an sich zu ziehen. Ihre Stellung war sehr bald befestigt. Sie lehnte zwar aus scheinbarer Bescheidenheit einige Titel, z. B. den einer Augusta ab, aber sie ließ sich einen prächtigen Staatswagen vom Senat schenken mit dem Recht, ihren Gemahl auf seinen Triumphzügen zu begleiten und bei öffentlichen Festen an des Kaisers Seite das Ehrenpräsidium mit zu führen. Ihre Macht hatte den Höhepunkt erreicht, nachdem sie zwei Kinder geboren hatte, die Claudius als die seinigen anerkannte. Es waren Britannicus, der nachher von seinem Stiefbruder Nero ermordet wurde, und die unglückliche Octavia, die, in diesen Beiten ein züchtiges und sittenreines Weib, die Gattin des verworfenen Nero werden mußte, der sie verstieß, verbannte und zulezt töten ließ.
279
Auf der Höhe ihrer Macht gab sich Messalina jenen Ausschweisungen hin, über welche die römischen Historiker berichten. Tacitus , Suetonius und Dio Cassius sind einstimmig darin; der ältere Plinius und der Satiriker Juvenalis sind dabei so jehr ins Detail gegangen, daß man, was sie berichten, hier nicht wiedergeben kann. Wir wollen das, was hier wiederzugeben ist, erst anführen und dann auch die Einsprüche eines neueren Kritifers berücksichtigen. Wir wollen aber auch bemerken, daß Tacitus ausdrücklich zu seinen Berichten von dem Treiben der Messalina hinzufügt:„ Ich erdichte nichts, sondern erzähle nur, was die Zeitgenossen Messalinas erzählt und aufgezeichnet haben."
und sie konnte die berühmten Gärten des Lucullus in Besiz nehmen.
So trieb sie es durch volle sieben Jahre, und das entartete sklavische Römertum nahm diese Exzesse hin, ohne zu murren. Und was tat der Kaiser? Nun, sie bezauberte ihn durch die Liebenswürdigkeit und Schönheit, welche sie ihm gegenüber zu entfalten verstand; sie hatte ihn sorgfältig mit einem Kreise von zuverlässigen Personen umgeben, so daß keine Beschwerde zu ihm gelangen konnte, ehe sie durch ihre Hand gegangen war, und im übrigen bekümmerte sich der Schwächling auf dem Trone nur um seine Mahlzeiten, seine Circusspiele, scine Mätressen und vergrub sich in seine gelehrten Arbeiten und
Studien.
Aber das alles langweilte endlich dies dämonische und verworfene Weib. Die Furcht vor ihr war so groß, daß man ihre Verbrechen auch als Betätigung von Tugenden pries. Auch das war ihr nicht interessant genug. Die Leichtigkeit des Ehebruchs ward ihr zum Efel," sagt Tacitus ;„ nur die Größe der Infamie war ihr Wollust." Und so schritt sie denn zu jener merkwürdigen Tat, welche allen ihren Ausschweisungen die Krone aufsezte, aber auch ihren Sturz herbeiführte.
Ein junger römischer Aristokrat, Cajus Silius, galt für den schönsten Mann in Rom , und da konnte es nicht fehlen, daß Messalina alsbald in Leidenschaft für ihn entbrannte. Zwar war er schon mit Junig Silana verheiratet, allein das verschlug ja natürlich gar nichts. ja natürlich gar nichts. Ihre Leidenschaft für Cajus Silius ward so heftig, daß sie an feinen anderen mehr dachte; sie wollte ihn für sich ganz allein haben, und so bewirkte sie, daß er von seiner Gattin geschieden wurde. Dem Silius war gar nicht wohl bei dem ganzen Abenteuer; er war mit seiner Frau glüdlich gewesen und scheint auch nicht so tief gesunken gewesen zu sein, wie so viele seiner Zeitgenossen. Allein er wußte auch, daß er nur die Wahl hatte, die Werbungen Messalinas anzunehmen oder von ihrer mächtigen Hand zu fallen. Wählte er aber Messalina , so hatte er Aussicht, seine Leben noch eine zeitlang genießen zu können. Und darum tat er es, was man bei einem jungen Mann unter den damaligen Verhältnissen begreiflich finden darf. Messalina war entzückt von ihm; sie hielt
das Verhältnis nicht etwa geheim, sondern kam öffentlich mit
Rach Tacitus grenzten die sinnlichen Begierden Messalinas an Raserei.*) Die Zahl ihrer Liebhaber war so groß, daß ſie in die Tausende hinein lief! Sie wechselte oft in vierundzwanzig Stunden mit ihren Günſtlingen, zu denen so ziemlich alle Männer zählten, die mit ihr in irgend welche Berührung lamen. Aerzte, Schauspieler, Soldaten, Diener, Freigelassene, Sklaven, Priester, Schwarze und Weiße - alle konnten sich ihrer Gunst rühmen. Man erzählt, daß sie Nachts, nur von einer Dienerin begleitet, die Höhlen des Lasters aufsuchte, um dort mit den verworfensten Dirnen zu wetteifern. Nicht genug damit, zwang sie auch andere römische Frauen, und zwar solche aus den erſten Familien, es ihr gleichzutun. Wenn sie ihre Augen auf einen Mann geworsen hatte, so konnte deſſen Gattin in fast allen Fällen sicher sein, daß sie dem Tode ver fallen war. Mnester, ein beliebter Schauspieler seiner Zeit, großem Gefolge zu ihm; sie schenkte ihm große Güter und gab Nachstellungen nachzugeben. Da erwirkte sie vom Kaiser einen Gelage in seinem Hause gehalten und oft war der ganze HausBefehl, daß Mnester ihr in allen Stücken bei Todesstrafe ge- halt des kaiserlichen Hofes dort zu sehen.*) Und nun kam das horchen müsse; darauf befahl sie ihm, ihren Wünschen nachzu Merkwürdige: Silius und Messalina beschlossen, sich mit ein fommen, und er mußte gehorchen. Er hatte sich gescheut, weil ander zu vermählen. Tacitus erzählt, dem Silius sei das es gefährlich war, sich mit ihr einzulassen. Nicht bei allen, die Verhältnis unheimlich geworden, und er hätte darauf gedrungen, schöne junge Männer wurden einfach mit Gewalt zu ihr ge- zuwarten, sondern ihn zu stürzen. Messalina habe sich erst geihre Sinnlichkeit entzündeten, machte es Messalina so. Viele ein baldiges Ende zu machen, d. h. des Kaisers Tod nicht absie dann wieder entließ. Ihr eigner Stiefvater mußte erfahren, gelangt, würde sie dann bei Seite sezen, und so habe sie ein bracht, worauf sie dieselben behielt, so lange es ihr gefiel, und weigert, allein sie habe befürchtet, Silius, durch sie zum Tron wie gefährlich es war, sie zu verschmähen oder ihr nachzugeben. gewilligt, ihn zu heiraten. Sie trug," sagt Tacitus ,„ ein Und dabei flagte sie noch andere wegen Ehebruchs an und
"
ließ sie verurteilen. So geschah dem Plautius Lateranus, der sie die Größe der Verruchtheit reizte." wegen Ehebruchs von ihr seiner Aemter entsezt wurde. Am niederträchtigsten verfuhr Messalina aber in dem Prozesse von
Verlangen, die Gattin ihres zu heißen, weil
Und so geschah die verhängnisvolle Verbindung. Claudius hatte eine Reise nach Ostia, dem Seehafen Roms , unternommen;
Balerius Asiaticus. Es vereinigten sich eben in ihr grobe Messalina war in Rom geblieben. Dort wurde denn auch ihre
Sinnlichkeit, Grausamkeit und Habsucht.
Balerius Asiaticus besaß die prachtvollen Gärten des Lucullus ,
Vermählung mit Silius in aller Form vollzogen. Die Trauung war öffentlich, der Ehekontrakt ward aufgesezt und Silius lebte
dessen Name als der des größten Schlemmers aller Zeiten für mit seiner jungen Gemahlin in dem prächtigen Palaste, den sie die Jahrhunderte aufbewahrt worden ist. Messalina wollte diese ihm geschenkt. Messalina , der doch vor drohendem Unheil bangte, Gärten gern um jeden Preis in ihren Besiz bekommen, und so wollte genießen. Ihr Lebenswandel blieb derselbe wie zuvor. tlagte sie den Valerius Afiaticus der Verschwörung und des
Ehebruchs an.
Sie
-
und vergoß Tränen bei seiner Verteidigung. Als sie aber
war selbst zugegen, als er verhört wurde
Man veranstaltete um die Mitte des Oktober( des Jahres 11-8) ein Erntefest. Die Weinlese wurde dargestellt. In den Gärten wurden Trauben gekeltert, und die Frauen Messalinas, mit Tier
hinausging, ermahnte sie den Richter leise, den Angeklagten um fellen sehr ungenügend bekleidet, stellten Bacchantinnen dar. Es
feinen Breis freizusprechen. Man tat ihr natürlich den Gefallen; Balerius Asiaticus wurde verurteilt und hingerichtet,
einer tranthaften Sinnlichkeit gesprochen.