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Aeneas , der sich auch hier, aber mit tierischem Ernst, nach Troja umsieht. Statt des Schwerts trägt er einen ähnlich gestalteten Affenschwanz. Als
sehr puziges Aeffchen folgt der kleine Askan. Ein Mann, der seinen alten Vater auf dem Rücken aus der bren= nenden Stadt trägt, ist gewiß ein rührendes Bild, aber es ist ein Werk der Tugend, nicht heroischer Kraft und muß an dem Helden des Virgilschen Nationalepos fast so komisch wirken, wie wenn beispielsweise Agamemnon
dar
gestellt wäre, wie er vor der Abfahrt der griechischen Flotte in Aulis seine Schwiegermutter zärtlich umarmt. Ueberschuß an physischer Kraft und eminenter Mut ist es, was an einem antifen Helden imponirt, und selbst wenn diese Eigenschaften zuweilen über den Strang der Moral schlagen, ist er uns lieber, weil er seinem Wesen mehr entspricht, als Wielandsche Tugendbolde, wie solche von Goethe in seiner Farce Götter, Helden und Wieland " so köstlich persiflirt werden.
"
Die früheste Travestie in Versen auf die Aeneis soll von einem straßburger Lizentiaten der Rechte, Johann Ge org Schmidt ( 1673 bis 1730) herrühren. Sie erstreckte sich auf sämmtliche zwölf Bücher des Orginals, war in Reimen abgefaßt und befand sich als Manuskript in zwei langen Foliobänden der straßburger Bibliotek. Durch den' Brand dieser Bibliotek von 1870 wird, wie E. Grisebach meint, dieselbe verloren gegangen sein. Der unmittelbare Vorgänger Blumauers war J. B. Michaelis, ein mit Gleim, Jakobi, Wieland und Lessing bekannter
Aloys Blumauer war den 21. Dezember 1755 in dem Städtchen Steier in Oberösterreich geboren, trat 1772 zu Wien in den Jesuitenorden, schlug sich, nach Aufhebung des Ordens 1773, als Privatlehrer fümmerlich durch, bis er eine Stelle bei der wiener Zensur erhielt, die er aber freiwillig niederlegte, als er 1793 die Gräfesche Buchhandlung übernahm. Er starb am 16. März 1798 an der Lungensucht. wird als lang und hager geschildert und soll wegen seiner Wizworte und Impromptus der populärste Mann in
M
Er
Wien gewesen sein. Reich an Wiz sind
auch seine zahlreichen Gedichte, in de
nen er Bürger zum Vorbild nahm und welche zuerst in dem von ihm und Ratschky herausge gebenen Musenalmanach, dann gesammelt in mehreren Auflagen erschienen sind. Verewigt hat ihn aber nur seine Travestie der Aeneis . Der erste Band derselben umfaßte die vier ersten Bücher und erschien 1784. Jm nächsten Jahre folgte der zweite Band mit dem fünften und sechsten Buch. Der dritte Band, umfassend die Bücher sieben, acht und neun, fam 1788 heraus. Ein gewisser Magister Schaber, der schon Ovid travestirend verhunzte, hat Blumauers Meisterwerk durch eine Fortsezung verunſtaltet, welche den geistreichen Wiz Blumauers durch rohe Zynismen zu er sezen sucht.
In lebhaftem Tempo trabt das feurige Rößlein der komischen Muse dahin, sprühend von Hu mor und satirischer Laune. An die Stelle des epischen Herameters, wie er im Original wohlbe gründete Anwendung ge funden hat, in welchem der Gedanke würdevoll einherschreitet wie mit der römischen Toga bekleidet, ist die siebenzeilige Strophe in leichtfüßigen Jamben getreten.
junger Literat, geb. 1746 in Bittau. Das Werk gedieh jedoch kaum bis zum Schluß des ersten Gesangs und verdient nur Erwähnung, weil ihm Blumauer die Form, Versmaß und Ueberschrift entlehnte.