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seines Bleibens auch nicht lange war.
ewigt worden ist. In der Nähe Dresdens wurden die Schweizer , halb blieb Thomas bei einem wohlwollenden Vetter, woselbst von einem Landwirt traktirt, dessen alte Mutter sich unendlich über ihren Anblick freut:„ Ich hab so viel Gutes von den Schweizern hören sagen, daß ich sehnlich verlangte einen zu sehen. Mich dünkt, ich will jezt desto lieber sterben, darum seid fröhlich."
Von da geht es nach München , wo Thomas durch treue Pflege eines alten Hundes sich die Gunst seiner Hauswirtin, einer Seifensiedersfrau, erwirbt; seinem Bachanten Paulus dagegen hatte es das Töchterlein angetan, und er hatte mit ihr ein inniges Verhältnis angeknüpft, welches der Meister nicht leiden wollte. Da nun das münchener Pflaster unsern Schülern zu heiß wurde, gürteten sie ihre Lenden und kamen nach fünfjähriger Abwesenheit zum erstenmale wieder heim nach Wallis . Die alte Platterin hatte inzwischen wieder geheiratet und des
Die neue Fahrt ging nach Ulm ; hier ereignete sich ein lustiger Schwank. Lassen wir unsern Gewährsmann selbst reden:
„ Do nam Paulus noch einen Buben mit im, der hieß Hildebrandus Kalbermatter, eins pfaffen sun, was auch noch jung. Dem gab man tuch, wie man das macht im Land, zu eim röflin. Als wier gan Ulm kamen, hieß mich Paulus mit dem tuch umbher gan, den macherlon darzu heischen; mit dem ( Betteln nämlich) überkam ich vill gält, dan ich hatt das puzlen und bättlen wol gewont.... demnach sind wier wider gan Minchen gezogen, han do ouch miessen( müssen) den macherlon vom tuch, das doch nit min war, bäfleie. Ueber ein jar fam men wier noch einmall gan Ulm, im willen aber( wiederum) ein mull heim zu ziechen( einzuheimsen). Bracht aber das tuch
,, Erst ein Stückchen, dann ein Schlückchen."( Seite 592.)
wider mit mier und hiesch den macherlon. Do bin ich woll ingedenk, das ettlich zu mier sagten:„ Botz marter! ist der Rock noch nit gemacht? ich gloub du gangeſt mit buben werk ( Bubenwerk, schlechte Streiche) umb!"
Bei einem zweiten Aufenthalt in München wird Thomas in einem Fleischerhause festgehalten und veranlaßt, seinen Bachanten im Stiche zu lassen und Krankheit zu heucheln. Weil dieser ihm aber Fußtritte androht, entfloh Thomas über Passau , Freisingen, Ulm , Mersburg und Konstanz nach Zürich . Nach furzem Aufenthalt ging die Reise nach Straßburg , und von da nach Schlettstadt , wo sie der Schule des berühmten Sapidus angehörten; das dauerte vom Herbst bis Pfingsten. Weiter ging es nun nach Solothurn , allwo Platter zu seinem Leid wesen so gar viel in der Kirchen stecken und viel Zeit versäumen mußte, daß er und sein Genosse Ventz wieder heim zogen. Troz der Klagen seiner Mutter wendete sich Thomas wieder nach Zürich , wo eben Myconius angekommen war,„ ein gar gelehrter Mann und treuer Schulmeister, aber grausam wunderlich". Da drückte er sich in einen Winkel und dachte
bei sich: hier willst du studiren oder sterben. Unter vieler Angst lernte unser Schülerlein die lateinische Grammatik des Donat auswendig, und ward so nachdrücklich mit dem Teren tius bekannt gemacht, daß oft sein hemdlin nass ist worden", und ihm hören und sehen verging. Merkwürdig ist, daß der Evangelienauslegung eines dortigen Zehrers in der Schule auch
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Laien mit beiwohnten. Dort saugte Thomas einen protestan
tischen Haß gegen Messe und Gözen( Heiligenverehrung) ein, welcher sich auch tätlich äußern sollte. Thomas war als fremder
Schüler Custos der Schule und hatte als solcher das Amt des Einheizens. Weil es ihm nun oft an Brennholz fehlte, ging er eines schönen Tages in die leere Kirche, erwischte einen holzgeschnizten Johannes, nahm ihn mit sich, steckte ihn in den Ofen und sprach zu ihm:„ Jögli, bück dich, du mußt in den Ofen, obschon du Johannes sein sollst". Als das Holzbild zu kniſtern begann, rief er zürnend:„ nun halt still, oder ich mache
das Türlein zu, und nur der Teufel soll dich wieder heraus bringen." Die Frau des Schulmeisters Myconius freute sich zwar baß über die wohlgeheizte Stube, aber die katolische