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meinen und dauernden Friedens und Glücks nicht von der Erde verschwinden zu lassen. Der bocksteife Philister wird den Wert solcher Ideale niemals einsehen können, allein für ihn sind sie auch nicht da. Die Jdcale gehören dem gesammten Volke, das sie in seinem Herzen behütet. Wer allgemeine Ideale pflegt, der dient der Sache des Ganzen und ist damit der schalen Alltäglichkeit so weit entrückt, daß er sich um kleinliche Nörgeleien nicht zu kümmern braucht.
Darum hat Louis Blanc so gut wie mancher große Bürger seines Landes die Bürgerkrone verdient. Sie wurde ihm ge
Die Verheerungen der Lungenschwindsucht.
Dr. Julius Lehmann in Kopenhagen hat in der Deutschen Vierteljahrsschrift für öffentliche Gesundheitspflege" über die Schwindsuchtssterblichkeit in den verschiedenen Lebensaltern und bei den beiden Geschlechtern eine Reihe statistischer Daten veröffentlicht, die auch für den Laien von höchstem Interesse sein müssen. Die Beobachtungen Lehmanns erstreden sich allerdings nur auf Kopenhagen , jedoch auf eine längere Reihe von Jahren, und sie werden ergänzt durch die englische und schwedische Statistit.
Raummangel verbietet es uns, auf die höchst instruktiven Tabellen, die Herr Lehmann geliefert hat, näher einzugehen; wir wollen weder die absoluten Zahlen, noch die der einzelnen Jahre bringen, sondern blos die relativen Durchschnittszahlen, welche den Kern des Ganzen enthalten.
Es tamen in Kopenhagen in den zwanzig Jahren von 1860-1879 auf je 1000 Lebende der betreffenden Altersklasse und des betreffenden Geschlechts Todesfälle an Schwindsucht:
im Alter von 0-5 Jahren
bei weiblichen Personen
bei männlichen
1,715
1,625
5-10
=
0,905
1,007
10-15 V
0,577
1,182
15-20
#
1,835
2,184
20-25
S
2,751
2,073
25-30
3,540
2,702
35-45#
4,865
3,220
45-55
7,216
3,726
55-65
=
8,169
3,977
65-75
5,770
5,147
75 und darüber
5,373
5,098
in allen Altern
3,536
2,614
Diese Tabelle zeigt uns also folgendes: erstens, daß die Schwindsucht unter den Männern mehr Verheerungen anrichtet, als unter den Frauen. Lehmann weist nach, daß dies nicht in der Naturanlage der beiden Geschlechter begründet sei, sondern von der Art ihrer Beschäftigungen herrühre. Wo die Frau dem Kampf ums Dasein ebenso ausgesezt ist wie der Mann, z. B. in Induſtriebezirken, in denen die Frauenarbeit entwickelt ist, oder andererseits in bäuerlichen Distrikten, da ist die Schwindsuchtssterblichkeit der Frauen ebenso groß, wie die der Männer.
-
Wir sehen des weiteren aus der Tabelle, daß die Schwindsucht im Kindesalter von den ersten Jahren des Lebens abgesehen am wenigsten Opfer fordert, und zwar in diesem Alter mehr unter Mädchen als unter Knaben. Erst mit dem Eintreten in den Kampf ums Dasein ändert sich das Verhältnis um, und zwar in dem Maße, daß, während im Alter von 10-15 Jahren die Schwindsuchtssterblich= feit bei Knaben 0,577, bei Mädchen dagegen 1,182 beträgt, also mehr als das Doppelte, das Verhältnis in der Altersklasse von 55-65 8,169 zu 3,977 beträgt, also die Sterblichkeit beim männlichen Geschlechte mehr als doppelt so groß wie bei den Frauen ist.
Wir sehen ferner, daß die Verheerungen vom Eintritt der Pubertät( Geschlechtsreife) an sich immer mehr steigern. Das Steigen beginnt bei Mädchen in der Altersklasse von 10-15, bei Knaben von 15-20 Jahren, und zwar tritt die Steigerung beim männlichen Geschlechte in viel größerem Grade ein als beim weiblichen. Die Schwindsuchtsterblichkeit der Personen weiblichen Geschlechts ist im Alter von 5-10 Jahren 1,007, im Alter von 15-20 Jahren 2,184, also das doppelte. Bei Personen männlichen Geschlechts im Alter von 10-15 0,577, im Alter von 20-25 2,751, also fast das fünffache. Von da an nimmt die Sterblichkeit rapid zu und steigert sich, entgegen der allgemeinen Annahme, daß die Schwindsucht die meisten Opfer im Alter von 20-40 Jahren fordere, ununterbrochen bis zum 75. Jahre.
Diese Annahme rührt daher, daß die Schwindsucht im genannten Alter die vorwaltende Todesursache ist, indes sie mit zunehmendem Alter gegen die anderen Todesursachen zurücktritt, ohne jedoch, wie wir gesehen, ihre Berheerungen einzuschränken. Die anderen Todesursachen wachsen blos vom 35. Jahre an schneller als sie.
Dies ersehen wir deutlich, wenn wir untersuchen, welchen Prozentsaz die Todesfälle an Lungenschwindsucht von sämmtlichen Todesfällen, natürlich von Angehörigen desselben Geschlechtes und derselben AltersKlasse, betragen.
-
währt durch den Ausdruck der allgemeinen Verehrung, mit der das stolze Paris den Mann zu Grabe geleitete, der vor vierunddreißig Jahren es flüchtig verlassen mußte. Sein Andenken wird ein dauerndes sein aere perennius dauernder als das so manches„ Unsterblichen" der französischen Akademie, den das Volk nicht kennt und dessen Name nur Toten und staubigen Registern bekannt ist. Der Name Louis Blanc aber ist auf die Tafeln der Geschichte Frankreichs unauslöschlich eingegraben als einer der Männer des redlichen Wollens und Strebens.
Es kamen solche, auf 1000 sämmtlicher Todesfälle
im Alter von 0-5 Jahren
bei Männern
bei Frauen
18,33
19,78
5-10
103,61
118,83
11
10-15
155,36
320,35
"
15-20
373,98
426,86
"
20-25
355,97
331,57
"
25-35 35-45
416,66
336,18
"
317,05
299,62
"
45-55
256,73
238,05
" 1
55-65
193,31
165,48
"
65-75
121,20
90,33
"
75 und darüber
33,88
36,83
in allen Altern
138,27
122,60
Wir sehen hier deutlich: der größte Prozentsaz der Schwindfuchtssterblichkeit findet sich bei den Frauen im Alter von 10-35, bei den Männern im Alter von 15-45 Jahren, und zwar tritt das Maximum bei den Frauen im Alter von 15-20, bei den Männern von 25-35 Jahren ein. Das Greifenalter dagegen ähnelt dem Säuglingsalter: hier wie dort sind der Todesursachen so viele, daß die Lungenschwindsucht dagen fast verschwindet, die im Jünglings- und Jungfrauenalter beinahe die Hälfte aller Todesursachen ausmacht.
Betrachten wir zum Schlusse noch die Schwindsuchtssterblichkeit nach Jahreszeiten. Von 1840-79 tamen in Prozentsäzen von allen Schwindsuchtstodesfällen nach Prozenten geordnet, auf den Januar 8,60% Mai 10,04% September 6,89% Februar 8,46, Juni Oktober 7,34 Juli November 7,89, August 7,08, Dezember 7,92
März
April
10,13"
9,97"
8,19"
7,49"/
-
"
" 1
Die für Schwindsüchtige günstige Jahreszeit ist also wenigstens unter der Breite von Kopenhagen der Herbst, August, September, Oftober. Die ungünstigste das Frühjahr, März, April, Mai, ganz im Gegensaz zur gewöhnlichen Anschauung.
Die tüdischsten Feinde der Volksgesundheit sind aber die Ursachen der Lungenschwindsucht, die heutigen Formen des Kampfs ums Dasein, welche unmerklich die kräftigsten Naturen aufreiben, und die heutige naturwidrige Erziehung der Jugend in der Zeit der Entwicklung der Pubertät, welche die Entfaltung des Körpers nicht nur nicht fördert, sondern geradezu hemmt. Gar mancher hat von der Schulbank lebenslängliches Siechtum heimgetragen.
K.
Die erste Straßenbeleuchtung von Paris. ( Illustration i. S. 273.) Wenn die Beleuchtung der Köpfe gleichen Schritt gehalten hätte mit der Vervollkommnung der Straßenbeleuchtung, so dürften wir uns gratuliren. Wenn der Großstädter des Nachts schwankenden Schritts vom Klublokal heimkehrt und sich von der elektrischen Lampe oder dem Gaslicht den Weg zeigen läßt, denkt er wol kaum daran, daß das nicht seit Olims Zeiten so gewesen ist und die Straßenbeleuchtung ursprünglich äußerst primitiv war. Die moderne Straßenbeleuchtung datirt vom Beginne des 16. Jahrhunderts, wo sie anfangs nur zeitweise der öffentlichen Sicherheit wegen, später dauernd in volfreichen Städten eingeführt wurde. So mußten 1524, 1526 und 1553 die Straßen in Paris von den Einwohnern durch an die Fenster gestellte Lichter erhellt werden, 1558 wurden zuerst Laternen an Pfählen in den Straßen angebracht, aber erst 1667 war diese Art der Straßenbeleuchtung in Paris allgemein durchgeführt, vorher behalf man sich mit Pechpfannen oder eisernen Bechförben( dergleichen wir auf den Ornamenten der Renaissance mehrfach begegnen, z. B. auf der Ehrenpforte Magimilians I. von A. Dürer ; vgl. Hirth, Kunstschäze der Renaissance), was unser Bild trefflich ver anschaulicht. Dem Beispiel von Paris , Straßenlaternen einzurichten, folgte London 1668, Amsterdam 1669, Berlin 1679, Wien 1687. Eine Verbesserung dieser Einrichtung fand erst im Beginne des 19. Jahr hunderts statt, wo man die Laternen mit Reverberen( Scheinwerfer) versah und sie an Striden oder Ketten in die Mitte über die Straße aufhängte. Mit Gas wurden zuerst in London 1811 einige Straßen erleuchtet. In Deutschland führte erstmals Hannover 1826 die Gasbeleuchtung ein; in Berlin besteht sie seit 1828, in Wien seit 1840. Neuerdings sucht das elektrische Licht auch in den Straßen das Gaslicht zu verdrängen und wie es scheint mit Erfolg.
St.