hielt ihn fest. Er war die Fliege dieser Spinne. Gilliat stand bis zum Gürtel im Wasser, die Füße auf den glatten und runden Kieseln, den rechten Arm umstrickt und umschlungen von den flachen Windungen der Fühler des Kraken, und der Körper verschwand fast unter den Schnürungen und Kreuzungen dieser fürchterlichen Bänder. Von den acht Armen des Ungeheuers hingen drei an dem Felsen und fünf an Gilliat fest. So, auf der einen Seite an den Granit, auf der andern an den Menschen geklammert, zog es Gilliat nach dem Felsen hin. Zweihundertundfünfzig Schröpfköpfe lagen auf ihm.
Gilliat hatte nur eine Hilfe, sein Messer, und nur die linke Hand frei, aber er bediente sich ihrer so mächtig, daß man von ihm sagen konnte, er besize zwei rechte Hände. Sein Messer befand sich geöffnet in seiner Hand.
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Man schneidet einem Kraken nicht die Fühlfäden ab, sie sind unzerschneidbares Leder und gleiten unter der Klinge aus; außerdem legen sie sich derartig an das Fleisch an, daß ein Einschnitt in sie auch dieses verlezen würde. Das Ungetüm ist furchtbar, jedoch gibt es eine Art, sich seiner zu entledigen. Die Fischer auf See fennen sie, wie jeder weiß, der sie im Meere gewisse schnelle Bewegungen ausführen sah. Die Meerschweine fennen sie auch, denn sie beißen den Kraken so, daß der Kopf abgeht. Daher begegnet man auf dem offenen Meere so vielen Tinten fischen ohne Kopf. Dieses Tier ist wirklich nur am Kopfe verwundbar, was Gilliat wußte. Beim Kraken gibt es wie beim Stier nur einen günstigen Augenblick, den man benuzen muß; beim Stier ist es der, in welchem er den Hals niederbeugt, beim Kraken der, in welchem er den Kopf vorstreckt. Wer diesen furzen Augenblick verfehlt, ist verloren.
Alles, was wir soben erzählten, hatte nur einige Minuten gedauert, während Gilliat jedoch ein beständig wachsendes Aussaugen von jenen zweihundertundfünfzig Schröpfköpfen fühlte.
Gilliat hielt sein Messer. Er sah das Ungetüm an und dieses ihn. Plözlich löste es seinen sechsten Fühlfaden vom Felsen los, schleuderte ihn auf Gilliat zu und versuchte damit, seinen linken Arm zu ergreifen. Zugleich steckte es seinen Kopf vor. Noch einen Augenblick und sein Rachen mußte Gilliat erreichen. Aber Gilliat wacht, belauert lauert er. Er wich dem Fühler aus, und in dem Augenblick, in welchem ihm die Bestie in die Brust beißen wollte, fiel seine bewaffnete Faust auf sie herab.
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Zwei Zuckungen fanden entgegengesezt statt die des Alp und die Gilliats. Es war wie der Kampf zweier Blize. Gilliat stieß die Spize seines Messers in den flachen Schild, und mit einer Kreisbewegung, welche dem Drehen der Peitschenschnur beim Knallen gleicht, machte er einen Schnitt um die beiden Augen und riß den Kopf ab, wie wenn man einen Zahn ausreißt. Es war zu Ende, das ganze Tier fiel hin. Sobald die Luftpumpe zerstört ist, füllt sich wieder der leere Raum. Der ganze Klumpen rollte auf den Boden hin. Während sich Gilliat von dem Kampf erholte, konnte er zu seinen Füßen auf den Kieselsteinen zwei gallertartige, ungeſtalte Massen wahrnehmen, hier den Kopf, dort das übrige des Tieres. Wir sagen das übrige, denn Körper konnte man es nicht nennen. Es war Zeit, daß Gilliat den Kraken tötete; denn er war fast erstickt.
I.
Sein rechter Arm und sein Körper waren dunkelrot, mehr als zweihundert Geschwülste, von denen mehrere bluteten, hatten sich auf ihm gebildet. Das Gegenmittel gegen diese Verlegungen ist Salzwasser. Gilliat tauchte darin unter und rieb sich mit der flachen Hand. Die Geschwülste verschwanden unter diesen Reibungen."
Man könnte geneigt sein, in dieser Schilderung eine starke Dosis poetischer Uebertreibung zu erblicken. Indessen teilte der " Warrnambool Standard" aus dem Jahre 1878 folgenden Fall mit.
Ein Taucher, namens Smale, war damit beschäftigt, einen Felsen in der Mündung des Moyne bei Belfast ( Australien , Viftoria) zu sprengen. Als er am 7. Februar eine Mine gesprengt hatte, ließ er sich auf dem Meeresboden nieder, um die abgesprengten Steine an Ketten zu befestigen und aufziehen zu lassen. Als er solch einen Steinblock abgerollt hatte, fühlte er sich plözlich an einem Arme fest umschlungen. Als er nachsah, bemerkte er zu seinem Erstaunen, daß ihn der Arm eines riesigen Tintenfisches( Sepia L.) umschlungen habe. Er versuchte es, sich davon zu befreien; indeß mit Anwendung aller Kräfte gelang ihm das nicht, hatte aber die Folge, daß sich dieses Tier, welches mit den andern Armen sich an den Felsen gehängt hatte, davon losließ und ihn nun mit den freigewordenen Armen um Leib und Bein völlig umschlang. Smale blieb bei voller Besinnung und erkannte sogleich, daß nichts ihn vom schrecklichen Tode befreien könnte, als sich so schnell als möglich aufziehen zu lassen. Oben angekommen, gelang es seinen Mitarbeitern sehr rasch, ihren Gefährten aus der gefährlichen Umarmung dieses Seeteufels zu befreien. Smale versichert, daß das Untier Kraft genug besizt, drei Männer unter Wasser festzuhalten.
Wer denkt dabei nicht an Schillers herrliche Verse im „ Taucher":
Denn unter mir lags noch bergetief
Ju purpurner Finsternis da,
Und obs hier dem Ohre gleich ewig schlief,
Das Auge mit Schaudern hinunter sah,
Wies von Salamandern und Molchen und Drachen Sich regt in dem furchtbaren Höllenrachen.
Schwarz wimmeln da, in grausem Gemisch, Zu scheußlichen Klumpen geballt, Der stachlichte Roche , der Klippenfisch, Des Hammers gräuliche Ungestalt,
Und dräuend wies mir die grimmigen Zähne
Der entfezliche Hai, des Meeres Hyäne.
Und da hing ich und wars mir mit Grausen bewußt, Von der menschlichen Hilfe so weit, Unter Larven die einzig fühlende Brust, Allein in der gräßlichen Einsamkeit, Tief unter dem Schall der menschlichen Rede Bei den Ungeheuern der traurigen Dede.
Und schaudernd dacht ich's, da froch's heran, Regte hundert Gelenke zugleich,
Will schnappen nach mir; in des Schredens Wahu Laß ich los der Koralle umflammerten Zweig; Gleich faßt mich der Strudel mit rasendem Toben, Doch es war mir zum Heil, er riß mich nach oben.
Konfervirungsmetoden der Lebensmittel.
Bon Dr. Hermann Kräher in Leipzig . ( Aus:„ Die Natur".)
Die Proteïnstoffe, wie Eiweiß, Kleber u. s. w., Bestandteile
unserer meisten animalischen und vegetabilischen Lebensmittel, machen leztere für äußere Einflüsse im hohen Grade empfäng lich, so daß sie leicht in Fäulnis übergehen.
Schon seit langer Zeit sah man sich deshalb nach Metoden
um, unsere Lebensmittel möglichst lange und unverändert zu erhalten. Während aber früher die Konservirung der Lebens
mittel fich auf das Gebiet der Hausfrauen, denen eine große Auswahl empirischer Handgriffe und Hilfsmittel wohl bekannt war, beschränkte, hat in den lezten achtzehn bis zwanzig Jahren wissenschaftliche Belehrung und Aufklärung hier großen Nuzen
gestiftet.
Zahlreich sind die verschiedenen Konservirungsmetoden, zahlreich die Mittel, unsere zum Leben nötigen Nahrungsstoffe für längere Zeit in gutem Zustande zu erhalten, und das Kapitel