-458
Frühlingsgruk.
Gedicht von Hans Eckardt.
( Bild S. 457.)
Kaum floh der Winter aus dem Waldrevier, Nody krönt mit Schnee er hoher Berge Gipfel, So macht im Tal der Frühling sich Quartier, Und schmückt mit Knospen unsrer Bäume Wipfel. Schneeglöckchen hebt zu blühen luftig an, Und Veilchen duftet schon an Baches Rande, Laut jubelnd steigt die Lerche himmelan, Sie bringt des Sommers Gruß aus fernem Lande.
-
Ein Klingen, Singen geht durch Wies' und Wald, Von Halm zu Halm schwirrts, zieht von Aft zu Afte, Erst weht es leis her, höher schwillt es bald Es lädt zum Waldkonzerte dich zu Gaste. Horch, wie es tausendfältig rings sich regt, Ein Töne- Wirrsal dir zum Ohre dringend, Indes den Takt des Frühlings Genius schlägt Darum harmonisch süß ins Herz dir klingend.
-
-
Des Frühlings Genius?! Einer nicht allein! Sie schweben über'm Land in Legionen Wo nur ein Keim zu neuer Lust mag sein, Fühlst du sie sicher lebenweckend tronen. Dich zu erfreuen, sind sie froh bestrebt Aus junger Vögel Brust Gesang zu locken, Und daß die Wiese sich zum Teppich webt, Verleihn sie Farbenpracht den Blumenglocken.
Den Maien spenden sie den Bauberduft, Und daß den Lenz wir überall gewahren, So strenn sie Frühlingsboten in die Luft: Der Schmetterlinge buntbeschwingte Schaaren. Sie träufeln Honig jeder Blüte ein,
Sie treiben allerwegs zu Lust und Scherzen, Und wir auch werden nicht vergessen sein: Sie schenken Liebessehnsucht jedem Menschenherzen.
-
Im
Fegefeuer.
Humoristische Erzählung von 23. Rudolf.
Die falte Küche mundete mir vortrefflich;-saftiger Kalbs braten und duftiger Schinken, zartes Geflügel und noch zarterer geräucherter Rheinlachs, dazu Kaviar und ein feiner französischer Käse, all' das vereinigte sich zu einem Mahle, wie es mir, dem armen Teufel von Philologen, so reich und köstlich kaum je vorgekommen war. Und der perlende Rheinwein im grünlich angehauchten Glaskelche sezte dem allen die Krone auf, ich fühlte mich ungeheuer behaglich; so leben die Götter, dachte ich mir, nur daß den Göttern die Göttinnen nicht fehlten. Ah bah! Ich schlürfte einen mächtigen Schluck des präch tigen Weins, man muß auch nicht alle Herrlichkeiten in den Himmeln und auf Erden gleichzeitig genießen wollen,- zudem umgaukeln mich da, wenn nicht Göttinnen, Nymphen oder Feen, so doch leibhaftige Götterkinder oder, noch besser, Elfen. Die reizende Ella mit ihrem goldblonden Haargelock, dem fein geschnittenen Antliz mit den großen tiefdunklen Augen und dem winzig fleinen Mündchen, die auf ihren zarten, zierlichen Füß chen leicht und luftig umherhüpft, das übermütig neckische Frizchen, das geschwäzig und naseweis wie eine Elster und beweglich wie ein Eichhörnchen immerfort plaudert und immerfort flettert, ein Urbild lebendigsten Lebens.
-
-
-
-
Kurz ich fand alles prächtig und entzückend rings um mich her. Den Garten zu meinen Füßen, den die himmelan strebenden Laub- und Nadelbäume des Parkes ernst und groß umjäumten, selbstverständlich nicht zum mindesten.
-
„ O, vor mir breitet sich aus eine Reihe herrlicher Tage, die ich meinem lieben Heinrich Klinger garnicht genug werde danken können, eine romantische Idylle, wie sie nur ein großer Dichter, ein Goethe etwa, würdig zu besingen vermöchte
-
"
-
" Onkel, armer Dutel, du hast gewiß Bauchgrimmen," ertönte da Frizchens helle Stimme, du verdrehst ja ganz fürchterlich deine Augen, wart', ich will gleich Berta sagen, daß sie dir einen nassen Umschlag um den Leib macht
-
"
Aber Friz," entgegnete eilig und unvillig die verständigere
( Fortsezung.)
Ella,„ Herr Rudolf braucht keinen nassen Umschlag, nicht wahr, lieber Herr Rudolf
"
Die beiden Kinder machten mir ungeheuern Spaß.
Nein, gewiß nicht, meine gute Ella, du hast ganz recht, ich habe auch kein Bauchgrimmen, Frizchen, und wenn ich die Augen so verdrehe, wie du sagst, so geschieht es nur, weil es mir hier so gut gefällt-
-
-
-
wenn du
„ Ach so, deswegen," meinte Frizchen befriedigt.„ Da wirst du aber noch viel die Augen verdrehen, Onkel, erst mit mir gehst in den Park an den Goldfischteich und auf den Aussichtsberg, da wird es dir erst gefallen, na warte, wir wollen gleich hin." Aber Friz, heute geht das nicht mehr, es wird schon dunkel und bald müssen wir ins Bett und unser Herr Rudolf geht auch ins Bett."
-
" Ich will aber nicht ins Bett-nun grade nicht ich führe meinen Onkel Rudolf an den Goldfischteich und auf den Aussichtsberg und zu den Füchsen und den Fasanen und lasse die Nachtigallen schlagen, nicht wahr, Onkel Rudolf, das wird dir gefallen?"
-
Ich betenerte ihm, daß mir das alles sehr gefallen würde, aber heute wäre ich auch zu müde und Ella hätte recht, es wäre viel zu spät, morgen wollten wir aber den ganzen Tag zusammen umhergehen und ja keine von all' den Herrlichkeiten versäumen.
Frizchen war sehr mißvergnügt ob der Verzögerung.
„ Onkel, du fürchtest dich wahrscheinlich vor dem schwarzen Mann, wenns ein bischen dunkel ist; ja, ja, so ists, sonst liefst du heut noch mit mir in den Part, schäm' dich, Onkel, es gibt gar keinen schwarzen Mann," sagte er mit etwas verächt lichem Seitenblicke auf mich.
Der alte Franz machte dem Treiben der Kinder bald ein Ende. Gleichzeitig mit ihm kam die bereits mehrerwähnte Berta, ein junges, hübsches und kräftiges Kindermädchen, die mich etwas verschämt anguckte, als Friz, den sie bereits an der