daß auf Kuba sie als Kopfpuz für die Balltoilette in den dunkeln Locken der Damen dienen: gerade wie diese Tiere willkürlich durch Bewegung der Bauchringe eine Steigerung der Licht intensität hervorbringen, gerade so ist es auch mit den leuchten den Tieren des Meeres, deren es so viele Arten gibt, daß man, um einen prägnanten Ausdruck Karl Vogts zu gebrauchen, besser täte, der Zeitersparnis halber nur die nicht leuchtenden aufzuführen.

Wie Leben und Nahrungsquellen auf der Erde überall, so sind verborgene Nahrungsquellen auch im Meere in über­reichlicher Masse vorhanden. An einem Tage wurden in der Kieler Bucht 240000 Heringe gefangen, die in ihren Magen wenigstens 2400 millionen Tiere von einer einzigen Krebsart hatten. Im Meere bei Jsland fängt man ungeheure Mengen Dorsche, deren Nahrung aus unzählbaren Krebsen besteht, die dort in einer Tiefe von 100-120 Fuß sich aufhalten, weil sie in jenen Tiefgründen von myriaden kleinster Seetiere sich

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nähren können. Und wovon leben diese? Kommen nun die lezteren an die Oberfläche des Meeres und mit ihnen die, welche sie verspeisen, so bringen sie willkürlich und freiwillig das Leuchten hervor, welches mechanische und chemische Reize, wie z. B. ein Plazregen, der das Salzwasser verdünnt, steigern und schließlich den Ozean in ein Feuermeer verwandeln können. Wenn nun einige Beobachter sahen, wie die leuchtenden Massen allmälich aus der Tiefe an die Oberfläche stiegen, wenn wiederholt auf dem tiefen Meeresboden des mexikanischen Golfs Leuchttierchen deutlich erkannt wurden, sind wir dann nicht gezwungen, unsere Vorstellung über die Dunkelheit und nachtartige Finsternis der Meerestiefe, die ja von den Sonnenstrahlen nicht tief erhellt wird, dahin abzuändern, daß es auch in den größten Tiefen keineswegs an Licht fehlt, vielmehr periodische, vielleicht sogar stetige oder wechselnde helle Lichterscheinungen den augenführen­den Tieren zuhilfe kommen und die Nuzbarkeit ihrer Augen beweisen?

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Eine Idylle im Erdbeben.

( Siche Juustration S. 304-305.)

Unter diesem Titel brachte die Neue Welt" vor längerer Zeit mehrere Aufsäze, welche das tragische Schicksal des be­rühmten französischen Schriftstellers und Konventsmitgliedes Camille Desmoulins und seiner schönen Gattin Lucile dar stellten. Unser Bild zeigt das interessante Paar in seiner Häus­lichkeit. Draußen in den Straßen branden die Wogen der Revolution; das Volk bildet Kette vor den Läden der Fleischer und Bäcker und wer weiß, ob nicht durch eine der nächsten Straßen die gefürchteten Karren rasseln, die eine Hekatombe Unglücklicher zu der unersättlichen Guillotine bringen. Denn die Zeiten, da Camille Desmoulins sich noch in feckem Vorwärts stürmen befand, sind längst vorüber. Die Revolution ist in die Phase der Schreckenszeit in der Schreckenszeit" getreten und das Tribunal, das mit unbedingten Anhängern Robespierres besezt ist, schlachtet in blindem Fanatismus alle, denen die schwarze Suppe Robespierrescher Tugend" nicht schmeckt. Der " Unsterbliche" steuert der Diktatur zu, die ihm nie ganz werden fann, so lange Danton noch lebt; ein Zusammenstoß der beiden wird unvermeidlich. Danton veranlaßt seinen Freund Camille Desmoulins in seinem Blatte Der alte Cordelier" das Schreckens system anzugreifen, was mittelst einer geistreichen Travestic jenes Kapitels des römischen Geschichtsschreibers Tacitus geschieht, wo die Schreckenszeit Roms unter seinen Kaisern geschildert ist. Die Machthaber des gewaltigen Wohlfahrtsausschusses vermuten Dantons Eingebungen hinter der scharfen Feder Camille Des­ moulins und der Schlag gegen Danton und seinen Anhang wird vorbereitet. Die Mitglieder der regierenden Ausschüsse geben ihre Zustimmung, die von ihnen lange geschüzten und von Robespierre gehaßten Hebertiſten zu opfern, während Robes pierre den von den Ausschüssen gehaßten Danton opfert, im Innern froh, den gefürchteten Nebenbuhler los zu werden. Danton und Desmoulins , die in bitterem Kriege mit den Heber­tisten gelebt, glauben nicht, daß Robespierre es wagen wird, seine Hand an solche Revolutionsmänner wie sie zu legen; sie werden es nicht wagen," sagt Danton wiederholt und Desmon­lins teilt die Sorglosigkeit seines Freundes. In dieser Zeit, da das Beil des Revolutionstribunals schon über ihren Häuptern schwebt, sehen wir Camille und seine reizende Frau noch in heiterem Lebensgenusse. Die Jakobiner haben ihn ausgestoßen, Robespierre hat ihm seine Freundschaft so gut wie gekündigt, der Wohlfahrtsausschuß hat ihn im Konvent angreifen lassen- alle diese Borboten des kommenden Sturmes sind nicht geeignet, die Leichtblütigkeit und Sorglosigkeit Camilles zu verdrängen. Ein Freund ist gekommen, ihn zu warnen und ihm anzuzeigen, daß ein Angriff der Regierung gegen ihn erfolgen wird. Der Freund ist der General Brune, dessen Verbindungen ihm schon gestatten, über die Pläne der Regierung unterrichtet zu sein.

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Brune, vor der Revolution Buchdrucker, war einer jener Sol­daten, die den Marschallsstab im Tornister trugen; die große Umwälzung trug ihn rasch empor und er war 1793 schon Ge­ neral . Später war er einer der ersten Marschälle Napoleons und wurde 1815 bei den Orgien der Restauration in Avignon in schauderhafter Weise ermordet, da man ihn für einen der Mörder der Prinzessin Lamballe hielt. Aber Camille Des moulins, inmitten seines Familienglücks, hatte keine Lust, den düsteren Warnungen Gehör zu schenken. Er hat seinen kleinen Horace auf seine Knie genommen, blickt dem Kind in die Augen, hält es in die Höhe, der Kleine lacht fröhlich, die schöne Lucile lacht dazu wer wollte da an das Revolutions tribunal denken? Und schließlich wird es Robespierre doch auch nicht so schlimm meinen! War er doch täglicher Gast Camilles; er hat den Hei­ratskontrakt von Camille und Lucile unterzeichnet und hat den fleinen Horace hundertmal zärtlich auf seinen Knieen geschaukelt. Wie könnte er diese Häuslichkeit voll Glück, Liebe, Zärtlichkeit, Schönheit und Geist zerstören wollen? Was soll der Tod in diesem Kreise, wo alles in Jugend strahlt und glücklich lächelt? So scheint sich die Magd des Hauses zu fragen, der beim Anblick der beiden glücklichen Gatten das Herz aufgeht. Die schöne Lucile ist eben so unempfindlich gegen die Warnungen des Freundes wie ihr Camille . Seit fünf Jahren lebt man in den Stürmen der Revolution; warum heute gerade sich auf­regen und Befürchtungen zulassen? Der Freund entfernt sich traurig und niedergeschlagen. Er kennt den Unbestechlichen" besser...... Wenige Tage noch und der Bliz hat in die glück­besonnte Häuslichkeit geschlagen. Zweimal fällt das Beil des Henkers und wimmernde Waisen, weinende Gestalten, zwei unge= fannte Gräber sind alles, was von so viel Jugend, Schönheit, Geist, Glück und Glanz geblieben ist.

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Obschon Danton , Camille Desmoulins and ihre Freunde mehrfache Warnungen erhielten, obschon man ihnen verschiedene Zufluchtsörter anbot, ließen sie doch ganz untätig ihr Geschick über sich hereinbrechen. War es Sorglosigkeit? Glaubten sie nicht an den Ernst ihrer Gegner? Hielten sie den Kampf gegen den Wohlfahrtsausschuß von vornherein für aussichtslos? Am 31. März( 10. Germinal) 1794 wurden sie Nachts auf Befehl des Wohlfahrtsausschusses verhaftet; man riß Camille Desmou­ lins aus den Armen der in Tränen zerfließenden Lucile. Aus dem Gefängnis schrieb er jene Briefe an seine Frau, die erhalten sind und die vielleicht das rührendste Denkmal aller Zeiten bilden für den Kampf eines warmen Menschenherzens zwischen Liebe und Tod. Die Innigkeit, welche diese Briefe atmen, würde ein Dichter, und sei er noch so groß, vergebens zu