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Kleines Tischchen, das in der Nähe stand. Reinthal hatte sich| Unbedeutendheiten, wahrhafte Nullen, kennen gelernt. Ein der Jardinière genähert, er wollte für die Damen einige Rosen brechen, und er neigte sich zugleich verstohlen dem jungen Mädchen entgegen.

" Ich hatte mich so darauf gefreut, Sie in meinem Hauſe zu begrüßen, und nun war es mir nicht einmal vergönnt, Sie zu fragen, wie es Ihnen bei mir gefällt, Komtesse?"

Sehr, sehr gut, mir ist so wohl hier."

Es waren die ersten Worte, die seit jener Freudenbotschaft über ihre Lippen kamen, sie bebten noch in glücklicher Erregung. Er neigte sein Haupt dicht heran:

Elsa!" seine Augen suchten die ihrigen, sie hatten einen fascinirenden Glanz. Sie machen mich glücklich, darf ich glau­ben, daß Sie mir gut sind?"

Herrensouper, das Baron Reinthal am zweiten Abend veran staltet, zu dem die gesammte jeunesse dorée geladen war, vervollständigten seine Bekanntschaften nach dieser leztern Rich­tung hin. Und nun kam die Soirée der Fürstin, die ihn den Damen der Aristokratie präsentiren sollte.

Reinthal wünschte ihn noch vorher bei Helenen besonders einzuführen. Arnold, der wußte, daß Fräulein Barr im Hause der Gräfin Falkenau lebte, hatte bereits nach Helene gefragt, und sein Vater hatte die Gelegenheit benüzt, ihm ein entu siastisches Bild von ihrer Schönheit und ihrer geistvollen Dri ginalität zu entwerfen, worauf Arnold lächelnd versicherte, er werde sich der herrlichen Frau durchaus mit jener Ehrfurcht nähern, die eine künftige Baronin Reinthal von ihm zu fordern

Sie sah zu Arnolds Vater mit einem lieben treuen Blick berechtigt sei.

empor:

Sie können es garnicht wissen, wie gut ich Ihnen bin."

Der Baron stach sich in diesem Moment der glücklichsten Ueberraschung einige Stacheln in die Hand. Das war ja ein Geständnis, so bündig und klar, daß es den Diplomaten, den gewandten Eroberer der Frauen, der gewohnt war, stets auf Umwegen zum Ziele zu gelangen, verwirrte. Als er nach Elsas Hand haschte, sah er Cölestin neben sich stehen. Er hatte schon vorhin bemerkt, wie der Priester das Mädchen nicht aus den Augen gelassen, jezt mußte er auch das liebliche und offenherzige Geständnis derselben vernommen haben. Es ver­droß Reinthal unsäglich und er warf den ihm verhaßten Jesuiten einen grimmigen Blick zu. Jezt riefen ihn die Damen und er beeilte sich die Blumen, mit denen er Elsa hätte schmücken mögen, ihnen huldigend entgegen zu bringen.

Der Priester war unbewegt neben Elsa stehen geblieben: Sie kennen diesen Arnold bereits," sagte er kalt und mit einer Bestimmtheit, die eine gegenteilige Antwort von vorne­herein ausschloß.

Sie sah ihn an, groß und stolz.

" Ja," sagte sie kurz und sie wendete ihm den Rücken.

Er biß die Zähne auf die Lippen, daß sie bluteten

Aber der Baron stellte dies lachend in Abrede, und vers sicherte, er würde Arnolds Bemühungen um die schöne Frau nach Kräften unterstützen. Er selbst denke allerdings daran, sich ein zweitesmal zu verheiraten, aber dann wäre es nicht mit der Gräfin, sondern mit ihrer Nichte, Komtesse Elsa.

Mit Fräulein Barr! hatte Arnold ausgerufen, und zwar mit dem Ausdrucke des ungemessensten Erstaunens. Dies schien den Baron zu pikiren und er bemerkte hierauf, daß wenn er in der Tat um ein so junges Mädchen freite, dies nur dann geschehen könne, wenn er die Ueberzeugung besize, daß dieses Mädchen ihn liebe.

Arnold hatte diese Mitteilung schmerzlich überrascht. Elsa, das zarte blonde Mädchen, des ihm so frisch und unberührt erschienen, wie eine Blume im Morgentau, es sollte sein erstes Lieben an einen Mann hingeben, den das Leben schon so ab genüzt, der alle Freuden im Uebermaß genossen hatte? Aber dieser Mann war noch schön, und er besaß ein großes Ver mögen, er hatte eine glänzende Stellung. Sollte Elsa diese Vorteile bereits zu schäzen wissen, hatte sie sie vielleicht sogar Berechnung gezogen?

Ein Gefühl der Bitterkeit stieg in ihm auf.

in

Seit neun Monaten erst lebte sie in der großen Welt und Der Hausherr hatte die Damen bis zum Wagen geleitet, der doch schien sie darin schon festen Fuß gefaßt, schien sich durchaus

in dem mit Glas gedeckten Hofe stand.

Singend, beide Hände in den Rocktaschen, in übermütigster Laune kam er zurück.

Alles war ihm nun entschieden, das Mädchen betete ihn an. Eine Stunde später fuhr ein Wagen vor, und man meldete ihm die Ankunft des Doktor Lefebre.

7. Kapitel.

Reinthal hatte seinen Sohn, dessen Auftreten in der Ge­

ihr angepaßt zu haben.

Sie hatte also neuen Verhältnissen, die denen entgegengesezt waren, in welchen sie aufgewachsen war, feinen Widerstand ent gegengesezt.

Aber besizt denn ein Mädchen überhaupt Widerstandskraft? Sind denn nicht alle fügsame, willenloſe Geschöpfe, die es nic gelernt haben, eine Meinung zu haben, und noch weniger sic diesem Gedanken die Lippen kräuselte. Er war in den lezten zu verteidigen? Es war etwas von Verachtung, das ihm bei verknüpft war, freundschaftlich und in jovialer Laune empfangen. Seit Monaten ganz von seiner Arbeit in Anspruch genommen ge Er zeigte sich befriedigt, als ihm Arnold vertraute, daß jenem Abend, wo er allein in Elsas Zimmer geſeſſen, wo all sein staatswirtschaftliches Werk, die Arbeit mehrerer Jahre, die stummen Zeugen ihres Waltens und Denkens zu seinem vollendet sei, daß es in London herausgegeben sei und daß die Herzen gesprochen, war ihm ein so neues und schönes Bild von

sellschaft bereits mit seinen Plänen und Kombinationen eng

gelehrte Welt sich damit zu beschäftigen beginne.

Reinthal versprach es zu lesen; er kannte Arnold's vortreff liche Feder, er schäzte seine Kenntnisse, aber er betrachtete doch

ihr aufgegangen. War es ein Trugbild gewesen? es erfahren.

Er wollte

Als er ihr nach dem Tode ihres Vaters geschrieben und dies alles nur als Vorarbeiten. Er war überzeugt, und nicht sein Eindringen in ihr Haus ihr mitgeteilt, hatte sie ihm bald

mit Unrecht, denn er kannte die heutige Gesellschaft, daß Arnold's Talente erst durch seinen mächtigen Einfluß, durch seine Ver­wendung Bedeutung erlangen würden.

Er wollte Arnold auf den Plaz stellen, wo er ihn zu

Minister sich festsezen konnte.

darauf geantwortet.

Sie hatte ihm von ihrem Vater erzählt, liebevoll und aus führlich seine lezten Tage beschrieben; Tränen, der ganze Herzens. haben wünschte, und seine ferneren Arbeiten sollten unter seiner fummer sprach sich noch in jeder Zeile aus. Dann hatte fie Leitung gemacht werden, damit sie ihm teoretisch den Boden beziehen gedenke, als sein Refugium zu betrachten. Jederzeit cbneten und vorbereiteten, auf dem er, Reinthal, als fünftiger stehe sie ihm geöffnet, zwar nicht in der Weise wie das lezte mal, hatte sie mit einer kleinen scherzhaften Wendung hinzu So erschien ihm denn Arnold als ein Freund und Ver- gefügt. Ihr Rechtsanwalt habe feste und eichene Türen dort trauter und er gab sich dem Sohn gegenüber so liebenswürdig, anbringen lassen und andere Vorsichtsmaßregeln veranlaßt, die ein Eindringen sehr erschweren dürften, aber Georg Hofer, Reinthal führte den jungen Doktor überall hin; in zwei der Auftrag geworden, hie und da im Hause nachzusehen, würde Tagen hatte dieser einer Anzahl bedeutender Persönlichkeiten ihm jederzeit die Schlüssel übergeben und für seinen längeren

seine Aufwartung gemacht und eine noch größere Anzahl von

Aufenthalt selbst alle Vorkehrungen treffen.

dem