Wittenberg   die Würde eines Doktors der Teologie erhalten hatte, zum hellen Ausbruch, und flammende Streitschriften gegen die Römlinge, den Primat des Papstes, die Unfehlbarkeit der Kon­zilien vollendeten seinen Bruch mit der katolischen Kirche.

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dendem Glanze, ehe sie für immer erlosch. Der Geschichts­schreiber Zimmermann nennt ihn einen Helden voll der Kraft und Biederkeit der alten Zeiten, mit der sich nach adeliger An­sicht das Faustrecht und Raubrittertum wohl vertrug, kühnen Mutes und hochfliegenden Geistes; glücklich in manchem Kriegs­unternehmen, hatte er seinen Reichtum wie seinen Ruhm auf eine hohe Stufe gebracht. Ein einfacher Freiherr, hatte er sich fieghaft nicht blos mit Seinesgleichen, sondern mit großen Reichsstädten, mit Fürsten   und Kurfürsten gemessen. Ulrich von Hutten  , der lorbeergekrönte Dichter schreibt von ihm: Wahrlich, eine größere Seele gibt es nicht in Deutschland  . Ein Mann, wie ihn Deutschland   seit lange nicht mehr gehabt hat. Ich hoffe gewiß, daß Franz unserer Nation große Ehre bringen wird."

"

Und

Franz von Sickingen   hatte längst erkannt, daß es gegen die wachsende Fürstenmacht für den Adel keinen anderen Schuz gebe, als ihr in fester Vereinigung die Stirn zu bieten. Ein Ritter­bund, dem als leztes Ziel die Beseitigung der weltlichen und geistlichen Fürsten und die Wiederherstellung eines mächtigen Adels unter einem kaiserlichen Oberhaupte vorschwebte, war bald gebildet. Ulrich von Hutten   aber, der 1519 mit Sickingen. bekannt wurde, erweiterte die Idee zu der einer allgemeinen politischen und religiösen Reform. Der niedere Adel sollte mit dem Bürgertum, ja mit dem Volke überhaupt Hand in Hand gehen, um gegen die Gewalttätigkeit der Fürsten   und der Geistlichkeit die allgemeine Freiheit zu retten. Zu diesem Ve­hufe erließ er an die freien Städte deutscher Nation ein Manifest, worin er als furchtbarer Ankläger gegen die Sünden der Fürsten  , ihre Anmaßungen, ihre Gewalttätigkeiten und Ungerechtigkeiten auftrat und die Städte aufforderte, mit dem Adel sich zu ver­

Es ist begreiflich, daß bei dem politischen und kirchlichen Zustande, in welchem Deutschland   sich damals befand, die von den Reformatoren ausgestreute Saat in allen Schichten der Ge­sellschaft auf fruchtbaren Boden fallen mußte, namentlich in dem von geistlichen und weltlichen Herren bis aufs Blut ge­schundenen und so gut wie rechtlosen Bauernstande. Zum erstenmale wurde dem armen Manne wieder die seit Jahr­hunderten versiegte Quelle der Tröstung und Erhebung im Glauben erschlossen, und wenn der unerträgliche Druck der Herren ihn schon hier und dort zur Empörung getrieben hatte, so erfuhr er nun, daß seinem Verlangen nach Gerechtigkeit und einem menschenwürdigen Dasein das göttliche Recht zur Seite stehe und die Bibel seine Forderungen stüze. Wie feurig nun auch die Prädikanten zu ihm redeten, so klar und gewaltig wie Luther   in seinen ersten Schriften, durch die überall revolutio­näre Gedanken hindurchblizen, stand keinem das Wort zu Ge­bot. Wie mußte es nicht zünden, wenn er im Jahre 1517 wider die Bischöfe schrieb: Wenn ihr rasend Wüten einen Fortgang haben soll, so dünkt mich, es wäre schier kein besserer Rat und Arznei, ihn zu steuern, denn daß Könige und Fürsten mit Gewalt dazu täten, sich rüsteten, und diese schäd­lichen Leute, so alle Welt vergiften, angriffen, und einmal des Spiels ein Ende machten, mit Waffen, nicht mit Worten. So wir Diebe mit Strang, Mörder mit Schwert, Kezer mit Feuer strafen: warum greifen wir nicht vielmehr an diese schäd­lichen Lehrer des Verderbens, als Päbste, Kardinale, Bischöfe und das Ganze Geschwären der römischen Sodoma mit aller­lei Waffen, und waschen unsere Hände in ihrem Blute?" Freilich fügt er ganz am Ende den kurzen Saz hinzu: Aber wir laffen Gott   die Nache." Wer aber konnte darauf irgend welches Gewicht legen? Es tat es auch niemand. Und trozig berbrannte er am 10. Dezember 1520 öffentlich vor dem Elster­tore zu Wittenberg   die Bulle des Papstes, durch die er in den Kirchenbann getan wurde, nachdem er noch kurz zuvor die inhaltſchwere Schrift an den Adel deutscher Nation hatte aus gehen lassen. Darin hatte er es ausgesprochen, daß die große Not und Beschwerung, welche alle Stände der Christenheit, zuvor Deutschland  , drücken, ihn jezt zwingen zu schreien und Begreiflicherweise war Hutten   alles daran gelegen, für seinen zu rufen, ob Gott   jemand den Geist geben wollte, die Hand großartigen Plan einen Mann von dem Mute und der Be­zu reicher der elenden Nation. Er hatte in dieser Schrift die deutung Luthers   zu gewinnen. So schrieb er denn unter dem Aufhebung oder Umgestaltung der christlichen Stifter, die Unter- Wahlspruche: Wach auf, du edle Freiheit!" an Luther  : Wir werfung der gesammten Christlichkeit, auch des Papstes, unter haben dennoch hie etwas ausgerichtet und fortgesezt; der Herr

gaben an den Papst und aller seiner weltlichen Macht, die Ver­

jagung

binden, um die fürstliche Macht zu brechen. Wie weit ihm dies gelang, läßt sich nicht mehr ermitteln; denn das Unter­nehmen scheiterte rasch und bei dem Brande, der Sickingens Veste, den Landstuhl  , verzehrte, ging die gesammte Korrespon­denz zu Grunde. An das Volk ließ Hutten   das Gespräch­büchlein der Neukarſthans" ausgehen, mit angehängten 30 Glaubensartikeln, so Junker Helfrich, Reiter Heinz und Karst­hans mit sammt ihrem Anhang hart und fest zu halten be­schworen haben." Die kleine Schrift ist ächt volkstümlich, voll des tiefsten Haſſes gegen alles, was auf das Gewissen, häus­liche Glück und den Beutel des gemeinen Mannes drückte.

wir uns jezt hart bemühen, seine Sache zu fördern und seine

heilsame, göttliche Lehre wiederum lauter und unverfälschter

dert und den christlichen Adel ermahnt, dem Unwesen sich zu hervorzubringen und an den Tag zu geben. Solches treibt Ihr

widersezen.

So helf uns Gott  

-

schloß er daß wir

-

gewaltig und unverhindert; ich aber nach meinem Vermögen,

unsere Freiheit erretten; es gebe der Papst her Rom   und alles so viel ich kann. Seid nur feck und beherzt und nehmt gewaltig zu und wanket nicht. Ich will Euch in allem, es gehe, wie es wolle, getrost und freundlich beistehen; deshalb dürfet Ihr

was er

von seinem

hat vom Kaisertum, lasse unser Land frei unerträglichen Schäzen und Schinden, gebe wieder unsere Frei­heit, Gewalt, Gut, Ehre, Leib und Seele, und lasse ein Kaiser  - mir hinfort ohne alle Furcht alle eure Anschläge kühnlich offen­tum sein, wie einem Kaisertum gebührt."

baren und vertrauen. Wir wollen durch Gottes Hülfe unser

So dann Gott mit uns ist, wer ist wider uns?"

Man sieht, daß bei Luther   in dieser ersten Periode seiner aller Freiheit schüzen und erhalten, und unser Vaterland von reformatorischen Tätigkeit Religion und Politik noch eng mit allem dem, damit es bisher unterdrückt und beschwert gewesen, Volt seinen Mut gehoben fühlen, als es diesen Mann im einander verbundene Elemente sind. Wie sehr aber mußte das getrost erretten. Ihr werdet sehen, Gott   wird uns beistehen. Jahre darauf auf dem Reichstage zu Worms   furchtlos vor Kaiser, Prälaten und Fürsten   seine Ueberzeugung verteidigen Evangelium mit Gewalt und Blutvergießen verfechte. Durch sah, auf niemand gestüzt als sich selbst!

Luther   antwortete darauf:" Ich möchte nicht, daß man das

das Wort ist die Welt überwunden worden, durch das Wort

Inzwischen schien der Helfer der Nation, nach welchem ist die Kirche erhalten, durch das Wort wird sie auch wieder Luther   rief, bereits gefunden zu sein, und Ulrich von Hutten   in Stand kommen, und der Antichrist, wie er Seines ohne Ge

wies ihn dem Reformator. Es war Franz von Sickingen  . Aus einem reichen, mächtigen und reichsfreien Adelsgeschlechte Frankens im Jahre 1488 entsprossen, erscheint in Franz von Sidingen die Herrlichkeit eines Ritters, wie er Anarchist und König auf seinen Burgen war, noch ein leztesmal in blen=

walt bekommen, wird ohne Gewalt fallen."

Was das bloße Wort gegen die bewaffnete kauft ausrichten sollte, ist nicht einzusehen. Es hatte sich in Luther   eine Wand­lung vollzogen. Schon im Jahre zuvor hatte sie sich in seinem bereits erwähnten leidenschaftlichen Aufruf an den Adel deutscher