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nordischen Eis.

Von Wilhelm Blos  .

( Siehe Illustrationen S. 32, 33, 36, 37.)

Derselbe Wissensdurst und Forschungstrieb, der kühne und unternehmende Männer nach Afrika   gehen hieß, um unter großen Gefahren das Innere dieses geheimnisvollen Landes zu bereisen, hat andere veranlaßt, sich nach dem hohen Norden zu wenden und dort die Regionen des Eises zu durchwandern. Im hohen Im hohen Norden kämpft man nicht gegen den bösen Willen widerstrebender Eingeborenen; aber es gibt dort einen viel schlimmeren und mächtigeren Feind, den grimmigen Frost, der allem organischen Leben eine Grenze zu ziehen bestrebt ist und dem kühnen For­scher mit dem Grauen des Todes den Eintritt in die Polar gebiete wehrt. Man muß staunen, wie weit troz alledem und troz großer Opfer und erschütternder Unglücksfälle die Forschung dennoch vorgedrungen ist. Bewunderungswürdig sind die An­strengungen, welche gemacht wurden, um die nordwestliche Durchfahrt aufzufinden, d. h. die Verbindung des Atlantischen Ozeans   mit dem Stillen Ozean im Norden Amerikas   nachzu­weisen. Bei diesen Forschungen ging die bekannte Franklinsche Expedition( 1845) zugrunde und es kostete große Opfer, auch nur Spuren von derselben aufzufinden. Troz der ungeheuren Eismassen drang man immer weiter vor; 1850 fand man die nordwestliche Durchfahrt zuerst, sah sie aber durch Eismassen versperrt. Den Bemühungen, zum Nordpol   selbst zu gelangen, haben sich unüberwindliche Eismassen in den Weg gestellt; doch hat man bei den Anstrengungen, sie zu durchbrechen, unschäz­bare neue Entdeckungen und Erfahrungen gemacht.

Der hohe Norden Amerikas   ist bekanntlich längst vor Ko­lumbus von Europäern besucht und besiedelt worden. Während Kolumbus   erst 1492 seine epochemachende Entdeckungsreise unter­nahm, wagten sich fühne Nordlandsrecken von Jsland aus schon weit nach Westen. Um 877 erblickte man zum erstenmal die grönländische Küste; aber man entschloß sich erst lange nachher, sie zu betreten. Um 983 fuhr Erich der Rote  , ein isländischer Häuptling, hinüber, und es gefiel ihm so gut, daß er nach drei Jahren wiederkam und eine europäische Kolonie anlegte. Sein Sohn Leif drang weit nach Süden vor und soll bis in die Gegend des heutigen New- York   gekommen sein. Von den vielen wilden Reben, die er vorfand, nannte er das Land Winland, Er ließ sich in Norwegen   taufen und führte in Grönland   das Christentum ein; es wurden in Gardar auf Grönland   ein Bischof und später ein königlicher Statthalter eingesezt. Der Verkehr und Handel mit Europa   war ein äußerst lebhafter; die grön ländischen Geistlichen machten auch viele Entdeckungsreisen nach Gegenden wie der Barrowstraße und Lancastersund, wohin man erst in neuester Zeit wieder gelangt ist.

In Europa   scheint man, außer in Norwegen  , von jenen Kolonien nichts gewußt zu haben, denn nur so läßt es sich erklären, daß man sie so sehr vernachlässigte, daß sie zugrunde gehen mußten. Um 1261 kamen die grönländischen Kolonien, die bis dahin ganz unabhängig gewesen waren, an Norwegen  , im 14. Jahrhundert fielen sie an Dänemark  . Damals war das Klima auf Grönland   offenbar noch milder, die Eskimos aber scheinen damals weder so träge noch so unterwürfig wie heute gewesen zu sein. Sie griffen die Kolonien etwa um 1400 an und vernichteten sie zum größten Teil; was diesem Schicksal entging, verfiel von selbst, und die nach Süden versprengten Reste der Kolonisten erlagen den Angriffen der in Nordamerika  hausenden wilden Indianerstämme. Erst im Anfang des 18. Jahrhunderts konnte man auf Grönland   wieder Kolonien anlegen, die an der Westküste Grönlands   liegen und zu Däne­ mark   gehören.

An den Eingeborenen Grönlands   ist jener interessante und vielversprechende Kolonisirungsversuch ziemlich spurlos vorüber­gegangen. Der große Stamm der Eskimos, welcher den ganzen hohen Norden Amerikas  , soweit Menschen und orga­

nische Wesen dort existiren können, bedeckt, hat sich in seinen Anschauungen, Sitten und Gewohnheiten nicht verändert, soweit er nicht unter dem direkten Einfluß der Kolonie steht. Dieser Einfluß kann nicht groß sein, denn die Zahl der Einwohner der dänischen Kolonien in Grönland   betrug 1875 ungefähr 9800 Seelen, unter denen sich etwa 250 Dänen befanden; die anderen waren Eskimos und Mischlinge. Die Eskimos, die man in östliche und westliche einteilt, finden sich auf Grönland  auf den Baffin- und Parry- Inseln, an den Küsten von La brador, an der Hudsonsbai, auf der Insel Melville und an der ganzen Nordküste des amerikanischen   Kontinents bis zum Eiskap und der Halbinsel Alaska  . Die Gesammtzahl der Es­kimos ist nicht wohl festzustellen, da ja viele der von Eskimos bewohnten Landstriche und Inseln noch wenig von Europäern betreten worden sind.

Während die Eskimos den Europäern gegenüber harmlos und sanft auftreten, liegen sie in fortwährendem Steit mit den Indianerstämmen, deren Gebiet an das ihrige grenzt. Diese Feindseligkeiten haben eine sehr natürliche Ursache; man streitet sich um die dürftigen Gaben der nordischen Natur, denn wenn­gleich die Ansprüche des Eskimo äußerst gering, seine Ein­richtungen äußerst primitiv sind, so bildet doch sein Leben einen harten Kampf mit den Naturgewalten, denen er die Mittel zu seinem einförmigen und armseligen Dasein abtrozen muß. Dem Eskimo bleibt wenig Zeit zum Vergnügen; die Beschaffung seines Unterhaltes nimmt ihn so sehr in Anspruch, daß fast seine ganze Tätigkeit darin aufgeht. Und da er von Natur träge ist, so ist sein Lebensziel mit der Beschaffung von Woh­nung, Nahrung und Kleidung so ziemlich erreicht.

In dieser rauhen Natur, wo es nur einen ganz kurzen Sommer gibt, die Vegetation eine spärliche ist, und die Dauer der Nacht weitaus die des Tages übersteigt, ist der Mensch genötigt, seine Bedürfnisse auf das Aeußerste einzuschränken. Wir in unserem milderen Klima ſizen in festgefügten Gebäuden, in denen wir der Kälte, dem Eis und dem Schnee trozen können. Für den Eskimo ist das Beschaffen der Wohnung eine ganz andere Sache. Er kann sich keinen festen Wohnsiz bauen, da ihn die Härte des Winters jeden Augenblick zwingen kann sie zu verlassen. Er muß sich nach den Gegenden wenden, die es ihm ermöglichen, für sich und seine Familie die not­wendigen Nahrungsmittel aufzutreiben. Da er nur von den Erträgnissen seiner Jagd und Fischerei leben kann, so muß er sich immer dahin wenden, wo Jagd und Fischerei ergiebig zu sein versprechen. Und diese Pläze wechseln sehr oft.

Steinerne Wohnungen kann sich der Eskimo nicht errichten. Wenn er auch Steine genug hat, so hat er weder das Geschick noch die Zeit, die Steine zu behauen. Holz hat er keins, denn die Grenze des nördlichen Baumwuchses geht noch über den amerikanischen Kontinent und die lezten Indianer­ſtämme wohnen noch außerhalb der nördlichen Baumgrenze. Was der Eskimo an Holz hat, rührt von den Wracks der im Eise stecken gebliebenen Schiffe her. Im Sommer wohnt der Estimo, so lange das Klima es zuläßt, in Zelten von Renn­tierfellen. Sobald der kurze Sommer vorüber, kann diese Art von Behausung nirgends mehr genügen. Nun baut er sich seine Wohnungen aus dem Stoffe, der ihm am nächsten liegt Schnee und Eis.

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Um sich häuslich niederzulassen, sucht der Eskimo eine Stelle an einem Teich oder Fluß auf, wo der gefrorene Schnee dicht beisammen liegt. Aus dem Schnee werden mit großer Geschick­lichkeit viereckige Tafeln geschnitten( siehe Illustration S. 32), aus denen man rasch die Hüttenwände herstellt, da die Tafeln sofort aneinander festgefrieren. Diese Tafeln sind gewöhnlich drei Fuß lang und sechs Zoll dick. Die Wände verengen sich

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