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zwischen hat sich aber in Oberegypten, im egyptischen Sudan , jenem Landstrich, den man früher als Nubien bezeichnete, ein neuer Prophet erhoben, welcher gegen die von den Engländern unterworfenen Egypter fämpft. Man hatte anfangs geglaubt, Arabi Pascha und dieser Mahdi, Mohammed Achmed genannt, würden sich vereinigen, um den Engländern Widerstand zu leisten. Allein es ist nicht dahin gekommen.
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Mohammed Achmed ist ein noch junger Mann; er mag etwa dreiunddreißig Jahre zählen und ist gebürtig aus Chartum am Nil, jener Hauptstadt des egyptischen Sudans . Wie die anderen Mahdis hat er die herrschende Stimmung unter den Muselmanen geschickt zu benuzen gewußt. Diese fühlen nämlich, daß die Zeit, in welcher der Islam bis zu einem gewissen Grade eine Art Weltherrschaft bildete, völlig vorüber ist; daher jene eifrigen, aber vergeblichen Bestrebungen, die muselmännischen Stämme und Strömungen zu einem großen Ganzen zu vereinigen; daher jene ungeheure Aufregung, wenn sich die Europäer in irgend einem muselmännischen Landstrich festsezen, in der ganzen islamitischen Welt. So hat auch Mohammed Achmed die Erregung, welche die Invasion der Engländer in ganz Nordafrika hervorrief, geschickt benuzt, um als Mahdi aufzutreten und einen großen Aufstand zu erregen. Man spricht davon, daß seine jezige Kriegsmacht an zweimalhunderttausend Mann start sei, was indessen zweifellos übertrieben ist. Der Mahdi hatte eine ganze Anzahl von kriegerischen Erfolgen zu verzeichnen, was zunächst wohl daran lag, daß die egyptischen Truppen, wie sich ja im Krieg mit den Ergländern herausstellte, schlecht disziplinirt und schlecht bewaffnet waren. Dazu kam die Ueberzahl der Anhänger des Mahdi , die aufs äußerste fanatisirt waren. Man weiß, daß die Muselmänner den religiösen Fanatismus bis zu einer vollfommenen Gleichgültigkeit gegen den Tod treiben können. Der Mahdi fonnte seine Truppen weder mit Gewehren noch mit Geschüzen ver= sehen; ihre Hauptwaffe war und blieb ein langer Spieß, zum Wurf und Stoß eingerichtet, mit dem sie sehr geschickt umzugehen wissen. Sie griffen mit einer solchen Wut und Todesverachtung an, daß sie die egyptischen Truppen nicht nur schlugen, sondern ihnen auch Gewehre und Kanonen in Masse abnahmen. Das Verhältnis änderte sich erst, als englische Offiziere den Befehl über die egyptischen Truppen befamen. Diese bildeten aus der Infanterie feste und dichte Bierecke und empfingen die anstürmenden Spießträger mit wohlgezieltem Feuer, das sie in Massen niederwarf. Augenblicklich ruhen die Waffen so ziemlich, aber Oberegypten befindet sich ganz und gar im Zustande der Empörung und politischen Auflösung, so daß dem„ Propheten" schwer beizukommen ist. Er muß viele Beute gemacht haben, und es müssen ihm von den Gläubigen auch sonst eine Menge Geldmittel zufließen, denn man weiß, daß leine Aussicht auf einen größeren Erfolg. Denn es wird ihr schwerlich Bei alledem hat diese Bewegung im egyptischen Sudan wenig oder gelingen, über Chartum hinaus vorzubringen, resp. sich in den Gegenden Egyptens festzusezen, wo europäischer Einfluß maßgebend ist. In den Wüstenstrichen des Sudans kann solch ein" Prophet" wohl eine Zuflucht und reiche Hilfsquellen finden; ob es ihm aber gelingen wird, Die von ihm angefachte Bewegung zu vervollkommnen, ist eine andere Sache. Bei alledem sind solche Aufstände stets sehr blutig und gräuelvoll. Mord, Raub, Brand und Plünderung ist den Wüstenstämmen europäische Mächte in die Angelegenheiten afrikanischer Völker einmischen oder auch als Eroberer auftreten. Der englische Einfall in Egypten hat es verschuldet, daß nun auch Oberegypten verheert und
ausgeplündert wird.
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Bade das Wärmegefühl in der Haut bemerkbar wird, obgleich diese für das Termometer noch fühl erscheint.( 3. B. vor dem Bade fand man die Hauttemperatur 39,70 C., die Zahl der Blutkörperchen 3 690 000, und nach dem Bade die Temperatur von 38,90 C. und die Zahl von 4 690 000.) Das kühle Bad hat also nachweislich den Vorteil, bei fiebernden Kranken nicht nur die Temperatur der Körperoberfläche herabzusezen, sondern auch die inneren Organe von der Blutmenge zu entlasten. Bei halbseitig Gelähmten fand man regelmäßig bald mehr, bald weniger eine Vermehrung der Blutkörperchen auf der gelähmten Seite, was für die Hygieine erkennen läßt, auf welchem Wege durch bessere Ernährung derartige Lähmungen zuweilen von selbst wieder heilen und für die gerichtliche Medizin gelegentlich als Hilfsmittel zum Nachweise wirklich vorhandener oder aus irgend welchem Grunde nur geheuchelter Lähmung benuzt werden kann.( Gesundheit.)
Der preußische Kultusminister beabsichtigt die Gründung eines Hygieinemuseums in Berlin , in welchem hervorragende Leistungen und Erfindungen auf dem Gebiet der Hygieine und des Rettungswesens Aufnahme finden sollen.
Der Geh. Regierungsrat Dr. Roch hat einen eingehenden Bericht über die Tätigkeit der deutschen Cholerakommission in Alexandrien erstattet. Derselbe ist überaus interessant und reich an Material, doch geht aus der Darstellung hervor, daß ein zweifelloses Ergebnis über die wahre Ursache der Cholera noch lange nicht erreicht ist, trozdem die Kommission durchweg frische Choleraleichen untersucht hat. Wichtig ist zunächst, daß die Kommission die volle Identität der in Egypten auftretenden Cholera mit der asiatischen feststellte. Dieselbe fand auch in den Darmwänden, in der Darmschleimhaut und in den Darmzotten, besonders aber im Dünndarm von Choleraleichen eine bestimmte Art von Bakterien. Dieselben sind stäbchenförmig und gehören also zu den Bacillen; sie kommen in Größe und Gestalt den bei der Rozkrankheit gefundenen Bacillen am nächsten. Fäulnisprodukte konnten sie nicht sein, da sie an ganz frischen Leichen gefunden wurden. Sie seien iden= tisch mit jenen Bacillen, welche von Prof. Koch vor einem Jahre in einem aus Indien gesendeten Choleradarm gefunden wurden. Jedoch wagt Koch dieselben doch nicht als die Erreger der Seuche zu bezeichnen, weil es weder mit den die Bacillen enthaltenden Dejekten, noch mit Reinkulturen der Bacillen gelang, die Krankheit durch Fütterung oder Impfung auf Mäuse, Hunde, Kazen, Affen zu übertragen. Tiere blieben ganz gesund. Daß jedoch Infektionsstoff vorhanden, geht daraus hervor, daß in Egypten Wäscherinnen durch Cholerawäsche cholerakrant wurden. Prof. Koch schreibt das ungenügende Resultat der bisherigen Beobachtungen der gegen Ende der Epidemie eingetretenen Abschwächung Indien . Dies hat die Regierung genehmigt, und so wird die Kommiſdes Seuchenstoffs zu und befürwortet die Fortsezung der Studien in sion sich zunächst nach Bombay begeben.
( Illustr. Ztg.)
Mitteilungen aus den Gebieten der Industrie, Technik
und Landwirtschaft.
Gehärtetes Glas als Konkurrent für Gußeisen. Das Glas dürfte dem Gußeisen bald bedeutende Konkurrenz machen. Der bekannten Siemens'schen Fabrik soll es gelungen sein, in der Fabrikation von ge= härtetem Krystallglas so bedeutende Verbesserungen einzuführen, daß dasselbe so zäh und fest wie Gußeisen wird. Ein Hauptvorzug dieses Materials ist, daß dasselbe durch Witterungsverhältnisse nicht leidet und daß es auch bedeutend leichter ist als Gußeißen. Die Fabrik beabsichtigt zunächst aus Hartkrystallglas Straßenlaternenpfosten, Geländer, Gitter, Treppen, sowie auch Gas- und Wasserleitungsröhren herzustellen und in den Handel zu bringen. Wären diese Gegenstände so schwer wie Gußeisen, so würden sie allerdings teurer kommen als dieses, allein das Material ist wesentlich leichter, und man hat be
die den Mahdi Mohammed Achmed auf den Schild gehoben haben; es Unsere Illustration zeigt uns zwei Typen von jenen Muselmännern, find Angehörige eines Araberstammes im Sudan , Bagára genannt. Ihre Bewaffnung bildet der lange Speer und ein Dolch, den sie auf eigentümliche Weise am Arm befestigt haben; sie sind tätowirt und haben die Schädel meist kahl geschoren, wie viele andere Muselmanner. Man sagt, der Mahdi werde es verschmähen, sich der Feuerwaffen zu bedienen. Das wird von ihm nicht flug sein, wenn er Feuerwaffen rechnet, daß Artikel daraus etwa 30 Prozent weniger kosten, als solche
hat. Man denkt dabei an das vierte polnische Regiment beim Aufstande von 1830-1831, das geschworen hatte, keinen Schuß zu tun
wird gut tun, sich seiner Feuerwaffen zu bedienen; sonst könnte für ihn Torheit, wenn auch heroische Torheit. Der„ Prophet" von Sudan der jüngste Tag sehr schnell kommen, troz aller fanatischen Tapferteit
feiner Gläubigen.
A. T.
Aus dem Bereiche der Antropologie und Gesundheitspflege. zoldt in Erlangen ausgeführt hat, ergeben für die örtliche ErnährungsZählungen der Blutkörperchen in Krankheiten, welche Dr. F. Penfrage hygieinisch interessante Tatsachen: in der Regel enthält i Subitmillimeter Blut 5 Millionen Blutkörperchen. Bei Blutarmut wurde von Beobachtern starke Verminderung der roten Blutkörperchen gefunden und beim Ueberwuchern der weißen Blutkörperchen in einem Falle sogar nur 705 000 statt der normalen fünf Millionen, also eine Abnahme auf den siebenten Teil, was die Kraftlosigkeit und( da die Blutkörperchen die Träger des Sauerstoffs sind) die schnell eintretende Atemlosigkeit jener Kranken bei Bewegungen flar legt. Kühle Bäder vermindern im Anfange die Zahl der Blutkörperchen in den Blutgefäßen der Haut und lassen sie beträchtlich steigen, wenn nach dem
aus Gußeisen.
( Gewerbebl. aus Württb. 1888. S. 15.)
Neue Verwendung von Papier . In Amerika werden jezt die Röhren zur Leitung der Telegraphendräte, sowie solche für elektrische Zwede aus Papier verfertigt. Sie sind wasserdicht und biegsam genug, um Brüchen vorzubeugen. Auch die Träger für Eisenbahnschienen werden jezt aus Papier hergestellt. Sie sollen zweckmäßiger sein als die hölzernen. ( Fundgrube.)
Deltametall, eine neue Legirung. Es ist bekannt, daß die Gegenwart von Eisen in Legirungen von Kupfer und Zink die äußeren Eigenschaften dieser Stoffe wesentlich verbessert. Die ausgedehntesten Versuche, um das Eisen in die in Rede stehende Verbindung einzuführen, haben indessen bislang keine praktisch verwertbaren Resultate ergeben; die erhaltenen Produkte fielen zu ungleichmäßig in ihrer Zusammensezung aus.
Unter anderen, welche ihre Aufmerksamkeit der Verbesserung des beregten Gegenstandes schenkten, hat Alex Dick in London sorgfältige Versuche angestellt und derartig günstige Resultate inbetreff der gleichmäßigen Verteilung des Eisens in Kupfer- und Zinklegirungen erzielt, daß die praktische Verwendbarkeit der Produkte durch den neuen Prozeß gesichert ist. Dieser Erfolg ist dadurch erreicht, daß das geschmolzene Eisen zunächst mit dem Zink legirt wird, welches leztere sofort