Belagerung von Toulon offenbart; beim Sturze Robespierres war er als Jakobiner eine zeitlang eingeferfert worden. Sein Jakobinismus war eine Modesache und weiter nichts. Der Deputirte Barras erinnerte sich an den fähigen jungen Artillerieoffizier und bewirkte, daß man ihm die Verteidigung des Konvents übertrug. Napoleon machte die Tuilerien, wo der Konvent tagte, zu einer Festung, und als am 13. Vendemaire( 5. Dft.) 1795 der Angriff der royalistischen Bürger erfolgte, wurden sie von seinen überlegenen Geschüzen niedergeschmettert und in die Flucht getrieben. Er hatte, wie man sagt, auf die pariser Bevölkerung wie auf österreichische Bataillone geschossen.
Napoleons Stern ging jezt auf. Nachdem durch das Blut und das Elend der Schreckenszeit das Land mit Wut und Haß, durch die Korruption der Regierung nach dem 9. Termidor mit Verachtung erfüllt, der ewigen politischen Streitigkeiten und des Elends überdrüssig geworden und von Sehnsucht nach einer starken und ordnenden Hand befallen war, kam jezt auch noch die Periode der auf Grund der Verfassung von 1795 eingesezten Direktorialregierung. Diese trug womöglich noch mehr als die Schreckenszeit dazu bei, das Land mit Abneigung gegen republikanische Regierungen zu erfüllen.
Die Regierung des Direktoriums, die von vornherein die Majorität des Landes gegen sich hatte, war eine der schamlosesten, die es je gegeben. Der vortreffliche und ehrliche Carnot, der einst den Sieg organisirt" hatte und dessen Karakter in antifer Reinheit wohltuend absticht von der Fäulnis und Kor ruption dieser Epoche, wurde auch in diese Regierung gewählt, fonnte sich aber mit seinen Kollegen ganz natürlicher Weise nicht vertragen und wurde deshalb bei dem Staatsstreich am 18. Fruc tidor( 9. September) 1797 aus der Regierung gestoßen. Unterschleif, Betrügereien und Elend waren auch unter dieser Regierung an der Tagesordnung und bezüglich des herrlichen Zustandes der Finanzen genügt es zu sagen, daß die Aus gaben für Paris in einem Monat mehr betrugen, als die Staatseinnahmen im ganzen Jahr.
Diese Regierung lebte von den Brandschazungen und Räubereien ihrer Generale in Deutschland , Italien und den Niederlanden. Die Generale hatten förmliche Instruktionen für die Ausplünderung der von ihnen durchzogenen Gegenden; sie mußten ihre Märsche, unbekümmert um strategische Rücksichten, hauptsächlich nach fetten" Gegenden nehmen. Und gerade das verdorbenste Mitglied dieser Regierung, der Schlemmer und Wüstling Barras, hob den Mann empor, der die Direktorialregierung stürzen sollte. Josephine Beauharnais , geb. Tascher de la Pagerie, eine schöne Kreolin, war die Geliebte des Barras geworden, nachdem ihr Mann, der General Beauharnais , in der Schreckenszeit hingerichtet worden war. Barras, der JoBarras, der Josophinen unterbringen wollte, bewog den sechs Jahre jüngeren Bonaparte, sie zu heiraten und verschaffte ihm dazu den Oberbefehl über das italienische Heer.
In dem glänzenden Feldzuge von 1796, in dem Bonaparte schon als selbständiger Staatsmann auftrat-er zählte erst 26 Jahre schuf er sich die Grundlage für seine ungeheure Popularität und seinen Einfluß. Er bezauberte die Armee, die er führte, durch sein Wesen, seine Siege und sein Glück. In Italien richtete er eine Reihe von furzlebigen Republiken ein, die dazu dienen mußten, die unergründliche Kasse des Direktoriums zu füllen. Er geberdete sich als unentwegter Repu blikaner und die Worte:" Freiheit und Gleichheit!" kehren ständig wieder in seinen damaligen Proklamationen.
Er hielt anscheinend treu zu dem Direktorium, dem er auch scine Hilfe zu dem gewalttätigen Staatsstreich vom 18. Fructidor 1797, durch welchen das Direktorium die Opposition aus seiner Mitte und aus den beiden gesezgebenden Körperschaften entfernte, anbot. Allein man ließ die militärische Beihilfe zu dem Staatsstreich lieber durch Augereau vollziehen. Denn wenn Napoleon auch fleißig erbrandschazte Millionen und ge raubte Gemälde und Statuen nach Paris sandte, so hatte sein selbständiges und gebieterisches Auftreten in Italien doch das Direktorium mit Furcht erfüllt. Man ahnte, daß er nach der
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höchsten Gewalt trachtete. Als er im Glanze seines Ruhmes nach Paris zurückkam, suchte das Direktorium ihn durch glänzende Feste zu seinen Ehren zu entwaffnen. Allein er beteiligte sich wenig, blieb zurückgezogen und schweigsam und legte bei cinem Bankett, das ihm das ehrenwerte Direktorium gab, Besorgnis vor Vergiftung an den Tag.
Er fand die Situation noch nicht reif, obgleich er zu seinen Vertrauten sich zuweilen äußerte, daß er nach der Gewalt strebe. Das Direktorium, um diesen gefährlichen, verschlossenen und mit weil unbekamuten, desto furchtbareren Plänen sich tragenden Menschen zu beschäftigen, übertrug ihm die Leitung der Erpedition nach Egypten im Jahr 1798. Er nahm sie an, um sich, wenn möglich, ein Königreich im Orient zu schaffen, wo nicht, seinen Ruhm zu mehren und das Direktorium sich vollends abwirtschaften zu lassen.
Jener berühmte Feldzug in Egypten und Syrien , dessen materieller Nuzen im Vergleich zu den aufgewendeten Kräften und Mitteln lächerlich gering war, verbreitete einen märchenhaften Nimbus um den jungen Eroberer, dem sein Mißerfolg vor Akre keinen Abbruch tat. Mit dem orientalischen Königstraum war es vorbei, als seine Sturmkolonnen sich an den festen Wällen von Afre vergeblich die Stirn zerstoßen hatten. Er wartete von da ab nur noch den geeigneten Moment zur Rückkehr ab.
Seine Berechnung hatte ihn nicht getäuscht. Die elende Direktorialregierung geriet immer tiefer in Mißkredit und Mißachtung. Die öffentlichen Zustände Frankreichs blieben gänzlich verwahrlost. Der Staatsstreich des Direktoriums hatte alle Achtung vor der Verfassung erschüttert. Dazu kamen noch die Niederlagen, die Frankreich im Felde erlitt. Suwarow und der Erzherzog Karl schlugen im Feldzug von 1799 die fran zösischen Heere und mit Mühe gelang es dem geschickten Masséna, einen feindlichen Einfall zu verhüten. Die öffentliche Meinung wandte sich mit erneuter Heftigkeit gegen das Direk torium, welches den fähigsten General nach Egypten gesandt hatte, wo die Engländer nach Vernichtung seiner Flotte die Küsten bewachten. Inzwischen eroberten die Desterreicher ganz Italien wieder zurück. In ganz Frankreich verlangte man nach einer starken Hand, die diese unfähige und forrupte Direktorialregierung beseitigen könnte. Man befürchtete auch, diese Regierung möchte ein Aufleben des alten Regimes wieder ermög lichen und die Käufer der Nationalgüter bangten um ihr dem Feudalismus abgenommenes Eigentum.
In diesem Moment erschien plözlich General Bonaparte, den wahrscheinlich seine Verwandten von der günstigen Situation unterrichtet hatten. Sein Glück ließ ihn den englischen Kreuzern entrinnen. Er ließ sein siegreiches Heer in Egypten zurück, wofür ihn niemand zur Verantwortung zu ziehen wagte. Seine Reise von Fréjus , wo er gelandet, bis nach Paris glich einem Triumphzug. Das Direktorium sah ihn mit Zittern kommen. Er blieb still und zurückgezogen, was seinen Nimbus nur ver größerte. Daß er die Gewalt ergreifen würde, erschien so selbstverständlich, daß man von seinem bevorstehenden Staatsstreich überall sprach. So gewöhnte man sich von vornherein an diesen
Gedanken.
Inzwischen hatte ein anderer Ehrgeiziger, der bekannte Abbé Sieyes , schon den Plan gefaßt, die Verfassung zu stürzen. Er war selbst Mitglied des Direktoriums geworden. Jezt hielt er es für besser, sich mit Bonaparte zu verständigen. Sie zogen auch noch ein anderes Mitglied des Direktoriums, Roger Ducos , ins Komplott. Außerdem hatten sie fast alle be deutenden Generale der in Paris anwesenden Truppen, mit Ausnahme von Bernadotte und Jourdan für sich, und eine große Anzahl der Mitglieder beider gesezgebenden Körper, des Rats der Alten und des Rats der Fünfhundert, während die drei zu stürzenden Direktoren Barras, Moulins und Gohier nichts für sich hatten als die durchbrochene Verfassung, die An hänger des Direktoriums in den Räten und den neubegründeten sich demokratisch nennenden Klub der Reitbahn.
Der Staatsstreich ging schon einige Wochen nach Bonapartes Rückfehr in Szene. Er begann damit, daß die Verschworenen