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büchern, in den Rechenbüchern durch die Einrichtung, daß jedes einzelne Zahlzeichen in ein besonderes Kästchen gesezt wird und infolge dessen auf einer Quartseite zwei solcher Divisionsexempel plazfinden, deren wir früher mindestens acht auf die Seite schrieben, wird erreicht, daß die Besuche bei Mitscherlichs das ganze Jahr über nicht abreißen. Zum Ueberfluß hat der brave Herr Mitscherlich noch ein Mittel, durch das er eine ganz besondere Anziehungskraft auf die Kinder ausübt. Er hat unter seiner Ladentafel eine Pappschachtel stehen, worin allerhand Ausschuß von jenem nichtsnuzigen kleinen Plunder liegt, der in Gestalt von bunten und in Relief gepreßten Blumensträußchen, Vögeln, Männchen, Häuschen u. s. w. jezt die Schaukästen aller Papier - und Schreibwaarentrödler füllt. So oft sich nun ein Junge ein neues Schreibeheft oder ein paar neue Alfredfedern holt, greift Herr Mitscherlich in besagte Schachtel und gibt ihm einen Papagei oder einen Ulanen oder ein Schweizerhäuschen zu, und das ist für den Jungen natürlich der Glanzpunkt bei dem ganzen Geschäft. Um dieses Bildchens willen kann ers nicht erwarten, bis er in seinem Heft wieder auf der lezten Seite angelangt ist.
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Noch schlimmer aber als die Bequemlichkeit und die Verschwendung, zu der die Jugend durch diesen Trödel mit Schreibutensilien" gewöhnt wird, ist der Umstand, daß die Schule selbst die Kinder hierzu nicht blos anleitet, sondern geradezu nötigt, indem sie sie alle über einen Kamm scheert. Es ist mir unbegreiflich, wie man vierzig verschiedene Kinderhände dazu zwingen kann, mit ein und derselben Feder, und noch dazu mit einem solchen Marterinstrument, zu schreiben! Jeder Erwachsene sucht sich doch die Feder aus, die ihm bequem ist, und hier verdirbt man von vorherein eine bildungsfähige Hand durch ein hartes, frizliches Instrument vermutlich nur unsrer heutigen, nach meinem Geschmack völlig karakterlosen Schulfalligraphie zuliebe, die sich in ihrer glatten, kraftlosen Eleganz gegen den alten markigen Kanzleiduktus ausnimmt, wie ein geschniegelter Zierbengel gegen einen einfachen, tüchtigen Mann. Es ist mir ferner unbegreiflich, wie man vierzig Kindern der verschiedensten Art und Anlage zumuten kann, genau dasselbe Schreibeheft mit zur Schule zu bringen, und sich so selbst des einfachsten Mittels begeben, die Verschiedenheit der Kinder und die Verschiedenheit des häuslichen Einflusses kennen zu lernen. Wenn ich Schulmeister wäre, so würde ich anordnen, daß kein in der Papierhandlung fertig gekauftes Schreibeheft in der Schule gebraucht werden dürfe. Ich würde die Kinder unbedingt dazu anleiten, sich ihre Hefte selber anzufertigen und für den Gebrauch vorzubereiten. Es würde dabei vielleicht der kleine Uebelstand entstehen, daß das Heft des einen Jungen um einen Viertelzoll größer als das des andern ausfallen würde für manchen Schulmeister, der zu Ostern zu den öffentlichen Prüfungen die Hefte seiner Jungen womöglich vom Buchbinder einbinden und mit goldbedruckten Schilden versehen läßt, freilich eine schwere Herzkränkung aber ich würde gleich am ersten Hefte sehen, in welchem Hause Ordnung und Schönheitssinn herrscht und in welchem nicht, welcher Junge sich geschickt anstellt und welcher nicht, wer zur Sorgfalt und Sauberkeit erzogen ist und wer nicht.
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J
Du lachst, lieber Leser, über den Ernst, mit dem ich solche Kleinigfeiten behandle? Du hast gut lachen. Wer, wie ich, sechs Kinder gleichzeitig zur Schule schickt, für den ist dieses Tema durchaus keine Kleinig feit. Ich werde natürlich nach Ostern geduldig wieder meinen Beutel ziehen und Groschen über Groschen zu Herrn Mitscherlich schicken. Aber lieb wäre mirs doch, wenn mich ein kundiger Mann einmal darüber aufklärte, daß ich in dieser Frage im Irrtum sei.( Grenzboten.)
Die Wichtigkeit des Waffers als diätetisches Mittel. Wenige Per sonen vermögen die Tatsache gehörig zu würdigen, daß, nach den besten Schäzungen, Wasser im normalen menschlichen Körper beiläufig fiebenzig Prozent des ganzen Gewichts desselben bildet. Dieses Wasser wird aber demselben hauptsächlich von außen zugeführt. Es wird nicht allein den verschiedenen Getränken entnommen, sondern bildet auch einen reichlichen Bestandteil der verschiedenen Nahrungsmittel. Waffer ist ausnahmslos in allen Geweben und Flüssigkeiten des Körpers zugegen. Es ist reichlich im Blut und allen anderen Absonderungen vorhanden, wo es entbehrlich ist, um ihnen die zur Bollziehung ihrer Funktionen notwendige Flüssigkeit zu geben. Wasser bildet auch einen Anteil der festen Bestandteile, der Muskeln, Sehnen, Knorpel, Knochen, Zähne, der Drüsen, der Haut 2c. Deshalb, wenn das Wasser der Haut, der Muskeln 2c. verflüchtigt ist, so werden sie gelb, schrumpfen ein und werden untauglich zur Vollziehung ihrer Funktionen.
Wasser nimmt an allen Lebenstätigkeiten des Körpers, hauptsächlich durch seine physikalischen Eigenschaften, Anteil. Es ist das allge
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meine Lösungsmittel für alle Bestandteile der tierischen Flüssigkeiten, indem es sie entweder durch seine direkte auflösende Kraft, oder mit Hülfe anderer Bestandteile, welche ebenfalls löslich sind, in Lösung erhält. Auf diese Weise sezt es die nährenden Stoffe der Nahrungsstoffe in den Stand, ihren Weg in den Kreislauf zu finden und die Substanz der festen Organe zu durchdringen. Es vermittelt ferner auch die Erscheinungen der Aufsaugung und Ausscheidung, sowie alle jene Funktionen, welche mit der Ernährung des tierischen Organismus verknüpft sind.
Der Hauptbestandteil des eingenommenen Wassers geht nicht einfach durch den Darmkanal, sondern wird von den Schleimhäuten aufgenommen und tritt in den Kreislauf über. Wenn es dann zulezt im Harn und Stuhl, in den Ausdünstungen der Haut und der Lunge abgesondert wird, so führt es allerlei Ausscheidungen und verbrauchte Stoffe mit sich, welche außerdem dem Organismus schädlich werden fönnten.
Bei Erwägung dieser Tatsachen läßt sich leicht begreifen, daß die ungenügende Darreichung von Wasser allerlei, wenn auch anfangs oft unmerkliche Funktionsstörungen im Körper hervorrufen kann, wie Stuhlstopfung, roten Urin, trockene und gelbe Haut, kalte Füße 2c. Wo das notwendige Maaß von Flüssigkeit fehlt, gehen alle Verrichtungen des Körpers langsamer und schwieriger von statten. Manche Beschwerden von Unverdaulichkeit sind dem Mangel an Wasser zuzuschreiben. Manche Fälle von Verstopfung könnten geheilt werden, wenn man Morgens nüchtern und zwischen den Mahlzeiten ein Glas Wasser nehmen wollte. Manche Fälle von Reizung der Harnwege könnten erleichtert werden, wenn man den Urin flüssiger und dadurch zugleich milder machte. Manche Fälle von Kopfweh fönnten durch Vermehrung der Flüssigkeit des Blutes gebessert, mancher Fall von Herzklopfen gemildert werden. Manche Fälle von Rückmarksreizung und Nervenschwäche sind einem Mangel der Qualität und Quantität des Blutes zuzuschreiben, das ca. 80 Prozent Wasser enthält. Magere, trockene Personen sollten ganz besonders auf diese Verhältnisse Rücksicht nehmen.
Ich verordne gewöhnlich 14 bis 1/3 Liter frisches Wasser, das viermal des Tages zu nehmen ist, nämlich: 1) früh nüchtern; 2) um 10 Uhr; 3) um 4 Uhr Nachmittags und 4) vor dem Niederlegen. Wenn die Eingeweide zur Verstopfung neigen, so lasse ich dem ersten Glase früh eine Brise Kochfalz zufezen, bis die anderen Veränderungen in der Diät das Salz überflüssig machen.
Ich verbiete faltes Wasser während der Mahlzeiten zu nehmen aus dem einfachen Grunde, weil zu dieser Zeit der Magen in seiner größten Tätigkeit ist, und Kälte die Temperatur desselben herabjezt, die Ver dauung verlangsamt und zur Erzeugung von Gasen Veranlassung gibt. Warme Flüssigkeiten erleichtern die Auflösung der Speisen und be schleunigen deren Assimilation. schleunigen deren Assimilation. Bei veralteter Verdauungsschwäche, wo die Speisen stundenlang im Magen liegen bleiben, habe ich gefunden, daß ein Glas gutes warmes Wasser, eine Stunde nach dem Effen getrunken, den Magen wieder stimulirt und ihn in den Stand sezt, seine Arbeit zu vollenden. Es führt auch die Speisen tiefer hinunter in den Darmkanal und erleichtert so den Magen, indem es einen Teil seiner Tätigkeit auf den Darm abwälzt.
Ein braver Mann Hilft, wo er Kann.
Rebus.
Auflösung des Rebus in Nr. 17:
( Fundgrube.)
Selbst der Löwe muß sich vor der Mücke wehren.
Ein
Inhalt: Vom Baume der Erkenntnis. Roman von J. Zadeck.( Forts.) Meerwunder. Von J. Stern. Konservirungsmetoden der Lebensmittel. Von Dr. Hermann Kräßer in Leipzig. ( Aus:„ Die Natur".) -Galerie schöner Frauenköpfe: Silberhäubchen. Frühlingsgruß. Gedicht von Hans Eckardt.( Mit Illustration.) Im Fegefeuer. Humoristische Erzählung von B. Rudolf."( Fortfezung.) Welthandel und nationale Produktion. Bon Bruno Geiser.( Fortsezung.) Poetische Aehrenlese: Das Auge. Bon A. v. Chamisso. - Das Rapsausreiten.( Mit Jllustr.) Auch eine vom schönen Geschlecht.( Wit Illustr.) Mudies auserlesene Leihbibliotek.- Das Tuchmacher handwerk in der Oberlausiß. Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Kleine pädagogische Kezereien. - Die Wichtigkeit des Wassers als diätetisches
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Mittel. Rebus.- Aerztlicher Ratgeber. Mannichfaltiges. Gemeinnüziges. Redaktionskorrespondenz.
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