dem Verlust des geliebten Kindes die Mutter spielte, was mehr war als das Beispiel der Todesverachtung dem Gatten zu geben,"( was sie auch später tat) wie Plinius bemerkt. Heimlich vergoß sie ihre Tränen, um ruhig vor ihren Gatten treten zu können. Als im Jahre 42 n. Chr. Scribonianus gegen den elenden Kaiser Claudius ( 41 bis 54) eine Ver­

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schwörung angezettelt hatte, an welcher auch Pätus beteiligt war, wurde der Hauptangeschuldigte getötet und Arrias Gatte ge­fangen nach Nom geschafft. Vergebens suchte die leztere durch­zusezen, ihren Mann begleiten zu dürfen: sie wolle nur die Sklavin sein, die man einem Manne vom Range des Pätus nicht verweigern könne. Da nahm sie einen Mietkahn und reiste so dem Schiffe nach. Als die Gattin des Scribonian als Zeugin aufgerufen ward, wollte Arria diese nicht hören und sagte: Ich soll dich hören, die du noch lebst, da doch dein Gatte Scribonian in deinem Schoße getötet ward?"

Die Verwandten fürchteten einen Selbstmord. Als deshalb ihr Schwiegersohn sie von diesem Gedanken abzubringen suchte und sagte, ob sie wohl wünsche, daß ihre Tochter Selbstmörderin würde, antwortete jene:" Ja; wenn sie so lange und so ein­trächtig mit dir gelebt hat, wie ich mit Pätus." Immer strenger von ihren Angehörigen beobachtet, sprach sie, als sie dies be­merkt hatte: Das nüzt euch nichts; ihr erreicht nur, daß ich eines härteren Todes sterbe; daß ich aber sterbe, könnt ihr nicht hindern." Sofort sprang sie von ihrem Sessel auf und rannte mit solcher Gewalt gegen die Wand, daß sie bewußtlos zu­sammenbrach. Wieder zu sich gekommen, sagte sie weiter: Ich habe euch ja gesagt, daß ich einen Weg zum Tode finde werde, sei es auch nur einen schwereren, wenn ihr mir den leichteren verlegt." Als der Tod ihres Gatten unwiderruflich und troz aller Bemühungen besiegelt war, stieß sie sich vor dessen Augen den Dolch ins Herz und überreichte ihm denselben mit den unsterblichen Worten: Pätus, es schmerzt nicht!" So starben Frauen im Rom der Cäsaren!

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Denselben Namen und denselben unbeugsamen Hochsinn trug ihre Tochter, jene jüngere Arria, welche nur durch die Bitten und Vorstellungen ihres Gemahls, ihrer Tochter sich zu erhalten, bestimmt werden konnte, das Beispiel ihrer Mutter nicht nach­zuahmen.

Und auch diese Tochter, Fanina mit Namen, erwies sich der Mutter und Großmutter würdig. Ihr Gatte Helvidius Priscus , einmal unter Nero , und ein zweitesmal unter dem " guten Kaiser" Vespasian verbannt, erfreute sich beidemal der Begleitung seines hochherzigen Weibes. Nach der Hinrichtung ihres Gatten lebte sie nur, um die Biographie ihres Mannes veröffentlichen zu lassen und so dessen Geist zu ehren und zu rächen, wozu sie den engbefreundeten Herennius Senecio auf­gefordert und ihm alle Papiere des Gemordeten geliefert hatte. Freimütig nahm sie, als diesem der Prozeß gemacht wurde, alle Schuld auf sich allein und ließ sich zu feiner weiteren Aus­sage drängen, so hart man ihr auch zusezte. Ihre noch lebende Mutter, die sie namentlich nicht verraten oder gefährden wollte, war ihr eine treue Stüze und konnte jezt mit Freuden die Früchte ihrer Erziehung an ihrer Tochter ernten, um derent­willen ihr Gatte einst ihr zu leben befohlen hatte! Beide Frauen gingen nach der Hinrichtung des Herennius und der Konfis­fation ihres Vermögens ins Eril und kehrten erst nach Domitians Tode wieder nach Nom zurück.

Wir glauben, daß diese wenigen Züge genügen werden, um Zeugnis abzulegen dafür, daß in dem Herzen des Weibes zu allen Zeiten und unter allen Umständen, ja selbst mitten in der sittenverderbten Cäsarenwirtschaft Altroms genug von jenem unbegreiflich Erhabenen geruht hat und wohl auch allezeit ruhen wird, von dem der Dichter singt:

Das ewig Weibliche Zieht uns hinan!

Und jenes geheimnisvolle Etwas ist nichts anderes als die Liebe, heiße sie nun Mutterliebe, Gattenliebe, Vaterlands- und Volksliebe oder sonst wie, jene rüdsichtslose Hingabe an eine andere Person oder auch an eine große Idee, ohne welche im Leben der Menschen alles eitel oder nichts ist! Fast möchte es uns bedünken, daß des Weibes Herz, welches des höchsten Jdeals ebenso fähig ist als das männliche, von Natur in höherer Liebesflamme aufzulodern vermag als das leztere. diger des Frauenherzens, der oben schon angeführte Chamisso, Der Kün