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ihrem Sohne Nero ermordet, der auch die Kinder Messalinas, Befriedigung des Rachedurstes der Agrippina , die von Messalina Britannicus und Oktavia umbrachte. mit verlezendem Hochmut behandelt worden war?
So lebte und endete nach den übereinstimmenden Dar stellungen der alten Schriftsteller die Messalina . Verschiedene neuere Kritiker haben Zweifel in die Wahrheit dieser Dar stellungen gesezt und Widersprüche nachzuweisen gesucht. So namentlich der berühmte und geistvolle Schriftsteller Adolf Stahr . In der Tat lassen sich gegründete Zweifel erheben. Wenn Stahr darauf hinweist, daß sich bei Seneka nichts über Messalina findet, so scheint das wenig zu bedeuten; Seneka war ein vollendeter Höfling und Kriecher. Das beweist schon, daß er dem Nero eine Leichenrede auf Claudius ausarbeitete, in welcher an dem verstorbenen Schwachkopf„ Weisheit und Vorsorge" gerühmt wurde. Im Senat wurde, wie Tacitus erzählt, über diese Speichelleckerei verächtlich gelacht. Weiter führt Stahr an, daß Messalina unmöglich sieben Jahre lang einen so scheuß lichen Lebenswandel hätte führen können, ohne vom Kaiser be= lästigt zu werden. Indessen war damals eben manches möglich, was wir heute kaum fassen können. Stahr glaubt auch bestimmte Anzeichen zu erkennen, daß Messalina von Claudius geschieden war, als sie den Silius heiratete.
Sueton sagt nämlich, es sei„ das unglaubliche Gerücht" umgegangen, Messalina sei von Claudius geschieden worden und Claudius habe selbst sein Siegel auf den Ehekontrakt zwischen Silius und Messalina gesezt. In diesem unglaublichen Gerücht" sieht Stahr die natürlichste Lösung des Rätsels. Er nimmt an, die Scheidung habe wirklich stattgefunden, wofür er auch einen Grund anführt. Sieben römische Ritter und ein Freigelassener wurden mit Silius hingerichtet, und Stahr vermutet darin die sieben römischen Bürger, die als Zeugen zu einer Ehescheidung nach dem Gesez erforderlich waren, sowie den Freigelassenen, der die Scheidungsakte vorzulesen hatte. Allein, welches Interesse konnten Narciß und der Kaiser an der Wegräumung dieser Zeugen haben, wenn die Scheidung öffentlich
Dabei ist indessen nicht zu vergessen, daß Memoiren der Agrippina existirt haben, aus denen die alten Schriftsteller schöpften. Juvenalis spricht von diesen Memoiren. Stahr legt darauf großes Gewicht und mit Recht, denn wenn die Geschichtsschreiber bei Beurteilung der Messalina das als Grundlage benuzt haben, was ihre bitterste Feindin über sie ge schrieben hat, dann darf man wohl Zweifel an der Wahrheit ihrer Darstellungen hegen. Indessen sagt Tacitus , daß er nicht nur aus Schriften, sondern auch aus mündlichen Mitteilungen von Zeitgenossen der Messalina das Material zu seiner Dar stellung geschöpft habe. Und das konnte er; er wurde sechs Jahre nach dem Tode der Messalina geboren. Uebrigens schont Tacitus auch die Agrippina nicht; er nennt sie in allen Lastern geübt" und wirft ihr widernatürliche Neigungen zu ihrem Sohne
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So mag es sein, daß sich persönlicher und Parteihaß in die Darstellungen der römischen Geschichtschreiber eingeschlichen hat, und daß sie die Messalina noch dunkler gemalt haben, als sie war. Aber selbst, wenn man das möglicher oder wahr scheinlicher Weise Uebertriebene abzicht, so kann Messalina vor der Geschichte doch niemals Gnade finden. Sie ist und bleibt eine der verworfensten Ausgeburten jener verfaulten römischen Gesellschaft.*) Im cäsaristischen Rom allein war eine Messalina möglich; umgekehrt war Messalina überaus eine Konsequenz römischer Sittenzustände. Sie historisch zu retten hat schon deshalb keinen Wert, weil die ganze lange Reihe despotischer und cäsaristischer Erscheinungen im alten Rom , in der sie ein Glied bildet, von der Geschichte auf immer und ewig verur
teilt ist.
*) Schwach und flach hat der Dramatiker Ad. Wilbrand in seinem Drama: Arria und Messalina " die Erscheinungen unter der Herrschaft des altrömischen Cäsarismus aufgefaßt: um so trefflicher malt mit
doch nicht so gefährlich sein? Oder war ihr Sturz nur eine
Wer trägt die Schuld?
Novelle von E. Langer.
( 1. Fortfczung.)
Das Schlafzimmer Reinholds und seiner Gattin war ein gewahr. Eine gewisse Unruhe bemächtigte sich seiner, so daß hübsches zweifenstriges Gemach mit einer ruhigen gobelinartigen Klara sich schon erheben und sich nach seiner Frau umfehen Tapete von graugrüner Farbe. Die niedrigen Sessel und ein wollte; aber ihre Absicht merkend, hielt er sie mit einem bitten
kleines Ecksopha waren mit einem gleichfarbigen Stoff überzogen, aus dem auch die Eckvorhänge und eine Art Baldachin bestanden, dessen Draperien über die beiden nebeneinander ins
komfortables Schlafgemach, wie Klara es nur in reichen Häusern
den Blick an seiner Seite fest.
bedrückt
„ Ach bleibe noch bei mir; sie kommt jezt nicht sobald wieder. Sie ist bei ihrer Toilette. Das arme Kind! Es ist noch das Zimmer hineinstehenden Betten in schweren Falten herabfielen. einzige Vergnügen, welches sie hat. Aber ich will den Augen Eine rosa Ampel hing von der Decke herab. Es war ein so blick benuzen, um dir mein Herz auszuschütten. Es ist so gesehen hatte. Der Kranke hatte noch keinen Versuch gemacht ich nicht mehr bin? Ihr werdet euch ihrer annehmen, nicht bedrückt um ihretwillen. Was wird aus ihr werden, wenn aufzustehen, trozdem er eine wider Erwarten ruhige Nacht wahr? Ihr werdet sie nicht verlassen? Ich weiß, was ich gehabt. Die gestrige Aufregung hatte ihm nicht nur nichts fordere. Es ist nicht leicht, mit ihr umzugehen, und ich habe geschadet, sondern ihm sogar gut getan. Er streckte Klara schwere Bedenken gehabt, euer edelmütiges Opfer anzunehmen.
freudig die Hand entgegen.
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hast du unter unserm Dache geschlafen? Die gute Nacht, die mir alle ihre Launen befriedigte, ihre Genußsucht, diesen ihren größ „ Nochmals willkommen, liebe Schwägerin," sagte er. Wie ändern. Sie war das einzige Kind einer törichten Mutter, die
deine Ankunft bereitet hat, ist dir hoffentlich auch zuteil geworden." Klara ließ sich an seinem Bette nieder. Seine Hand in
ten Fehler, geflissentlich nährte, handen waren.
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so lange die Mittel vor
der ihrigen haltend, beantwortete sie seine Fragen, erzählte von storbenen Vaters verzettelt und verschleudert war, da mußte ihrer Reise und ließ sich von ihm seinen Zustand beschreiben. Gertruds Schönheit als Lockspeise für reiche Freier dienen. Zum Als die kleine Hinterlassenschaft des früh ver
der, von der
wurde.
Sie hatte die rechte Art mit Kranken zu reden. Sie ging auf Glück war ich es,- oder auch zum Unglück alle Klagen ein und lenkte doch unmerklich davon ab, brachte Mutter für reich gehalten, mit aller Macht herangezogen h neue, frische Bilder vor die Seele des Patienten, so daß er in Ich hatte wenigstens ehrliche Absichten mit dem armen Kinde - Als es herauskam, daß ich ein armer Schluder war, der grämlichen Gatten ganz heiter mit Klara plaudern und benuzte Mutter schnöde behandelt, aber in Ermangelung einer befferen nur von seinem Gehalt lebte, da wurde ich zwar von der
ihrem Beisein sein Leiden fast vergaß.
Gertrud hörte zu ihrem Erstaunen den seit einiger Zeit so
diese günstige Gelegenheit, an ihre Toilette zu gehen.
Erst nach einer Weile ward Reinhold ihre Abwesenheit
wirklich so viel sie zu lieben fähig ist." fie liebte mich Partie dennoch nicht abgewiesen. Und sie-