Die Cene Boll

No 7.

Illustrirtes Unterhaltungsblatt für das Volk.

Erscheint alle 14 Tage in Heften à 25 Pfennig und ist durch alle Buchhandlungen und

Bostämter zu beziehen.

Die Alten und die Nenen.

Roman von M. Kautsky.

1884.

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[ 1883]

( 6. Fortsezung.)

Gräfin Dönhof, Elsa und der Pater saßen noch beisammen.| sie aber einen Blick darauf geworfen, konnte sie einen Ruf " Prophete rechts, Prophete links, das Weltkind in der Mitten." höchster, freudigster Ueberraschung nicht zurückhalten. Und des Kindes Wangen brannten rot. Cölestin hatte Elsas Phantasie, ihre Einbildungskraft zu erregen gewußt. Und er wußte nun auch, daß dieses Mädchen die Dinge nicht mit dem falten Verstande, daß es sie stets von der Seite des Gemüts erfassen werde. Und sie wird katolisch werden, sagte er sich. Es lag etwas von höhnischem Triumph in seinem schönen

Geficht.

Man sah sich nach ihr um, aber sie flüchtete gegen das Fenster. Da stand sie, die Photographie noch immer in den zitternden Händen haltend, und doch kaum wagend, sie noch ein zweites Mal zu betrachten. Aber sie hatte ihn wohl er= fannt, er war es, Arnold. Ihr Herz klopfte, ihre Augen um­florten sich; die Stimmen der andern umrauschten sie wie Wogen,

"

aus denen nur der eine Refrain er kommt!" ihr wie ein faum faßbares Glück zum Bewußtsein gelangte. Wie war auch mit einemmale alles anders geworden! Soeben noch hatte sie

Helene lächelte, als sie einen Moment diese Gruppe be­trachtete. Wie sie die Kleine bedrängen, dachte sie. Elsas Befehrung war ihr durchaus gleichgiltig, aber es liegt viel sich beengt und beängstigt gefühlt, wie gebannt unter eine fleinliche Bosheit in den Frauen von heute, es hätte sie ge sollte sogleich ein anderes Tema angeschlagen werden, sie brachte

ein lustiges mit.

" Sieh, Tante, meinen neuesten Protégé," sagte sie und hielt ihr die Photographie Arnolds vor die Augen. 3ft er nicht

allerliebst?"

Macht, der sie im tiefsten Innern widerstrebte, und die sie doch

immer enger und enger umschloß, bis jede Kraft ihr versagte und sie sich rettungslos ihr dahingegeben fand, und nun

-

Sie war frei, geborgen, gerettet! Zerstoben waren alle Zweifel und jedes Angstgefühl. Er kam, sie sollte ihn wiedersehen, ihn wieder sprechen hören, wie damals, als er in der Stube ihres

Vaters gestanden. Wie gut hatte sie ihn verstanden, und sie die den Namen braucht um ein Urteil zu fällen. " Wer ist das?" fragte die Gräfin, als echte Aristokratin, hatte ein so schönes Vertrauen zu ihm gefaßt. Er dachte wie sie, er empfand wie sie, er gehörte zu ihr, er würde sich " Es iſt jener junge Mann, an dem Baron Reinthal so schüzend an ihre Seite stellen. Und jezt hatte sie doch wieder warmen Anteil nimmt," antwortete sie in einer so schelmischen das Bild zu ihren Augen erhoben, und sie betrachtete den

bewahrte Geheimnis" sofort durchsichtig geworden war.

hob sie ein klein wenig den Kopf und von der Seite blickte sie nach den anderen hin.

Sie waren in ein lebhaftes Gespräch gekommen. Der Baron

" O diese Damen," dachte Reinthal, aber er hatte ja er­reicht, was er wollte. Ohne daß er selbst sich zu irgend etwas verstanden, würde man in der Gesellschaft von der adeligen sprach von Arnold; er gab einige Karakterzüge von ihm zum Abkunft des jungen Doktors überzeugt sein, und wenn auch besten. Es tat ihr wohl, ihn loben zu hören; der Baron hatte illegitim, es bedurfte einer solchen Annahme, um in derselben auch wahrlich alle Ursache, auf seinen Sohn stolz zu sein. Aber als ein Ebenbürtiger aufgenommen zu werden.

verſtohlenen und

ziemlich gnädigen Lächeln gegen Reinthal hin. bitte um die Gnade, ihn Ihnen vorstellen zu dürfen

und ich

-

und

warum verleugnete er ihn? Sie erinnerte sich mit einemmale

wieder, was Arnold über dies Verhältnis ihrem Vater erzählt

hatte. Es durfte nicht bekannt werden, daß Arnold der Sohn

sei, weil ein Gesez existire, daß dem Vater die Adoption seines

Sohnes verbiete. Sie begriff dies nicht, aber wenn es ein

der Comtesse," fügte er gegen Elsa gewendet hinzu, ihr zugleich Geheimnis bleiben sollte, sie würde es gewiß nicht verraten.

die Photographie reichend, die ihm die Gräfin zurückgegeben.

In dem Augenblick erhob sich der Baron und schritt dem

Fenster entgegen. Rasch legte sie die Photographie auf ein

Nr. 7. 1884.