Die junge Frau hatte nur einen Seufzer als Antwort.

"

Beinahe könnte ich mich ärgern", eiferte Frau Harder, daß Sie alles so tragisch nehmen! Mein Himmel, das Leben ist in Wirklichkeit doch anders, als es uns in unseren Mädchen­träumen vorgaufelte!"

Leopoldine trocknete sich die Augen; sie hatte sich bis ge­stern in süßen Träumen gewiegt; erst heute war sie aus den selben geweckt worden.

" Sönnte er aufhören, mich zu lieben," schluchzte sie leise, ich würde sterben, denn seine Liebe ist mir das Leben!"

Die Rätin hatte, so leise auch Leopoldinens Worte gesprochen wurden, dieselben doch vernommen, und antwortete darauf tröstend:

Das dachte ich früher auch, aber man gewöhnt sich an alles!"

Leopoldine schüttelte schmerzlich den Kopf.

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Der Schinken in Burgunder war gekommen; Maitrank wurde dazu aufgesezt und das Souper war im besten Gange. Aber nur soweit es die Justizrätin anging, Leopoldine genoß nichts; sie schnitt das Fleisch auf ihrem Teller, mechanisch Hlapperten ihr Messer und ihre Gabel, aber kein Bissen kam über ihre Lippen. Den Pokal mit Maitrank berührte sie eben­

jowenig.

Teller und Glas der Rätin waren bereits leer, doch keiner der mit Argwohn erwarteten Herren hatte sich bis jezt blicken

laffen.

Madame Senger fing an, etwas ruhiger zu werden.

Wir scheinen uns doch geirrt und unseren lieben Män­nern Unrecht getan zu haben", sagte sie erleichtert.

,, Die Ansicht teile ich durchaus nicht", meinte die Justiz­rätin ,,, die beiden Filous werden schon zum Vorschein kommen, und um das abzuwarten, bleibe ich hier bis Mitternacht ſizen!" ,, Aber wir werden auffallen", warf Leopoldine ein ,,, dort gehen schon mehrere fort!"

"

,, So bestelle ich mir noch ein Portiönchen!" kicherte die lustig werdende Nätin. Der in der Maibowle enthaltene Rhein­wein fing an, bei ihr seine Wirkung zu äußern. Sie hatte, nachdem sie ihr Glaas geleert, dasselbe mit Leopoldinens Glas vertauscht, da leztere nicht trinken wollte.

Plözlich stieß die Rätin, die gerade das zweite Glas aus­trant, einen leisen Schrei aus.

Leopoldine fuhr wieder erschreckt zusammen.

Die Rätin stellte das Glas fort und schlug den Schleier nieder.

Dann drückte sie Leopoldinen unter dem Tisch die Hand und zeigte mit der andern triumphirend durch die Scheiben der Glastür.

,, Nun, hatte ich nicht recht?" fragte sie leise.

Leopoldinen stockte der Atem.

Auf der großen Treppe, die der Glastür fast vis- à- vis lag. stieg Harder langsam herab. stieg Harder langsam herab. Auf der untersten Stufe blieb er einige Augenblicke nachdenklich stehen.

., Ich wußte es ja", murmelte die Rätin ,,, kaum halte ich

mich, aber entgehen soll er mir nicht!"

Damit wollte sie aufspringen. Leopoldine hielt die Rätin fest, und bat sie, kein Aufsehen zu veranlassen.

Der Justizrat war auch die lezte Stufe hinabgestiegen und hatte sich der Haustür zugewandt: ( Forts. folgt.)

Der Bau des menschlichen Körpers.

Eine anatomisch- physiologische Skizze von Bruno Geiser.

( Schluß.)

über, wenn in den Schweißporen nicht mehr alles das ver­dunstet werden kann, was in den Schweißdrüsen an Feuchtigkeit

Die Haut gibt beständig die Produkte ihrer Drüsen und Haargefäße an die Außenwelt ab. Diese Produkte sind in der Hauptsache von zweierlei Art: das der schlauchförmigen Schweiß ausgeschieden wird; produziren diese reichlich, so äußert sich das drüsen sammt der freien Hautoberfläche, der Schweiß( sudor) in dem Hervortreten von Schweißtropfen auf der Haut. und das der traubenförmigen Talgdrüsen, der Hauttalg oder

die Hautsalbe( sebum cutaneum)*).

Die Menge der Schweißbildung hängt zunächst von den individuellen körperlichen Verhältnissen, vorzugsweise von der

des Schweißes in der Form der Verdunstung( Hautausdünstung, anlagung zur Schweißproduktion wird die Schweißmenge vermehrt die Ausscheidung Hautbeschaffenheit ab; abgesehen von dieser persönlichen Ver­perspiratio cutanea), wie sich jeder leicht selbst überzeugen durch hohe Temperatur und Trockenheit der Atmosphäre, durch

fann. Sobald man nämlich einen dem Auge keine Spur von

und Kizeln der Haut, durch verstärkte Herzttätigkeit, durch starke

Schweiß zeigenden Arm in ein Glasgefäß steckt und des Gefäß durch Muskelanstrengung, durch Reiben und Kneten, Streicheln möglichst fest schließt, wird sich an den Gefäßwandungen binnen furzer Zeit in einer Menge von Tröpfchen eine farblose Flüssig Gemütsbewegung, z. B. durch Furcht und Schrecken, die einem feit ansammeln, welche salzig schmeckt und eigentümlich riecht.

den sogenannten Angstschweiß auspressen können, wie durch Zorn,

Fleischspeisen, von Gewürzen und Spirituosen vermehrt die Aus­

Die Flüssigkeit ist nichts anderes als der Schweiß, der größere Freude, Wollust u. s. w. Auch der Genuß von Bouillon und hält, sowie Fette und flüssige Fettsäuren und endlich Harnstoff, dünstung, ebenso eine gesunde und kräftige Verdauung. Mengen Kochfalz( Chlornatrium) und die übrigen Blutfalze ent

von welch lezterem täglich 10 bis 15 Gramm, d. i. der dritte

Vermindernd wirkt dagegen auf die Ausscheidungsmenge

Teil dessen, was im Harne an Harnstoff abgeht, durch die außer Temperaturabfühlung förperliche und geistige Ruhe, Nüch­

Haut ausgeschieden werden.

ternheit, reizarme Vegetabiliennahrung, falls sie nicht sehr wasser­

Indes das Wasser und die übrigen flüchtigen Stoffe bei reich ist, gehemmte ungenügende Verdauung und gedrückte Ge

der Berdunstung sich völlig verflüchtigen, bleiben die festen Be­

standteile, insbesondere die Salze, auf der Haut zurück.

mütsstimmung.

Schließlich fällt noch ins Gewicht, in welchem Maße andere

Aus der Dunstform geht der Schweiß ins Tropfbar- Flüssige wässerige Ausscheidungen, insbesondere die der Lungen und der

müssen, wie ihn Funke a. a. D. Bd. 1, S. 573, gibt, nämlich alle Ich glaube den Begriff Schweiß forretterweise so fassen zu tropfbarflüssigen und gasförmigen Absonderungen der Haut, welche nicht aus den Talgdrüsen stammen," umfassend; wohingegen u. m. a. im Artikel Haut in Meyers Konversationslexikon der unsicht bare Hautdunst von dem Schweiß, als der tropfbarflüssigen Aus­icheidung, getrennt, und z. B. bei Larisch a. a. D. S. 134, sowie auch in Prof. Dr. Gust. Jägers Buch: Die menschliche Arbeitskraft" ( München 1878), S. 214, die Schweißbildung eine nicht beständige Aus scheidungstätigkeit genannt, also die Bezeichnung Schweiß auch nur auf das tropfbarflüssige Erkret angewendet wird.

Nieren( im Harne), vor sich gehen. Stark vermehrte Flüssig­feitsabgabe durch die Lungen oder im Harne vermindert, stark verringerte vermehrt die Hautausdünstung.

Daher kommt es, daß Menschen mit mangelhaft ausgebil­deten und nicht gehörig funktionirenden Lungen mehr schwizen, als kräftig atmende; sowie daß Leute, die wenig harnen und gewöhnlich trockenen Stuhl ausleeren, desgleichen stark aus­dünsten.

Die gesammte Ausdünstungsmenge, welche ein normaler Mensch unter normalen Umständen durchschnittlich im Tage her­