-
-
soll Brustlose( a- mazós) bedeuten, doch ist diese Ableitung nicht wahrscheinlich, ohne daß es bis jezt gelungen ist, die richtige zu entdecken. Die Amazonen gehörten zu dem Kultus der großen asiatischen Mondgöttin, welche die Griechen mit ihrer Artemis identifizirten. Man verlegte den Hauptsiz und Mittelpunkt des Amazonenstaats in die Nähe des heutigen Trebisonde an den Fluß Thermodon und unfern vom Fluß Fris, dem heutigen Jeschil Irmak( in den Küstengegenden des schwarzen Meeres). Von da aus sollen sie aber ganz Asien mit Krieg überzogen und Smyrna , Ephesus und andere Städte erbaut haben. Ein Kampf mit diesen kühnen Frauen gehörte zu den Waffenproben fast aller hellenischen Heroen. Der forintische Sonnenheld Bellerophon kämpfte vom Flügelroß Pegasus herab mit den selben und unter den zwölf Großtaten, welche Herkules auf Beschl des Eurystheus vollbringen mußte, spielt auch der Kampf mit den Amazonen eine Rolle. Vom Kriegsgott selber besaß die Amazonenfönigin Hippolyte ein kostbares Wehrgehent, welches Herkules erbeuten sollte. Theseus begleitete ihn auf diesem Zuge und am Fluß Thermodon begann die Schlacht, wo Jupiters Sohn den Sieg errang, die Königin selbst gefangen nahm und das kostbare Wehrgehenk erbeutete. Selbst zu Zeiten Alexanders d. G. treten die Amazonen noch in Sagen auf; ihre Königin Thalestris soll den Alexander besucht haben und durch ihn Mutter geworden sein. Mit dem dichterisch schönen Amazonenmytos hat sich nicht blos die epische Poesie, sondern auch die bildende Kunst der Griechen mit Vorliebe beschäftigt. Die ausgezeichnetsten Künstler des Altertums, Bildhauer wie Phidias , Polyklet u. a., Maler wie Mikon, haben gestrebt, die Amazonen in statuarischen Darstellungen sowie in Reliefs und Gemälden( Amazonenschlacht) zur Anschauung zu bringen. Sie erscheinen da in ideal schönen, weiblichen Formen, feineswegs mit einer Brust, nur etwas muskulöser als andere Frauen, mit Speer, Streitagt, mondförmigem Schild, Kriegergurt um die Hüften, mit Bogen und Köcher und mit dem Schwert an einem Wehrgehänge, das über die Brust läuft. Dunkle Sagen von bewaffneten stytischen Frauen, die am Kriege teilgenommen und alte Ueberlieferungen von Hierodulen streitbarer Göttinnen mögen den Mytus geschaffen haben. Selbst im Mittelalter verschwinden die Amazonen nicht vollständig aus der Sage. Mit dem Aufleben der klassischen Studien lebten auch die Amazonen wieder auf und zwar nicht blos in der Poeſie, sondern aufs neue glaubte man, daß ein solches Volk wirklich existirt, und man suchte es namentlich in Afrika und Amerika , wie denn auch der Amazonenstrom seinen Namen davon erhalten hat.( Andere deuten: Amassona Bootzerstörer", wie die Indier in der Nähe der Mündung im 16. Jahrhundert den Strom nannten.) Unser Bild stellt eine der Fresken dar, womit der Maler Franz Simm das Treppenhaus des kaukasischen Museums in Tiflis schmückte. Die beiden Amazonen, von denen die jüngere auf bäumendem Schimmel heransprengt und aufmerksam ins Weite schaut, die ältere hinter ihr zum bevorstehenden Angriff vorbereitet ist, nehmen die große Wandfläche zwischen zwei Fenstern ein. Die vortreffliche, sehr effektvolle Komposition ist mit eminenter Naturwahrheit und Lebendigkeit durchgeführt. Wie die alten Künstler hat auch Simm seinen Amazonen, der Sage widersprechend, ihren vollen natürlichen Brustschmuck gelassen, eingedenk des ästetischen Gesezes, das Lessing im Laokoon entwickelt. Vgl. auch unsere Ausführung zu Kanoldts Iphigenie in diesem Jahrgang der„ N. W. " S. 268.
-
-
Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.
St.
Die Walpurgisnacht. Fast in ganz Europa herrscht der uralte Glaube, daß in der Nacht vom lezten April auf den ersten Mai die Heren eine große Versammlung halten. In ganz Norddeutschland ist die Sage verbreitet, daß in dieser Nacht der Teufel mit den auf Besen, Ofengabeln, Böden, Kazen und Elsterschwänzen reitenden Hexen durch die Lüfte nach dem Blocksberg fährt, wo sie den Schnee wegtragen und sich mit allerlei wüsten Lustbarkeiten ergözen, um dann nach allen Richtungen abzuziehen und den Leuten Schaden und Schabernack zuzufügen. Im altgermanischen Heidentum hatte der 1. Mai eine hohe Bedeutung als Hauptgerichtstag. Die Heren gehören zum Gefolge ehemaliger Göttinnen, die von ihren Sizen gestürzt und aus gütigen und angebeteten in feindliche und gefürchtete Wesen verwandelt unstät bei Nacht umherirren und statt der alten feierlichen Umzüge nur heimliche und verbotene Zujammenfünfte halten. Solche Vereinigungen geschehen stets an Pläzen, wo Gericht gehalten oder heilige Opfer dargebracht wurden, und da der Brocken eine solche Stätte war und ein Hauptplaz unter den vielen, so wurde er der Schauplaz der alljährlichen Hauptversammlung. Unter dem Blocksberge ist übrigens nicht allein der Brocken zu verstehen; denn auch in Ostpreußen gibt es mehrere Blocksberge und bis nach Meran hinab tagen um diese Zeit
-
-
444
-
die Heren auf Berggipfeln; überall aber wird der Ritt auf den Blocksberg auf den 1. Mai fast gleichlautend erzählt. Auch in Goethes " Faust" spielt die Walpurgisnacht eine bedeutsame Rolle, auf die zu verweisen wir uns hier begnügen müssen. Um vor dem Hexenunwesen der Walpurgisnacht gesichert zu sein, werden sorgfältig alle Türen und Fenster verschlossen gehalten und mit Kreuzen, Drudenfüßen, Rasenstücken und Besen, bei denen der Stiel nach unten gerichtet sein muß, geschützt. Die Heren holen eine Kuh oder ein Pferd aus dem Stalle, wenn die Türen nicht bekreuzt sind. Man muß Eggen auf die Kreuzwege legen, die Backen nach auswärts gerichtet; ferner schafft man mit Einbruch der Nacht alles Geräte vom Backofen weg, sonst reiten die Heren darauf. In manchen Gegenden geht man an diesem Abende nicht zu Bette, um nicht mit Alpdrücken gequält zu werden. Eine eigentümliche Sitte ist in Tirol das sogenannte Ausbrennen der Heɣen; unter entsezlichem Lärmen mit Schellen, Pfannen und Klappern, gehezten Hunden u dgl. werden in der Walpurgisnacht hier Bündel von Kien, Schlehdorn, Schierling und Rosmarin auf hohe Stangen gesteckt und angezündet, worauf man damit siebenmal um das Gehöft oder Dorf läuft und die Unholdinnen hinausräuchert.
( Aus„ Der Monat Mai", Europa 1883, 14.)
Proben deutscher Volkspoesie der Gegenwart. Frühlingstrauer.
Vogelsang im Waldesdüster, Süß berauschend Blumendüfte, Schmeichelnd Wehen linder Lüfte, Wellenmurmeln, Schilfgeflüster O ihr trauten Frühlingskinder, Die so lang ich mußt entbehren, Trocknet mir die stillen Zähren, Die erpreßt mein Lebenswinter. Möcht so gern mich glücklich wähnen, Mit euch spielen, lachen, scherzen, Doch ihr weckt in meinem Herzen Nur ein schmerzlich banges Sehnen. Lieb und Glück durchdringt die Wesen, Kommt der holde Lenz gezogen, Doch mir ist vorbeigeflogen Bin zum Glück nicht auserlesen. Kann mich nicht wie andre freuen, Möchte zürnen, weinen, klagen In des Frühlings lichten Tagen, In des Lebens holdem Maien. Aber singt und rauscht und fächelt, Daß ein Hauch vom Lenzeswehen Auch mög durch die Herzen gehen, Denen nie das Glück gelächelt.
ડો.
DR
Nebus.
SICH
Auflösung des Rebus in Nr. 16: Die Blume ringt nach Sonnenschein, Des Menschen Herz nach Freude.
-
Halbheit bei
Inhalt: Vom Baume der Erkenntnis. Roman von J. Zadeck.( Fortsezung.) J. D. H. Temme.( Mit Porträt.) Zu Raffaels 400jährigem Geburtstag. Von Dr. Richard Ernst.( Schluß.)- Im Fegefeuer. Humoristische Erzählung von B. Rudolf. Stoffwechsel beim neugeborenen Kinde. Welthandel und nationale Produktion. Von Bruno Geiser. Die deutsche Handelsmarine. II. gesundheitspolizeilichen Maßregeln. O komm mit mir!( Mit Illustr.) Die höchsten Denkmäler und Bauwerke der Welt.( Mit Jllustr.) Amazonengruppe.( Mit Jllustration.) Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Die Walpurgisnacht. Proben deutscher Boltspoesie der Gegenwart: Frühlingstrauer. Von Ernst Klaar . Rebus.- Mannichfaltiges. Gemeinnüziges.
-
Verantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart . Redaktion: Neue Weinsteige 23. Druck und Verlag von J. H. W. Diez in Stuttgart .
-