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Und als wir an die Ecke jezt gelangt,

Beim kleinen Aren, da verhängt es Gott,

Daß solch ein grausam mördrisch Ungewitter

Jählings hervorbrach aus des Gotthards Schlünden,

Daß allen Ruderern das Herz entsant

Und meinten alle, elend zu ertrinken.

Da hört' ich's, wie der Diener einer sich

Zum Landvogt wendet' und die Worte sprach:

Ihr sehet eure Not und unsre, Herr,

Und daß wir all' am Rand des Todes schweben Die Steuerleute aber wissen sich

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Vor großer Furcht nicht Rat und sind des Fahrens Nicht wohl berichtet. Nun aber ist der Tell Ein starker Mann und weiß ein Schiff zu steuern. Wie, wenn wir sein jezt brauchten in der Not? Da sprach. der Vogt zu mir: Tell, wenn du dir's Getrautest, uns zu helfen aus dem Sturm, So möcht' ich dich der Bande wohl entled'gen. Ich aber sprach: Ja, Herr, mit Gottes Hilfe Getrau ich mirs und helf uns wohl hindannen. So ward ich meiner Bande los und stand Am Steuerruder und fuhr redlich hin;

Doch schielt' ich seitwärts, wo mein Schießzeug lag, Und an dem Ufer merkt' ich scharf umher, Wo sich ein Vorteil auftät zum Entspringen.

Und wie ich eines Felsenriffs gewahre, Das abgeplattet vorsprang in den See

Fischer.

Jch fenn's, es ist am Fuß des großen Aren, Doch nicht für möglich acht' ich's- so gar steil Geht's an vom Schiff es springend abzureichen- Tell.

Schrie ich den Knechten, handlich zuzugehn, Bis daß wir vor die Felsenplatte kämen, Dort, rief ich, sei das Aergste überstanden Und als wir sie frischrudernd bald erreicht, Fleh ich die Gnade Gottes an und drücke, Mit allen Leibeskräften angestemmt,

Den hintern Gransen an die Felswand hin.

Jezt, schnell mein Schießzeug fassend, schwing ich selbst Hochspringend auf die Platte mich hinauf,

Und mit gewalt'gem Fußstoß hinter mich

Schleudr' ich das Schifflein in den Schlund der Wasser Dort mags, wie Gott will, auf den Wellen treiben! So bin ich hier, gerettet aus des Sturms

Gewalt und aus der schlimmeren der Menschen.

Die Felsplatte am See trägt jezt die Tellkapelle( siehe Illustration), welche vaterländische Verehrung dem Plaze go

Gletschertisch.

weiht hat, den die Sage so reich ausgezeichnet hat. Und in goldenen Buchstaben ist auf jenem Plaze auch der Name des Dichters zu lesen, der der Tellsage die Unsterblichkeit gesichert hat. Zu Tausenden wallen sie aus allen Ländern hieher, die Verehrer des deutschen Dichters, um die klassische Stätte zu

seltsames Gebild erscheint uns der Gletschertisch( siehe Illustr.), der sich bildet, wenn ein Steinblock auf einem Untersaze von Eis sizen bleibt. Der Wanderer, der die Höhe erstiegen hat, muß sich aber wohl oder übel einen anderen Frühstückstisch suchen. Viel des räuberischen Getiers treibt sich in den einsamen betreten und den berühmten See zu sehen, der bald spiegelglatt Gebirgen umher. Der Steinadler kreist und läßt seinen scharfen in der Sonne glänzt, bald vom Sturme aus des Gotthards Schrei ertönen, der Bär und auch der Wolf machen gewiffe Schlünden" aufgewühlt braust und schäumt und so die schwere Partien unsicher. Der Wolf kommt im Tessin und im Engadin

menschen befreit hat.

Aber auch wenn wir die historischen und mytischen Er­

noch vor; es gibt dort noch zahlreiche Wolfsfamilien. Der Hund ist der grimmigste Feind des Wolfs, wagt aber selten ihn allein anzugreifen. Zu zweien werden die Hunde mit dem

innerungen verlassen, bietet sich des Interessanten, Anziehenden gierigen Raubgesellen schon fertig.( Siehe Illustr. S. 369.)

und Großartigen eine solche Fülle, daß man kaum weiß, was man sich zur besonderen Betrachtung herausnehmen soll. Wollen wir die schneegekrönten Alpenhäupter beim Alpenglühen be­trachten, im Abendrot, wenn sie wie flüssiges Gold glühen: Berg an Berg und Brand an Brand

Lodern hier zusammen!

Welch ein Glühen; ha, so stand

Ilion einst in Flammen!"

Oder sollen wir die wunderbaren Formen bewundern, die sich in diesen Eisregionen oftmals herausbilden? Als ein solch

Die Eigentümlichkeiten des schweizerischen Alpenlandes ein gehender zu behandeln haben wir hier keinen Raum. Schließen wir damit, daß wir gegenüber der Ueberkultur" an manchen Pläzen, wo sich Hunderttausende und Millionen zufammen

drängen, auf die reine Gebirgsatmosphäre hinweisen, wo in mancher Beziehung die Kultur den dort lebenden Menschen noch etwas nachhelfen könnte, wo aber immerhin die Brust des in der dumpfen Luft des Zusammengedrängtseins Lebenden auf­atmet und sich von einer mächtigen Last wenigstens für den

Moment befreit fühlt.