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Br. 110. 15. Jahrgang. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Abgeordnetenhaus.

77. Sigung vom 11. Mai. 11 Uhr. Am Ministertische: v. Miquel, Thielen, Dr. Bosse.

Die Eisenbahn- Vorlage wird nach unerheblicher Debatte nach den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen.

heit zu.

genommen.

Kommissionsbeschlüsse stimmen werden. Abg. Sielermann( f.) wendet sich gegen ein weiteres Hinaus schieben der Vorlage.

=

um

Arbeiter dem Friedhofe zu nahe gekommen ist. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß als vor einigen Jahren dem Pfarrer von Roßbach der man auch die Sozialdemokrate mit dieser Sache in Verbindung ge­Zaun umgebrochen und mit Todtenkränzen behangen worden war, war. Er mußte dafür eine Geldstrafe zahlen, ist aber noch heute bracht hat. Später stellte sich heraus, daß ein Fabrikant der Täter eine deutsch - nationale antisemitische Parteigröße.

zählen.

Donnerstag, 12. Mai 1898.

Dicht hinter

Blättern, insbesondere konservativen, zum Gegenstande der tollsten nicht mehr hergeben. Da an genannten Orten der Arbeiterschaft Flunterei gemacht worden. Die Parteigenossen in Roßbach be- jetzt keine Lokale zur Verfügung stehen, wird ersucht, alle Ver­fürchten nun nicht mit Unrecht, daß die Windbeutelei während der anstaltungen von Partien und dergleichen nach diesen Orten unter jezigen Wahlbewegung im Deutschen Reiche als Agitationsmittel allen Umständen zu unterlassen und auch den persönlichen Verkehr gegen die Sozialdemokratie benutzt werden könnte, und um unsere dorthin bis aufs nothwendigste zu beschränken. deutschen Genossen in den Stand zu setzen, die Gegner sofort ge­Die Lokalfommission. Es folgt die dritte Lesung der Arbeiter Wohnung Mittheilung aufzubewahren: bührend abzuführen, ersuchen sie die Leser des Vorwärts", folgende Die Mitglieder der Lokalkommission werden ersucht, alle Vorlage. Aenderungen der Lokalliste ihrer Orte resp. Kreise bis spätestens Abg. v. Knapp( natl.) bittet um Unterstützung des Bauvereins 1. Mai eine Maifeier mit folgender Tagesordnung: früh Reveille, zusenden. Die Genossen des Kreises Teltow - Beeskow ſenden ihre Die sozialdemokratische Partei in Roßbach veranstaltete am Sonntag, den 15. Mai an Oskar Mahle, Ritterstr. 3, III, ein­in Barmen, um für die dortigen Bahnbeamten Wohnungen zu Rachmittag im nahen Orte Friedersreuth eine Voltsversammlung Meldungen an Otto John, Ober- Schöneweide, Siemensstr. 17, schaffen. Der Verein besize so umfangreiche Terrains, daß er einen unter freiem Himmel und abends eine Abendunterhaltung in Roß im Kreise Nieder- Barnim an Paul Winkler, Weißensee, Lehder­Theil bereits als Bauplatz für ein Amtsgericht abgegeben habe. bach, welche Veranstaltungen massenhaft besucht waren und wie straße 95, I, ein. Andererseits sei die Wohnungsnoth bei den Beamten und namentlich immer ohne den geringsten zwischenfall verliefen. Die Lokalfommission. bei den Lokomotivführern groß. In der Nacht vorher, vom 30. April zum 1. Mai, war auf dem Parteigenossen und Genoffinnen des zweiten Wahl­Minister Thielen ſagt wohlwollende Prüfung der Angelegen- Friedhofe von dem steinernen Grabdentmal des verstorbenen Fabri- kreises! Am Freitag Abend 8 Uhr finden in der Viktoria- Brauerei, fanten Josef Hendel das Kreuz mit der Basis abgebrochen oder füowstraße 111/112, und bei Bickel, Hasenhaide 52/53, Volfsver werden die Kirchenvorlagen für Schleswig- Holstein , die Lebensbäume abgebrochen und beschädigt. Die Gendarmerie ist Genossen und Genossinnen! Agitirt für zahlreichen Besuch der Ver Die Vorlage wird ohne weitere Debatte genehmigt; ebenso abgeschlagen worden und auf zwei anderen Gräbern hatte jemand ſammlungen statt, in welchen die Parteigenossen Robert Schmidt und Richard Fischer über die bevorstehenden Reichstagswahlen sprechen. Hohenzollern und die älteren Provinzen debattelos den Thätern bereits auf der Spur darauf hin, daß es man in tritter Lesung in der vom Herrenhause beschlossenen Fassung an- erlaube den derben Ausdruck- besoffene Lausbuben gewesen sammlungen auch in den Kreisen, welche bis jetzt noch nicht zu uns find, die den sozialistischen Ideen selbstverständlich fern stehen. Es folgt die zweite Lesung des westfälischen Anerben Die deutsch - nationale Ascher Zeitung" in Asch entblödete sich Gesetzes. aber nicht, aus Haß gegen die Sozialdemokratie und § 1 bestimmt, daß Anerbengut jedes in Westfalen belegene diese in der Achtung der Bevölkerung herabzusetzen, die Grab- Deputation für die städtischen Kanalisationswerke. Die Ausführung Ueber Arbeitermangel auf den Rieselgütern der Stadt Berlin lagt der neueſte Verwaltungsbericht( pro 1896/97) der Landgut durch Eintragung der Anerbenguts- Eigenschaft im Grund- schändung mit der Waifeier in Verbindung zu bringen und die der Feld- und anderen Arbeiten habe diesmal größere Schwierig buche wird. Minister Frhr. v. Hammerstein erklärt, daß die Staatsregierung Blätter des sächsischen Vogtlandes beeilten sich, die falsche Meldung häuslinge als sonst auf den Rieselgütern be Thäter als Sozialdemokraten zu bezeichnen. Zwei konservative feiten als in den letzten Jahren bereitet, da weniger Arbeits­die Vorlage nicht für eine Art Schablone halte, nach der für noch etwas effettvoller zu gestalten; sie regalirten ihre Leser mitchäftigt worden seien. Einzelne Gutsverwaltungen seien daher andere Landestheile ähnliche Bestimmungen geformt werden sollen. der Behauptung, daß ganze Banden sozialistischer Arbeiter besoffen, gezwungen gewesen, ihr Personal zu verstärken. Die Ausgaben für Sie ist im Gegentheil der Meinung, daß diese Bestimmungen überall schreiend und johlend einen Sturmangriff auf den Friedhof gemacht die Arbeiten hätten sich hierdurch zwar nicht erhöht, da die meisten der historischen Entwickelung angepaßt werden müssen. Einer Ein- hätten und daß dabei Bürger geprügelt worden seien. Zur Zurück Arbeiten im Afford vergeben werden konnten; doch sei aus führung gleicher Bestimmungen in Hannover würde er sich beispielsweisung dieser niederträchtigen Berleumdung genügt die Anführung der Mangel an Arbeitsträften eine Verzögerung der weise auf das entschiedenste widersetzen. Die Regierung sei aber der Thatsache, daß überhaupt kein an der Maifeier betheiligt gewesener ad arbeiten unvermeidlich gewesen. Meinung, daß die Vorlage für Westfalen nöthig sei. Abg. Schmieding( natl.) erklärt, daß seine Freunde gegen die diesen Ausführungen des Berichts findet sich die Bemerkung: Die Tagelöhne und Akkordlöhne blieben so als Illustration zu der Klage über Arbeitermangel dienen. Bei och wie in den Vorjahren." Dieser Zusatz kann wahrscheinlich schneller zu beschaffen gewesen, so daß die Guts­Bahlung höherer Löhne wäre der Ersatz für die Arbeitshäuslinge verwaltungen faum mit zeitweiligem Mangel an Arbeitskräften zu als daß man sich zu einer Lohnerhöhung herbeiläßt. Dabei wäre fämpfen gehabt hätten. Aber lieber verzögert man die Feldarbeiten, es nur recht und billig gewesen, wenn man bei dieser Gelegenheit Unser flämisches Partei- Organ, der Vooruit" in Gent , das Einkommen der auf den Rieselgütern beschäftigten Arbeiter erscheint seit Anfang Mai in beträchtlich vergrößertem Format, so etwas aufgebessert hätte; denn die Löhne waren 1896/97, wenn sie daß er hinter den bürgerlichen Blättern Flanderns äußerlich nicht auch so hoch blieben" wie in den letzten Vorjahren, doch für mehr zurücksteht. Unsere belgischen Genoffen, die Sonntag über acht einzelne Arbeitergruppen niedriger als zu An­Tage den 22. Mai ihre Wahlsch I a cht haben, find be- fang der 90er Jahre. Tagelöhner zum Beispiel betamen tanntlich an die Spiße der flämischen Bewegung getreten und haben neben Wohnung und Kartoffeln oder Kartoffelland im die Gleichberechtigung der flämischen Sprache eines Zweiges der Jahre 1891/92 im Minimum 1,50 M., im Maximum Niederdeutschen mit der französischen Sprache für Belgien durch- 1,80 m., von 1892/93 an dagegen im Minimum 1 M., im gesetzt, dessen Bevölkerung zu ziemlich zwei gleichen Theilen aus Maximum 1,80 M. Von den freien" Arbeitern bekamen die männ­Flamländern( Germanen) und Wallonen( Wälschen, Romanen) besteht. lichen 1891/92 2,50 M., seitdem 1,50-2,50 M., die weiblichen 1891/92 Jedoch sind auch die wallonisch sprechenden Belgier überwiegend 1,00-1,25 M., seitdem 0,80-1,00 2. Diese Lohn herab= germanischer Abkunft. setzungen( über die übrigens der Bericht pro 1892/93 mit der Polizeiliches, Gerichtliches 2c. Bemerkung hinwegglitt, die Löhne hätten im allgemeinen dieselbe Abg. Lohmann( ntl.) giebt nicht viel auf das Versprechen, daß die Vorlage anderen Provinzen gegenüber nicht als Schablone in Erfurt , die Parteigenoffen Reißhaus, Stegmann und boten sich ja zahlreiche, durch die Wirthschaftskrisis überflüssig ge= -Die Firmeninhaber der Buchdruckerei Reißhaus u. Co. Höhe" wie im Vorjahre behalten) konnten gewagt werden, ohne daß man deshalb gleich Arbeitermangel zu befürchten brauchte. Damals dienen soll. Wenn solche Bewegung begonnen ist, schreitet sie auch a der, waren vor dem Amtsgericht in Gerstungen angeklagt, wordene Arbeitskräfte an, und gleichzeitig stand den Rieselgütern leicht weiter fort. Jeder ist froh, daß seine Provinz die Beſtimden§ 6 des Preßgesetzes dadurch verlegt zu haben, daß ein dort eine wachsende Zahl von Insassen des in jener Zeit sich rasch mungen nicht bekommt, den Westfalen aber gönnt man fie; fie verbreitetes und in ihrer Druckerei hergestelltes Flugblatt, über- füllenden Arbeitshauses zur Verfügung. Trotz der Lohnherabsetzungen mögen sehen, wie sie damit fertig werden. Es ist durchaus unrichtig, schrieben:" Wen wählen wir?", ohne Angabe des Verlegers fonnte der Bericht pro 1892/93 fonstatiren, daß sich ein Mangel an daß dies Gesez einem allgemeinen Wunsche des westfälischen Bauern­gedruckt worden war. Wegen desselben Flugblatts ist seinerzeit standes entspricht. Wir sind nicht Gegner des Grundgedankens der Stegmann, der Geschäftsführer der Druckerei, vom Gericht in Erfurt Guts- Tagelöhnern nicht gezeigt" hatte, Ebenso durfte der Bericht Borlage; aber wir verlangen Schonung des freien Selbstbestim- freigesprochen worden, weil er weder Verleger, noch Verfasser, noch pro 1893/94 mit Befriedigung erklären: Das Verhältniß zwischen mungsrechts der Bauern und diese Forderung findet in unseren Verbreiter war, sondern lediglich den Druck besorgt hat. Aus dem Arbeitgebern und Arbeitnehmern hat keine Störungen erlitten. Lohn­Anträgen Ausdruck, während die Bestimmungen der Vorlage den Bauer in ein Prokruftesbett( unfreiwillige Zwangslage) zwängen wollen. felben Grunde erkannte jetzt das Gericht in Gerſtungen auf Frei- In den folgenden Jahren änderte sich aber die Lage. Das Heer der Regierungskommissar Regierungsrath Dr. Holtermann betont, sprechung aller drei Angeklagten. Der von diesen beantragte Grfaz Arbeitslosen verringerte sich und der Zustrom aus dem Arbeitshause der baaren Auslagen wurde aber abgelehnt. Ersatz daß die Vorlage lediglich die in Westfalen bestehende Erbfitte gesetz­Der Parteigenosse Karl Windhoff, früherer verantwort- ließ nach. Doch die Löhne blieben wie sie waren: von Wieder­lich festlege. Die Freiheit des Verfügungsrechts wird durch die Vor- licher Redakteur der Niederrheinischen Volkstribüne" in Düffel- erhöhung war teine Rede. Darf man sich wundern, wenn es nun lage nicht beeinträchtigt; im Gegentheil, es wird erweitert, denn dorf, hat die dreimonatige Gefängnißstrafe, die ihm wegen Fa- verwaltung mit einstimmen muß in die agrarische schließlich dahin gekommen ist, daß die Berliner Gemeindes dem Befizer steht fünftig ein weitergehendes Recht zu, als heute: britanten- Beleidigung auferlegt war, verbüßt und kam mun gerade selage über Mangel an Landarbeitern? Es ist nur zu Abg. Dr. Lotichins( natl.) wünscht nicht, daß die Vorlage auf recht, um an dem Wahlkampfe theilnehmen zu können. Hessen und die Rheinprovinz ausgedehnt werde.

Abg. Gamp( frt.): Es sind doch aus den interesfirten Bauern kreisen, namentlich des Kreises Rees, sehr entschieden ablehnende Meinungen bekannt geworden. Man kann also nicht von der ein­stimmigen Ansicht in Bauernkreisen bei diesem Gesez reden. Das Votum des Provinzial- Landtages verliert an Bedeutung, wenn man bedenkt, daß derselbe in 3/4 Jahren seine Meinung dreimal ge­ändert hat. Die große Mehrzahl seiner Freunde habe Bedenken gegen das Gesetz und hoffe auf eine Verständigung bis zur dritten Lesung.

Abg. Dr. Klafing( f.): Seine Freunde wünschen in der Vor­Tage feinen Unterschied zwischen Groß und Kleinbesiz. Gegen eine schablonenhafte Ausdehnung der Vorlage auf andere Landestheile würden seine Freunde entschiedenen Widerstand leisten. Wir wollen den Grundbesiz nicht noch weiter mobilifiren( Sehr richtig!), sondern die Wünsche des Bauernstandes erfüllen und möchten deshalb das Gesetz fertig mit nach Hause bringen.( Bravo !)

Minister v. Hammerstein bemerkt, daß die Regierung jeden­falls für eine weitere Ausdehnung des Anerbenrechtes die Initiative den betreffenden Bevölkerungsfreisen überlassen wird.

wünschen.

Form nur schädlich wirken.

Revolution im Jahre 1849 gefallenen Freiheitskämpfer In Dresden wurden am 9. Mai die Gräber der bei der von unseren Parteigenossen mit Kränzen geschmückt.

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Kommunales.

bedauern, daß auf den Rieselgütern diese Klage voraussichtlich rasch wieder verstummen wird. Die Berichte der Arbeitshaus- Direktion über die Korrigenden Einlieferungen im Jahre 1897/98 berechtigen leider zu der Vermuthung, daß in den nächsten Jahren die 8ahl der Arbeitshäuslinge wieder steigen, also

Abg. Bachmann( natl.) bestreitet, daß Einzelbestimmungen der Vorlage, so die Abfindung der Miterben und das Vorkaufsrecht der westfälischen Boltsgewohnheit entspricht. Solche Einzelheiten müsse man der Regelung im Einzelfalle überlassen. Schuh vor Schußlenten. Der Ausschuß der Stadtverordneten Abg. Herold( 3.) legt auf die Urtheile des Bauernvereins und Versammlung zur Vorberathung der Anträge des Stadtverordneten an hinreichend billigen Rieselfeld- Arbeitern kein Mangel mehr sein des Provinziallandtages einen großen Werth. Das Gesetz beschränke Cassel und des Stadtverordneten Perls und Genossen, betreffend die wird. Vorläufig behelfen sich die Rieselgüter bekanntlich noch mit die Freiheit der Bauern nicht, leide aber an verschiedenen anderen Ergreifung geeigneter Maßnahmen, durch welche die fitten- Schulkindern, um deren Verwendung die eigenen Eltern bitten, Mängeln, deren Beseitigung zum theil schon beantragt sei. Es polizeiliche Untersuchung und vorherige Verhaftung unbescholtener weil sie selber zu schlecht bezahlt werden. scheine aber, als ob die Herren aus den anderen Provinzen den Frauen und Mädchen in Zukunft verhindert wird 2c., hat unter Ueber die an dem Hause Jagowftraße 31 am Dienstag Westfalen diese Bestimmungen gönnen, die ste selber für sich nicht Borsiz des Stadtverordneten Cassel und in Anwesenheit des verrichtete Abdachungsarbeit wird uns von einem als Augenzeuge Magistrats- Kommissars Dr. Straßmann folgende Resolution gefaßt, welche er der Versammlung zur Annahme empfiehlt: Die Stadt zugegen gewefenen Bautechniker noch berichtet: Das Hauptverdienst verordneten- Versammlung beschließt, den Magistrat zu er Julius Stahl, der auch beim Aufbau des Hauses die Zimmerer an dem schwierigen Werk gebührt dem 26 jährigen Zimmerpolier suchen, durch geeignete Maßnahmen, insbesondere durch arbeiten geleitet hatte und daher die Konstruktion genau fannte. Er. Verhandlungen mit dem königlichen Polizei- Präsidium darauf ließ sich vom Dach des Nachbarhauses an einem von mehreren hinzuwirken, daß a) eine Reform der Bestimmungen, betreffend Bimmerleuten gehaltenen Tau herab und arbeitete damn, frei auf Ausübung der Sittenpolizei erfolgt; b) Vorkehrungen getroffen werden, Haftungen und Festnahmen zu verhindern.- Es wird wohl noch lungen war, begann er in außerordentlich geschickter Operation die zwei um Mißgriffe und Ausschreitungen von Erekutivbeamten bei Ver- dem Gesims des Unglückshauses stehend, zunächst an der Loslösung der Dachpappe und der Dachschalung. Als diese Verrichtung ge­eine geraume Weile dauern, bis in der Hauptstadt des deutschen Unterstügungsbalken der Sparren des Mansardendaches durchzusägen. Reiches der Bürger und die Bürgerin der öffentlichen Gewalt gegen Auch diese Arbeit, die wohl mit zu den schwierigsten gerechnet werden über annähernd so viel Rechte beanspruchen kann, wie sie in modernen muß, die je unter ähnlichen Verhältnissen verlangt wurde, gelang in Kulturstaaten für selbstverständlich gehalten werden. vollendeter Weise. Man konnte genau beobachten, wie der Dach Hunderttausend Mark sind dem Magistrat von der Frau des verband sich allmälig löfte. Nunmehr fostete es noch einen kritischen verstorbenen Kommerzienraths Schwabach zur Vertheilung an ver- Augenblick, um die Katastrophe nach Berechnung herbeizuführen. schämte Arme überwiesen worden. Ausgeschlossen von der Nutz- Herr Kahl näherte sich vorsichtig dem oberen Rahmen und trieb ein nießung sind die Armen, welche von der Armenunterstützung einmalig Stemmeisen mit der Art in die angesägte Stelle hinein. Unter oder fortlaufend unterstützt worden sind. athemloser Spammung hatten die fachmännischen Zuschauer dem mit Der Ausschuß der Stadtverordneten- Versammlung zur Vor- ebenso viel Geschick als Kühnheit verrichteten Werke 811s berathung der Magistratsvorlage, wonach für die Neue Friedrich gesehen, als nunmehr ein Knistern im Gefüge den Zu straße und die Rosenstraße längs der Grundstücke Neue fammenbruch des Daches ankündigte. Während der Zimmerpolier schnell Friedrichstr. 61-63 und Rosenstr. 1 neue Fluchtlinien zur Festsetzung an seinem Tau zurückgezogen wurde, sant das Dach krachend in sich Morgen( Donnerstag) 11 Uhr: Fortsetzung der soeben ab- gebracht werden sollen und nach Feststellung dieser Fluchtlinien die zusammen. Als die Staubwolfe sich verzogen hatte, sah man, daß gebrochenen Berathung und Petitionen.

Abg. Dr. Sattler( natl.): Das Gesez passe höchstens für das Münsterland; im übrigen Theile Westfalens würde die obligatorische Abg. Frhr. v. Plettenberg ( t.) behauptet auf grund persönlicher Erfahrungen, daß das Gesetz von der ländlichen Bevölkerung West­ falens dringend gewünscht werde. Landtages ist für mich nicht maßgebend; er ist nicht so zusammen­Abg. Wintermeyer( fr. Vg.): Das Gutachten des Provinzial­gesezt, daß er Beachtung verdiente. Bei uns in Hessen giebt es gar feinen Großgrundbefiz. Nur vereinzelte östliche Bauern, die sich bei uns angesiedelt haben, sind vorhanden, zwei in einem Streife; die wählen vier Deputirte in den Kreistag und diese agitiren doch für die Vorlage. Die anfängliche Schablone ist zwar etwas ges ändert, aber aus der alten ist nur eine neue Schablone geworden. Es kann gar keine Rede davon sein, daß das Gesetz allen Bedürfnissen oder auch nur allen Wünschen genügt.

Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird abgelehnt. Abg. Leppelmann( 3.) tritt für die Tendenz der Vorlage ein. Dieselbe werde die Wirkung haben, den westfälischen Bauernstand zu träftigen und leistungsfähiger zu machen. Die Debatte wird hierauf vertagt.

Schluß 4/4 Uhr.

Partei- Nachrichten.

Nachträgliches zur Maifeier. Die organisirten Textilarbeiter von Wüste giersdorf in Schlesien hatten bereits im Monat Februar bei der Behörde das Tanzkränzchen angemeldet, das zur Feier des 1. Mai im Saale des Gastwirths Pohl in Blumenau ab­gehalten werden sollte. Am 28. April traf vom Amte der Bescheid ein, die Genehmigung fönne nicht ertheilt werden, weil der Saal schon anderweitig vergeben sei. Bis zum 24. April war aber der Saal für den 1. Mai noch frei.

banach zur Bebauung bestimmten früheren Straßenflächen der das Werk vollauf gelungen war. Unter den lebhaften Glückwünschen Schmalengasse und der Rosenstraße gegen das in die Straße fallende des Baumeisters und der Fachkollegen zog Herr Stahl sich zurück, um frühere Bauland Fläche gegen Fläche ausgetauscht bezw. das mehr auf kurze Zeit von seiner Arbeit auszuruhen. Einstimmig geht das überwiesene Gelände baar bezahlt werden, hat unter Vorsitz der Urtheil in Baukreisen dahin, daß ein Werk von ähnlicher Schwierig­Stadtverordneten Alt und in Anwesenheit des Vorfizenden der feit wohl selten mit größerer Meisterschaft ausgeführt wurde. städtischen Baudeputation, des Stadtraths Voigt, beschlossen, der Die 24. Berliner Maftvich- Ausstellung ist gestern früh in Versammlung die Annahme des Magistratsantrages mit der Maß dem städtischen Zentralviehhof eröffnet worden. Gegen das Vorjahr. gabe zu empfehlen, daß für das Quadratmeter des überschießenden find zwar drei Aussteller beziehungsweise Ausstellerinnen, 335 Thiere Geländes nicht nach dem Magistratsantrage 350 M., sondern 500 M. und 315 Nummern mehr zu verzeichnen, aber gegen die früheren Jahre gezahlt werden! steht doch die Zahl erheblich zurück. Am besten beschickt ist die Abtheilung der Rinder, wenn auch die Qualität nicht alle Wünsche befriedigt. Das Material für die Vertheilung der goldenen Staatsmedaille entsprach den Er­wartungen der Jurh nicht, weshalb diese Auszeichnung, auf die ein jeder Aussteller seine Hoffnung setzte, erst später oder gar nicht zur Bei der Maifeier in Koburg ist es, wie das Koburger Tage­Vertheilung gelangen wird. Den Ehrenpreis der Stadt Berlin blatt" hört, den Soldaten verboten gewesen, zur Zeit als der Fest­( 250 M.) für die vorzüglichste Marktwaare für den Bedarf der Stadt zug der Gewerkschaften die Kaserne pasfitte, zum Fenster hinaus­Berlin erhielt H. Meher( Bremen ) für ein Bullkalb. Einen Züchter­zusehen. Ebenso war es ihnen bei Strafe untersagt, beim Begegnen arrangiren. Ehrenpreis des tgl. Ministeriums für die Landwirthschaft empfing auf der Straße jemand aus dem Zuge zu grüßen, und wenn es Zur Lokallifte. Die Genoffen werden darauf aufmerksam ge- der tgl. Amtsrath Richard Nonne( Gr.- Heidau, Schlesien ) für einen selbst ein nächster Familienangehöriger gewesen wäre. macht, daß die Gastwirthe vert in hohen- Neuendorf an Hammel. Der Ehrenpreis des Klubs der Landwirthe wurde der Die Maifeier in dem böhmischen Orte Roßbach ist nicht nur der Nordbahn und Burgemeister( Paradies Garten) in Frau Landesökonomierath Kiepert( Marienfelde bei Berlin ) für ein von österreichischen, sondern auch von deutschen sozialistenfeindlichen Birkenwerder an der Nordbahn ihre Säle zu Versammlungen| Lamm( Shropshiredown) zugesprochen.

Tokales.

Die Vertrauenslente des sechsten Reichstags- Wahlkreises geben bekannt, daß zum Sonntag, den 24. Juli, im Schloß Weißensee ein Sommerfest vom Wahlkreise veranstaltet wird. Es ergeht die Bitte, für diesen Tag anderweitig fein größeres Boltsfest zu

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