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zu verteidigen. Der Staat leistete den kirchlichen Gemeinschaften allen möglichen Vorschub zur Verbreitung ihrer Lehren; er ver­pflichtete jeden seiner Bürger, einer der staatlich anerkannten Religionsgenossenschaften beizutreten, und erst die neueste Zeit hat die Konfessionslosigkeit gestattet; das wichtige Amt, die Geburten und Todesfälle aufzuzeichnen und darüber Buch zu führen, kam in die Hände der Kirchenvertreter, die damit die entsprechenden kirchlichen Zeremonien verbanden. Die Heirat, ihrem ganzen Wesen nach ein bürgerlicher Vertrag, ward schon frühzeitig zu einem firchlichen Akt gemacht, und bis in die neueſte Zeit hatte die Kirche die Bedingungen für die Vollziehung dieser Verbindung vorzuschreiben. Sie taufte die Neugeborenen und begrub die Toten. Sie drang in die Bildungsanstalten ein und der Staat stellte Lehrer an, welche die kirchlichen Glaubenssäze in den Schulen verbreiten mußten. Sie verband ihre Dogmen mit der staatlichen Erziehung. Der Staat stellte ihr große Gebäude her, wo ihre Lehren den versammelten Gläubigen vorgetragen wurden. Die Teologie ward auf den staatlichen Hochschulen gelehrt, und es wurden die Lehrer und Prediger der Kirche in Staatsbeamte verwandelt, die auf Staats­tosten erhalten wurden.

In den meisten Ländern ist die Reihe dieser von der Kirche im Laufe der Zeit erworbenen Rechte vielfach durchbrochen worden; in anderen bestehen sie noch so ziemlich unangetastet. Aus kleinen Anfängen entwickelten sich solchergestalt die kirch­lichen Gemeinschaften zu Organisationen von staunenswerter Machtfülle. Der Prophet" Mohammed   dachte in seinen kühnsten Träumen wohl schwerlich daran, daß seine Lehre noch mehr als ein Jahrtausend nach seinem Tode einst so bedeutende Länder ſtrecken in Asien  , Afrika   und Europa   bedecken würde. Und die Berfasser der Evangelien ahnten ebensowenig, daß das, was sie mit unsicherer Hand niederschrieben, die Grundlage bilden würde für die mächtigste kirchliche Organisation der Erde.

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Die katolisch- christliche Hierarchie des Mittelalters lastete mit einem furchtbaren Druck auf den Ländern. Wir erinnern an die Inquisition  , an den Ablaß, an die zahllosen Abgaben und Steuern, die von der Geistlichkeit dem Volke auferlegt waren, an die Herrschaft einzelner mächtiger Priester, an das Elend überhaupt, das unter der Herrschaft von" Junker und Pfaff" über Deutschland   und die meisten europäischen   Länder kam und das selbst wohlmeinende Kaiser nicht ändern konnten. Da erstand der Kirche ein anderer Feind, der weit mäch­tiger war als Kriegsheere; es erhob sich eine Reihe von kühnen und begabten Männern, welche als Reformatoren" die in der Kirche herrschenden Mißbräuche einer schonungslosen Kritik unterzogen. Wiclif, Huß, Savonarola   begannen den ge­gewaltigen Bau der Weltherrschaft des Pabsttums zu unter­höhlen; ihnen folgten die Humanisten Erasmus von Rot­ terdam  , Reuchlin und Ülrich von Hutten, die vor der großen Reformation dasselbe taten, was später die Encyklo pädisten in Frankreich   vor der großen Revolution, und endlich erschien der Mann, dessen Donnerwort den Fels Petri erbeben machte, Martin Luther  .

Luther   war ein politisch kluger Reformator. Er verstand deutsche   Fürsten   für seine Lehre zu interessiren, denn die mit der Einführung des Protestantismus verbundenen Eigentums­veränderungen waren ein vortreffliches Reizmittel. Die Refor­mation befestigte sich. Sie schuf eine neue Kirche mit dem­selben Glaubenseifer wie die alte. Das große Schisma brachte statt zwei streitender Gewalten deren drei, und der nächste Erfolg waren blutige Kriege, von denen einer dreißig Jahre lang Deutschland   verheerte und während dessen Deutschland   der Tummelplaz für die Heere aller Länder Europas   war.

Die Anhänger beider Kirchen wüteten gegen einander. Dabei wurden fleißig Heren verbrannt und Teufel ausgetrieben.*)

Der Protestantismus  , der schneller als jede andere kirchliche Parteiung zur Macht gelangt und staatlich anerkannt war, brachte die kirchlichen Vorrechte nur in einer anderen Form zum Ausdruck.

Die Entwicklung der Naturwissenschaften, welchen der geniale

Im 18. Jahrhundert begannen dagegen jene Bestrebungen, die Kirche unter die Macht des Staates zu beugen, die man so gerne zu dem heutigen Kulturkampf" in Vergleich bringt. Copernikus eine so breite und sichere Bahn eröffnet hatte, lie­ferte die Basis für jene kühne und geistreiche Philosophie des angriff. Voltaire, Helvetius  , Holbach, Diderot  , d'Alembert  schlugen dem Dogmenwesen tiefe und unheilbare Wunden. Diese Philosophie war schon weit über die Reformation hinaus­geschritten, und ihre Pfeile richteten sich nicht etwa nur gegen eine Kirche, sondern gegen den Glauben und das kirchliche Weſen überhaupt. Die höheren Klassen der Gesellschaft, ebenso blasirt als leichtfertig, namentlich in Frankreich  , fanden den wizelnden

18. Jahrhunderts, die alles kirchliche Wesen schonungslos

Die christliche resp. katolische Kirche wurde bald so mächtig, daß sie in vielen Staaten ſelbſt die Regierung teils ganz in die Hand bekam, teils so beeinflußte, daß auch nur der Prieſter Wille geschah. In Rom   saß das Oberhaupt, der Pabst, der die Der Einfluß des Paſtes wurde so mächtig, daß es Zeiten gab, da Deutsche  , Franzosen, Engländer, Spanier ut. s. w. dem Pabst in Rom   in allen politischen wie kirchlichen Dingen weit mehr gehorchten als ihren eigenen Regierungen. Man höchsten Macht des Pabsttums die Masse der Völker unter unsäglich elenden Zuständen lebte. Die Möglichkeit einer irdischen Befreiung aus ihrem Jammer schien ihnen ausgeschlossen, und ſie hofften deshalb auf das Jenseits. Da die Kirche auf Erden die Anweisungen auf die ewige Seligkeit auszustellen hatte, so war ihr Einfluß und ihre Machtfülle bei den Massen sichergestellt. und furchtbare Macht geworden war Sobald die Kirche dem Staate gegenüber eine selbständige historische Entwicklung der christlichen Kirche im Auge- be­Jannen auch die Kämpfe zwischen Staat, d. h. Regierung, und listische und antikirchliche Anschauungsweise in die Mode. Die Sirche. Obwohl aufeinander angewieſen, um zu beſtehen, tonnten Massen, dürftig unterrichtet, begriffen wenig davon; sie erſchienen die beiden Faktoren sich doch häufig nicht vertragen, da die erst später handelnd auf der welthistorischen Bühne. Aber der Kirche soviel Eigentum als möglich an sich nahm und dadurch antikirchliche Zug war so stark, daß er selbst Fürsten   erfaßte,

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wir haben hier die

die Rechte und Befugnisse des Staats in ähnlicher Weise para­lysirte, wie es heute die moderne Geldmacht tut.

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Die Kämpfe zwischen den beiden Gewalten wurden mit ab­wechselndem Erfolge geführt. Man sah Päbste auf der Flucht

Skeptizismus der Voltaireschen Schule interessant und spielten mit dem Feuer, das sie verschlingen sollte. So kam die materia­

wie Friedrich II.   von Preußen und Kaiser Joseph II. Es ist nicht uninteressant, den Kulturkampf jener Zeit mit dem heutigen zu vergleichen.

Friedrich II.   war bei seiner Vorliebe für das Französische  

und Kaiser im Kirchenbann. Die deutschen   Kaiser unternahmen auch von Bewunderung für die französische   Philosophie erfüllt. ihre Römerzüge, und die Päbste stellten in Deutschland   Gegen- Er war ein Vertreter jenes Regierungssystems, das man den faiser auf. Die Kämpfe zwischen der Staatsgewalt und der aufgeklärten" oder erleuchteten" Despotismus nannte; er Kirchenmacht erfüllten Occident und Orient mit Feuer, Blut

und Schrecken.

Aber die Kirche behauptete sich, weil niemand es wagte, ihre Vorrechte anzutasten. Sie verfiel indessen jenem historischen Gesez, nach welchem jede allzu groß gewordene Macht miß

wollte die absolute Fürstengewalt beibehalten, aber in freisinniger und für das Volk nüzlicher Weise von ihr Gebrauch machen.

*) Es ist interessant zu lesen, wie in Deutschland   die lezte Here" zu Landshut   1756 in Gestalt eines 14jährigen Mädchens verbrannt wurde; in der Schweiz   verbrannte man die lezte Here 1782, und noch

braucht wird und dadurch das allgemeine Mißvergnügen so sehr 1823 wurde in Holland   zu Delden mit einer" Here" die Wasserprobe" hervorruft, daß sie schließlich zu Fall kommt.

R. 3. 1884.

vorgenommen.

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